Dienstag, 29. Januar 2013

Paul Banks, Frankfurt, 28.01.13


Konzert: Paul Banks
Ort: Mousonturm, Frankfurt
Datum: 28.01.2013
Zuschauer: ca. 200
Dauer: knapp 75 min (Pascal Finkenauer 25 min)



Die schönste Szene des Abends passierte, als Paul Banks' Band zur ersten Zugabe zurück auf die Bühne kam. Der blonde Schlagzeuger beugte sich nach vorne und raunte seinem Sänger zu, daß der vergessen habe, seinen Namen zu nennen. "Habe ich euch den Drummer nicht vorgestellt? Nein? Das ist..." Dummerweise nuschelte Paul den dann so sehr, daß die Beschwerde umsonst war. Seine anderen Kollegen hatte der Interpol-Sänger zwischendurch vorgestellt, mir kam vom Sehen nur Gitarrist Damien Paris bekannt vor, er gehörte sicher schon 2009 zu Pauls Liveband, als er als Julian Plenti mit seinem ersten Solo-Album auf Tour war. Damien war mir damals als guter Musiker aber vor allem als Meister großer Rockstar-Gesten in Erinnerung geblieben.


Auch ansonsten hatte mir das Solo-Konzert vor gut drei Jahren mehr Spaß gemacht als erwartet. Wenn man die Interpol-Stimme hört, die sich mit ihrem herrlich nörgelnden Klang durch große Gitarren-Stücke singt, erwartete man - erwartete ich - auch die großartigen Melodien von Interpol, als ich Julian Plentis Debüt gekauft habe. Natürlich war das Unsinn. Mir gefiel es gut, die große Liebe war es aber nicht. Also hatte ich auch keine großen Live-Erwartungen. Das Konzert überzeugte mich restlos, deshalb war es keine Frage, daß ich mir auch die zweite Deutschland-Tour, diesmal unter Pauls echtem Namen ansehen würde.

Der umgebaute Mousonturm war noch erschreckend leer, als ich kurz vor Beginn der Vorgruppe in den Saal kam. Kurz vor neun waren gerade mal 30 Leute da. Das besserte sich bis zehn deutlich, es blieb aber auch da weit unter ausverkauft - wie vor drei Jahren übrigens auch.


Das Vorprogramm von Pascal Finkenauer und Band habe ich weitesgehend verpasst. Dabei hatte es gut angefangen, das erste Stück (Text: "auf dem Fest aller Feste") gefiel mir gut. Danach flachten der Auftritt und mein Interesse ab. 

Da der Support nach 25 min bereits durch war, hatten die Helfer der Hauptgruppe lange Zeit, alles vorzubereiten. Leider nutzte das nicht viel, denn als Paul Banks und seine drei Kollegen begannen, wurde es sehr laut, aber auch sehr dürftig ausgesteuert. Skyscraper vom Julian Plenti Album begann sehr langsam und ruhig, brach dann aber krachig aus, mit viel zu leiser Stimme des Sängers. Im Laufe des Konzerts besserte sich das ein wenig, Pauls Gesang blieb aber vorne deutlich zu leise im Vergleich zu den Instrumenten. Ich bin wahrlich kein großer Experte, mir schien aber auch Damiens Gitarre im Vergleich zu den anderen Geräten zu dominant (wobei dessen Spiel so herrlich anzuhören ist, daß es Schlimmeres gibt, als dies im Vordergrund zu hören!). Mit lauter abgemischter Stimme des Sängers wäre der Klang toll gewesen, Lautstärke ist schließlich kein Teufelszeug, wenn die Verhältnisse untereinander passen.


Es begann also mit alten Stücken, denn nach Skycraper folgte auch noch Fun that we have - und in der ersten Konzerthälfte in der Mehrzahl Lieder vom Debüt. Damals, als Paul nur dieses Album hatte, unterließ er es, Interpol-Titel zu spielen, er coverte stattdessen in Köln zum Beispiel die Pixies oder die schrecklichen America. Gestern waren nur eigene Sachen von beiden Platten und das unveröffentlichte Goodbye Toronto, das er schon 2009 gespielt hat, im Programm.

Auch wenn nicht all seine Lieder große Hits sind, waren die 75 Minuten musikalisch toll und kurzweilig. Es machte Spaß! Offenbar auch dem Sänger, denn der lachte oft und schien bestens aufgelegt zu sein, auch wenn er ganz offensichtlich andere Zuschauermengen gewohnt ist. Das macht mir Banks extrem sympathisch. Mit einem Supermodel liiert, als Sänger einer großen New Yorker Band, das legt eigentlich nahe, daß solche Stationen in halbvollen (wenn auch sehr schönen!) Sälen in Hessen nicht unbedingt die spannendsten Abende des Jahres sind. Paul schien es aufrichtig Spaß zu machen!

Sehr gut neben Goodbye Toronto, den Hits The base und Over my shoulder und dem wundervollen (an Tiger Lou erinnernden) Istrumental-Stück Lisbon gefielen mir Young again und die Jahrmarkt-Gitarren bei Arise, awake!

Mit Summertime is coming endete das reguläre Set komisch. Das Lied ist toll, es trudelt allerdings aus, ist damit vollkommen ungeeignet, am Ende eines Programms zu stehen. Die beiden Zugaben, das ruhige On the esplanade und vor allem Games for days entschädigten aber dafür locker! Es war zwar ein guter Abend, aber wegen des breiigen Gesangs leider nicht mehr. Da ich aber auch Spaß an den kleinen Sachen habe, war das letzlich nicht so schlimm, weil Paul Banks die schönste Gitarre der Welt hatte. Auf deren Oberseite ist nämlich Audrey Hepburn gedruckt!

Setlist Paul Banks, Mousonturm, Frankfurt:

01: Skyscraper
02: Fun that we have
03: I'll sue you
04: Only if you run
05: Arise, awake
06: Goodbye Toronto
07: Fly as you might
08: No chance survival
09: Young again
10: Lisbon
11: Over my shoulder
12: No mistakes
13: The base
14: Paid for that
15: Summertime is coming

16: On the esplanade (Z)
17: Games for days (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Julian Plenti, Paris, 13.12.09
- Julian Plenti, Köln, 08.12.09

- Interpol, Saint Cloud, 28.08.11
- Interpol, Barcelona, 26.05.11
- Interpol, Paris, 15.03.11
- Interpol, München, 12.03.11
- Interpol, Dortmund, 22.11.10
- Interpol, Paris, 17.09.10
- Interpol, Montreux, 16.07.08
- Interpol, Brüssel, 23.11.07
- Interpol, Paris, 21.11.07
- Interpol, Köln, 19.11.07
- Interpol, Hohenfelden, 17.08.07
- Interpol, Köln, 11.05.07
- Interpol, Paris, 10.05.07





1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Schöner Bericht, der den Abend ziemlich treffend zusammenfasst. Der Sound war in der Tat zeitweise unter aller Kanone. Vor allem in den ersten 20-25 Minuten war der Bass derartig brutal eingestellt, dass man das Gefühl hatte, auf einem Motörheadkonzert zu sein. Gegen Ende war es dann zumindest halbwegs ausgeglichen, wenn auch Pauls Stimme hier und da im "Soundwulst" unterging.
Trotzdem ein schönes Konzert und vor allem interessant zu sehen, wie die Songs der beiden Alben live umgesetzt werden!
VG

 

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