Dienstag, 28. Januar 2014

The Group, Berlin, 27.01.2014


Konzert: The Group
Ort: Berlin Volksbühne
Datum: 27.01.2014
Dauer: ca. 90 Minuten
Zuschauer: geschätzt 200




Mein drittes Konzert von The Group - und mein bislang bestes.
Aber mal langsam.
The Group ist ein loser Zusammenschluss - ein sogenanntes "Improvisations-Projekt" von in Berlin ansässigen Musikern wie Casper Clausen, Greg Haines, Francesco Donadello, Martyn Heyne, Andrea Belfi und Anne Müller. Peter Broderick, der vor kurzem in die USA zurückkehrte, war an diesem Abend nicht mehr mit dabei.

Das erste Konzert von The Group fand vor genau einem Jahr (im mittlerweile leider geschlossenen) Haus Ungarn statt. Im Sommer dann der zweite Auftritt im Urban-Spree und an diesem dritten Abend nun in der Hinterbühne der Volksbühne.
Was Hinterbühne bedeutet, war mir persönlich bis zu diesem Abend recht unklar. Man wurde durch schmale Gänge, welche eigentlich dem normalen Publikum verwehrt bleiben, von hinten an die eigentliche Bühne geführt. Habe ich noch beim ersten Konzert Matratzen reklamiert, so wurden an diesem Abend Kissen bereitgelegt. Ansonsten war der große "Raum" karg. Schwarze Wände, sehr gedämpftes Licht und eine sicherlich 15-20m hohe Decke, dessen Existenz nur durch blaue Lampen auszumachen war. All das schuf eine geradezu sakrale Atmosphäre. Als würde eine schwarze Messe bevorstehen. Aber in der Mitte des Raumes war kein kein Opferaltar, sondern ein quatrisches Feld voll mit Technik und Instrumenten. Es blinkte aus einem mannshohen Turm, dass Mister Spock seine Freude gehabt hätte, wäre er denn zu Gefühlen fähig.



Der Raum füllte sich mehr und mehr und die Kissen wurden knapp. Irgendwann betraten Anne Müller nebst einem mir unbekannten "Special Guest" die "Bühne". Vorsichtig erklingen die ersten zaghaften Töne und der Abend der unvorhersehbaren Improvisation beginnt. Nach und nach finden sich auch die anderen Musiker ein und ergänzen, verändern, vervollständigen die Klangwelt mit ihrem Anteil. Es gibt keine einleitenden Worte oder Erklärungen. Gebannt blicken alle in die Mitte...dort wo die Technik blinkt und nur schemenhaft Gestalten im Dunkeln zu erahnen sind.
Das Ziel dieser "Messe" ist die Rückbesinnung zum eigentlichen Kern der Musik. Zum Klang. Zur Rückbesinnung auf das was Klang und Geräusch mit einem selbst macht - welches Gefühl es auslöst und welche Gedanken wie Wolken am Himmel vorüberziehen. Sich einlassen können. So gleite auch ich von der Sitzposition ins Liegen und blicke nach oben - in die blauen Lichter und in mich - während das Zusammenspiel der Musiker und des Ortes das widerspiegeln, was das Leben so aufregend macht: Das wundervolle Unvorhersehbare.
Dabei verliert bei dem Zusammenspiel von The Group jenes die Bedeutung, was bei anderen Konzerten einen großen Stellenwert einnimmt: die Rolle und Funktion eines jeden Musikers. Bei The Group wechseln diese Rollen ständig. Instrumente werden getauscht, Mikrofone genommen und abgelegt und Hierarchien durchbrochen. 
Nach 90 Minuten ist die Messe gelesen und die Herzen sind weit offen. Benommen und beeindruckt geht der Weg durch den schmalen Gang zurück ins Leben. Wie durch einen Geburtskanal.


The Group Live @ Schauspiel Leipzig 2013 from Birgit Voigt on Vimeo.


 

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