Sonntag, 19. August 2007

Interpol, Hohenfelden, 17.08.07


Konzert: Interpol

Ort: Stausee Hohenfelden (Highfield Festival)
Datum: 17.08.2007
Zuschauer: knackig voll


Zwei Versuche habe ich in den vergangenen Monaten unternommen, endlich einmal Interpol zu sehen. Die US-Band steht schon lange sehr weit oben auf meiner Dringend-Live-Sehen Liste. Für den Herbst habe ich zwar schon Tickets für zwei Interpol-Konzerte, aber wer weiß, was dann wieder an Widrigkeiten dazwischen kommt.

Interpol haben in letzter Zeit viele hohe Erwartungen durch schlechten Sound oder
mäßige Festivalauftritte enttäuscht. Freitag Nacht war nichts, aber auch nicht das kleinste bißchen enttäuschend. Der Auftritt war nicht bloß nah dran am perfekten Konzert, es war es!

Pünktlich um Mitternacht betraten Sänger Paul Banks und Kollegen eigentlich recht unscheinbar die Bühne. Ein großes Postertum und viele Bewegungen hatte ich eh nicht erwartet, dafür ist die Musik der Amerikaner zu kühl. Viel passiert ist also auf der Bühne während der nächsten 90 Minuten nicht, aber heraus kam eine Präzision und eine Brillanz, wie sie nicht besser abzuliefern sind. Das fing mit den ersten Tönen von
"Pioneer to the falls" an. Jeder auf dem Platz erkannte den Eröffnungssong sofort und fing an zu wippen und zu tanzen. Crowdsurfen war auf dem Highfield-Festival streng verboten (beim zweiten Mal drohte der Rausschmiß vom Gelände!), ein paar wollten das aber trotzdem riskieren. Wenn man gerne crowdsurft (ein mir nicht nachvollziehbarer Gedanke - wo liegt das Vergnügen daran, von fremden Menschen überall angefasst zu werden, mit dem Risiko plötzlich zwischen all diesen Menschen auf den Boden zu krachen?), dann mußte man das da dann auch einfach machen, denn nach der fabelhaften Eröffnung folgten mit dem noch fabelhafteren "Slow hands" (meinem Liebling) und "Narc" gleich die nächsten ganz großen Abräumer.

Aber es wie gesagt nicht was Interpol spielten, was das Konzert so eindrucksvoll machte - daß in anderthalb Stunden viele der Hymnen ihrer drei Alben gespielt würden war nicht überraschend - es war diese unfassbare Präzision. Ich hätte gerne ganz nah an der Bühne gestanden, um das viel besser beobachten zu können, leider war der Fotografengraben beim Highfield Festival besonders breit und die Bands damit besonders weit weg. Ich hätte mich nämlich gerne davon überzeugt, daß die Musik nicht vom Band kommt. Das war vollkommen irre. Es paßte einfach perfekt.
Das Schlagzeugspiel von Samuel Fogarino war kristallklar und trocken. Fogarino trug wie Keyboarder Blasco einen Hut und rauchte (das es sowas in New York noch gibt!). Weil er aber seine Hände dauernd brauchte, steckte die Kippe meist passiv in seinem Mund. Dazu das Hütchen, Fogarino hätte auch einen gute Barpianisten abgegeben.

A propos Mode: Sänger Banks trug eine dunkle, teuer aussehende Strickjacke und eine Wollmütze. Er hatte sich Osten wohl sehr weit östlich vorgestellt, denn auch wenn es vor der Bühne abends doch recht kühl war, war es auf der Bühne wegen all der kleinen und großen Lichtchen sicher moppelig warm. Sehr durchgestylt wirkten die beiden Männer neben ihm, Gitarrist Daniel Kessler mit hochgeschlossenem Jacket, Hemd un Krawatte (aber das war doch kein Zweireiher, oder?) und Bassist im Mantel (oder Gehrock?) mit Pomade in den Haaren und Musketierschnurr- und -kinnbart. Man kann das Durchgestylte und sehr Kühle auf der Bühne als Purist (kein Widerspruch!) sicher als arrogantes Getue abtun. Mich hat das nicht die Spur gestört. Die Musik war eben so einzigartig gut, daß Interpol von mir aus auch in Hard Rock Café T-Shirts* hätten auflaufen können.

Besonders gefreut habe ich mich über "No I in threesome" vom neuen Album, das ich nicht unbegingt erwartet hatte. Viele der großen Hits waren dagegen zu erwarten,
"Narc", "Obstacle 1", "Evil", "Pda" oder "Leif Erikson", vom neuen Album das überragende "Heinrich Maneuver" oder "Mammoth". Meist reichten wirklich die ersten Takte, um begeisterte Reaktionen auszulösen und die Leute, die sicher nach dem langen Festivaltag langsam müde geworden wären, weiter mittanzen zu lassen.

Zwei Zugaben (auf der Setlist ganz trocken: "Leif, Stella") beendeten diese große Show nach anderthalb Stunden. Besser kann ein Interpol-Konzert nicht sein, da bin ich vollkommen sicher. Und auch nicht viele andere Konzerte kommen an den Auftritt heran. Das war eine 1+ mit Sternchen und jeden Stau in Hessen wert! Allerdings waren meine drei Stunden Anreise albern. Nach dem Konzert sprachen wir mit einer Finnin, die extra wegen Interpol aus Helsinki angereist ist! Kulturflucht einer Frau aus dem Land der Hims und Lordis...

Setlist Interpol Highfield Festival:

01: Pioneer to the falls
02: Slow hands
03: Narc
04: Say hello to the angels
05: Rest my chemistry
06: Mammoth
07: Hands away
08: Obstacle 1
09: No I in threesome
10: Heinrich Maneuver
11: Evil
12: Not even jail
13: Pda

14: Leif Erikson (Z)
15: Stella Was A Diver And She Was Always Down (Z)

* mein Lieblings-Shirt eines Hard Rock Cafés bisher: "Hard Rock Café Bitburg"! Da gibt es sicher vieles Merkwürdige, diese Dinger aber wirklich nicht.




1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ah, Mützen! Hüte! Mützen, Hüte, Mützen! Toll!

 

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