Dienstag, 14. Juli 2020

Popfest Leipzig, Leipzig, 11.07.20

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Konzert: Popfest Leipzig 
Ort: Moritzbastei, Leipzig
Datum: 11.07.2020
Dauer: jeweils 45 min
Zuschauer: 150

Der erste Trip nach langem Entzug


Zwei Tage zuvor hatte ich mir ein Ticket gekauft. Am Tag selbst war die Veranstaltung dann ausverkauft, gut 150 Tickets waren über Startnext unter die Leute gegangen. Die Aussicht auf die erste Live Musik seit einer gefühlten Ewigkeit und die sommerlichen Temperaturen lockten viele zum Popfest 2020 in den Hof der Moritzbastei. Sie verteilten sich locker auf dem Gelände und ließen die für Künstler sicherlich spannende Nähe vermissen. Aber in diesen Zeiten ist vieles eben anders als bisher.
An der Mauer zur angrenzenden Fußgängerzone versammelten sich im Laufe des Nachmittags viele Zaungäste, um einfach zuzuhören. Und so dehnte sich das Popfest über die Grenzen der Moritzbastei aus.

Das Lineup laß sich für mich sorgfältig ausgewählt und fügte sich im Reigen des Nachmittages zu einem Strauß bunter Melodien. Ein wirkliches Fest des Pop mit vielen Facetten. Und so verlief der Konzertreigen:

CATT


CATT aus Berlin hatte ich im DLF Kultur kennengelernt und ihre EP "Moon" läuft seit dem zeitigen Frühjahr immer wieder.
Es ist sicherlich immer undankbar, als erste auf die Bühne zu gehen und ein Festival zu eröffnen.  CATT alias Catharina Schörling aus Berlin nahm diese Herausforderung souverän an. Das Publikum war sogleich an ihrer Seite.
Mich erinnert CATT an die junge Joni Mitchell sowohl äußerlich als auch vom Stimmumfang her. Ihre Musik wiederum ist etwas sehr Eigenes und wechselt musikalisch zwischen geloopten Songs und melancholischen Klaviersolostücken. Ihre Band hat CATT unter dem Piano dabei und zaubert dazu noch mit Trompete und Posaune, während die Loops perfekt den Teppich für ihre Songs auslegen.
Den Titelsong „Moon“ spielt sie in der zweiten Hälfte des Sets als den Song zur Aufmunterung für einen Freund, mit dem sie zum Songschreiben gekommen und dabei geblieben ist. Moon ist auch der Titel ihrer aktuellen EP, von der sie noch „Curiosity“ und „Patterns“ spielt. Mittlerweile arbeitet sie an ihrem ersten Album, von dem sie auch schon einige Lieder preisgab.
Nächstes Jahr geht CATT auf Tour und kommt auch in Dresden und Leipzig vorbei und mit ein bisschen Glück vielleicht auch in der Scala.






Wooden Peak


Als zweites wurde die Bühne bereitet für die Leipziger Kultband, die ich in Chemnitz vor Jahren erlebt und für mich entdeckt habe auf ihrer Tour zu ihrem 2017er Album „Polar“.
Sie arbeiten derzeit auch an einem Album und entdecken dafür die Werke ihrer Vergangenheit wieder und verarbeiten sie neu. Dazu haben sie für das Popfest Wenke Wollny mit auf die Bühne geholt, die das Duo mit Bassclarinette und Gesang ergänzte. So entspann sich während des Sets eine verzaubernde Mischung aus Jonas Wolters Gesang und Gitarre, Wenkes Bassclarinette und dem Gefrickel von Sebastian Bode aus den analogen und digitalen Wunderkisten. Die kongenialen Songs zu hören und dabei zu sehen wie alle drei Künstler auf der Bühne in ihrer Welt versunken sind war schon etwas Besonderes. Und im Publikum wippten unwillkürlich die Füße, so rhythmisch knarzte und zwickte es unter der Musik aus den Lautsprechern. 





Coucou


Ich freue mich immer ganz besonders auf Coucou. Viele Konzerte habe ich besuchen können und zweimal waren sie bereits in meinem Wohnzimmer zu Gast. Da ich für meinen letzten Konzertbesuch auch schon im vergangenen November extra nach Karlsruhe gefahren bin, war ich umso gespannter auf diesen Nachmittag mit Coucou. 
Einige neue Songs und Videos später, sind sie also eingeladen, auf dem Popfest zu spielen. Steffi, Janda und Meryem drapierten ihre Spielzeuge um sich herum und schon konnte das Konzert beginnen. Coucou spielten natürlich Titel der geplanten neuen EP. Hier zeigen sie vor allem auch mehr Gitarre bei Janda und Meryem. Steffi spielt ihre elektrische ganz souverän und versunken und gibt dem zarten Gesang von Meryem und Janda ein wohliges Zuhause. Manchmal pfiff ganz leise der Wind durch die offenen Fenster der Songs und diese flogen ihm hinterher. Diese Assoziation hatte ich, weil ich Coucou immer mit kopfwiedendem Zuhören verbinde. Es gibt in ihren Liedernso viel zu entdecken und zu erhören, auch wenn dafür anderes diesmal unerhört blieb.
Einzig als die Samstags-14-Uhr-Spaziergänger mit ihren lustigen Plakaten an der Bühnenrückseite laut beschallt und alle anderen beschallend an uns vorbeizogen, bedauerten Coucou, dass sie keine Metalband seien. Sie spielten weiter, vertrieben den Spuk und zogen uns vor der Bühne wieder in ihren Bann.





Karl die Große


Wenke Wollny war im letzten Jahr mit Antonia Hausmann an der Posaune bei uns zu Gast in der Scala. Dieser akustische Abend hinterließ einen tiefen Eindruck bei mir und das Hören ihres letzten Albums steigerte meine Vorfreude auf den Bandabend mit der Karl die Große zum Popfest.
Und es war ein Fest, die Spielfreude ihrer Band zu erleben. War der reduzierte akustische Abend ein Genuss in kleiner Runde, so zeigte dieser Auftritt, welche Lebensfreude und Energie ihre Lieder über den Bühnenrand ins Publikum tragen. Wenke kann sich an Gitarre oder Keyboard ganz in ihre Lieder versenken während die Musiker um sie herum die Musik dann ins Publikum treiben. In anderen Titeln wiederum geht Wenke voran und zieht die Band mit. Oder sie spielt ganz allein am Keyboard und gönnt der Band eine kurze Verschnaufpause.
Egal wie - Band und Songs funktionieren wunderbar in dieser Konstellation.

Auch Wenke erzählte hinterher, dass sie am nächsten Album arbeitet, von dem sie heute schon einige Lieder spielte. Scheinbar ist das im Moment für viele Künstler eine Option, die konzertlose Zeit zu überbrücken.






Später spielten noch Tak Tak Tak und Jeremias, die ich nicht mehr gesehen habe.

Wie Veranstalter betonten, war dies ein reduziertes Popfest 2020. Dafür aber hat es große Freude gemacht, dabei gewesen zu sein und den Club sowie Künstlerinnen und Künstler unterstützt zu haben.



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