Donnerstag, 29. September 2011

The Magic Lantern & This Is The Kit, Paris, 28.09.11

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Konzert: The Magic Lantern & This Is The Kit
Ort: Shakespeare & Company, Paris
Datum: 28.09.11
Zuschauer: 60 oder so


Ein Konzert mit zwei Künstlern von Bristol (UK) in der berühmten englischen Buchhandlung Shakespeare & Company unweit von Notre Dame. Dass This Is The Kit wundervoll ist, wußte ich, aber The Magic Lantern kannte ich vorher nicht. Eine feine Neuentdeckung!

Dabei wäre es zum Konzert von The Magic Lantern fast nicht gekommen. Jamie, der Sänger und Songwriter dieses mehrköpfigen Projekts, hätte nämlich um Sackhaaresbreite seinen Zug verpasst. Er hatte völlig vergessen, daß der Eurostar von London nach Paris nicht mehr in Waterloo abfährt und musste in größter Hektik zum Bahnhof in Saint-Pancras. Zum Glück ging die Geschichte aber gut aus, Jamie kam pünktlich in der Stadt des Lichts an und verbrachte seinen Nachmittag in der Wohnung von Kate und Jessie (von This Is The Kit).

Um 19 Uhr stand dann das Konzert in der urigen Buchhandlung Shakespeare & Co an, die in jedem Reiseführer Erwähnung findet. Vor dem Laden hatten sich schon etliche Literatur- und Musikfans eingefunden und plauderten bei herrlichem Altweibersommerwetter über die Liebe und das Leben. Ein pittoresker Ort, an dem sich Pariser Flair mit englischem Geist verband. Zu meiner Freude waren aber nicht nur Leseratten, sondern auch etliche attraktive junge Damen an. Bücher sind schön, Weiber sind besser. Und Weiber in Kombination mit guter Musik in einem Buchladen sind das Nonplusultra.

Jamie von The Magic Lantern war alleine gekommen und trug die feinen Songs des Soloalbums A World In A Grain Of Sand in reduzierter Form auf der Akustikgitarre (und in einem Falle einer Klamiba) vor. In dieser abgespeckten Variante klang das fast nach Nick Drake, aber auf der CD geht es eher in Richtung Kammperpop mit Cello und Klarinette. The Magic Lantern gehören zum F-ire Collective und residieren in London. In der Presse wird besonders ihr lyrisches und erzählerisches Talent gelobt (ideale Vorraussetzungen für einen Auftritt in einem Buchladen), obwohl Jamie hinsichtlich des Albumtitels gleich schmunzelnd abwiegelte:" ja, es stimmt, daß dies der Name eines Gedichts von William Blake (ein Maler und Dichter) ist, aber die Lieder haben mit Blake überhaupt nichts zu tun.

Dennoch waren sie wundervoll, Cut From Stone und Somebody Told Me ("we'll knever know, we'll never try, we're growing old and soon we'll die) sollte sich jeder Kammerpop Fan unbedingt einmal anhören, sie kommen mühelos an das Material von The Leisure Society oder The Miserable Rich ran.

Logisch also, daß ich mir hinterher das Album besorgen musste, daß auch durch ein hübsches Artwork und Packaging glänzen kann.

Guckt auch die schönen Videos!:





Und hier kann man Songs von The Magic Lantern anhören.

Nach The Magic Lantern kam This Is The Kit und da ihr ja regelmäßig auf dem Konzertagebuch vorbeischaut, kennt ihr das wundervolle Projekt der in Paris lebenden Engländerin Kate Stables ja aus dem eff eff. Ein Projekt, in dem neben Kate ihr Ehemann Jesse D Vernon aka Morningstar die zweite Hauptrolle spielt (er zupft die Geige, ist für Percussions verantwortlich, spielt Gitarre und produziert auch Kates Alben), welches aber für Neugänge immer offen ist. In den letzten Jahren gab es immer mal wieder Gastmusiker und die aus Portland/Oregan stammende Amerikanerin Anne ist sogar seit geraumer Zeit fest mit dabei und bringt die singende Säge formvollendet zum Schwingen. Jammerschade, daß Anne heute ihren Abschied feierte, denn sie wird Paris Richtung Südfrankreich verlassen und nur noch sporadisch nach Paris zurückkehren. Die Blondine spielte heute auch Ukulele und bunte Glöckchen und war wie immer eine Bereicherung. Sie wird uns fehlen!

Dennoch muss man sich um die Zukunft von This Is The Kit keine Sorgen machen, denn sie hat schon wieder so viel glänzendes Songmaterial für ein künftiges drittes Album zusammen, daß ich den Release kaum abwarten kann. Ein paar Kostproben davon gab Kate auch heute und vor allem der Song We Are In hat enormes Hitpotential (freilich nur in eingeweihten Folkkreisen).

