My Year In Lists- die 30 besten Konzerte (Oliver Peel)
Auch
in diesem Jahr dürfte ich deutlich über 230 Konzerte gesehen haben.
Leider habe ich aber viel seltener als früher davon berichtet. Meine
Ausrede ist hierfür Zeitmangel, denn ich habe 17 Wohnzimmerkonzerte
organisiert und das hat mich ziemlich in Anspruch genommen. Was wiederum
eigentlich dann doch nicht als Ausrede taugt, weil Jens und Gudrun
sebst ihr Wohnzimmer zu Konzertvenues hochsterilisert haben und trotzdem
fleißig Berichte abgeliefert haben. Nun ja, wie auch immer, ich hoffe
2014 wieder mehr zu schreiben.
Zu
meiner Liste ist zu sagen, daß von einer Band, die ich mehrere Male
gesehen habe, jeweils nur das beste Konzert in die Wertung eingeht.
Oliver Peel Sessions wurden wie immer gar nicht berücksichtigt, die
liefen außer Konkurrenz. Die Plätze 1 bis 5 waren alle sagenhaft gut,
5-15 auch noch äußerst denkwürdig und 15-30 auch noch
überdurchschnittlich gut. Wobei die Plätze zwischen 15 und 30
hinsichtlich der Rangfolge auch hätten anders ausfallen können, eine
Differenzierung fiel mir da enorm schwer.
30: Jens Lekman, End Of The Road Festival, England. 1. September 2013
Alter Schwede! War wirklich ein euphorisierendes Konzert von Jens bei dem herrlichen End Of The Road
Festival! Dabei hatte ich eigentlich noch einen höchst mittelmäßigen
Auftritt von Lekman beim Pitchfork Paris 2011 in Erinnerung. Im Sommer
in England gab es aber nix zu meckern, das hat wirklich Laune gemacht
und war umwerfend charmant!
29: Angel Olsen, End Of The Road Festival, England, 31. August 2013
Gleiches Festival, gleiche Bühne (Garden
Stage) aber viel trister und statischer gehalten als der Auftritt des
Schweden. Die junge Angel Olsen verblüffte mit ihrem Tunnelblick, den
rabenschwarzen Songs mit den krassen Texten und ihrem großen Talent. Und
was für eine Stimme die hat, sagenhaft!
28: Nive Nielsen And The Deer Children, Maison du Danemark, Paris, 13.04.13
Charmattacke
von Nive Nielsen und ihrer tollen Band im dänischen Kulturinstitut auf
den berühmten Champs-Elysées. Live entfalten die Lieder ihre ganzen
Qualitäten. Nive ist definitiv mehr als nur eine sympathische
Popsängerin, das hatte hat mehr Tiefgang und auch Rock-Spirit als man
oberflächlich denken könnte.
27: Sophie Hunger, La Cigale, 29. Januar 2013
Die große Sophie Hunger mit einem weiteren super
Konzert. All ihre Konzerte sind herausragend, sie gibt sich immer
dermaßen viel Mühe, lebt ihre Musik so wahnsinnig intensiv und hat eine
ausgezeichnete Band um sich. Hätte insofern eigentlich noch viel weiter
vorne landen können.
26: The Walkmen, End Of The Road Festival, 01. September 2013
The Rat,
das ist ihr großer Hit, der am Ende immer für Extase sorgt. War auch
beim End Of The Road so. Hamilton Leithäuser ist auch schon ne ziemlich
coole Sau auf der Bühne da vorne, wenn er mit einer Hand in der
Hosentasche und grimmigen Blicks in sein Mikro krächzt. Zu schade, daß
sich die Band nun trennt. Was ist von Leithäuser solo zu erwarten?
25: Marie Flore , Myra Lee, Le Trabendo, 14. Juli 2013.
Zwei
herausragende Sängerinnen der Pariser Szene, die ich beide schon seit
vielen Jahre beobachte, die aber immer noch kein Debütalbum
herausgebracht haben. An den Musikerinnen liegt es nicht, sondern eher
am Markt, der solche Perlen links liegen lässt und stattdessen irgend
eine andere Scheiße herausbringt. Mit Marie-Flore und Myra Lee hat man
in Frankreich die perfekte Antwort auf Cat Power und PJ Harvey und beide
haben inzwischen hervorragende Bands am Start und gaben im Trabendo am
Nationalfeiertag jeweils ihre besten Konzerte überhaupt.
