Ort: Mousonturm in Frankfurt
Zuschauer: etwa 600 (ausverkauft)
Konzertdauer: 40 min + 90 min
Da ist es wieder: ein denkwürdiger Konzertabend verborgen in einem unübersichtlichen Knäuel an Gefühlen und Gedanken, das unbedingt aufgeriffelt gehört um einen nachvollziehbaren Bericht zu produzieren. Aber wo anfangen? Nehmen wir die Bank! Weil - es war nicht wirklich klar, ob ich mir den Mut fasse für das Frankfurter Konzert.
Das ist nicht der Mousonturm |
Denis Jones hatte sogar schon begonnen, als wir pünktlich 21 Uhr vor der Bühne standen. Live gefiel mir die Darbietung des Zappelphillips recht gut - beim vorhören zu Hause hatte ich damit nicht so viel anfangen können. Insgesamt für mich etwas zu laut und die Bässe ließen den Boden vibrieren, aber doch interessanter als gedacht. Es gehört wohl auch etwas abseitiger Humor dazu, sein Set mit "Beginning" abzuschließen.
Noch schöner fand ich es zu zu sehen, wie einige Konzertbesucher neben mir total fröhlich zu den Songs abgingen und Denis Jones anfeuerten. Und ihm damit ein Lächeln ins Gesicht zauberten ("these guys know my songs!") - tatsächlich musste er noch eine Zugabe geben, bevor er nach etwa 45 min die Bühne für Get well soon frei machen durfte. Obwohl schon sehr viele Instrumente auf der Bühne standen, musste auch noch etwas umgeräumt werden und erst 22:10 Uhr ging es mit
Konstantin Gropper (Gitarre, Gesang)
Timo Kumpf (Bass),
Verena Gropper (Geige, Gesang, Saiteninstrumente, Schlagwerk),
Marcus Wuest (Keyboard, Gesang)
Paul Kenny (Schlagzeug)
in mir aus den beiden Konzerten in Heidelberg und Düsseldorf vertrauter Besetzung los. Die Hörschutzstöpsel durften in diesem Teil des Konzertes in der Tasche bleiben.
Auch schön: Obwohl es sehr voll war, gab es keinerlei Gedrängel oder Nervosität. Vielmehr eine gespannte Erwartung, die fast körperlich spürbar war. Eigentlich war es ja ein Nachholtermin für das Konzert, das am 8. Oktober ausfallen musste, weil der Mousonturm um seinen künstlerischen Leiter Niels Ewerbeck trauerte. Dann auch noch ein Konzert in der Nähe der Heimat der Musiker. Kein Wunder, dass die Nachfrage entsprechend groß war und damit auch eine besondere Stimmung entstand. Ich stand einen Meter vor Maximilian Schenkel und drei Meter neben Verena Gropper. Konstantin Gropper sah ich auch noch gut, aber Schlagzeug, Bass und Keyboard habe ich im Konzert nur gehört. Da das Keyboard nur etwas hinter Maximilian Schenkel stand, hätte ich es besser sehen können sobald das Vibraphon gespielt wurde, aber die Beleuchtung ließ das kaum zu.
Aber zurück zur Musik. Schon vom ersten Takt an hatte sie mich gepackt und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Zunächst gab es bis zu meinem ersten persönlichen Höhepunkt 5 Steps/7 Swords keine Zwischenansagen. Dieses Lied rührt mich immer neu an und ist vielleicht mein Lieblingslied von Get well soon.
Danach gab es zwischen den euphorisch gefeierten Songs auch ab und zu Ansagen, die sich z.B. auf die gerade in der Niedersachsenwahl wieder von den Toten erstandenen FDP-Zombies bezogen oder auf den Vorteil, den Kinder in der Familie haben (man kann dann guten Gewissens Disney Filme schauen). Die Band wirkte konzentriert, aber auch irgendwie freudig erregt.
Für mich gehören viele der Lieder der Scheibe Vexations zu meinen Lieblingen und auch diesbezüglich kam ich auf meine Kosten mit We are free, Angry young man, A voice in the louvre zu dem schon genannten Überhit 5 Steps/7 Swords. Dem Bonusmaterial dieser Platte entstammt Good Friday, das mir in der Frankfurter Konzertdarbietung auch besonders im Gedächtnis geblieben ist. Die winzigen Zymbeln, die doch so eine einmalige Stimmung schaffen und Verenas überirdischer Gesang. Ganz energetisch endete das reguläre set mit You Cannot Cast Out The Demons, you might as well dance.
Dazu habe ich dieses Video gefunden, das meiner Meinung nach die Stimmung zu diesem Zeitpunkt bestens einfängt.
Beim umsehen zwischendurch schaute ich nur in entrückte Gesichter und dachte, es wäre doch einmal gut, ein Konzert nicht durch die Bühnenfotos, sondern durch Bilder von glücklichen Gesichtern im Publikum zu illustrieren (mal deren Einverständnis zur Veröffentlichung vorausgesetzt).
Nach 65 min war zwar Schluss mit dem regulären Set, aber es gab noch drei Zugaben, u.a. ein Elton John cover zu dem auch Denis Jones wieder auf die Bühne und vor meine Nase kam. Und schließlich ganz zum Schluss noch ein vierter Song, der nicht auf der Setliste aufgeführt war, also spontan dazugeschlagen worden war und der uns total energetisch in die Nacht schickte (vielleicht Lost in the mountains of the heart oder We are ghosts?)
Als wir gegen 23:45 Uhr schließlich den Mousonturm verließen, war ich mir ziemlich sicher, hier schon eines meiner 2013er-top-ten-Konzerte gesehen zu haben. Und wenn mich die Sehnsucht packt (bestimmt noch häufig in der grauen Jahreszeit!) greife ich zur Konserve (die bis auf den letzten Zugabensong der identischen Setlist folgt). Vielen Dank an Get well soon für diesen wirklich besonderen und überirdisch schönen Konzertabend in Frankfurt!
(*) Die Sorgen waren berechtigt: am Dienstag in Darmstadt habe ich mich - ganz ohne Glatteis - im Schnee noch ganz ordentlich hingelegt und Madame Knie ist auch nach fast einer Woche noch heftig im Streik.
Ich war - wie eher selten - nicht allein im Konzert und Tanita hat ihren wunderschönen Bericht schon längst fertig (inkl. Setlist):
Bericht von Tanita
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