Mittwoch, 18. Juli 2012

Coco Rosie, Paris, 12.07.12


Konzert: Coco Rosie & TEZ & The Rjasthan Roots

Ort: Le Trianon, Paris
Datum: 12.07.2012

Zuschauer: wohl ausverkauft

Konzertdauer: ungefähr 2 Stunden




Häh? Was war denn das jetzt? Also ich glaube so richtig habe ich das nicht verstanden, was Coco Rosie da abgezogen haben. War das jetzt eine Gäste Fete im Club Med oder eine Benetton Werbekampagne? Gelebtes Multi-Kulti? Ein Hippie-Revival-Fest zum Gedenken an George Harrison und seine Reise nach Bombay 1966 als er bei Ravi Shankar die Sitar lernte? Bis zu 10 Leute tummelten sich auf der Bühne, darunter Inder, Amerikaner, Franzosen und ein japanischer Trompeter. Was die da veranstalteten, hatte für mich mit guter Musik nicht mehr allzu viel zu tun. Das war eher eine bizarre Modenschau mit indischen Gewändern (sehr hübsch im Übrigen), Rastafarian Mützen, Männerunterhosen für Frauen, engen Korsetts, Knickerbockers und Plateauschuhen. Dazu wurde gehiphopt, gejamt, gehumanbeatboxt und geklatscht. Ringelpiez mit Anfassen. Oder so. Musikalischer Gehalt: gering. Klar, Sierry Casady hat eigentlich eine tolle Opern Stimme, Bianca klingt mit etwa Phantasie nach Billie Holiday und eine Harfe im Instrumentarium zu haben ist grundsätzlich immer schön, aber irgendwie kam ich nie so richtig rein in dieses abstruse Konzert, konnte mich in keiner Phase wie früher für die Casady-Schwestern begeistern. Die Magie operierte nicht (wie man in Frankreich sagt), was vielleicht auch an der Bullenhitze lag, die oben auf den teuren Balkonplätzen herrschte wo ich Pappnase saß. Man muss wohl in der richtigen Stimmung sein, um seinen Spaß mit Coco Rosie zu haben und dies war an jenem 12. Juli bei mir nicht der Fall. Vermutlich war ich immer noch von dem Ende meiner Oliver Peel Sessions gefrustet, war dadurch von der Human Beat Box Tex und den flötenden und mit Kastagnetten klappernden Indern genervt und fand irgendwie alles ziemlich (um nicht zu sagen: saumäßig) käsig. Möglicherweise lag es auch an meiner mangelden Vorbereitung, denn das letzte Album Grey Oceans hatte ich nicht gehört. Zudem klangen auch die altbekannten Sachen (Werewolf, K-Hole Turn Me On) anders, viel wuchtiger und ihres feenhaften, fragilen Charmes beraubt. Und die Videos fand ich damals auch besser, viel schriller und krasser. Was heute an die Wand projeziert wurde, erinnerte mit den fließenden Gewändern an französische Modemagazine, war allerdings nur das Video zu letzten Single We Are On Fire. Die auf den Boden schmetternde Kaffeetasse ist mir im Gedächtnis geblieben und hinsichtlich der Show, daß am Ende zwei Zuschauer mit auf die Bühne durften, um rumzutanzen und sich von jedem abknutschen zu lassen (beim Stück Japan).






Viele verbrachten also eine prima Zeit im Trianon, ich allerdings fragte mich hinterher ein wenig, warum ich früher Coco Rosie so sehr mochte. Oder war ich einfach nur schlecht gelaunt? Hatte ich vielleicht die Gebrauchsanweisung nicht gelesen? Hmmm...

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Setlist Coco Rosie, Trianon, Paris

01: Tearz For Animals
02: God Has A Voice, She Speaks Through Me
03: Smokey Taboo
04: R.I.P. Burn Face
05: We Are On Fire
06: Undertaker

Rajasthan Roots & Tez solo, die Casady-Schwestern ziehen sich derweil um

07: Daisy Chain
08: Werewolf
09: K-Hole
10: Black Rainbow
11: Fairy Paradise
12: Turn Me On

13: Japan
14: Teen Angel

15: The Song Of Goodbye

Aus unserem Archiv:

CocoRosie, Wien, 27.07.10
CocoRosie, Paris, 27.09.07
CocoRosie, Paris, 10.04.07




1 Kommentare :

E. hat gesagt…

das ist wahrlich ein eigenartiges gefühl, wenn einem die ganze welt konträr gegenüber steht. ich kenn das, oliver. mach dir keine gedanken, das passt schon so. ich hab die beiden mädels in einem kleinen club gesehen, ein gutes erlebnis. das ab- und überdrehte hatte genau den richtigen drive, die performance war fürs auge, aber nicht überbordend. die gefahr, dass alles ein wenig zu viel wird, schwang allerdings schon damals mit.

 

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