Konzert: Smoke Fairies
Ort: Tollhaus (im Rahmen des Zeltivals) in Karlsruhe
Datum: 8. Juli 2012
Zuhörer: knapp 200
Konzertdauer 75 min
Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe
Am Sonntag morgen waren die Schleusen des Himmels über Karlsruhe weit geöffnet und auf der Facebook-Seite des Tollhauses wurde darüber diskutiert ob man "idiosynkratisch" schreiben darf oder ob das zu snobistisch sei.
Über den Nachmittag behielt die Sonne die Oberhand aber der Wind tat sein bestes, einen schnellen Umschwung zum Regen im Spiel zu halten. Als ich mich abends auf mein Fahrrad schwang, um die 4 km ins Tollhaus zu fahren, fand ich einen aufgewühlten Himmel mit einer sich klar abgrenzenden rabenschwarzen Regenwand über der Stadt und Sonne bei uns.
Wie das wohl ausgehen würde? Es würde jedenfalls nichts schaden, sich jetzt zu beeilen! Im Anschließen des Fahrrads am Tollhaus sah ich einen Regenbogen da, wo ich gerade her kam und ich war trocken am Ziel!
Ganz so dramatisch ging es im Tollhaus nicht weiter. Trotzdem gab es eine Überraschung: Heute befand sich die Bühne um 90 Grad gedreht am Rande des Saals mit Blick hinaus ins Zelt (an der offenen Seitenwand des Saales) und das Publikum wurde gar nicht im Saal sondern im Zelt platziert sozusagen Zeltival pur).
Direkt vor der Bühne gab es vier Stuhlreihen dahinter wurde gestanden und mit etwas Abstand weiter hinten am Rand gab es noch einige Sitzreihen, die etwas erhöht waren. Es wirkte damit einerseits sehr intim, andererseits aber durch das weiße Zelt und das eindringende Tageslicht ungewöhnlich hell.
Gegen 20:45 Uhr wurden die beiden Damen sehr freundlich angekündigt und eingeführt. Tatsächlich waren sie für diesen Auftritt extra aus London angereist. Den beigelegten Fotos lässt sich die sehr puristische Grundidee der gebotenen Musik entnehmen: 2 junge Frauen mit je einer E-Gitarre bestritten diesen Abend. Sopran und Alt (ob ich diese Fachausdrücke hier benutzen darf...) verwoben sich stets aufs Neue sehr anmutig im Duett. Wirklich tolle Stimmen!
Die E-Gitarren boten einen eher kantigen Kontrast dazu, ohne dass in der Regel die typische Gitarrenbandattitüde entstand. Es plätscherte. Man konnte sich der Musik überlassen und ein bisschen wegträumen. Stets zurückgeholt, durch zunächst freundlichen aber immer euphorischer werdenden Applaus. Dieses Programm kam also sehr gut an im Tollhaus.
Die beiden Damen mussten nach jedem Lied die Gitarren stimmen (die Kapodaster wanderten unermüdlich) und so kamen wir in den Genuss einiger kleiner Anekdoten, die zur Überbrückung der Zeit ohne Musik erzählt wurden. Anscheinend hatten sie vor dem Konzertabend einen sehr schönen Tag in Karlsruhe verlebt. Sie hätten ihren
"one day of summer " gehabt und unseren Zoo besucht. Bis auf eine Ziegenattacke hatte ihnen das gut gefallen. Natürlich finde ich es prima, wenn sich die Gäste aus London in unserer kleinen Stadt wohlfühlen und wenn das auch noch so charmant erzählt wird.
Nach 55 min war das eigentliche Set zu Ende aber eine Zugabe mit drei Songs (die eher noch ruhiger waren) wurde gewährt. Fast gerührt fanden sie sich nach enthusiastischem Bitten der Karlsruher noch zu einer zweiten Zugabe bereit (nicht auf der Setlist geplant). Dies vielleicht das einzige Stück, das etwas Rhythmus-betont war.
Alles in allem also ein mit Gewinn verbrachter Sonntag Abend im Tollhaus. Und vielleicht spricht sich ja herum, dass die Leute in Karlsruhe gute Musik zu schätzen wissen und ihre Gäste gut behandeln.
(Setlist heute als Foto)
1 Kommentare :
Toller Bericht! Ich war auch dort (Dritte Sitzreihe) u. die beiden Mädchen aus Sussex sind etwas ganz Besonderes. Vor allem wenn man etwas mit Steeleye Span, Fairport u. Delta Blues anfangen kann. Danke an das Tollhaus, denn die Smoke Fairies verirren sich normal nur nach Berlin oder HH. Auch beim Meet & Greet danach: Sehr natürlich u. freundlich. Ich war (fast) etwas verlegen.
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