24: Les Colettes, Divan Du Monde, 26. Januar 2013
Die
drei Pariserinnen Les Colettes sind so fantastisch, daß sie Ende des
Jahres 2013 sogar im Vorprogramm von Nick Cave im großen Zenith spielen
durften. Eine außergewöhnlich gute Girlgroup, die mit ihrem isländisch
angehauchten (Björk lässt grüßen) Indie Rock auch international gefallen
dürfte. Und hey, die Sängerin hat keinen Akzent!!
23: Laura Veirs, Divan Du Monde, 06. November 2013
Warum
Laura Veirs nicht noch bekannter ist, ist mir ein Rätsel. Ihr neues
Album ist gewohnt stark und die Liveumsetzung gelang gemeinsam mit Karl
Blau auch ganz wunderbar.
22: Youth Lagoon, Pitchfork Festival, 26. November 2013
Mann, was hat der Kerl für eine eigenartige Stimme! Aber die Lieder und der Vortrag waren tadellos, mehr noch: hypnotisierend!
21: Blouse, La Flèche d'or, Paris, 1. Dezember 2013
Überraschend
gut, was man von der Amerikanerin Charlie Hilton (nicht mit Paris
verwandt glaube ich) und ihrer Band zu hören bekam. Ich hatte sie schon
einmal im Point Ephémère zur Tour zum ersten Abum erlebt und war
eigentlich nicht sonderlich begeistert gewesen. Hier aber passte alles,
der Sound, die dreampoppigen Songs, die Stimme. Tolles Konzert!
20: Cléa Vincent, Alma Forrer, Baptiste W. Hamon, Ollie Joe mit Guillemette Foucard, 10. Oktober 2013
Hach
war das schön! Die (ganz) junge Pariser Folkszene hatte sich im
Gewölbekeller des urigen Pop In eingefunden, um warmherzigste und
aufrichtigste Musik zu spielen. Und dies mit französischen Texten! Schon
seit ungefähr zwei Jahren ist es nicht mehr unabdingbar, auf englisch
zu singen. Es gibt inzwischen eine Art Rückbesinnung auf die
Muttersprache in der französischen Musikszene und das ist auch gut so.
Von den jungen Musikern die am 10. Oktober auf der kleinen Bühne des Pop
In standen, werden wir zumindest in Paris noch einiges hören, sie sind
allesamt enorm talentiert.
19: Lambchop, Band Of Horses, Cité de la Musique, 1. Juli 2013
Oh,
das war was für Feinschmecker, bzw. Feinhörer! Beste Akustik und
wunderbar ausgewogene und erlesene Konzerte dieser beiden exquisiten
Folkbands, die bewiesen, daß man nicht laut spielen muss, um das
Publikum zu begeistern.
18: Sarah Blasko, Café de la Danse, 16. April 2013
Die
schwedischste aller Australierinnen hat einfach eine sagenhafte Stimme
(weich und doch ein wenig rauchig), eine außergwöhnliche Ausstrahlung
und etliche gute gute Songs zu bieten. Das neue Album.. ist auch live
ein Knüller.
17: Rodriguez, La Cigale, 5. Juni 2013
Die
wundersame Wiederauferstehung des Sixto Rodriguez. In den zwei Tagen
vor diesem Konzert in der ausverkauften Cigale hatte er Konzerte im
Zénith gegeben, die übel verrissen wurde, weil er stark betrunken
aufgetreten war und kaum singen konnte. In der Cigale becherte er zwar
trotzdem ständig Rotwein, die meisten seiner Kulthits inlusive des
Sugarman bekam er aber erstaunlich gut hin. Dennoch extrem schade, daß
er wieder an der Flasche hängt. Er ist ein außergewöhnlicher Musiker und
könnte in nüchternem Zustand noch viel bessere Konzerte geben, seine
Lieder sind zeitlos schön.
16: Juana Molina, Le Petit Bain, 16. November 2013
Molina ist schon in den Fünzigern,
klingt aber innovativ wie eine ganz junge Künstlerin. Ihre geloopten
Songs auf spanisch sind unfassbar kreativ und eigenständig, ihr Konzert
mit Band im Petit Bain war ein Knüller.
