Sonntag, 20. Januar 2013

My Year In Lists: die besten Konzerte nach Blur (-Christoph-)



In den ersten Januartagen, wenn wir uns Gedanken über die Konzerte des abgelaufenen Jahres machen, ist dies grundsätzlich eine große Herausforderung. Aus rund 100 Auftritten die besten 15 rauszusuchen, die in die richtige Reihenfolge zu bringen, dabei zwischen der Einschätzung jetzt, im Schnitt sechs Monate später und der unmittelbar nach dem Konzert abzuwägen, ist schwerer als man denkt. Normalerweise schreibe ich im Laufe eines Jahres drei Notizbücher voll, 2012 waren es fünf, aber vor allem die Qualität meiner besuchten Konzerte war außergewöhnlich gut. Und weil schon im August feststand, wer den besten Auftritt des Jahres abgelegt hat, muß ich keine künstliche Spannung durch umgekehrte Reihenfolge aufbauen.

Hier sind meine 19 besten Konzerte nach Blur:

02: Wild Flag, Köln, 05.02.12

Es war der Super Sunday, der Abend des Superbowl in den USA. Und obwohl es da für meine Lieblinge nicht gut lief, war mein musikalisches Rahmenprogramm mit Wild Flag um Carrie Brownstein und Mary Timony weit mehr als super!

03: Daughter, Luxemburg, 10.11.12

Daughter hatten bereits in Haldern das beste Konzert des Festivals gespielt und mich mit ihrer Musik infiziert. Der Auftritt drei Monate später in Luxemburg war vielleicht nicht in allen Belangen besser - vor allem nervte mich eine Frau im Publikum ganz extrem - er hätte aber eine Enttäuschung werden können, weil ich mich wegen Haldern und wegen der unzähligen Male, die ich die wenigen verfügbaren Daughter-Lieder zwischenzeitlich gehört hatte, in eine absurde Vorfreude gesteigert hatte. In diese Falle tappte das Konzert nicht, es war vorzüglich und verdient eigentlich viel mehr als Platz drei!

04: Pulp. Paris, 13.11.12

Pulp gehört zum (nicht ganz kleinen) Kreis meiner absoluten Lieblingsbands, das Olympia zu den schönsten Konzertsälen. Was sollte da schief gehen? Eben. Als der Boden wackelte, weil alle bei Do you remember the first time hüpften, ärgerte ich mich wieder einmal extrem, daß ich in meiner Pulp-Hochphase in den 90ern ein paar Konzert-Sabbaticals gemacht habe (nein, ich war nicht eingesperrt!).

05: Sophia, Heusweiler, 05.05.12

Das Konzerttagebuch ist dank Oliver und seit einiger Zeit dank Gudrun ja nicht unbedeckt in Sachen Wohnzimmerkonzerte. Ich selbst hatte vorher erst bei einem teilgenommen und erst recht keines veranstaltet. Nach meinem Ausflug im Mai ins saarländische Heusweiler, überlege ich mir das allerdings auch dreimal, denn das Konzert von Robin Proper-Sheppard in Alex' Haus war in jeder Hinsicht perfekt! Wir (gut 30 Gäste) saßen bei Kerzenlicht vor dem amerikanischen Sänger und hörten ihm zweieinhalb Stunden lang bei seinen unendlich traurigen Liebesliedern zu! Wenn es einen kleinen Makel gab, war das der vergebliche Versuch von Robin hinterher, seinen Kumpel Malcolm Middleton ans Telefon zu bekommen. Über den hatten wir gesprochen, ich weiß nicht mehr genau, worum es ging, Robin wollte aber irgendetwas unmittelbar telefonisch klären.

