Dienstag, 14. Januar 2014

Slut, Köln, 13.01.14


Konzert: Slut
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 13.01.2013
Dauer: Slut 100 min, And The Golden Choir 40 min
Zuschauer: nicht ausverkauft (aber recht gut gefüllt)


Im August erschien ein neues Slut-Album (Alienation), das stilistisch eine Veränderung zu seinen Vorgängern darstellt. Anders klingen die Stücke durch "diese neuen Computerg'schichten", erklärte Sänger Christian Neuburger nach den ersten beiden Liedern des Konzerts. Auch die Herangehensweise ans Album war ungewöhnlich. Slut wollte mit fünf Produzenten in verschiedenen Städten jeweils zwei Lieder aufnehmen. Bei Tobias Siebert (Sänger von Klez.e und Gitarrist von Delbo) fand man in Berlin aber einen so guten Partner, daß aus den geplanten zwei Titeln fünf wurden und Tobias gleich als Support-Band und zusätzlicher Live-Musiker angeheuert wurde.

Ich habe Alienation bisher kaum beachtet - ich komme zu wenig zum Plattenhören (und höre dann immer nur Lush, The Organ oder die Smiths) - die erste Hälfte des Konzerts, die fast ausschließlich aus neuen Songs bestand, war also eine erste Chance, die Lieder konzentriert zu hören. Dabei waren die Computerg'schichten zu bemerken, sie waren aber alles andere als ein Bruch. Wenn so alle Band-Weiterentwicklungen funktionierten, würde ich heute auch die Editors noch mögen. Von den sechs Stücken, die den Anfang des Konzerts bildeten und die alle von Alienation stammten, überzegten mich Anybody have a roadmap mit enorm vielen Trommlern auf der Bühne und das auf Platte auf den ersten Blick* unscheinbare Never say nothing ganz besonders. Zwei große Knüller!

Mit Remote controlled endete der Alienation Block vorerst. Andy von Lookbook und seine beiden weitestgehend instrumentalen Plattennachbarn Big mistake und Swingquest stellten aber nur theoretisch einen Bruch dar. Daß die drei quasi zusammengehörenden Lieder ohne Pause gespielt wurden, war nicht überraschend. Aber auch sonst gingen viele Songs ineinander über, es sei denn Christian sah Bedarf, Stücke zu erläutern. Den Hintergrund des Alienation-Titelsongs erklärte es ausgiebig. Vor einigen Jahren habe ihr damaliges Kölner Label der Band einen Marketing-Experten geschickt, mit dem Slut in Ingolstadt bayerisch essen gehen sollte. Dabei erklärte der Experte, der hoffentlich heute nicht im Gebäude 9 war (vermutlich haben solche Label-Marketing-Experten aber eh keine Zeit für Konzerte, da sie ja Bands beraten), daß der Name Slut problematisch sei und die Band sich doch "Slut aus Ingolstadt" nennen solle. Nach "lyrics slut" zu googlen ist wirklich kein Vergnügen, allerdings sind Namesänderungen von Bands aus Vermarktungsgesichtspunkten natürlich nichts, über das Künstler, die wir mögen, ernsthaft nachdenken würden. Also schickte Slut den Experten nach dessen bayerischen Wiener Schnitzel zurück nach Köln. Mit Alienation hat diese Geschichte insofern etwas zu tun, daß das Lied von Ingolstadt handelt. Zwar eine weite Überleitung - aber sowohl beim Konzert, als auch jetzt zu schön, um sie auszulassen.

Die nächsten sechs Lieder waren das, was der Musikexpress eine Slut-Werkschau nannte, Stücke aus allen Phasen der langen Bandgeschichte, darunter StillNo1 mit wundervollem Coldplay-Piano, der Kracher If I had a heart oder... ach, das sind natürlich alles Hits! Nach gut 80 Minuten beendete ein letztes Alienation Lied den Hauptteil - Holy end, der ruhige Schlußpunkt des Albums. Dabei stand nur noch die halbe Mannschaft auf der Bühne, darunter Produzent Tobias. Überhaupt spielte der Klez.e- bzw. Delbo-Mann eine wichtige Rolle während des Konzerts. Er übernahm immer wieder Hauptrollen und bewegte sich so sicher über die Bühne, wie es Gastmusiker eigentlich gewöhnlich nicht tun.

Zu den Zugaben, die wegen einer Anreise-Verzögerung der Band erst um kurz vor halb zwölf begannen, wurden wieder alle Gitarren und Krachmacher benötigt. Das herrlich laute Dreigroschenoper-Cover von Sluts 2006er Platte war - so ungern ich das über Cover sage - einer der Höhepunkte des Konzerts! Aber auch Easy to love von Nothing will go wrong waren vorzüglich. Den Abschluß bildete das laut Christian ewig nicht mehr gespielte Hope. Überprüfen kann ich das nicht, es existieren kaum Slut Setlisten im Internet. Hier ist eine (für die diebischen Kollegen):

Setlist Slut, Gebäude 9, Köln:

01: Silk road blues
02: Anybody have a roadmap
03: Broke my backbone
04: Never say nothing
05: All show
06: Remote controlled
07: Andy
08: Big mistake
09: Swingquest 10: Alienation
11: If I had a heart
12: StillNo1
13: Stagged and torn
14: Why pourquoi (I think I like you)
15: Homesick
16: Reminder
17: Holy end

18: Die Moritat von Mackie Messer (Kurt Weill Cover) (Z)
19: Easy to love (Z)
20: Hope (Z)

Mein erstes Konzert des Jahres wird nicht wie sein Vorgänger 2013 am Ende das beste gewesen sein, es war aber sehr gut - im Gegensatz zu meiner Kondition. Wie schnell man doch die Fähigkeit verliert, bis spät (und lange) aufmerksam zu sein, nach einer jahreszeitlich bedingten Konzertpause! Heute fiel der Support And The Golden Choir dem zum Opfer. Ich mochte Tobias Sieberts Set zum Teil sehr. Mir gefiel auch die Idee, daß er sich von je einer selbstbespielten Schallplatte pro Lied selbst begleiten ließ ("ich habe mir die Band gespart"). Dabei war ihm immer wieder wichtig, daß er trotzdem live spiele - ein kleines Stückchen Unsicherheit, von dem danach, vor allem beim Slut-Auftritt, nichts mehr zu spüren war. Aber über 40 min hielt meine Aufmerksamkeit nicht. Aber das ist sicher nur mir anszulasten.

Links:

- aus unserem brandneu überarbeiteten Archiv:
-
Slut, Wien, 04.10.13
- Slut, Mannheim, 21.05.11
- Slut, Mannheim, 21.05.11
- Slut, Wien, 12.11.10
- Slut, Köln, 10.11.10
- Slut, Bielefeld, 15.03.08

Fotos später!

* ein Blick-Äquivalent fürs Hören gibt es wohl nicht? Ein Fall hierfür.



1 Kommentare :

U. hat gesagt…

Hier mein Bericht mit Fotos und stibitzter Setliste!

 

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