Claudia werden nicht nur ab und an im Kölner E-Werk von schottischen Bands Lieder über Kuchen gewidmet, sie hat auch einen ausgezeichneten Musikgeschmack. Hier ihre neun liebsten Konzerte des abgelaufenen Jahres:
2012 war irgendwie anders: Weniger Konzerte (33 Konzertveranstaltungen insgesamt in 2012) durch leichten Konzertüberdruss und vor allem keine Lust mehr, großen Anfahrtsaufwand zu betreiben. An Wochentagen mit dem ÖPNV aus dem Ruhrgebiet nach Köln ist mir mittlerweile einfach schlichtweg zu anstrengend. Umso begrüßenswerter, daß zwischen Dortmund und Oberhausen mittlerweile doch wieder häufiger Booking toller, internationaler Bands passiert.
9. Einar Stray (Christuskirche, Bochum) So zu Beginn des vergangenen Jahres mit diesen Norwegern, deren Auftritt dem großartigen Booking von urban urtyp zu verdanken ist, die im Frühjahr und Herbst monatlich an einem Sonntag intensive Konzerte von Jazz, zu Postrock über Elektro zu Minimal oder Pop im Konzertkubus in der Bochumer Kirche auf die Beine stellen. An jenem norwegischen Februarsonntag war es kalt in der Christuskirche, Einar Stray spielte in löchrigen Socken ohne Schuhe (ebenso verkaufte er später sein Merchandise) und es strömte warme Luft aus Löchern in der Kirchenwand.
8. Shaban & Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi (Weinturm Openair, Bad Windsheim) Hätte mir Anfang 2012 jemand gesagt, das eine Hip-Hop-Formation für mich im Laufe des Jahres eine nicht unwichtige Rolle spielen würde, hätte ich mich vermutlich zwischen Entsetzen und Gelächter als Reaktion darauf nicht entscheiden können. Nun ja, passierte dann aber offensichtlich doch so. Füchse, ein Pelikan und ein Albatross gepaart mit einer Wortakrobatik der soviel Wahrheit innewohnt, hat mich in dem Moment (in dem ich eigentlich für Dan Mangan war, der auf dem gleichen Festival gespielt hat) einfach gekriegt. Außerdem wusste ich gar nicht, daß Hip Hopper auch mit Livebands auftreten dürfen.
7. Kristofer Åström (Gleis 22, Münster) Es gibt ja Menschen, die sich für 2013 vornehmen, kein Konzert von Künstlern mehr zu schauen, die sie bereits gesehen haben. Kann ich nicht verstehen. Ein Kristofer-Åström-Konzert ist so verlässlich und Sicherheit gebend wie es schwedisch-schön ist. In der Vergangenheit habe ich schon drohende Kündigungen auf der Arbeit und russische Dancehall-Parties mit Herrn Åström überstanden. Freue mich jetzt schon auf März, wenn er wieder tourt.
6. Golden Kanine (Steinbruch, Duisburg) Es muss eindeutig am Land liegen, denn auch diese Schweden geben mir auf ihren Konzerten ein Gefühl von nach Hause kommen. Was hier nach übersentimentaler Rührseligkeit klingen mag, ist der Glückseligkeit geschuldet, die man auf dem mittlerweile zu beachtlicher Bekanntheit herangewachsenen Orange Blossom Special Festival wie immer jedes Jahr zu Pfingsten erleben darf (wer das jetzt immer noch für Schmu oder gar Esoterik hält, hinfahren!). Hier war das OBS samt Publikum on Tour in Duisburg.
5. Dan Mangan (Bahnhof Langendreer, Bochum) In nur zweieinhalb Jahren zu meinem meistgesehensten (7mal) nicht-deutschen Künstler katapultiert. Nun live in meiner Stadt. Selbsterklärend.
4. Japandroids (BootBooHook, Hannover) Auch wenn das BootBooHook durch seine Zwangsumsiedlung vom Faustgelände im Stadtteil Linden zum Messeareal etwas weiter außerhalb, viel Charme hat einbüßen müssen, ist es einfach das allerschönste, sich im Sommer wie ein unbeschwerter Teenie zu fühlen. Das funktioniert dann, wenn man bei der Band, die eines der Top-Alben des Jahres hervorgebracht hat, mit den besten Festivalmenschen in der ersten Reihe ausflippt und hinter einem der wild gewordene Pogo-Mob tobt.
3. M83 (20 Jahre Intro/E-Werk, Köln) Ok, ich war 2012 doch mal in Köln. Im Normalfall hätte ich an diesem Abend wohl auch Thees Uhlmann und Maxïmo Park geguckt. Das war aber alles andere als ein normaler Abend, somit gabs nur den in jeglicher Hinsicht erhabenen Auftritt von M83. Ein Paralleluniversum in dem ich gerne geblieben wäre.
2. Beach House (Grammatikoff, Duisburg) 95% Luftfeuchtigkeit, 30°C und ein ausverkaufter Konzertsaal voller verschwitzer Menschen. Dazu eine Band, deren Fülle an Songs gleichförmiger nicht sein könnten - wie abstoßend das klingt. Aber Beach House überraschten neben tollem Licht mit unerwarteter Bühnenpräsenz und beweglichen Lattenkisten mit integrierten Riesenventilatoren.
1. The Fog Joggers (Druckluft, Oberhausen) Es musste so kommen, daß in meinem persönlichen Jahr der Ruhrgebietskonzerte eine Band aus Krefeld sämtliche Vögel abschießt. Eigentlich hätte ich die vier, denen ich auch den Titel der sympathischsten Band verleihen möchte, bereits 2010 auf dem OBS sehen müssen oder können, habe es zu meiner Schande damals aber offensichtlich nicht besser gewusst und eben nicht vor der Bühne gestanden, sondern nebenan an der Weser gesessen und gegrillt. Vielleicht hätte ich sie vergessen, wenn sie 2012 nicht noch ein weiteres Mal in Beverungen hätten spielen dürfen. Da bekanntlichermaßen ja immer irgendwas ist, stand ich zwar diesmal vor der Bühne, wo sie zwecks zwischenmenschlicher Halbtragödien auch diesmal nicht mehr für mich sein konnten, als der Soundtrack dazu. Weil aber immer noch gilt „three is a magic number“, war das Oberhausener Konzert nur logische Schlussfolgerung. Soviel authentischem und aufrichtigem Spaß (auch das meine ich weniger pathetisch, viel mehr schlicht) kann im Grunde wenig Konkretes gerecht werden. „Oh, you gotta carry on, don't you? While I'm waiting down by the waterfalls.“
(Fotos: Archiv)
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen