Sonntag, 5. Januar 2014

My year in lists - Jens' Konzertrückblick


2013 war ein intensives Konzertjahr mit knapp 90 Einzelkonzerten, zahlreiche Festivals, jeder Menge Vorbands und zahlreichen Wohnzimmerkonzerten. In Stuttgart, Esslingen, Großpösna, Karlsruhe, London, München, Schorndorf, Tübingen, Frankfurt am Main, Mannheim, Darmstadt, Ludwigsburg, Stade, Berlin, Hemmoor und Hamburg sah ich kleine und große Bands. Am häufigsten sah ich im vergangenen Jahr Konzerte von Okta Logue (5) und Die Nerven (4), gefolgt von Achim Erz, Tann, Tocotronic und Thees Uhlmann & Band (je 3). Betrachtet man bereits diese Zahlen, so ist es wenig verwunderlich, dass die meisten Bands 2013 aus Deutschland (102) kamen. Doch sah ich auch Künstler und Gruppen aus England (26), USA (21), Österreich (6), Schweden (5), Belgien, Kanada, Wales (je 3), Australien (2) sowie aus Dänemark, Färöer, Finnland, Kamerun, Polen, Russland, Schweiz, Spanien und Südafrika (je 1). Dabei verschlug es mich in verschiedenste Clubs, unangenehme Mehrzweckhallen, Wiesen, prachtvolle Theater, zwei Stadien und sogar auf ein Bon-Jovi-Konzert. 
In diesem Beitrag lasse ich die wichtigen Konzertmomente des vergangenen Jahres Revue passieren, bevor ich später eine Bestenliste veröffentlichen werde. 



Nachdem das Konzertjahr mit einem durch äußere Umstände torpedierten Konzert von Maximilian Hecker & Felix Räuber im Stuttgarter Keller Klub begann, folgte mit Amy Schmidt noch im Januar das erste Wohnzimmerkonzert des Jahres, während Hecker und Räuber einen Tag später in Tübingen eindrucksvoll bewiesen, wie gut die gemeinsamen Konzerte des Polarkreis-18-Frontmanns und des in Asien populären Berliner Singer-Songwriter doch sind. 


Das vermutlich kleinste Konzert ihrer Tour spielten die Waliser The Joy Formidable im Stuttgarter Club Zwölfzehn. Während vor den Türen der Schnee leise zu Boden fällt, spielen Ritzy Bryan und ihre Band eine mitreißende Show, Kondenswasser tropft von der Decke, am Ende ist man erschöpft, die Ohren pfeifen trotz Oropax. 


Laut wird es auch wenige Tage später in Esslingen: Die ortsansässige Noise-Punk-Sensation Die Nerven ruft zum Winterfest ins KOMMA. Messer, Trümmer und Zucker sind dabei. In Erinnerung bleiben die tobenden Nerven und ein grandioses Set von Trümmer, bei dem die Zucker-Mädchen das Hamburger Trio als Backroundsängerinnen unterstützen.
Ein bezauberndes Wohnzimmerkonzert von Anika Auweiler beschließt den Februar. Mit einem Abend im Zeichen reinsten Pops und dem gekonnten Einsatz einer Loop-Station punktet die Bonnerin, mit der es im Oktober ein Wiedersehen im gut gefüllten Café Galao im Stuttgarter Süden gibt. 


Motorama ist das erste Konzert, das ich im März sehe, nachdem ich vor dem Zoom in Frankfurt wenige Tage zuvor keine Karte mehr für Jake Bugg ergattern konnte, den ich allerdings zufällig am Tourbus treffe. Bei Motorama in Esslingen ist es hingegen relativ leer. Die russische Indie-Sensation spielt ein kurzes, brillantes Set. Wer ist schon Jake Bugg? 
Kurz darauf glänzt Niels Frevert im Merlin, während mich Tocotronic im LKA Longhorn enttäuschen. Wenige Monate später tilgen von Lowtzow und Co mit einem hervorragenden Set auf dem Highfield-Festival die negativen Gedanken, bevor das Konzert in München im November mit Okta Logue im Vorprogramm jeden Zweifel an dieser Band widerlegt. 
Ende des Monats geht es schließlich nach London. In der Royal Albert Hall finde ich mich im Britpop-Himmel wieder. Noel Gallagher lädt Damon Albarn, Graham Coxon und Paul Weller ein und spielt „Tender“.  
Wenige Tage später sehe ich an der gleichen Stelle Paul Weller mit den Palma Violets im Vorprogramm. Ein Traum. 


 Im April nehmen mich Naked Lunch und Bernadette La Hengst für sich ein. Ein Wohnzimmer-Konzert mit Tonbandgerät bricht alle bisherigen Besucherrekorde bei uns und tags darauf findet mein erstes selbstorganisiertes Clubkonzert mit der Ben Schadow Band statt. Im Vorprogramm unter anderem Achim Erz – wie Schadow Mitglied von Bernd Begemanns Befreiung –, der sein erstes Konzert als Solokünstler überhaupt spielt. 


Gegen Ende des Monats begeistern Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen und vor allem Sophie Hunger. In Mannheim gibt es ein Wiedersehen mit der Ben Schadow Band und ein Kennenlernen mit Kollegin Gudrun. 
Im Mai stehen sich intime Konzerte und das gigantische Münchner Olympiastadion entgegen. In Karlsruhe sehen wir Mire Kay im Café Nun, im Wohnzimmer tritt LUAI auf, Frank Spilker spielt während eines Song-Slams vor unaufmerksamen Zuschauern und Art Brut und Dear Reader im Club Schocken. Dem gegenüber steht Bruce Springsteen mit E-Street Band im strömenden Münchner Regen
Besonders Highlight ist aber das Release-Konzert des zweiten Okta Logue-Albums vor 1000 Zuschauern in der Centralstation in ihrer Heimatstadt Darmstadt. 


