Konzert: Other Lives
Ort: Luxor, Köln
Datum: 24.07.2012
Zuschauer: vielleicht 300
Dauer: 65 min
"Good music!" brüllte jemand in einer der ersten Liedpausen nach vorne. Auch wenn er nicht zu den originellsten Zwischenrufen* gehört, die ich bei Konzerten erlebt habe, hatte der Brüller natürlich recht. Auf so ein tolles Kompliment schien auch Other Lives Frontmann Jesse nicht vorbereitet zu sein. Sein Gegenkompliment "good people" wirkte ein wenig schüchtern.
Other Lives sind eigentlich keine Band für einen Sommerabend. So wie viele Folk- oder Folkrockgruppen, passen sie besser in eine schwermütigere Zeit. Als ich sie im Mai im strahlenden Sonnenschein auf der Hauptbühne des Primavera Festivals gesehen habe, war das aber so schön und ergreifend, daß solche Überlegungen vollkommen egal wurden. Belle and Sebastian kann man ja schließlich auch im November hören.
Weil es heute richtig sommerlich geworden war, kam uns die kurzfristige Hochverlegung vom Blue Shell ins Luxor sehr recht. Ein ausverkaufter Laden im Hochsommer macht keinen Spaß, da nimmt man eher ein dreiviertelvolles Luxor hin. Ich kann Zuschauerzahlen nicht schätzen, denke aber, daß sich die Entscheidung upzugraden für den Veranstalter gelohnt hat. Weil die Clubs 50 m von einander entfernt sind, hat es wohl auch keine Zuschauer gekostet, daß die Informationspolitik der Verlegung nicht schrecklich doll war. Ich bekam zweienhalb Stunden vor Einlaßbeginn per mail vom Kartenverkäufer mitgeteilt, daß man gerade vom Veranstalter informiert worden sei.
Mein einziges Clubkonzert von Other Lives vorher habe ich im März in Frankfurt gesehen, mit den wundervollen The Magnetic North als Vorgruppe. Damals überforderte mich der Auftritt der Amerikaner etwas, weil ich dicht an der Bühne stand und da so unglaublich viel zu beobachten war, daß ich viel zu unkonzentriert war, der Musik ausreichend zu folgen. Die zig Instrumente, bei einem der Musiker hatte ich acht verschiedene gezählt, die großen Leidensgesten von Jesse beim Singen, all das machte das Konzert so toll - aber auch so schwierig, ihm angemessen zu folgen. Heute stand ich doof - und weit weg - und konnte die Musik so umso besser genießen.
Other Lives spielen live offenbar ein festes Programm. Die Setlist war exakt die gleiche vom März. Bis auf wenige Ausnahmen kommen nur Stücke vom aktuellen Album Tamer animals zum Zuge. Aber was heißt schon "nur"? Die Platte ist schließlich hervorragend, und daß ich dieses Konzert so schon einmal gesehen habe, ist mir auch erst nachher anhand meiner Notizen aufgefallen, als ich die Setlist notiert habe. Der Abend war grandios, ohne Abstriche!
Referenzen zu suchen, nach was die Band aus Oklahoma klingt, ist zwar ein schöner Versuch, deren Musik besser beschreiben zu können, tut ihr aber auch unrecht. Ich hatte heute einige Interpol-Momente. Daß Landforms nach Interpol klingt ist das eine, Jesses Gesang (oder die Stimme, ich bin nicht ganz sicher) erinnerte mich aber auch bei einigen anderen Stücke an Paul Banks. Verrückt, das war mir noch nie aufgefallen! Landforms ging übrigens in Desert über und bildete so ein sicher acht- bis zehnminütiges Lied ohne Bruch, das sehr ergreifend war. Beste Titel des Abends waren aber andere. Ich mache mir als Gedächtnisstütze Ausrufezeichen hinter die Highlights. Mein Büchlein ist heute voll von gekritzelten Markierungen. Das unveröffentlichte Take us alive (mit dem Refrain "keep your eyes open"), Old statues und der Überhit For 12 waren die besonderen Knüller!
