Sonntag, 13. Januar 2013

Kraftwerk, Düsseldorf, 12.01.13


Konzert: Kraftwerk 1 2 3 4 5 6 7 8
Album: Radioaktivität
Ort: Grabbehalle, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf
Datum: 12.01.2013
Zuschauer: 800 (ausverkauft)
Dauer: exakt 120 min



Hatte Kraftwerk-Gründer uns gestern beim ersten Katalog-Konzert mit "schönen Abend noch" verabschiedet - seine einzige Ansage des Konzerts - beendete er seinen heutigen Auftritt mit "bis morgen." Genau, bis morgen! Denn auch der zweite Tag des Kraftwerk-Katalogs lieferte mir keinen Grund, aufzuhören. 

Dabei fing es heute widriger an. Ich war rechtzeitig im Parkhaus unter der Grabbehalle - zwanzig vor acht - musste dann aber immer wieder neue Runden drehen, weil es keinerlei Parkplätze gab, aber sicherlich zwanzig Autos gemeinsam mit mir auf eine Lücke lauerten. Lustige Idee eigentlich, alle mal reinzulassen, unabhängig davon, ob Plätze frei sind. Offenbar benutzt der Parkhausbetreiber eine Uralt-Technik, vermutlich aus den 70ern, als Steuerungssysteme moderner Art noch nicht existierten.

Und während ich also Opfer alter Technik war, sah ich meine Chancen schwinden, ein paar Meter weiter oben die Demonstration, was man mit alter Technik anstellen kann, zu erleben. Als ich abgehetzt in der Halle ankam, wieder extrem freundlich und flott am Einlaß kontrolliert war, lief glücklicherweise noch Die Roboter, ich hatte nur ein halbes Lied verpasst.

Ich hatte mir vorher überlegt, wie der zweite Teil des Konzerts, also der nach dem einleitenden Die Roboter und der kompletten Platte des Abends, aussehen würde. Also der Best-Of Teil, der gestern fast anderthalb Stunden gedauert hatte und chronologisch Hit nach Hit geboten hatte. Autobahn würde sicher reinrücken. Da das Lied aber trotz der gekürzten Fassung noch 14 Minuten dauert, würden andere Stücke von gestern fehlen. Damit lag ich nicht falsch, eine große Glanztat war diese Vorhersage allerdings auch nicht.

Aber erst einmal stand Radioaktivität an, die Platte von 1975, deren Titelstück mein Liebling der Düsseldorfer ist. Im Laufe der Zeit und der geänderten öffentlichen Einstellung zur Kernkraft, wurde der Text des Lieds mehrfach geändert. Gestern und auch heute stand die Fukushima-Version mit deutsch-japanischem Text auf dem Programm, die aktuelle also. Das Stück, das von dem kurzen instrumentalen Geigerzähler eingeleitet wurde, war farblich eines der schönsten des Tages. "Farblich", weil die Katalog-Konzerte ja um 3D-Animationen ergänzt wurden, die unmittelbar hinter der Band projeziert sind. Bei Radioaktivität sind dies die Warnsymbole, die sich mit den Namen der Orte, an denen Reaktorunglücke stattgefunden haben, abwechselten.

Auf Platte und im Saal folgte des wundervolle Radioland, mit einem alten Radio, wie ich es aus der Küche meines Elternhauses kannte, mit aufgedruckten Namen der (Langwellen-?) Stationen. Eine Hand drehte den Suchknopf und der rote Balken, bewegte sich über die Senderliste. Wie schön Radios doch damals waren!

Noch schöner als Radioland ist Ätherwellen. Es war heute eines meiner liebsten Stücke! Die Animation, die nur aus - Überraschung! - Wellendarstellungen bestand, zeigte wieder, daß gerade mit einfachsten Ideen, unfassbar schöne Effekte zu erreichen sind. Alle Bands mit großen Laser- und anderen Quatsch-Shows sollten sich schämen und ansehen, wie man es stilvoll macht!

Der Rest von Radioaktivität besteht vor allem aus Liedern ohne großen Text oder aufwendigere Melodien. Gerade bei diesen Stücke wirkte der Raumklang durch die 24 rundum angebrachten Lautsprecher ganz besonders gut. Überall machte es "pling" oder "klong", beeindruckend, wie man Lieder durch einen Raum wandern lassen kann!

Das hochmelodiöse Ohm Sweet Ohm beendete Radioaktivität - mit einem riesigem, durchs All fliegenden Omega, dem nach einer Weile Flotten von schwebenden Geigen entgegen kamen. 

Der Rest des Abends... 

Mit Autobahn (in der gleichen 14-Minuten-Version) und dafür ohne Computerliebe und Neonlicht folgten auf das Album des Tages auch heute massenhaft Hits, zeitlich sortiert, Platte für Platte. Aber dazu mehr in meinem Bericht von gestern. A propos später:

Kraftwerk-Non-Stop: "in der Nähe von Köln sitzen wir im Nachtcafé, Direktverbindung TEE."

Setlist Kraftwerk, Der Katalog, Radioaktivität, Düsseldorf:

01: Die Roboter

02: Geigerzähler
03: Radioaktivität (Fukushima Version)
04: Radioland
05: Ätherwellen
06: Sendepause
07: Nachrichten
08: Die Stimme der Energie
09: Antenne
10: Radio Sterne
11: Uran
12: Transistor
13: Ohm Sweet Ohm

14: Autobahn
15: Trans Europa Express
16: Abzug
17: Metall auf Metall
18: Spacelab
19: Das Modell
20: Die Mensch-Maschine
21: Nummern
22: Computerwelt
23: Heimcomputer
24: Tour de France
25: Tour de France 2003 Mix
26: Vitamin
27: Planet der Visionen
28: Boing Boom Tschak
29: Technopop
30: Music Non Stop

Links:

- Kraftwerk 1 2 3 4 5 6 7 8 (Autobahn), Düsseldorf, 11.01.13
- Kraftwerk 1 2 3 4 5 6 7 8 (Trans Europa Express), Düsseldorf, 13.01.13 
- Kraftwerk 1 2 3 4 5 6 7 8 (Die Mensch-Maschine), Düsseldorf, 16.01.13




2 Kommentare :

Dirk hat gesagt…

Schön zwischen all diesen Best of-Listen auch noch Konzertberichte zu finden! Vor allem von einem Konzert zu dem ich auch sehr gerne gefahren wäre. Vielleicht auch zu zwei Kraftwerk-Auftritten, aber nicht zu 5. Christoph, du bist verrückt!
;-)

Vielleicht lässt sich nächstes Jahr eine für Leser und Autoren freundlichere Möglichkeit zur Präsentation für diese unzähligen Best of irgendwas von irgendwem-Listen finden. Könnte man so etwas nicht über die Kommentarfunktion oder einen Post, der aktualisiert und mit neuem Datum nach oben gestellt wird, besser verwirklichen?

Die Top Konzert-Listen der Blogmacher finde ich als Listenfreund natürlich interessant, alle anderen leider überflüssig. Und z.B. Christoph investiert sehr viel Zeit und Mühe in Konzertberichte, die dann in Windeseile auf Seite 2 oder 3 (und damit leider von der Bildfläche) des Blogs verschwinden. Schade.

Oliver Peel hat gesagt…

Und ich verwende viel Zeit und Mühe, die Top Listen zu formatieren. Die werden im Übrigen von den Lesern extrem gut aufgenommen und gerne und oft gelesen. Über die Kommentarfunktion wäre dies verschwendet. Du bist eben nicht bei Facebook, Dirk und siehst nicht das positive Feedback für die Listen.

Aber keine Sorge,in ein paar Tagen sind wir mit den Listen definitiv durch.

 

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