06: Stephen Malkmus (solo), Köln, 09.06.12

2010 haben wir zwei der vier Pavement-Comeback Konzerte im Central Park gesehen. Wir hatten die Amerikaner mit den schiefen Hits außerdem am Mittelmeer und in einem kleinen Club in Nijmegen erlebt. Was sollte da noch kommen?
Nun, Stephen Malkmus alleine mit Gitarre auf dem Dach des Museum Ludwig, der Dom bedrohlich nah hinter ihm, dazwischen die beiden Töchter, in plüschigen Kleidern, die Daddy nach Spielzeug fragten oder selbst Lieder sangen, dazu viele eigene aber auch viele Pavement-Stücke in einer herrlich entspannten Umgebung - natürlich war das eines der besten Konzerte des Jahres!

07: Veronica Falls, Barcelona, 02.06.12

Demnächst erscheint endlich das zweite Album der englischen Dreampop-Band Veronica Falls. Bei Konzerten beim Primavera Festival frage ich mich hinterher oft, ob sie in anderer Umgebung (noch nicht mal unbedingt am Baggersee in Herne) auch so gut gewesen wären. Die Sonne, das Meer links der Bühne, machen die Grundlaune ja schon einmal deutlich besser. Also quasi Konzertgenuß nach aufbereiteter Eigenblut-Infusion. Veronica Falls wären mit diesem Konzert auch bei strömendem Regen in Herne ein sicherer Kandidat für diese Liste gewesen! Die Band hatte zwei neue Lieder gespielt, die beide so wundervoll waren, daß ich keine Angst vor der neuen Platte habe. Und sie spielen ihre Stücke so herzerweichend traumhaft, daß ich mich exrem auf mein nächstes Konzert freue, daß es sicher in diese Liste 2013 schafft!

08: Big Deal, Köln, 04.03.12

Mittlerweile werden mich viele um diesen Abend im kleinen Studio 672 beneiden. Allerdings nicht wegen der eigentlichen Sensation des Konzerts, der wundervollen Hauptgruppe Big Deal sondern weil als Support Alt-J spielten, die heute immer größer gebuchte Hallen ausverkaufen. Wir hatten die Aufsteiger des Jahres sehr intim gesehen (es waren 39 Zuschauer da!). Um die geht es hier aber nicht - ich fand ihren Auftritt ganz spannend aber nicht mehr - es geht um das vorzügliche Duo Big Deal, das mich mit seinen atemberaubend schönen Duetten verzauberte. Der große Fisch auf dem Papier sind sie im Rückblick nicht gewesen, aber was zählt das schon? Alt-J haben es nicht in meine Top 10 geschafft, das zählt!

09: Blouse, Luxemburg, 10.02.12

Und noch eines dieser Konzerte einer kleinen Band, die kaum jemand kennt. Blouse hatte ich für mich entdeckt, weil ich den Namen im Programm des Luxemburger Exit 07 aufgeschnappt hatte. Die Musik, die ich mir aus Neugierde kaufte, gefiel mir so gut, daß das Konzert plötzlich ein Muß war! Auf der Bühne gefielen mir Blouse dann noch besser! Das Konzert war überragend!
So, jetzt reicht es langsam mal mit Dreampop in meiner Bestenliste!

10: Beach House, Barcelona, 03.06.12

Die vielen aggressiven Dealer, die das Konzert immer wieder mit ihren Angeboten des Tages unterbrachen, nervten gewaltig. Vielleicht gehörten die aber auch zum Konzept, Beach House stammen schließlich aus Baltimore, einer - glaubt man The Wire - Hochburg für Drogenkriminalität. Wenn Konzerte trotz solcher lästigen Störer noch so gut sind, können demnächst von mir aus auch Lobbyisten Waffenwerbung verteilen, dem Genuß der entrückten Musik der Amerikaner nachts bei angenehmer Wärme am Meer zuzuhören, schadete das nicht! Danach habe ich Beach House noch dreimal in Deutschland gesehen, zumindest die Auftritte in Duisburg und Köln hätten diesen Platz auch verdient. In Barcelona stimmte aber alles eine Spur mehr, nicht zuletzt des kristallklare Klang!