Und wie immer war das Set von This Is The Kit herzallerliebst. Am Ende gab es zu Sometimes The Sea auch noch einen umjubelten Gastautritt von Rachael Dadd, bevor uns die Buchhändler freundlich nach draußen baten, nicht ohne uns noch gratis ein Gläschen Wein angeboten zu haben. Eine sympatische Sache!

Später ging es für mich sogar noch ins Restaurant zusammen mit Kate, Rachael, Ichi, Jamie von Magic Lantern und Morgan Caris von Flowers Who From The Man Who Shot Your Cousin. Die lustigste Frage, die mir gestellt wurde, kam von Kate: "Oliver stimmt es eigentlich, daß in Deutschland seit mindestens 20 Jahren an Silvester Dinner For One gezeigt wird? Bei uns in England kommt das seit Ewigkeiten nicht mehr!" Ich antwortete ihr, daß wir in Deutschland, wenn wir einmal etwas mögen, es für unser ganzes Leben mögen und dessen nie überdrüssig werden. Dies bezog ich dann gleich auch auf die Musik von This Is The Kit und versicherte ihr, daß ich auch in 30 Jahren noch ihr Fan sein werde.




Mina Tindle, Paris, 25.09.11

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Konzert: Mina Tindle
Ort: Parc de Belleville, Festival Kiosquorama
Datum: 25.09.2011
Zuschauer. 100 in etwa
Konzertdauer: circa 50 Minuten

Konzertbericht demnächst.

Setlist Mina Tindle, Parc de Belleville, Paris:

01: Time Writer
02: Bells
03: Too Loud
04: Plein Nord
05: The Good
06: Echo
07: To Carry Many Small Things
08: Lovelyday

09: These Days (Jackson Browne)
10: Pan (J.P. Nataf)



Dienstag, 27. September 2011

Rachael Dadd & Ichi & Emma Gatrill, Paris, 24.09.11

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Konzert: Rachael Dadd & Ichi & Emma Gatrill

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 40
Datum: 24.09.11
Zuschauer: sehr viele, Schätzungen reichen von 45-60 (!)
Konzertdauer: Emma Gatrill und Ichi jeweils 25 Minuten, Rachael Dadd 1 Stunde


Update vom 28.09.2011 (erweitert um den Bericht über Ichi)

Update vom 27.09.2011 (Text erweitert um Konzertbericht Emma Gatrill)


Als es am Sonntag gegen 16 Uhr 30 an der Tür klingelt, bin ich noch nicht einmal mit dem Staubsaugen fertig. Eine sehr schöne Stimme flötet durch das Haustelefon: "Hello, this is Rachael!" Meine Güte, sie ist tatsächlich schon da! Mein Stargast der heutigen Session, Rachael Dadd aus Bristol in England! Ich laufe hektisch die Treppenstufen herunter und treffe zunächst eine sehr nette junge Dame, die sich als Emma Gatrill herausstellen wird. Sie und ein herzensguter Kerl namens Chris werden Rachael später bei ihrem Konzert begleiten, Emma sogar einige Songs auf ihrer kleinen Harfe solo vortragen. Zudem ist der Japaner Ichi dabei, seines Zeichens Ehemann von Rachael und mir seit geraumer Zeit wohlbekannt. Die vier wahnsinnig höflichen und liebenswürdigen Menschen haben tonnweise Material dabei. Koffer, Taschen und Tüten, wo man nur hinschaut, angekarrt mit dem Auto aus Karlsruhe, wo sie am Vortag gespielt hatten (wir berichteten hier). Emma war die Fahrerin und macht sich nun Sorgen, wo sie die Kiste abstellen könnte, ohne abgeschleppt zu werden. Glücklicherweise finden wir einen Parkplatz in der Nähe für sie und tragen nun den ganzen Krempel nach oben. Zwei Nachbarsdamen sehen das Ganze und grinsen mir ein wenig schelmisch hinterher. Sie kennen mich inzwischen in diesem Hause ("dieser verrückte Deutsche"), wissen, daß wir gerne und laut feiern und ständig tolle Musiker in der Bude haben. Beschwert hat sich noch niemand, was beweist, daß unser als spießig geltendes Viertel wesentlich toleranter ist, als viele meinen.



In der Wohnung angekommen, bringe ich den durstigen Musikanten erst einmal ein Glas Saft. Bio natürlich. Folksänger sind schließlich alle ökologisch wertvoll drauf und das ist auch gut so. Später verlangen sie nach Espresso mit etwas Milch, um die Müdigkeit zu bekämpfen und auch diesen Wunsch erfülle ich ihnen sehr gerne. Dann ist auch schon Soundcheck angesagt und meine herrschsüchtige Frau befielt mir unbarmherzig, die Zeit zu nutzen, um den Teppich zu saugen und noch eine verbliebene Tüte Müll runterzutragen. Mit einer Französin verheiratet zu sein ist nicht immer ein Zuckerschlecken, das kann ich euch sagen!

Aber ich bin mit meinen Vorbereitungen noch lange nicht durch, muss noch frische Blumen kaufen, das ist mir wichtig. Und genügeng Kaka Cola light ist auch nicht im Haus. Also verabschiede ich mich kurzfristig Richtung Supermarkt und komme mit Rosen und Lilien zurück.

Rachael Dadd möchte jetzt kurz mal duschen, denn die Fahrt war heiß und anstrengend. Zu dumm nur, daß wir im Moment Probleme mit der Warmwasserversorgung haben (Frankreich, ich sag nur...) und ich befürchte, daß sie weitestgehend kalt duschen muss. Aber das soll ja gesund sein...


Gegen 19 Uhr scheint alles perfekt zu sein, der Teppich ist sauber, der Müll runtergebracht, die Blumen stehen in der Vase und der Soundcheck wurde zu Jedermanns/Jederfraus Zufriedenheit absolviert. Dann stelle ich jedoch fest, daß mir Batterien für mein Aufnahmegerät fehlen und Rachael klagt über Halzschmerzen und hätte gerne Lutschbonbons mit Honig, die wir ihr nicht anbieten können, so daß wir gezwungen sind, noch einmal rauszugehen und den Kram zu besorgen.

Die Laune ist bei allen blendend und ich schieße von den drei jungen Leuten (Ichi ist in der Wohnung geblieben, um unsere Katze zu streicheln) Fotos vor dem Hintergund des Eifelturms. Die Session wird gut werden, ich fühle es.


Meine Hauptsorge ist allerdings immer, ob genug Gäste kommen. Wie so oft ist diese aber völlig unbegründet, denn schon gegen 20 Uhr platzt die Bude fast aus allen Nähten. Ich habe so ziemlich jedes hübsche Mädchen dieser Stadt eingeladen und stelle zufrieden fest, daß Frauenüberschuss herrscht. Die Situation gnadenlos ausnutzend, schieße ich wie im Rasuch Porträtfotos von den ganzen Grazien. Als Gastgeber darf ich das...

Mit dem musikalischen Teil geht es schließlich um 20 Uhr 45 los. Ich hatte mich mit den Künstlern des heutigen Abends darauf verständigt, daß Emma Gatrill beginnen sollte. Sie war ein absoluter Überraschungsgast. Ich kannte die junge Frau aus Brighton vorher nicht, wußte lediglich aus einer E-mail von Rachael Dadd, daß sie als Klarinettistin mit dabei sein wird, war mir aber nicht darüber bewußt, daß Emma Gatrill Harfespielerin ist und auch eigene Songs zum Vortrage bringen würde.

Und schon nach wenigen Sekunden wird klar, daß hier ein genialer Joker ins Spiel gebracht worden war. Die lebensfrohe Emma singt so lieblich und betörend schön, daß sie damit Steine erweichen könnte. Ihr Harfespiel schafft eine ganz spezielle, fast mittelalterlich zu bezeichnende Atmosphäre, von der eine ungemeine Ruhe und ein starker Liebreiz ausgeht. "I am waiting for the answers, I am waiting for them to come" singt sie wehklagend im Refrain und zu meiner hellen Freude wird dieser im zweiten Durchlauf von Rachael Dadd mitgezwitschert, wodurch ganz wundervolle Harmoniegesänge entstehen.

Auch das zweite Lied ist ein Kleinod, es wird erneut auf der kleinen Harfe vorgetragen. Im Gegensatz zum ersten Stück ist aber dieses mal das Harfespiel temporeich und fließend, der Gesang weniger in die Länge gezogen. Zweites Lied, zweiter Stich ins offene Herz!

Nun wechselt Emma zur Gitarre, die sie im Schneidersitz zupft. Textlich dreht es sich erneut um sentimentale Gefühle ("Please know, I miss you") aber es ist auch von Monkeys die Rede. Alles sehr poetisch und fast auf literarischem Niveau, was die junge Brightonerin da abliefert, immer wiederkehrende Themen sind die Natur ("the ocean, the wind, the sand"), aber auch Liebe und Liebeskummer, ohne das zu viel Schmalz beigemischt wird. So heißt es dann auch im fünften und letzten Lied "I'm in love with a man that doesn't love me... waht a fool I've been" und man fragt sich, wer denn dieser Typ gewesen sein soll, der ein solch süßes Wesen wie Emma Gatrill abgewiesen hat, falls denn der Text überhaupt autobiografisch gemeint war.

