Dienstag, 7. Januar 2014

Markus Berliner Konzertjahr 2013




Das Berliner Konzertjahr war mehr als erfreulich. Was habe ich für hervorragende Konzerte erleben dürfen. Darunter auch ein paar exklusive Schmankerl, deren wahre Bedeutung auch noch über die Zeit hinweg in mir wuchs.
Leider gibt es bei Licht auch manchen Schatten, den ich dann am Ende der Liste in Kürze erwähnen werde.

Nachdem ich die vergangenen Tage innerlich vorsortiert habe, nun meine Liste der schönsten, eindrucksvollsten und nachhaltigsten Konzerte:

1. Keane - 6.11.2013 - Goya Berlin

Durch einen sehr glücklichen Umstand, kam ich an eine der 300 heiß begehrten Konzertkarten für dieses exklusive Konzert im Berliner Goya. Anlass war die Veröffentlichung ihres Best-Of Albums. Mir persönlich sind Keane in der Vergangenheit nicht sonderlich aufgefallen, umso mehr war ich gespannt auf das, was mich dort erwarten wird. Um das Event noch ein wenig verrückter zu gestalten, wurde das Konzert auch noch live in 1000 Kinos auf der ganzen Welt übertragen. Was soll ich sagen: Es war phantastisch. Ich war vielleicht der einzige im Raum, der nicht jede Textzeile mitsingen konnte. Um mich herum also nur eingefleischte Fans, die aber allesamt hochgradig sympathisch waren. So ließ ich mich von der Euphorie anstecken und genoss das eindrucksvollste und intensivste Konzert des Jahres.

2. Nick Cave - 13.2.2013 - Admiralspalast Berlin

Die Karten waren binnen Sekunden ausverkauft. Der Hype um das neue Album und die exklusive Show gigantisch. Und dann war er da. Und wie er das war: Mit Kinderchor und erstklassiger Live-Band spielte er erst das komplette neue Album (welches mir live noch mal besser gefiel als auf Vinyl) sowie ein paar seiner älteren Lieder. Unbeschreiblich gut. Ein Konzert bei dem einfach alles gepasst hat.

3. Apparat - 7.7.2013 - Haus der Berliner Festspiele

Sascha Ring alias Apparat wurde eingeladen für eine Theaterinszenierung Tolstois Krieg und Frieden zu vertonen. Und genau das Werk kam an diesem Abend in Berlin im Rahmen der Foreign Affairs erneut zur Aufführung. Es war atemberaubend - mit klassischen Instrumenten und elektronischen Klängen. Darüber hinaus noch phantastische Videoprojektionen, welche nicht wie üblich vom Band kamen, sondern um die sich das Konzert über durchgängig zwei Personen kümmerten. Beeindruckend in jeder Hinsicht!

4. The Notwist - 11.07.2013 - Haus der Berliner Festspiele

Zweieinhalbstunden Bombast-Konzert! Mein erstes Notwist Konzert - und was für eins. Das Publikum war völlig aus dem Häuschen - ständig frenetischer Jubel - und ich weiß gar nicht wie viele Zugabenblöcke wir uns erjubelt und erklatscht haben. Es waren sehr sehr viele. Eine wunderbar aufgelegte Band hat ein Konzert gespielt, das in Intensität und Bandbreite ein Lehrvideo für viele der aufstrebenden Bands darstellen könnte. So wird´s gemacht! 

5. Franz Ferdinand - 20.09.2013 - Volksbühne Berlin

Die Volksbühne hat es mal wieder möglich gemacht ein erstklassiges Event an Land zu ziehen! Franz Ferdinand in roten Theatersesseln? Ja - klar! Das ging super! Irgendwann standen fast alle, tanzen, feierten und freuten sich über diesen einmaligen Abend. Die Party ging dann auch nach dem Konzert im Roten Salon weiter und jedes Bandmitglied war umringt von Freunden und Bekannten.

6. Darkside - 8.10.2013 - Berghain

Berghain und Nicolas Jaar an einem Abend? Wieder so ein exklusives Event in Berlin, für das wir im restlichen Deutschland bewundert und gehasst werden. Für die 50 Karten an der Abendkasse standen gefühlte 500 in der Kälte. Drinnen erwarteten uns Boxen so groß wie die Statuen der Osterinseln. Das das keine reine großkotzige Protzerei ist, bewies ein brillianter Sound. Dave Harrington war nicht nur nettes Zierwerk, sondern auf Augenhöhe mit Nicolas Jaar. Das Berghain selbst war eher unspektakulär. Erinnerte mich eher an eine nette Dorfdisco in einer alten Fabrik (wie sie es auch ähnlich in meiner Heimat gab - nur ohne diesen Hype...). Für mich nicht erklärbar, wie man dort über Tage hinweg seine Zeit verbringen kann (vielleicht fehlen mir da auch einfach die einschlägigen Drogenerfahrungen).

7. Anna Calvi - 29.9.2013 - Heimathafen

Das Jahr der exklusiven Events: Auch Anna Calvi kam schon vor der Veröffentlichung und ihrer regulären Tour nach Berlin und präsentierte im ausverkauften Heimathafen dem sitzenden Publikum ihren neuen Lieder. Was für eine Frau - was für eine Ausstrahlung. Da saß jeder Blick, jede Geste. Anfänglich zwar noch unausgewogen abgemischt, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau. So besonders werde ich sie wohl kaum mehr erleben dürfen.



