Konzert: Gemma Ray
Ort: Volksbühne Berlin
Datum: 01.01.2013
Zuschauer: fast ausverkauft
Dauer: 90 Minuten
Berlin am Neujahrstag wirkt fast wie ausgestorben. Die Straßenbahnen, selbst die legendäre Partytram M10, hat kaum Fahrgäste. Ich genieße diese entschleunigte Atmosphäre, denn ich bin auf dem Weg zum Neujahrskonzert der Volksbühne. Dieses Mal lädt Gemma Ray ein, die ich schon lange Zeit auf meiner Wunschliste hatte.
Durch ein wenig Glück, saß ich direkt vor der recht spärlich dekorierten Bühne. Zwei Keyboards, drei Mikrofonständer, zwei Gitarren, ein Bass und ein paar Monitorboxen. Die Leinwand hinter der Bühne wurde durch ein schönes Motiv des aktuellen Albums "Island Fire" angestrahlt, wenn auch ein wenig pixelig. Das Publikum ist gut durchmischt und eher weniger jung.
Ich bin froh, dass ich das Konzert im Sitzen genießen darf. Die Neujahrsnacht hat auch bei mir seine Wirkung nicht verfehlt.
Auf eine Vorband musste ich an diesem Abend verzichten. Schade.
Als Gemma Ray mit ihrer Band die Bühne betrat, war der Applaus noch recht schüchtern. Sie trug eine modische Bluse und eine enge kurze Hose, die mir auch schon bei Roxanne von Veronica Falls aufgefallen war. Diese Hosen sind in England seit einiger Zeit wohl der letzte Schrei. Ihr steht das Dress sehr gut. Dazu eine schicke Retro-Gitarre.
Sie beginnt das Konzert mit 900 Miles mit glasklarer Stimme. Den Hit Runaway fertigt sie glücklicherweise direkt am Anfang ab. Für mich eines der schwächeren Stücke ihres neuen Albums. Das Publikum wird von Lied zu Lied euphorischer. Mein erster persönlicher Höhepunkt ist 100 mph (in 2nd Gear), dass ihr trotz kleiner stimmlicher Schwächen sehr gut gelingt. Überhaupt gefällt mir diese Mischung aus Surf-Rock und Blues.
Ihre Band, allen voran der Drummer, gefallen mir ausgezeichnet. Sie fügen sich sehr gut in ihren Sound ein. Ihr Bühnenpräsenz zeigt eindeutig, wer das Sagen hat. Um das auch noch zu unterstreichen, bearbeitet sie ihre Gitarre zwischendrin immer mal wieder mit einem riesengroßen Messer. Es scheint ihr zu gefallen, sich als männermordender Vamp zu inszenieren. Und in dieser Rolle wirkt sie mehr als glaubhaft. Ihr Gesichtsausdruck und ihre ganze Körpersprache hat diese erhabene Arroganz, die ein Vamp benötigt. Keine plumpe Anbiederung an das Publikum. Nur kurze Thank You´s nach den Songs und zwischendrin ein "We are honored to be here tonight" und "Happy New Year". -
Ihr Mudhoney Cover Touch Me I´m Sick setzt sie perfekt in den Gemma Ray Stil um. Respekt! Es ist schön ihr und ihrer Band zuzuschauen. Der noch recht junge Bassist mit seiner 70er Jahre Retro-Frisur könnte direkt einer Zeitmaschine entsprungen sein. Herrlich!
Sicherlich erfindet sie ihren Sound nicht in jedem Lied neu. Aber wozu auch? Solange Lieder wie I´m Gonna Lock My Heart bei ihr das Ergebnis sind, hat sie auch live alles mehr als richtig gemacht. Zum Dahinschmelzen, ihre Gitarre, ihre Stimme, die Keyboards und das dezente Schlagzeug. Zu Recht feiert sie das Publikum.
Der Klang ist, wie ich es nicht anders gewohnt bin in der Volksbühne, perfekt. Perfekt abgemischt, druckvoll aber nicht brüllend laut.
Zu Trou De Loup gesellt sich noch ein Bläser an den bis dahin verwaisten Mikrofonständer. Wer meine anderen Berichte kennt, der weiß, dass ich diesen Bläsereinsätzen in völliger Hingabe verfalle. Leider verlässt uns der Trompeter nach Fire House wieder. Schade.
Entschädigt werde ich aber durch die überwältigende Live-Version von Flood and a Fire. Mein Highlight ihres aktuellen Albums, welches auch live keinen Wunsch übrig lässt. Ihr langes Messer hat sie immer griffbereit in einen Spalt ihrer Gitarre gestickt. Für Human Kind und das mir unbekannte Out verlässt die Band dann die Bühne. Gerade beim traurigen Out ist diese optische Verlassenheit sehr stimmig.
Natürlich darf auch Bei mir bist Du shein an diesem Abend nicht fehlen. Ich mag das Original nicht sonderlich, aber ihre Version kann ich gut annehmen.
Mit dem dann auch mir zu schnulzigen Rescue Me, verabschiedet sich Gemma Ray zum ersten Mal an diesem Abend.
Unter tosendem Applaus und reichlich Gejohle kommt sie scherzend auf die Bühne zurück und spielt meinen Favoriten des Abends: Make It Happen. Wie kann ein Jahr besser beginnen als mit diesem Vorsatz. Nein - langweilig ist ihre Musik keineswegs, wenn man sich darauf einlassen kann.
Nach dem für mich unspektakulären When I Kissed you folgt mit Dig Me A River ein fulminater (Vor-) Abschluss. Genau deswegen liebe ich ihre Musik so gerne. Wie sie die unterschiedlichsten Energien symbiotisch vereint. Ich erinnere mich dabei gerne an PJ Harvey, die das selbe Talent besitzt.
Den Abschluss macht dann Close. Ein wenig Lollipop-Rock, der mich eher zum Schunkeln auf einer Hollywood-Schaukel animieren würde.
Erhofft habe ich mir dann noch einen zweiten Zugabenblock. Leider fehlte der letzte Wille des sich schnell aus dem Saal entfernenden Publikums. Für meinen Geschmack zu schnell, denn das Konzert hätte noch mehr gewürdigt werden können als es das bunt gemischte, vielleicht noch ein wenig schlappe Berliner Publikum, an diesem Abend zustande gebracht hat.
Nach dem Konzert traf ich noch Gemma Ray am überlaufenen Merchandising-Stand und fingerte noch einen Glückskeks aus meiner Tasche, den ich ihr dann mit besten Wünschen übergab. Was drin stand, blieb mir an diesem Abend leider verborgen.
Dieser Abend war ein äußerst würdiger Einstieg in das Konzertjahr 2013.
Setlist:
1. 900 Miles
2. Runaway
3. They All Wanted a Slice
4. Just Because
5. 100 mph (In 2nd Gear)
6. Bring Ring Ring Yeah
7. Touch Me I´m Sick
8. So Do I
9. I´m Gonna Lock My Heart
10. Trou De Loup
11. Fire House
12. Flood and a Fire
13. Human Kind
14. Out
15. Bei mir bist Du shein
16. Right Thing
17. Rescue Me
18. Make It Happen (Z)
19. When I Kissed You (Z)
20. Dig Me A River (Z)
21. Close (Z)
Ort: Volksbühne Berlin
Datum: 01.01.2013
Zuschauer: fast ausverkauft
Dauer: 90 Minuten
Berlin am Neujahrstag wirkt fast wie ausgestorben. Die Straßenbahnen, selbst die legendäre Partytram M10, hat kaum Fahrgäste. Ich genieße diese entschleunigte Atmosphäre, denn ich bin auf dem Weg zum Neujahrskonzert der Volksbühne. Dieses Mal lädt Gemma Ray ein, die ich schon lange Zeit auf meiner Wunschliste hatte.
Durch ein wenig Glück, saß ich direkt vor der recht spärlich dekorierten Bühne. Zwei Keyboards, drei Mikrofonständer, zwei Gitarren, ein Bass und ein paar Monitorboxen. Die Leinwand hinter der Bühne wurde durch ein schönes Motiv des aktuellen Albums "Island Fire" angestrahlt, wenn auch ein wenig pixelig. Das Publikum ist gut durchmischt und eher weniger jung.
Ich bin froh, dass ich das Konzert im Sitzen genießen darf. Die Neujahrsnacht hat auch bei mir seine Wirkung nicht verfehlt.
Auf eine Vorband musste ich an diesem Abend verzichten. Schade.
Als Gemma Ray mit ihrer Band die Bühne betrat, war der Applaus noch recht schüchtern. Sie trug eine modische Bluse und eine enge kurze Hose, die mir auch schon bei Roxanne von Veronica Falls aufgefallen war. Diese Hosen sind in England seit einiger Zeit wohl der letzte Schrei. Ihr steht das Dress sehr gut. Dazu eine schicke Retro-Gitarre.
Sie beginnt das Konzert mit 900 Miles mit glasklarer Stimme. Den Hit Runaway fertigt sie glücklicherweise direkt am Anfang ab. Für mich eines der schwächeren Stücke ihres neuen Albums. Das Publikum wird von Lied zu Lied euphorischer. Mein erster persönlicher Höhepunkt ist 100 mph (in 2nd Gear), dass ihr trotz kleiner stimmlicher Schwächen sehr gut gelingt. Überhaupt gefällt mir diese Mischung aus Surf-Rock und Blues.