Nachdem die fünf Musiker nach Dusk bowl III (nach einer knappen Stunde) von der Bühne gingen, kam Jesse kurz danach alleine zurück. Er nutzte den gleichen Weg wie am Anfang, er kam nicht durch die Tür am Bühnenrücken, er kam von vorne aus dem Toiletten. Black tables spielte er alleine am Klavier, es war das einzige Lied vom 2009er Debütalbum. Das war sehr schön, fiel aber wie die zweite Zugabe Dusk bowl II ("it's an Oklahoma song") gegenüber den hymnischen Hits vorher ein wenig ab.
Der Zwischenrufer hatte also mit seinem euphorischen Kommentar natürlich vollkommen recht. Gute Musik! Ich verzeihe Other Lives daher auch gerne, daß sie mir eine andere Band weggenommen haben. Seit ich ihre Musik so liebe, habe ich nämlich gar kein Interesse mehr an den Fleet Foxes.
Setlist Other Lives, Luxor, Köln:
01: As I lay my head down
02: Dark horse
03: Old statues
04: Landforms
05: Desert
06: Great sky
07: Take us alive
08: For 12
09: Tamer animals
10: Weather
11: Dust bowl III
12: Black tables (Jesse solo) (Z)
13: Dusk bowl II (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Other Lives, Frankfurt, 27.03.12
- Other Lives, Paris, 23.03.12
- Other Lives, Paris, 02.11.11
- Other Lives, Paris, 01.09.11
* das "Lach doch mal" am Samstag zur Talking To Turtles Bassistin mit dem grimmigen Gesichtsausdruck fällt mir da ein. Oder mein Liebling, der Zwischenruf an eine schlimme Bluesrock-Vorgruppe im Gebäude 9, als es jemand mit "viel schneller!" perfekt traf. In Frankreich gibt es laut Oliver drei regelmäßige Zwischenrufe: "Rock'n'roll", "ausziehen" und "David Bowie". Wenn man französische Konzertmitschnitte sieht, wird man oft einen davon erleben
- die Fotos sind alt. Ich stand zu weit weg, und das Licht war zu mies. Die Frisuren sind aber unverändert!
Ort: Luxor, Köln
Datum: 24.07.2012
Zuschauer: vielleicht 300
Dauer: 65 min
"Good music!" brüllte jemand in einer der ersten Liedpausen nach vorne. Auch wenn er nicht zu den originellsten Zwischenrufen* gehört, die ich bei Konzerten erlebt habe, hatte der Brüller natürlich recht. Auf so ein tolles Kompliment schien auch Other Lives Frontmann Jesse nicht vorbereitet zu sein. Sein Gegenkompliment "good people" wirkte ein wenig schüchtern.
Other Lives sind eigentlich keine Band für einen Sommerabend. So wie viele Folk- oder Folkrockgruppen, passen sie besser in eine schwermütigere Zeit. Als ich sie im Mai im strahlenden Sonnenschein auf der Hauptbühne des Primavera Festivals gesehen habe, war das aber so schön und ergreifend, daß solche Überlegungen vollkommen egal wurden. Belle and Sebastian kann man ja schließlich auch im November hören.
Weil es heute richtig sommerlich geworden war, kam uns die kurzfristige Hochverlegung vom Blue Shell ins Luxor sehr recht. Ein ausverkaufter Laden im Hochsommer macht keinen Spaß, da nimmt man eher ein dreiviertelvolles Luxor hin. Ich kann Zuschauerzahlen nicht schätzen, denke aber, daß sich die Entscheidung upzugraden für den Veranstalter gelohnt hat. Weil die Clubs 50 m von einander entfernt sind, hat es wohl auch keine Zuschauer gekostet, daß die Informationspolitik der Verlegung nicht schrecklich doll war. Ich bekam zweienhalb Stunden vor Einlaßbeginn per mail vom Kartenverkäufer mitgeteilt, daß man gerade vom Veranstalter informiert worden sei.