15: Marissa Nadler, Espace B, 15. April 2013
Hach,
diese entzückende Nadlerin! Schwarzes Harr, weiße Haut, rote Lippen und
dann diese ungemein berührende Stimme, die aus dem Jenseits zu kommen
scheint. Nie habe ich sie besser erlebt als an jenem Tage, das Konzert
war wirklich zum mit der Zunge schnalzen und die Musikerin für ihre
Verhältnisse ungewöhnlich locker und fröhlich.
14: Julie Doiron, Espace B, 14.02.2013
Julie
Doiron mit neuem Mann, neuem Kind (im Bauch) und neuen Songs und das
Ganze klang so stimmig (und rockig) wie schon lange nicht mehr. Aber
wann wird Julie Dorion endlich ein richtiger Star? Sie müsste doch
eigentlich mehr als 100 Leute in Paris anlocken. Vorgruppe war die
ausgeflippte Amerikanerin Kinrisu, die seit ein paar Jahren in Paris
lebt und Songs im Stile von Coco Rosie schreibt.
13: Frontier Ruckus, Le Silencio, 14. März 2013
Tolle
Band, sympathisch-natürliche Kerle, starke Songs en masse. Die
Amerikaner Frontier Ruckus sind eine der aktuell besten Folkrockbands
und spielten im Nobelnachtclub von Regisseur David Lynch ein
wundervolles Konzert. Der erste Teil war elektrisch, der zweite
akustisch. So wurde wirklich jeder zufriedengestellt.
12: Peter Doherty, La Maroquinerie, 5. Februar 2013
Peter
Doherty in richtig guter Form, schön daß man das noch vermelden kann.
In der ausverkauften Maroquinerie gab er zwei spontane Konzerte
hintereinander und dieser zweite Gig soll der bessere von beiden gewesen
sein. Peter performte auch ein paar Stücke des aktuellen Albums von den
Babyshambles und bewies, daß man ihn noch nicht abschreiben sollte.
11: Conor Oberst, Le Café de la Danse, 02.02.2013
Conor Oberst war DER Star in deutschen Musikmagazinen 2003 und 2004, aber irgendwie
ist es ruhig um ihn geworden. Bright Eyes hat er ad acta gelegt, aber
natürlich spielte er etliche Songs dieses Projekts, darunter die alte
Perle Lua. Das Konzert war sagenhaft, Conor glänzend aufgelegt und hinterher noch lange von (zumeist weiblichen) Fans umlagert.
10: Swann, Le Café de la Danse 23. September, L'Hôtel 17. Juni 2013
Chloé
alias Swann ist eine der Senkrechtstarterinnen in der Pariser
Musikzene. Die junge Frau mit der tiefen Stimme wird schon heute mit
Nico verglichen und ihr Aufstieg ist noch lange nicht beendet. Ihre Band
ist glänzend und die junge Dame bleibt trotz recht hoher Medienpräsenz
auf dem Teppich. Sie ist angenehm höflich und natürlich. Gut so! Ihre
Konzerte im Café de la Danse und im Hôtel waren absolut wundervoll und
herzerwärmend und im Dezember hat sie glatt noch eine Oliver Peel
Session gespielt. Hach!
09: Robi, Le Nouveau Casino, Paris, 20. November 2013
Eine
andere Chloé und noch eine Pariser Senkrechtstarterin. Robi singt
ebenfalls recht tief, hat genau wie Swann eine ausgezeichnete Band am
Start, singt aber auf französisch. Ihre Shows sind sinnlich, intensiv
und berauschend, der Gig im Nouveau Casino war ein Triumph und bewies,
daß man auch auf französisch singen kann, ohne sich in Trivialitäten zu
verlieren oder Richtigung Chanson zu gehen.
08: Françoiz Breut, Le Café de la Danse, 18. Februar 2013
Noch
eine Französin, aber Françoiz Breut ist schon deutlich länger im
Geschäft als Swann und Robi. Die elegante Chanteuse lebt schon lange in
Brüssel, lässt sich aber glücklicherweise immer mal wieder in Paris
blicken. Ihre Lieder sind düster, subtil und voller Klasse und
entzückten das Publikum im Café de la Danse. Der wahnsinnig lange
Applaus am Ende sprach Bände.
07: Troy von Balthazar, La Boule Noire, Paris, 20. März 2013
Der elegantete Melancholiker der Welt performte solo seine schwermütigen Songs zur Begeisterung seiner depressiven Fans. War sowas wie ein Klassentreffen aller suizidgefährdeten Pariser und hat unter dem Strich sauviel Spaß gemacht. Leiden auf hohem Niveau.
