Konzert: Útidúr
Ort: Tollhaus in Karlsruhe (im Rahmen des Zeltivals)
etwa 400 Zuhörer
Konzertdauer: 20:40-22:10 Uhr
Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe
Eine Beschreibung wie "isländisches Musikerkollektiv" drückt bei mir alle möglichen Knöpfe. So etwas muss ich sofort hören!So ging es mir im Herbst 2010 - irgendwo stand dies in Bezug auf Útidúr - meine Neugier war entfacht und mit dem ersten hineinhören war meine Leidenschaft für die Musik der Band geweckt. Seitdem habe ich die CD "This mess we made" in meinem Plattenschrank und einzelne Titel laufen immer und immer wieder als Hintergrundmusik für Diashows u.ä. auf meinem Rechner. Trotzdem hat sich noch keines der Lieder für mich dabei abgenutzt. Ich denke, das spricht für die Musik.
Eigentlich sind sie wohl (z.B. auf den Plakaten) 10 Musiker (fünf Frauen und fünf Männer - vorbildliche Quote!). Im Tollhaus waren sie aber zu acht mit drei Frauen an E-Geige, Trompete und Gesang und fünf Männern an Schlagzeug, 2 Gitarren, Bass und Keyboard. Ich weiß auch nicht, was die Nordländer besser machen, dass sie so viele Frauen in solchen Bandprojekten haben...?! Ich finde das jedes Mal besonders schön und die Frauen brachten es mal wieder voll!
Der Auftakt des Konzerts war sehr witzig: ein komischer Kauz (später sahen wir: es war der Drummer) trat ans Mikro und machte eine sehr despektierliche Ansage was jetzt für ein wilder Haufen aus irgendwelchen wilden Ländern die Bühne erobern wird. In einem Englisch mit diesen rollenden "r's" und eigentümlich gefärbten Vokalen. Er machte auch später immer mal wieder den Pausenclown und erntete je länger je mehr Lachen und Applaus dafür (an den schwarzen Humor mussten wir uns erst gewöhnen). Während dieser Einführung trat zunächst ein Versehrter die Bühne. Der Mann rechts außen an der Gitarre brauchte Krücken und hatte einen gebrochenen Fuß und musste damit einmal quer über die Bühne (zum Glück stand schon die Gitarre am rechten Fleck) Oje. Die Band war gerade vier Wochen in Kanada unterwegs gewesen und da war wohl für ihn was gründlich schief gegangen. Karlsruhe hatte die Ehre, nach der Zeit in Kanada das erste Konzert zu sein und außerdem das erste von vier Konzerten in Deutschland. Die Band hatte schon im letzten Jahr einige Konzerte in Deutschland gespielt und anscheinend genossen, denn fast als erste richtige Ansage gab es eine länger Ausführung darüber, wie schön es sei in Deutschland zu touren. Man würde so gut behandelt und versorgt. Dagegen in Kanada (Zitat: "Canada sucks") ... Sie wirkten ein wenig aufgeregt und es lief auch nicht ganz perfekt, aber die offensichtliche Spielfreude und der Charme machten das mehr als wett. Was mir besonders gut gefiel war eine angemessene Lautstärke. Mit so viele Leuten auf der Bühne und ordentlich bums in der Musik wurde hier trotzdem kein Ohr mit Krach beleidigt.