Ihre Band, allen voran der Drummer, gefallen mir ausgezeichnet. Sie fügen sich sehr gut in ihren Sound ein. Ihr Bühnenpräsenz zeigt eindeutig, wer das Sagen hat. Um das auch noch zu unterstreichen, bearbeitet sie ihre Gitarre zwischendrin immer mal wieder mit einem riesengroßen Messer. Es scheint ihr zu gefallen, sich als männermordender Vamp zu inszenieren. Und in dieser Rolle wirkt sie mehr als glaubhaft. Ihr Gesichtsausdruck und ihre ganze Körpersprache hat diese erhabene Arroganz, die ein Vamp benötigt. Keine plumpe Anbiederung an das Publikum. Nur kurze Thank You´s nach den Songs und zwischendrin ein "We are honored to be here tonight" und "Happy New Year". -
Ihr Mudhoney Cover Touch Me I´m Sick setzt sie perfekt in den Gemma Ray Stil um. Respekt! Es ist schön ihr und ihrer Band zuzuschauen. Der noch recht junge Bassist mit seiner 70er Jahre Retro-Frisur könnte direkt einer Zeitmaschine entsprungen sein. Herrlich!
Sicherlich erfindet sie ihren Sound nicht in jedem Lied neu. Aber wozu auch? Solange Lieder wie I´m Gonna Lock My Heart bei ihr das Ergebnis sind, hat sie auch live alles mehr als richtig gemacht. Zum Dahinschmelzen, ihre Gitarre, ihre Stimme, die Keyboards und das dezente Schlagzeug. Zu Recht feiert sie das Publikum.
Der Klang ist, wie ich es nicht anders gewohnt bin in der Volksbühne, perfekt. Perfekt abgemischt, druckvoll aber nicht brüllend laut.
Zu Trou De Loup gesellt sich noch ein Bläser an den bis dahin verwaisten Mikrofonständer. Wer meine anderen Berichte kennt, der weiß, dass ich diesen Bläsereinsätzen in völliger Hingabe verfalle. Leider verlässt uns der Trompeter nach Fire House wieder. Schade.
Entschädigt werde ich aber durch die überwältigende Live-Version von Flood and a Fire. Mein Highlight ihres aktuellen Albums, welches auch live keinen Wunsch übrig lässt. Ihr langes Messer hat sie immer griffbereit in einen Spalt ihrer Gitarre gestickt. Für Human Kind und das mir unbekannte Out verlässt die Band dann die Bühne. Gerade beim traurigen Out ist diese optische Verlassenheit sehr stimmig.
Natürlich darf auch Bei mir bist Du shein an diesem Abend nicht fehlen. Ich mag das Original nicht sonderlich, aber ihre Version kann ich gut annehmen.
Mit dem dann auch mir zu schnulzigen Rescue Me, verabschiedet sich Gemma Ray zum ersten Mal an diesem Abend.
Unter tosendem Applaus und reichlich Gejohle kommt sie scherzend auf die Bühne zurück und spielt meinen Favoriten des Abends: Make It Happen. Wie kann ein Jahr besser beginnen als mit diesem Vorsatz. Nein - langweilig ist ihre Musik keineswegs, wenn man sich darauf einlassen kann.
Nach dem für mich unspektakulären When I Kissed you folgt mit Dig Me A River ein fulminater (Vor-) Abschluss. Genau deswegen liebe ich ihre Musik so gerne. Wie sie die unterschiedlichsten Energien symbiotisch vereint. Ich erinnere mich dabei gerne an PJ Harvey, die das selbe Talent besitzt.
Den Abschluss macht dann Close. Ein wenig Lollipop-Rock, der mich eher zum Schunkeln auf einer Hollywood-Schaukel animieren würde.
Erhofft habe ich mir dann noch einen zweiten Zugabenblock. Leider fehlte der letzte Wille des sich schnell aus dem Saal entfernenden Publikums. Für meinen Geschmack zu schnell, denn das Konzert hätte noch mehr gewürdigt werden können als es das bunt gemischte, vielleicht noch ein wenig schlappe Berliner Publikum, an diesem Abend zustande gebracht hat.
Nach dem Konzert traf ich noch Gemma Ray am überlaufenen Merchandising-Stand und fingerte noch einen Glückskeks aus meiner Tasche, den ich ihr dann mit besten Wünschen übergab. Was drin stand, blieb mir an diesem Abend leider verborgen.
Dieser Abend war ein äußerst würdiger Einstieg in das Konzertjahr 2013.
Setlist:
1. 900 Miles
2. Runaway
3. They All Wanted a Slice
4. Just Because
5. 100 mph (In 2nd Gear)
6. Bring Ring Ring Yeah
7. Touch Me I´m Sick
8. So Do I
9. I´m Gonna Lock My Heart
10. Trou De Loup
11. Fire House
12. Flood and a Fire
13. Human Kind
14. Out
15. Bei mir bist Du shein
16. Right Thing
17. Rescue Me
18. Make It Happen (Z)
19. When I Kissed You (Z)
20. Dig Me A River (Z)
21. Close (Z)
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