Konzert: Interpol (Matthew Dear)
Ort: Zenith, München
Datum: 12.03.2011
Zuschauer: nicht ausverkauft
Um zu kaschieren, daß wir eigentlich nur unsere Meinung gelten lassen, gerieren wir uns heute alibihaft mal als Demokraten. Will heißen: wir lassen Bloggerzar Eike zu Worte kommen, der erklärtermaßen alles andere als ein Interpol Fan ist. Ich als Anhänger der ersten Stunde kann dies natürlich nicht nachvollziehen, gebe mich aber gelassen und sage mir: "nobody is perfect", noch nicht einmal der ansonsten unfehlbare Musikkenner Eike.
Hier sein schöner Bericht:
Ich war bei Interpol. Das ist in etwas so, als wenn sich Letterman Helge Schneider in die Talkshow holen würde. Sei's drum. Die große Tochter rockte bei der Frittenbude und sollte heil nach Hause kommen. Also wurde sich kurzerhand orientiert, ob der Ausflug nicht auch eine Ecke Kultur abwirft. Glasvegas waren gänzlich ausverkauft, selbst die Gästelisten gaben nichts her, Egotronic und Frittenbude waren ebenfalls proppen gefüllt und nicht wirklich mein Wetter, blieb das Zenith, welches an diesem Abend die New Yorker Interpol nebst Matthew Dear zu bieten hatte. Die Tickets gab es günstig über ebay, ab durch die Mitte. Dabei liegt das Zenith eher am Stadtrand und ist verschrien als Soundkiller. Was sich erneut unter Beweis stellen sollte. Die Industriehalle ist mit Stahlträgern durchzogen und glänzt mit Seilwinden, ist unglaublich hoch, spätestens hier weiß man, wohin sich die Klänge verziehen, und die Bühne steht im Raum wie ein Schiffchen im Ozean. Wenigstens wussten die Postpunker sie ausreichend zu füllen, nicht nur mit Personal und Instrumenten, auch musikalisch wurde breit angelegt.
Das ein oder andere Album gibt es im Klienicum, sie werden aber ähnlich vernachlässigt wie das Weihnachtsoratorium oder geschenkte Scheiben aus der abteilung "ähm, danke". Und so stieg ich merklich unbedarft in diese Vorführung. Das Publikum war bunt gemischt, Vater begleitet Tochter Verbindungen nebst Mädel gähnt freundlich neben Bub, damit er sie weiterhin lieb hat, bis hin zu Karohemden -Trägern, die milchbärtig staunten. Ein paar harte Kerle, ein paar ausgeflippte, neugierige. Wir mittendrin. Die Sicht war recht gut, abgesehen von der öden Quatschbacke vor uns, die zudem die Durchschnittsgröße des deutschen Mannes deutlich übertraf. Interpol boten eine bunte Mischung, siehe Setlist unten stehend, wobei alle vier Alben Erwähnung fanden*.
Das Schlagwerk schlug Handgranaten gleich neben meinen Ohren ein, es war laut und hatte einen steinharten Beat, der eher konserviert klang, als dass er tatsächlich live produziert war. Letzteres will nicht in Abrede gestellt sein, aber diese steife Härte gebahr meinen Widerwillen. Der Bass verlor sich im Rund, lediglich die Gitarren strotzten vor Wahrnehmbarkeit. Schließlich ließen auch der Gesang, weil viel zu leise, und das Keyboard, kaum zu hören, sehr zu wünschen übrig. Dem so geformten Soundbrei ließen sich kaum Melodien abringen. Im Gegenteil konzentrierte sich der Vortrag auf dramaturgische Elemente wie laut / leise oder Tempoverschärfungen bzw. -Verzögerung, innehalten und mit voll Schub fortfahren. Die perfekt aufeinander abgestimmte Truppe spulte ihr Programm dabei routiniert, aber keineswegs leidenschaftslos herunter. Es gab einige Passagen, denen ich durchaus etwas abgewinnen konnte. Rest My Chemistry beispielsweise hat ein griffiges Konzept, das selbst dem miesen Sound erfolgreich trotzen konnte. Narc, euphorisch von den Umstehenden begrüßt, das als Song wunderbar funktioniert, weil es keine glatte Hymne ist, sondern harmonische Brüche aufweist. Hands Away, weil es elegisch Schleifen bindet, weil es einen Kontrapunkt zu der forcierten Gangart setzte. C'mere, weil es lustvoll rockt. Take You On A Cruise, weil es eine hübsche Melodie hat.
In der Gesamtheit aber gab es einige Hänger, ermüdende Phasen, da sich die Band zu wiederholen schien. Vieles jedoch schiebe ich auf den Dröhnesound, denn der Vergleich mit anderen Liveaufnahmen beweist, dass Interpol deutlich akzentuierter, synfonischer antreten. In München schoben sie voran, als triebe sie es zu einem neuen Krachrekord. In erinnerung bleibt neben der Lautstärke der charismatische Frontmann Paul Banks, dessen prägnante Stimme als Alleinstellungsmerkmal dienen könnte.
Etwas mehr hatte ich mir zudem von den Umstehenden erwartet. Mitklatschen wurde gelegentlich versucht, aber schnell aufgrund fehlender Mitmacher beendet, Crowdsurfen gelang nur einem, der aber schnell wieder versank, Mitgegröle: kaum. Die Stimmung war quasi kontrolliert offensiv. Ein paar ausgestreckte Arme, ein paar Tänzer, ein paar glückliche Gesichter. Das waren aber wohl die Hardcore Fans, allen anderen schien sich das Erlebnis zu verweigern. Über Matthew Dear verhängen wir den Nebel des Schweigens, aufregend ist anders.
Setlist Interpol, Zenith, München 2011:
01: Success
02: Say Hello To The Angels
03: Narc
04: Hands Away
05: Barricade
06: Rest My Chemistry
07: Evil
08: Length of love
09: Lights
10: C'mere
11: Summer Well
12: Take You On A Cruise
13: The Heinrich Maneuver
14: Obstacle 1
15: Untitled
16: The New
17: Slow Hands
18: Not Even Jail
*(Turn On The Bright Lights", 2002, Antics, 2004, Our Love To Admire 2007, Interpol, 2010)
Matthew Dear - Soil To Seed
Anmerkung: Fotos= Archivpics von Oliver Peel.
Aus unserem Archiv:
Interpol, Dortmund, 22.10.10
Interpol, Paris, 17.09.10
Interpol, Montreux, 16.07.08
Interpol, Brüssel, 23.11.07
Interpol, Paris, 21.11.07
Interpol, Köln, 19.11.07
Interpol, Hohenfelden, 17.08.07
Interpol, Köln, 11.05.07
Interpol, Paris, 10.05.07
Das ein oder andere Album gibt es im Klienicum, sie werden aber ähnlich vernachlässigt wie das Weihnachtsoratorium oder geschenkte Scheiben aus der abteilung "ähm, danke". Und so stieg ich merklich unbedarft in diese Vorführung. Das Publikum war bunt gemischt, Vater begleitet Tochter Verbindungen nebst Mädel gähnt freundlich neben Bub, damit er sie weiterhin lieb hat, bis hin zu Karohemden -Trägern, die milchbärtig staunten. Ein paar harte Kerle, ein paar ausgeflippte, neugierige. Wir mittendrin. Die Sicht war recht gut, abgesehen von der öden Quatschbacke vor uns, die zudem die Durchschnittsgröße des deutschen Mannes deutlich übertraf. Interpol boten eine bunte Mischung, siehe Setlist unten stehend, wobei alle vier Alben Erwähnung fanden*.
Das Schlagwerk schlug Handgranaten gleich neben meinen Ohren ein, es war laut und hatte einen steinharten Beat, der eher konserviert klang, als dass er tatsächlich live produziert war. Letzteres will nicht in Abrede gestellt sein, aber diese steife Härte gebahr meinen Widerwillen. Der Bass verlor sich im Rund, lediglich die Gitarren strotzten vor Wahrnehmbarkeit. Schließlich ließen auch der Gesang, weil viel zu leise, und das Keyboard, kaum zu hören, sehr zu wünschen übrig. Dem so geformten Soundbrei ließen sich kaum Melodien abringen. Im Gegenteil konzentrierte sich der Vortrag auf dramaturgische Elemente wie laut / leise oder Tempoverschärfungen bzw. -Verzögerung, innehalten und mit voll Schub fortfahren. Die perfekt aufeinander abgestimmte Truppe spulte ihr Programm dabei routiniert, aber keineswegs leidenschaftslos herunter. Es gab einige Passagen, denen ich durchaus etwas abgewinnen konnte. Rest My Chemistry beispielsweise hat ein griffiges Konzept, das selbst dem miesen Sound erfolgreich trotzen konnte. Narc, euphorisch von den Umstehenden begrüßt, das als Song wunderbar funktioniert, weil es keine glatte Hymne ist, sondern harmonische Brüche aufweist. Hands Away, weil es elegisch Schleifen bindet, weil es einen Kontrapunkt zu der forcierten Gangart setzte. C'mere, weil es lustvoll rockt. Take You On A Cruise, weil es eine hübsche Melodie hat.
In der Gesamtheit aber gab es einige Hänger, ermüdende Phasen, da sich die Band zu wiederholen schien. Vieles jedoch schiebe ich auf den Dröhnesound, denn der Vergleich mit anderen Liveaufnahmen beweist, dass Interpol deutlich akzentuierter, synfonischer antreten. In München schoben sie voran, als triebe sie es zu einem neuen Krachrekord. In erinnerung bleibt neben der Lautstärke der charismatische Frontmann Paul Banks, dessen prägnante Stimme als Alleinstellungsmerkmal dienen könnte.
Etwas mehr hatte ich mir zudem von den Umstehenden erwartet. Mitklatschen wurde gelegentlich versucht, aber schnell aufgrund fehlender Mitmacher beendet, Crowdsurfen gelang nur einem, der aber schnell wieder versank, Mitgegröle: kaum. Die Stimmung war quasi kontrolliert offensiv. Ein paar ausgestreckte Arme, ein paar Tänzer, ein paar glückliche Gesichter. Das waren aber wohl die Hardcore Fans, allen anderen schien sich das Erlebnis zu verweigern. Über Matthew Dear verhängen wir den Nebel des Schweigens, aufregend ist anders.
Setlist Interpol, Zenith, München 2011:
01: Success
02: Say Hello To The Angels
03: Narc
04: Hands Away
05: Barricade
06: Rest My Chemistry
07: Evil
08: Length of love
09: Lights
10: C'mere
11: Summer Well
12: Take You On A Cruise
13: The Heinrich Maneuver
14: Obstacle 1
15: Untitled
16: The New
17: Slow Hands
18: Not Even Jail
*(Turn On The Bright Lights", 2002, Antics, 2004, Our Love To Admire 2007, Interpol, 2010)
Matthew Dear - Soil To Seed
Anmerkung: Fotos= Archivpics von Oliver Peel.
Aus unserem Archiv:
Interpol, Dortmund, 22.10.10
Interpol, Paris, 17.09.10
Interpol, Montreux, 16.07.08
Interpol, Brüssel, 23.11.07
Interpol, Paris, 21.11.07
Interpol, Köln, 19.11.07
Interpol, Hohenfelden, 17.08.07
Interpol, Köln, 11.05.07
Interpol, Paris, 10.05.07
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