11: Bloc Party, Koblenz, 23.08.12

Bloc Party in einem Mini-Club in Koblenz - das erschien zu unwirklich. Aber sie waren da, und sie waren grandios! Mich hat der Auftritt nicht mit dem dürftigen vorletzten Album versöhnt, aber darum ging es auch nicht. Das Konzert war wild, es war laut und es war eines der besten des Jahres! Und es bietet noch einmal die Gelegenheit, über die unsäglich schlechte Ansagerin des Konzertes herzuziehen (siehe Link!).

12: The xx, Barcelona, 31.05.12

Tut mir leid, daß es noch einmal Barcelona sein muß. Dummerweise ist das Lineup des Primavera Festivals aber so gut, daß eine Teilnahme zwangsläufig Konzerte für die Jahresbestenliste bietet.
The xx spielten ihr erstes Konzert mit neuem Material. Und sie spielten viele der neuen Titel, die ich nicht kannte. Trotzdem war der Auftritt stimmig, homogen und so, wie die jungen Londoner Superstars immer sind: gelangweilt klingend aber sehr aufregend!


13: Nada Surf, Phono Pop, 21.07.12

Nada Surf, na gut. Ist halt so eine Band, die viele mögen, deren Platten man kauft, die man mitnimmt, wenn man sie live sehen kann, mehr allerdings nicht. Pustekuchen! Aus den zwei, drei Liedern, die ich zum Abschluß des Phono Pop Festivals noch mitnehmen wollte, wurde ein ganzes Konzert - und eines, das mich offenbar so sehr beeindruckt hat, daß es dauernd in meinem Kopf rumschwirrte, als es an diese Liste ging. Und das es auf die Short List und fast in die Top 10 geschafft hat!

14: Die Sterne, Frankfurt, 08.11.12

Seit ein paar Jahren beobachte ich, daß gerade Anfang bis Mitte November außergewöhnlich viele herausragende Konzerte stattfinden. Woran das liegt, kann ich nicht sagen, es ist auch nicht Grund dafür, daß die Sterne nur wegen dieser Gesetzmäßigkeit in dieser Liste stehen. Sie stehen hier, weil das Konzert reingehört in die Reihe des Jahresbesten! Das war so toll, daß ich mich auch bei den Hamburgern gefragt habe, warum ich sie noch nie vorher gesehen hatte.

15: The Stone Roses, Amsterdam, 12.06.12

Wir reden jetzt nicht darüber, wie irre es ist, während der Woche nach Amsterdam zu fahren, um eine abgehalfterte 90er Jahre Band zu sehen, ok? Auch nicht über die Längen, die das Konzert zwischendurch hatte. Die großen Hits der Roses gemeinsam mit vielen betrunkenen Briten zu singen - ein jeder mit mehr Gesangstalent als der Sänger - war grandios!

16: Warpaint, Phono Pop, 20.07.12
17: Japandroids, Frankfurt, 27.08.12
18: Tu Fawning, Köln, 16.09.12
19: Oberhofer, Köln, 15.05.12
20: Frankie Rose, Köln, 17.07.12

Außer Konkurrenz: Get Well Soon, Rock En Seine, Paris

Außerhalb der Wertung, weil ich dieses Konzert nur am Computer bei Arte gesehen habe und nicht im strömenden Pariser Regen. Get Well Soon spielten gemeinsam mit einem Symphonie-Orchester, und es war grandios!

Ach ja, und mein Platz eins fehlt noch. Als The Universal verklungen war, war mir bewußt, daß ich gerade eines der besten wenn nicht das beste Konzert meines Lebens gesehen hatte. Ich hatte mich recht spontan für diesen Ausflug nach London entschieden und wäre froh, wenn all meine Entscheidungen solch eine Qualität hätten. Blur, London, 12.08.12 


 

1 Kommentare :

Nelle hat gesagt…

Finde ich interessant die Liste, dieses Jahr. Sachen wo wir beide waren sind im Gegensatz zu den Vorjahren nämlich mal nicht bei beiden zu finden. An den Nada Surf-Auftritt beim Phono Pop habe ich beispielsweise rückwirkend gar keine Erinnerung, während ich die Ternheim in deiner Liste schmerzlich vermisse.

 

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