Oliver hätte bestimmt gern den einen oder anderen Blick auf die netten Mädels geworfen und besondere Freude an den phantastischen Schuhen der Sängerin gehabt ;) Außer der lebensfrohen Instrumentierung lebt die Musik von Útidúr für mich sehr über die Wechselwirkung der einen Männerstimme mit den Frauen (die anderen Männer singen fast nie, nur in ein oder zwei Liedern stimmen noch zwei mit ein). Manchmal durften alle drei Damen ran und schmettern sich eins. Wenn die Texte Isländisch daherkommen, weiß man natürlich nicht, worum es geht. Es schwingt stets eine gewisse Melancholie mit, aber immer wird daraus etwas lustiges, lebensfrohes und fast albernes. Und diese Rhythmuswechsel sind manchmal schier mörderisch abgründig. So ein harmloser Dreiertakt zu Beginn und man wiegt die Hüften und denkt noch was die sich trauen, so ein simpler Dreiertakt und klingt doch so gut und dann wird es immer wieder anders ganz vertrackt mit Siebenern und Neunern und geraden Takten und wieder zurück. Es bleibt fast stehen und geht dann wieder durch wie ein Pferd im Galopp.An diesem Abend findet sich das Tollhaus erneut sehr gut gefüllt. Es sind Sitzplätze für etwa 150 Leute besetzt und die 10 m vor der Bühne sind zum tanzen und nah dran stehen auch gut belegt. Es ist nicht drängelich, jeder findet den Platz den er/sie mag und schon mit dem ersten Lied geht das Publikum wirklich toll mit. Es wird gepfiffen, geklatscht, sogar mitgesungen, auf jeden Fall aber getanzt. Ich hatte erst gedacht, dass es am günstigen Eintrittspreis lag und am schönen Wetter (irgendwann muss ich hier auch noch schreiben, warum Zeltival bei schönem Wetter einfach nur toll ist), aber anscheinend sind hier doch außer mir noch einige weitere Fans vertreten. Andererseits ist auch schon das erste Lied einfach nur zum sich fallen lassen und genießen. Das wirkt auch auf Útidúr-Neulinge ganz bestimmt ohne Zeitverzug.Von dem vollen Saal und der guten Stimmung zeigt sich die Band ordentlich beeindruckt. Sie will sogar spontan das Lied "Canada" in "Karlsruhe" umbenennen... Es wird etwa Halbe Halbe Musik vom Album "This mess we made" (das aus meinem Plattenschrank) und neue Musik gespielt.
Als ich sie hinterher darauf anspreche, wie lange man noch auf die neue Musik warten müsse, wird von einem Termin Ende des Sommers gesprochen. Das wäre ja schön, denn auch das neue Material hat mich restlos begeistert. Es gibt z.B. ein Lied mit einer ganz gespenstischen Geigenstimme und ein Lied, was wohl mein neues Lieblingslied werden wird...
Die Band spielte mit dem Publikum gleich auf mehreren Ebenen. In den Ansagen wurde stets auf die konkrete Situation eingegangen. Einmal wanderte das Tamburin in die Hände einer Frau vor der Bühne. Ein anderes Mal sprang die Sängerin von der Bühne und tanzte unten mit. Zwischendurch wurde ein Foto vom Publikum geschossen und am Ende fiel es uns wirklich schwer uns voneinander zu trennen. Zwei Zugaben wurden erklatscht, wobei in der ersten (sicher noch geplanten) die Band während des Gitarrensolos quasi anbetend vor dem Gitarristen auf die Knie sank (ein Anblick für die Götter!!).
Die zweite Zugabe war eine wilde Variante von schon gehörtem, dann entschuldigte sich die Band, sie würden ja liebend gern noch ewig so weitermachen aber sie hätten keine Lieder mehr...Am Merchstand waren sie dann aber noch lange damit beschäftigt ganz viele CDs zu verkaufen und immer wieder die schwierige Aufgabe zu lösen, genau acht verschiedene Autogramme auf jede der CDs zu zaubern. Dabei wurde viel gelacht und geschubst und erzählt.
Mit einem fröhlichem Herzen und laut schmetternden "This mess we made" ging es anschließend heim. Gern werde ich mich wieder auf einen Abend mit dieser Band einlassen und freue mich jetzt schon wie irre auf die neue CD.
Die in der Setlist mit (*) gekennzeichnete tracks finden sich z.B. hier!
