Konzert: The Pastels
Ort: Stadthalle Mülheim, Köln (Week-End Fest #3)
Datum: 14.12.2013
Dauer: 63 min
Wenn man Kindern ein Spielzeug in die Hand gibt und dann wieder wegnimmt, wollen sie es viel stärker besitzen als Kinder, die es nicht schon kurz hatten, sagt mir mein Sozialpsychologie-Halbwissen aus einer sehr fernen Vergangenheit. Prinzip der Knappheit, oder so. Als ich die ersten Line-Up Gerüchte übers Week-End Fest zugeraunt bekam, waren die Pastels dabei, als das erste Plakat bei Facebook auftauchten, fehlten sie. Da fühlte ich mich wie die ersten Kinder. Glücklicherweise war es ein Fehlalarm, die Glasgower Lieblinge kamen zum Festival in Köln, meine Einleitung hatte ich trotzdem.
Die Pastels sind eine Band, die mich seit vielen Jahren begeistert, die ich aber erst im Juli beim fabelhaften Indietracks Festival zum ersten Mal live sehen konnte. Das Konzert an der Swanwick Junction war wie die Musik der Pastels selbst. Immer mal wieder ein wenig schief, schrullig, aber vor allem durch und durch wundervoll!
Natürlich war das Week-End Fest ausgezeichnet besetzt, neben Robert Forster freute ich mich aber vor allem auf die Glasgower. Der Saal war am zweiten Tag bestuhlt. Das passte zu den Bands, die Samstag auftraten, stellt den Dauerkonzertgänger aber vor Probleme, bedeutet zum Beispiel ein sehr frühes Anreisen. Auch empfinde ich sitzende Konzerte als anstrengender als im Stehen verbrachte. Festivals ohne Sitzgelegenheiten sind Mist, aber nur Sitzen nimmt mir die Aufmerksamkeit.
Vor den Pastels hatte Mirel Wagner aus Finnland mit ihrem sehr schönen, ruhigen Programm eröffnet (folgt), um kurz vor halb neun traten dann die Schotten auf. Und sie begannen so famos unaufgeregt wie im Sommer: mit dem mehr als sechs Minuten langen Instrumentalstück Slow summits, das für mich eines der schönsten Lieder des Jahres ist!
Sechs Minuten Querflöte zu Beginn, wow! Auch die nächsten Stücke enthalten viele Flöten und stammen vom Album Slow Summits, in ihnen singt aber Stephen Pastel. Wrong light, Summer rain oder Check my heart (das Lied aus dem Trailer des Festivals - "that's really sweet of them" - Stephen) sind wie gute Freunde, ich habe sie seit Erscheinen des Albums unzählige Male gehört. Vermutlich sind die Pastels wie so oft eine meiner fünf meistgehörten Bands des Jahres.
Nach Summer rain kam die erste Überraschung in Form eines Covers. Als Yo La Tengo im März in Glasgow auftraten, baten sie Stephen, mit ihnen Different drum zu singen, das sie (die Pastels) 1990 als Single veröffentlicht hatten. "It's a song we started playing years ago and then we stopped playing it," bis Yo La Tengo kamen. Er habe das da verpatzt und wolle es jetzt richtigstellen. Yo La Tengo kamen zwar leider nicht dazu, das Cover gelang aber gut und war toll!
Mit dem herrlich-schönen Secret music, von Schlagzeugerin Katrina Mitchell* gesungen, folgte ein weiteres Lied vom 2013er Album, bevor das Set älter wurde. Die Pastels spielten zwar noch Come to the dance von Slow summits, die zweite Konzerthälfte gehörte aber den Lieder der 80er und 90er Jahre. Und damit einigen ganz großen Lieblingen! Classic line-up, Thru' your heart oder die Riesenhits Baby honey und Nothing to be done zum Schluß - hach!
Ich weiß nie, wie Musik wie die der Pastels bei Menschen ankommt, die sie vorher nicht kannten, kann mir aber schlecht vorstellen, daß der nicht auf den ersten Blick sichtbare Charme sich schnell erschließt. Dafür sind die Lieder zu speziell, der Gesang zu schief und spröde. Sie sind eben wie ihre Heimatstadt, in die man sich auch Hals über Kopf verliebt, ohne so recht zu wissen warum. In der Mülheimer Stadthalle kamen die Pastels herorragend an, allerdings war das Auditorium dort ein ausgesuchtes Fachpublikum, dem die Band nicht neu war.
Ganz besonders gefeiert wurde das ewig lange Baby honey (10 min mindestens!), das die Band zweimal beginnen musste, weil der erste Start verpatzt war, als es dann lief, wollte es gar nicht mehr aufhören. Wunderbar!
Einer meiner Lieblinge unter Lieblingen, Nothing to be done, beendete das großartige Konzert. Es hat Jahre gedauert, bis ich die Pastels zum ersten Mal sehen konnte, dann gleich zweimal innerhalb von fünf Monaten. Das war ein gutes Konzertjahr!
Und Conférencier Dave Doughman von Swearing at Motorists konnte dann auch die vieldiskutierte Frage klären, wie die Band nun eigentlich heiße. Er habe die deutsche Aussprache der Festivalmacher belächelt. The Pahhhstels, dabei heiße es doch Pastelllls. Stephen McRobbie habe ihm geantwortet: "actually it's Pahhhstels!"
Setlist The Pastels, Week-End Fest #3, Stadthalle Mülheim:
01: Slow summits
02: Wrong light
03: Check my heart
04: Summer rain
05: Different drum (Mike Newsmith Cover)
06: Secret music
07: Thru' your heart
08: Come to the dance
09: Fragile gang
10: Classic line-up
11: Baby honey
12: Love is getting better (The Groove Cover)
13: Nothing to be done
Links:
- aus unserem Archiv:
- The Pastels, Ripley, 27.07.13
* die Pastels waren in Köln: Stephen McRobbie ("Pastel") Gesang, Katrina Mitchell Schlagzeug, Alison Mitchell Trompete und Keyboard, Tom Crossley Flöte und Keyboard, John Hogarty Gitarre und Gerard Love (Teenage Fanclub) Bass
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