 Depeche Mode spielen in Stuttgart und mich verschlägt es Anfang Juni in die Mercedes-Benz-Arena, Gahan fuchtelt mit den Armen, ist erkältet, das Publikum tobt. Am Ende hat der Mick Jagger des Electro-Pops auch Skeptiker wie mich gewonnen. 
Kleiner und weit aufregender ist da hingegen der Kalifornier Nick Waterhouse, der kurz darauf im Zwölfzehn ein formidables Konzert vor einem Musikerpublikum hinlegt. Ein Buddy-Holly-Lookalike zeigt Konzertbesuchern Anno 2013 wie zeitgenössischer R'n'B zu klingen hat. Das ist große Klasse. Wer auf Depeche Mode schimpft, mag in manchen Punkten recht haben, wer auf Springsteen schimpft, in gar keinen. Wer jedoch Bon Jovi kritisiert, tut dies grundsätzlich zurecht. Wie furchtbar das Ganze live ist, erlebe ich auf dem Cannstatter Wasen. Eigentlich sollte ich Getränke verkaufen, doch meine Stelle wurde in letzter Minute gestrichen, so war ich auf dem Gelände und erlebte die Hölle eines Indie-Jüngers. Namentlich: Christina Stürmer, Guano Apes, Jon Bon Jovi, It's my life. Ohje. „I'm a cowboy on a steelhorse I ride.“ Dann noch die einer Kühlerfront nachempfundene Bühne. Geht’s noch? 
 Ende Juni befinde ich mich auf einem Hip-Hop-Jam mit Dendemann, einen knappen Monat später für Hip-Hop-Open wiederum auf dem Cannstatter Wasen. Der Wu-Tang-Clan verspätet sich, die Beginner nerven, Marteria sowieso. Der Lichtblick stammt aus Österreich und nennt sich Gerard


Doch ist der Juli reich an großen Momenten: Dinosaur Jr., Calexico oder LaBrassBanda spielen ausgezeichnete Konzerte. 

Jane Birkin treibt in Ludwigsburg Tränen der Rührung in die Augen. Das ehemalige Wunderkind Steve Winwood brilliert mit Bonnie Raitt im Vorprogramm und Kettcar überzeugt auf dem Fest in Karlsruhe, bevor die Sportfreunde Stiller einen fremdschämen lassen. 
Das Wohnzimmerkonzert von This Is The Kit bei Claudia in Stuttgart-Feuerbach bleibt in guter Erinnerung, ebenso wie das atemberaubende Support-Set Okta Logues vor Neil Young & Crazy Horse. Im Gegensatz zu den überlebensgroßen Erwartungen bleibt Young selbst leider hinter meiner idealisierten Vorstellung zurück. Schade.

Der August beginnt und schon wieder Die Nerven. Wieder laut, wieder gut. Ebenso: Die Selektion. Vom Sommerurlaub an der Ostsee ist es nicht weit nach Stade. Beim Tapete-Festival Müssen Alle Mit glänzt die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Naked Lunch kämpfen mit der Technik und Kettcar verabschieden sich in der Nähe Hamburgs vor der längeren Livepause gebührend. 

Auf dem Rückweg vom zweiten Urlaub in Prag schauen wir beim Highfield-Festival vorbei, das mit den Auftritten von Tocotronic, Thees Uhlmann und The Gaslight Anthem zumindest ein paar starke Momente bietet. 
Am Ende des Monats folgen zwei Wohnzimmer-Konzerte mit Ben Schadow und Pele Caster in Karlsruhe und Stuttgart. In Ulm spielen Okta Logue Anfang September ein gewohnt beeindruckendes Konzert.

Tags darauf erlebe ich mein bis dato bestes Nerven-Konzert. Rieger, Knoth und Kuhn begeistern mit einem halbstündigen Set zu später Stunde im Keller-Klub. 
Weitere Highlight im September sind Kashmir und Marius Ziska. Enttäuschend hingegen waren CocoRosie und vor allem Chapeau Claque. Barry McGuires Retro-Revue-Show am Wahlabend bleibt in kurioser Erinnerung. Ein angenehmes Wohnzimmerkonzert mit Achim Erz und Johnny Heyerdahl leitet der Wohnzimmerkonzertherbst ein. Auftritte von Tann, Tigeryouth, Oile Lachpansen, Desiree Klaeukens und The Grand Opening folgen bis Ende November.
 
© David C. Oechsle
Im Oktober begeistert mich das mehrstündige Konzert von Fleetwood Mac in der Schleyer-Halle restlos. Mithalten können da auch die Editors nicht, obwohl der Auftritt in der Berliner Columbia-Halle durchaus starke Momente hat. 
Im November sehe ich innerhalb weniger Tage Konzerte von Tonbandgerät mit The Munitors im Vorprogramm, Okta Logue, Thees Uhlmann und Gloria


 Lloyd Cole eröffnet den Dezember mit einen wundervollen Abend in Schorndorf, während mich Scott Matthew nicht wirklich packen will. In der norddeutschen Provinz sehen wir Thees Uhlmann beim Zurück zuhause Festival in seinem Heimatdorf Hemmoor, bevor Bernd Begemann das Jahr keine hundert Kilometer entfernt vor ausverkauftem Haus im Hamburger Knust beschließt.


 

Konzerttagebuch © 2010

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