Setlist Útidúr, Zeltival-Festival, Karlsruhe:
01: Tango
02: Balladan (*)
03: Let's make room (*)
04: Kanada
05: Enyo
06: Litblindor (*)
07: Intro
08: This mess (*)
09: Grasping Rólegt (*)
10: Up and Down (*)
11: Words
12: Fishermans friends (*)
13: Bollywood
14: Grasping for thoughts (*)
15: Train to Arhus
Zugabe: The Glow/Retreat (*)
Ort: Tollhaus in Karlsruhe (im Rahmen des Zeltivals)
etwa 400 Zuhörer
Konzertdauer: 20:40-22:10 Uhr
Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe
Eine Beschreibung wie "isländisches Musikerkollektiv" drückt bei mir alle möglichen Knöpfe. So etwas muss ich sofort hören!So ging es mir im Herbst 2010 - irgendwo stand dies in Bezug auf Útidúr - meine Neugier war entfacht und mit dem ersten hineinhören war meine Leidenschaft für die Musik der Band geweckt. Seitdem habe ich die CD "This mess we made" in meinem Plattenschrank und einzelne Titel laufen immer und immer wieder als Hintergrundmusik für Diashows u.ä. auf meinem Rechner. Trotzdem hat sich noch keines der Lieder für mich dabei abgenutzt. Ich denke, das spricht für die Musik.
Eigentlich sind sie wohl (z.B. auf den Plakaten) 10 Musiker (fünf Frauen und fünf Männer - vorbildliche Quote!). Im Tollhaus waren sie aber zu acht mit drei Frauen an E-Geige, Trompete und Gesang und fünf Männern an Schlagzeug, 2 Gitarren, Bass und Keyboard. Ich weiß auch nicht, was die Nordländer besser machen, dass sie so viele Frauen in solchen Bandprojekten haben...?! Ich finde das jedes Mal besonders schön und die Frauen brachten es mal wieder voll!
Der Auftakt des Konzerts war sehr witzig: ein komischer Kauz (später sahen wir: es war der Drummer) trat ans Mikro und machte eine sehr despektierliche Ansage was jetzt für ein wilder Haufen aus irgendwelchen wilden Ländern die Bühne erobern wird. In einem Englisch mit diesen rollenden "r's" und eigentümlich gefärbten Vokalen. Er machte auch später immer mal wieder den Pausenclown und erntete je länger je mehr Lachen und Applaus dafür (an den schwarzen Humor mussten wir uns erst gewöhnen). Während dieser Einführung trat zunächst ein Versehrter die Bühne. Der Mann rechts außen an der Gitarre brauchte Krücken und hatte einen gebrochenen Fuß und musste damit einmal quer über die Bühne (zum Glück stand schon die Gitarre am rechten Fleck) Oje. Die Band war gerade vier Wochen in Kanada unterwegs gewesen und da war wohl für ihn was gründlich schief gegangen. Karlsruhe hatte die Ehre, nach der Zeit in Kanada das erste Konzert zu sein und außerdem das erste von vier Konzerten in Deutschland. Die Band hatte schon im letzten Jahr einige Konzerte in Deutschland gespielt und anscheinend genossen, denn fast als erste richtige Ansage gab es eine länger Ausführung darüber, wie schön es sei in Deutschland zu touren. Man würde so gut behandelt und versorgt. Dagegen in Kanada (Zitat: "Canada sucks") ... Sie wirkten ein wenig aufgeregt und es lief auch nicht ganz perfekt, aber die offensichtliche Spielfreude und der Charme machten das mehr als wett. Was mir besonders gut gefiel war eine angemessene Lautstärke. Mit so viele Leuten auf der Bühne und ordentlich bums in der Musik wurde hier trotzdem kein Ohr mit Krach beleidigt.
