Konzert: Kat Frankie mit Support Stella Veloce
Ort: Tempel in Karlsruhe
Datum: 25. 01. 2013
Zuschauer: sehr gut gefüllt, etwa 150
Dauer: 20 min + 75 min
Ich war an diesem Abend irgendwie miesepetrig in den Tempel gekommen. Ich war müde und aus einer Sitzung ging mir noch ein Satz nach, dass "allein Frau zu sein heutzutage ja für alles mögliche qualifiziere". Halb scherzhaft hingeworfen von einer jungen Frau in einer Runde von mathematisch hochgebildeten Männern. Meiner Meinung nach hätten diese nicht so beifällig zu diesem Satz nicken dürfen, denn 1) sie sollten eigentlich ein Gefühl dafür haben, was bei einer Verteilung von fifty fifty eine signifikante Abweichung darstellt und 2) waren alt genug es besser zu wissen (sie haben Töchter!). Ich habe als einzige andere Frau in dem Moment auch nix gesagt, weil mir echt nix in der passenden Tonlage einfiel und das ließ mir keine Ruhe. Dazu passte mein Twitterfeed während der Straßenbahnanfahrt: #aufschrei. Alles nix Neues. Um so schlimmer...
Wenigstens tat der örtliche Nahverkehr seine Arbeit und ich verlief mich nicht und war etwa 20 min vor Beginn des Konzerts im Tempel am westlichen Ende von Karlsruhe. Ich war zum ersten Mal dort und vom Gebäude und dem Saal gleich positiv eingenommen. Zu meiner Freude fand sich noch ein Platz in der ersten Reihe für mich und bis 20:30 Uhr füllte sich der Saal bis an die Kapazitätsgrenze. Kat Frankie hatte ja 2012 mit der TVNoir-Tour schon Station in Karlsruhe gemacht und den Saal im Jubez gefüllt. Ich hatte mir geschworen, mir das Kat Frankie Konzert im Tempel nicht entgehen zu lassen. Daran musste ich mich am Abend aber ein paarmal selbst erinnern bevor ich mich auf den weiten Weg ans andere Ende der Stadt machte. Ich sagte ja schon, eigentlich war mir nicht nach feiern, sondern nach rummosern.
Leider sprach mich das experimentelle Cello-Looping-Set von Stella Veloce nicht an. Ich war ja wegen Kat Frankies Stimme hier und fühlte mich irgendwie etwas verklapst, zumal man dem Programm auch nicht entnehmen konnte, dass es ein Vorprogramm geben würde. Das bedeutete u.a. auch, dass ich bis zum Auftritt von Kat Frankie noch etwas über eine Stunde meinen trüben Gedanken nachhängen konnte.
Aber dann - endlich - trat Kat Frankie fast beiläufig an das Harmonium und sang das herzzerreissende Bina. Ja, dafür war ich gekommen! Die Welt sah schon wieder etwas freundlicher aus. Sie bot im Verlaufe der nächsten Stunde ihre sehr eigenwilligen Songs, wo sie manchmal ein Crooner ist, andere Male fast unhörbar leise singt oder aber expressiv laut. Ihre Stimme schafft das alles überzeugend und jede Facette wirkt von Kat Frankie authentisch und angemessen gewählt.
Für etwa die Hälfte der Stücke hatte sie musikalische Mitstreiter
Hanno Stick - Drums
Chris Rodriguez - Bass, Vox
Stella Veloce - Cello, Vox
Mowat - Keyboard, Vox
Kathrin Hahner (Miss Kenichi) - Vox
Eindrucksvoll fand ich z.B. vier Singstimmen nur begleitet von Schlagzeug (z.B. Please don't give me what I want) oder das spröde People am Keyboard. Besonders in Erinnerung bleibt mir auch The faint-hearted ones darüber, wie man in Berlin seine Jugend vorüberziehen lassen kann ohne es richtig zu merken. Und ich war mit meiner Begeisterung nicht allein. Alle Stücke wurden bejohlt und beklatscht und ohne eine zweite Zugabe kam Kat Frankie nicht von der Bühne.
In den Ansagen war sie unglaublich locker, offen und sympatisch. Und die Darbietung der Gruppe wirkte ganz natürlich kooperativ im Dienste der Musik, zumal sie mehrfach zusammen vierstimmig sangen. Das war für mich eine große Freude zu sehen und zu hören.
Und an diesem Abend war es für mich eben auch ein überzeugend positiver Beitrag dazu, was Frauen für unsere Welt sein können, wenn man sie läßt und nicht rumschubst und klein macht.
Setlist:
Bina (*)
The Saint (**)
The Tops (***)
Please don't give me what I want (*)
Almost done (*)
Heels to the Board (*)
The Faint-hearted Ones (**)
The wild one (**)
Frauen verlassen (*)
People (**)
Too young (*)
Everything everything (***)
Oh Darling (*)
Blameless (***)
Zugaben 1
Ophelia (*)
Take care of him (*)
Zugabe 2
Walking on broken glass (Annie Lennox cover)
aus den Alben:
(*) Please don't give me what I want (2012)
(**) The Dance of a stranger heart (2010)
(***) Pocketknife (2008)
weitere Tourdaten:
26 Jan REUTLINGEN: franzK
27 Jan KONSTANZ: Kulturladen
29 Jan ERLANGEN: E-Werk
30 Jan ERFURT: Museumskeller
31 Jan GÖTTINGEN: Musa
01 Feb POTSDAM: Lindenpark
02 Feb ROSTOCK: M.A.U. Club
06 Feb DRESDEN: Scheune
07 Feb ZWICKAU: Alter Gasometer
09 Feb INNSBRUCK: Treibhaus
10 Feb AUGSBURG: Brecht Festival
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