Mein einziges Clubkonzert von Other Lives vorher habe ich im März in Frankfurt gesehen, mit den wundervollen The Magnetic North als Vorgruppe. Damals überforderte mich der Auftritt der Amerikaner etwas, weil ich dicht an der Bühne stand und da so unglaublich viel zu beobachten war, daß ich viel zu unkonzentriert war, der Musik ausreichend zu folgen. Die zig Instrumente, bei einem der Musiker hatte ich acht verschiedene gezählt, die großen Leidensgesten von Jesse beim Singen, all das machte das Konzert so toll - aber auch so schwierig, ihm angemessen zu folgen. Heute stand ich doof - und weit weg - und konnte die Musik so umso besser genießen.
Other Lives spielen live offenbar ein festes Programm. Die Setlist war exakt die gleiche vom März. Bis auf wenige Ausnahmen kommen nur Stücke vom aktuellen Album Tamer animals zum Zuge. Aber was heißt schon "nur"? Die Platte ist schließlich hervorragend, und daß ich dieses Konzert so schon einmal gesehen habe, ist mir auch erst nachher anhand meiner Notizen aufgefallen, als ich die Setlist notiert habe. Der Abend war grandios, ohne Abstriche!
Referenzen zu suchen, nach was die Band aus Oklahoma klingt, ist zwar ein schöner Versuch, deren Musik besser beschreiben zu können, tut ihr aber auch unrecht. Ich hatte heute einige Interpol-Momente. Daß Landforms nach Interpol klingt ist das eine, Jesses Gesang (oder die Stimme, ich bin nicht ganz sicher) erinnerte mich aber auch bei einigen anderen Stücke an Paul Banks. Verrückt, das war mir noch nie aufgefallen! Landforms ging übrigens in Desert über und bildete so ein sicher acht- bis zehnminütiges Lied ohne Bruch, das sehr ergreifend war. Beste Titel des Abends waren aber andere. Ich mache mir als Gedächtnisstütze Ausrufezeichen hinter die Highlights. Mein Büchlein ist heute voll von gekritzelten Markierungen. Das unveröffentlichte Take us alive (mit dem Refrain "keep your eyes open"), Old statues und der Überhit For 12 waren die besonderen Knüller!
Nachdem die fünf Musiker nach Dusk bowl III (nach einer knappen Stunde) von der Bühne gingen, kam Jesse kurz danach alleine zurück. Er nutzte den gleichen Weg wie am Anfang, er kam nicht durch die Tür am Bühnenrücken, er kam von vorne aus dem Toiletten. Black tables spielte er alleine am Klavier, es war das einzige Lied vom 2009er Debütalbum. Das war sehr schön, fiel aber wie die zweite Zugabe Dusk bowl II ("it's an Oklahoma song") gegenüber den hymnischen Hits vorher ein wenig ab.
Der Zwischenrufer hatte also mit seinem euphorischen Kommentar natürlich vollkommen recht. Gute Musik! Ich verzeihe Other Lives daher auch gerne, daß sie mir eine andere Band weggenommen haben. Seit ich ihre Musik so liebe, habe ich nämlich gar kein Interesse mehr an den Fleet Foxes.
Setlist Other Lives, Luxor, Köln:
01: As I lay my head down
02: Dark horse
03: Old statues
04: Landforms
05: Desert
06: Great sky
07: Take us alive
08: For 12
09: Tamer animals
10: Weather
11: Dust bowl III
12: Black tables (Jesse solo) (Z)
13: Dusk bowl II (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Other Lives, Frankfurt, 27.03.12
- Other Lives, Paris, 23.03.12
- Other Lives, Paris, 02.11.11
- Other Lives, Paris, 01.09.11
* das "Lach doch mal" am Samstag zur Talking To Turtles Bassistin mit dem grimmigen Gesichtsausdruck fällt mir da ein. Oder mein Liebling, der Zwischenruf an eine schlimme Bluesrock-Vorgruppe im Gebäude 9, als es jemand mit "viel schneller!" perfekt traf. In Frankreich gibt es laut Oliver drei regelmäßige Zwischenrufe: "Rock'n'roll", "ausziehen" und "David Bowie". Wenn man französische Konzertmitschnitte sieht, wird man oft einen davon erleben
- die Fotos sind alt. Ich stand zu weit weg, und das Licht war zu mies. Die Frisuren sind aber unverändert!
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