Oliver hätte bestimmt gern den einen oder anderen Blick auf die netten Mädels geworfen und besondere Freude an den phantastischen Schuhen der Sängerin gehabt ;) Außer der lebensfrohen Instrumentierung lebt die Musik von Útidúr für mich sehr über die Wechselwirkung der einen Männerstimme mit den Frauen (die anderen Männer singen fast nie, nur in ein oder zwei Liedern stimmen noch zwei mit ein). Manchmal durften alle drei Damen ran und schmettern sich eins. Wenn die Texte Isländisch daherkommen, weiß man natürlich nicht, worum es geht. Es schwingt stets eine gewisse Melancholie mit, aber immer wird daraus etwas lustiges, lebensfrohes und fast albernes. Und diese Rhythmuswechsel sind manchmal schier mörderisch abgründig. So ein harmloser Dreiertakt zu Beginn und man wiegt die Hüften und denkt noch was die sich trauen, so ein simpler Dreiertakt und klingt doch so gut und dann wird es immer wieder anders ganz vertrackt mit Siebenern und Neunern und geraden Takten und wieder zurück. Es bleibt fast stehen und geht dann wieder durch wie ein Pferd im Galopp.An diesem Abend findet sich das Tollhaus erneut sehr gut gefüllt. Es sind Sitzplätze für etwa 150 Leute besetzt und die 10 m vor der Bühne sind zum tanzen und nah dran stehen auch gut belegt. Es ist nicht drängelich, jeder findet den Platz den er/sie mag und schon mit dem ersten Lied geht das Publikum wirklich toll mit. Es wird gepfiffen, geklatscht, sogar mitgesungen, auf jeden Fall aber getanzt. Ich hatte erst gedacht, dass es am günstigen Eintrittspreis lag und am schönen Wetter (irgendwann muss ich hier auch noch schreiben, warum Zeltival bei schönem Wetter einfach nur toll ist), aber anscheinend sind hier doch außer mir noch einige weitere Fans vertreten. Andererseits ist auch schon das erste Lied einfach nur zum sich fallen lassen und genießen. Das wirkt auch auf Útidúr-Neulinge ganz bestimmt ohne Zeitverzug.Von dem vollen Saal und der guten Stimmung zeigt sich die Band ordentlich beeindruckt. Sie will sogar spontan das Lied "Canada" in "Karlsruhe" umbenennen... Es wird etwa Halbe Halbe Musik vom Album "This mess we made" (das aus meinem Plattenschrank) und neue Musik gespielt.
Als ich sie hinterher darauf anspreche, wie lange man noch auf die neue Musik warten müsse, wird von einem Termin Ende des Sommers gesprochen. Das wäre ja schön, denn auch das neue Material hat mich restlos begeistert. Es gibt z.B. ein Lied mit einer ganz gespenstischen Geigenstimme und ein Lied, was wohl mein neues Lieblingslied werden wird...
Die Band spielte mit dem Publikum gleich auf mehreren Ebenen. In den Ansagen wurde stets auf die konkrete Situation eingegangen. Einmal wanderte das Tamburin in die Hände einer Frau vor der Bühne. Ein anderes Mal sprang die Sängerin von der Bühne und tanzte unten mit. Zwischendurch wurde ein Foto vom Publikum geschossen und am Ende fiel es uns wirklich schwer uns voneinander zu trennen. Zwei Zugaben wurden erklatscht, wobei in der ersten (sicher noch geplanten) die Band während des Gitarrensolos quasi anbetend vor dem Gitarristen auf die Knie sank (ein Anblick für die Götter!!).
Die zweite Zugabe war eine wilde Variante von schon gehörtem, dann entschuldigte sich die Band, sie würden ja liebend gern noch ewig so weitermachen aber sie hätten keine Lieder mehr...Am Merchstand waren sie dann aber noch lange damit beschäftigt ganz viele CDs zu verkaufen und immer wieder die schwierige Aufgabe zu lösen, genau acht verschiedene Autogramme auf jede der CDs zu zaubern. Dabei wurde viel gelacht und geschubst und erzählt.
Mit einem fröhlichem Herzen und laut schmetternden "This mess we made" ging es anschließend heim. Gern werde ich mich wieder auf einen Abend mit dieser Band einlassen und freue mich jetzt schon wie irre auf die neue CD.
Die in der Setlist mit (*) gekennzeichnete tracks finden sich z.B. hier!
Setlist Útidúr, Zeltival-Festival, Karlsruhe:
01: Tango
02: Balladan (*)
03: Let's make room (*)
04: Kanada
05: Enyo
06: Litblindor (*)
07: Intro
08: This mess (*)
09: Grasping Rólegt (*)
10: Up and Down (*)
11: Words
12: Fishermans friends (*)
13: Bollywood
14: Grasping for thoughts (*)
15: Train to Arhus
Zugabe: The Glow/Retreat (*)
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