06: Scout Niblett, Nouveau Casino, 27. November 2013
Depressive
Kost wurde uns auch von Scout Niblett vorgesetzt. Bloß klang das Ganze
wesentlich explosiver als bei Troy, weil Drummer Jan Philippe auf seine
Felle einhieb wie ein Gestörter. War ein sagenhaft gutes Konzert im
Nouveau Casino und dies obwohl Niblett grippegeschwächt antrat und
mittags noch krank im Bett lag. Hochachtung vor so viel Einsatz!
05: ChameleonsVox, Nouveau Casino, 8. November 2013
Mark Burgess ist die Stimme der Kultband Chameleons aus den 1980er Jahren.
Der Bursche aus Manchester singt noch genauso verraucht und verzweifelt
wie zu den Glanzeiten der New Wave Bewegung und seine neue Band spielte
mit sensationell viel Druck auf. Songs wie Paper Tigers oder In Shreds
mal live zu hören, war ein wahnsinniges Glückgefühl!
04: Kraftwerk, Kunstsammlung Düsseldorf, 16. Janaur 2013 performing Die Mensch Maschine
Kraftwerk
schrieben den Soundtrack meiner Jugend. Das performte Album The Man
Machine lief bei mir im Kinderzimmer rauf und runter. Die davon
stammende Single The Model war meine erste selbstgekaufte Vinylsingle
überhaupt. Mit 3D-Brillen schauten die Leute in der Düsseldorfer
Kunstsammlung Richtung Bühne, wo alte Säcke in Taucheranzügen hinter
Maschinen standen. Ein großes Vergnügen diese Zeitreise in die
Vergangenheit, mit Songs die nach wie vor extrem modern klangen.
03: The National, Point Ephémère, 24. Juni 2013
The National in einem winzigen Club vor 350 dauerginsenden Leuten, um die neunen Songs des Albums Trouble Will Find Me zu
testen. Und wer war dabei? Der kleine Olli der stolz wie Oskar auf der
privaten Gästeliste von The National stand! Yeah, baby!! Ich hätte ja
durchaus Eintritt bezahlt, aber die Tickets waren innerhalb einer Minute
ausverkauft, ich hatte nicht die geringste Chance auf den Server
zuzugreifen. Der Gig toppte die hohen Erwartungen noch, die Stimmung war
sagenhaft, die Band glänzend aufgelegt und total locker. Das war
Konzertspaß pur!
02: Motorama, Fontenay-sous-Bois, 13. Dezember 2013
Songs
von Motorama sind so etwas wie ein legales Suchtmittel und live sind
die Stücke noch tausendmal intensiver. Sänger Vald rastete an jenem
Dezemberabend total aus und verausgabte sich auf Letzte. Seine Band
spielte zu seinem Grabesgesang mit 350 km/h und löste in mir
unwiderstehliche Tanzimpulse aus. Am Ende war ich nassgeschwitzt aber
glücklich. Ein unfassbar starker Gig, der in die Konzertgeschichte des
Pariser Vororts Fontenay-sous-Bois eingehen dürfte. Dabei waren die
eigentlichen Headliner die Dum Dum Girls, aber bei denen war es
spannender auf die geilen Beine zu glotzen als die Lieder zu hören.
01: Peter Hook, Fontenay-sous-Bois, 20. Dezember 2013
Hooky
is Joy Divsion, Hooky is New Order. Kein Mensch braucht heutzutage Ian
Curtis oder Barney Sumner. Mehr muss man dazu nicht mehr zu sagen, außer
daß man sich die 2014 er Shows von Peter Hook & The Light nicht
entgehen lassen sollte. Er ist der Allergrößte, das hat er beim Midi
Festival im Juli und im Dezember in Fontenay-sous-Bois bei Paris
eindrucksvoll bewiesen!
Nachtrag: knapp nicht in diese Liste reingekommen sind
Yo
La Tengo @ Pitchfork Festival, Built To Spill @ La Maroquinerie, Poliça
at End Of The Road Festival, Christopher Owens @ Midi Festival, Spain @
La Flèche d'or, Kid Wise, Wohnzimmerkonzert von Laboratoire des
Curiosités, Rue Royale @ Espace B
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