8. The Magnetic North - 19.5.2013 - Volksbühne Berlin

Was tun Musiker die etwas von sich halten, wenn sie die Chance haben auf der Bühne der Volksbühne zu spielen? Sie überlegen sich etwas besonderes. So auch The Magnetic North, die gleich ein Klassik-Ensemble nebst Chor mitbrachten. Und wie schön das war! Mit viel Charme wurden wir alle verzaubert und im Herzen plante ich schon meinen nächsten Urlaub in Schottland zu verbringen.

9. Scout Niblett - 3.6.2013 - Volksbühne Berlin

Was habe ich gerade bei The Magnetic North gesagt? Es bedarf dem Besonderen, wenn man in die Volksbühne gebeten wird? Vergesst es! Scout Niblett kam auf die Bühne, spielte und erfüllte den Raum - ohne viel Brimborium. Vor fast ausverkauftem Hause, begeisterte sie mit ihrer ganz eigenen selbstbewussten Zerbrechlichkeit. Frenetischer Jubel nach vielen Liedern. Wenige Monate später spielte sie erneut im schnell ausverkauften Privatclub. Bestimmt 15 Minuten ließ sie dort ihr Publikum applaudieren, bevor sie erneut für ein Lied auf die Bühne kam. Dazu gehört Mut und Rückrat, nicht schon nach 2 Minuten hörig auf die Bühne zu eilen.

10. Tindersticks - 23.8.2013 - Künsterhaus Bethanien

Tindersticks akustisch vor 100 Personen? Auch das macht Berlin möglich! Es gab nur 50 Karten im Vorverkauf, also war Eile angesagt und ich gehörte zu den Glücklichen, die dabei sein durften! Keine perfekte Show wie in der Volksbühne zuletzt, sondern ein schöner Abend mit begnadeten Musikern, die sich auch für solch ein Event nicht zu schade sind. Für mich das intensivste Tindersticks-Konzert, welches ihr Können mit dem Charme eines Wohnzimmerkonzerts vereinte. Beim einem Plausch mit Stuart nach dem Konzert, lernte ich gleich seine ganze Familie kennen. Ein besonders schöner Sommerabend.

10 1/2. Editors - 24.6.2013 - Postbahnhof

Ja - lieber Christoph - die Editors haben mich in 2013 begeistert. Vor 300 Gästen auf kleiner Bühne gab es ein exklusives Showcase, welches auch noch live im Internet übertragen wurde. Ich erlebte eine sehr gut aufgelegte Band, welche mich an diesem Abend in den Bann zog. Trotz aller auch berechtigter Kritik am aktuellen Album - live sind die Editors immer noch sehenswert und machen Spass.


Die verwirrendsten Konzerte in 2013 waren für mich:

1. Zola Jesus - 5.10.2013 - Hebbel am Ufer

Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen. Eine leider zu leise innere Stimme warnte mich vor diesem Konzert. Zola Jesus mit Klassikensemble - was sich auf dem Papier schön liest, entwickelte sich live dann zu einem der grausigsten Konzerte, das ich je erlebt habe. Es passte einfach nichts so recht zusammen. Zola Jesus selbst wirkte unsicher und zappelig. Ihren Liedern wurde durch die die klassischen Instrumente das Blut ausgesogen und mit Wasser ersetzt. Gekrönt wurde die skurrile Vorstellung noch von einem Fossil, welches hinterm Laptop mit den Armen wedelte, was wohl so ausschauen sollte, als wäre ein Dirigent von Nöten. 

2. Kat Frankie - 27.10.2013 - Volksbühne

Kein Gänsehautmoment für mich - keine Faszination, sondern einen ganzen Abend Irritationen. Als wäre ich an einem völlig falschen Ort an diesem Abend. Um mich herum ein Publikum, welches an den Lippen von Kat Frankie klebte - jedes Lied mit Jubel, Johlen und Euphorie dankte. Und mit jedem Lied fühlte ich mich einsamer und verlassener, weil mich die Musik so gar nicht berühren wollte. Sie lief an mir vorüber. Als wäre ich in einem Wartezimmer. Oh je - wie gerne hätte ich mich auch gerne richtig wohlig gefühlt - aber es hat nicht sollen sein und so verließ ich verwirrt und irritiert über all den Jubel den Saal und ging rasch heim.

3. Lali Puna - 22.11.2013 - Gretchen

Mein erster Konzertabend im Berliner Gretchen - und wenn es sich vermeiden lässt wohl auch mein letzter. Wo sonst wohl nur Partys steigen, luden an diesem Abend die Pastels und Lali Puna ein. Ich mag die Lali Puna Platten sehr, aber ich erkannte sie auf dem Konzert gar nicht mehr wieder. Ein dünnes Stimmchen gepaart mit schlechter Abmischung machten es für mich kaum erträglich das Konzert über durchzuhalten. So zog ich es dann vor zum Merchandising zu gehen und mit den lieben Pastels zu plauschen. An anderem Ort gebe ich Lali Puna gerne erneut eine Chance - zum Gretchen werde ich wohl nur noch zum Feiern gehen.

4. Die kurzfristig Absager

Kurz vor ihrem Berliner Konzert überlegten es sich Modest Mouse anders und wollten doch lieber ins Studio gehen. Tja - dann könnt ihr dort meinetwegen auch vergammeln  - das nächste Konzert dann ohne mich.
Auch Kimya Dawson blieb auf Bitten ihrer Tochter doch lieber in den USA als sich auf EU-Tour zu begeben. Home Sweet Home.



 

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