Dann ist aber leider auch schon Schluß, vorerst Schluß muss man genauerweise sagen, denn später drehen wir mit Emma noch im Hausflur vor der Tür der Nachbarn, die ausgegangen waren. Eine abenteuerliches und prickelndes Unterfangen, denn draußen ist es dunkel und wir müssen leise sein, um nicht im gesamten Haus gehört zu werden. Etwas Licht wird von den Bewegungsmeldern gespendet (die immer wieder ausgehen), aber ansonsten ist alles sehr gedimmt, auch der Gesang von Emma ist leiser als in unserer guten Stube und den Applaus halten wir bewußt kurz und dezent. Und für diejenigen die nicht dabei waren, gibt es eine gute Nachricht: Renaud von Le Cargo.org hat gefilmt und wird die Videos bald auf Youtube einstellen. Yeah, baby!!

Setlist Emma Gatrill, Oliver Peel Session # 40, Paris:

01: Cast Out
02: Twisted Threads
03: Squiggles And Ballons
04: Starlings
05: The Birds
06: Where The Wind Blows (während Rachael Dadds Set)

Von Ichi, der als zweiter dran ist, wird es hoffentlich auch Videodokumente geben. Seine Show ist nämlich in jeglicher Hinsicht spektakulär. Schon sein Einmarsch lässt viele unserer Gäste verdutzt gucken. Er kommt auf Stelzen reingestakst, spielt dazu Mundharmonika und findet sich schließlich hinter seiner Fußtrommel ein, die er nun mit Tempo antreibt. Gleichzeitig bläst er einen roten Luftballon in Wärmflaschenform auf, erzeugt durch den Druck kuriose Geräusche und lässt am Ende die Luft aus dem Ding raus, was auch wieder sehr krass und piepsig klingt. Die Leute johlen.

Ichi stellt sich kurz vor und setzt sich nun auf dem Boden kauernd hinter eine Schreibmaschine. Er schreibt auf dem alten Ding ein paar Zeilen und es tackert laut und unüberhörbar. Kurze Zeit später singt er wie ein Eunuch (ist das japanisch?), wiederholt den Gesang aber noch einmal in deutlich tieferer Tonlage, was zum Schreien komisch ist.

Nun ist das japanische Alphabet dran. Hierzu spielt Ichi auf seiner sebstgebastelten Harfe, bevor er am Ende mit seiner Frau Rachael Dadd in kindlicher Manier Hände abklatscht. Die beiden haben sich wirklich ihr infantiles Gemüt beibehalten und auch wir im Publikum werden noch einmal zu Kindern, die mit glänzenden Augen im Zirkus sitzen und aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.

Nach dem japischen Alphabet ändert der Japaner stimmlich die Tonlage und klingt nun wie ein Muezzin. "Heidahoooo, mamam, heidahohoooo mama" höre ich da raus und ein wenig wirkt Ichi auch wie ein Hirte, der durch seine Gesänge eine Schafsherde zusammenhalten will. Hinterher erfahre, daß dieses Lied auf vietnamesisch vorgetragen wurde.

Neues Stück, neue Gags. Jetzt geht es um einen Seemann und eine Ente, die er fabelhaft imitiert (köstlich sein Geschnatter!) und so ein Lied entstehen lässt, das fast nach japanischem Rap klingt. Und er kann sogar jodeln, das beweist er bei der letzten Nummer, bei der er Steel Pan und Tischtennis spielt, den Ping Pong Ball plötzlich ins Becken fallen lässt und ein Glas Wasser hinzuschüttet. Die Geräusche die dadurch enstehen, sind mystisch und fast hypnotisch, sie ziehen den Zuhörer in ihrer Bann. Zur Krönung des Ganzen spielt er schließlich noch eine jazzige Trompete, bevor er sich seine Stelzen schnappt und Mundharmonika spielend aus dem Zimmer stakst. Der Applaus ist unfassbar donnernd und langanhaltend, so etwas wie das eben haben die meisten Zuschauer noch nie erlebt.

Gute Nacht!

Obige Fotos: Archiv: erstes Bild (von links nach rechts): Kate Stables aka This Is The Kit, Little Mo (Tochter von Kate), Rachael Dadd), zweites Bild: Ichi in Aktion.

- Video: Archiv, Oliver Peel Session # 20

- Rockerparis hat schon schöne Fotos von dieser Session und einen ausführlichen Bericht, klick!

Weiterführende Links:

www.rachaeldadd.blogspot.com

www.myspace.com/rachaeldadd

www.myspace.com/ichijapan

www.twitter.com/rachaeldadd

www.listn.to/rachaeldadd


Aus unserem Archiv:


Ichi, Paris, 24.05.10
Ichi, Paris, 09.06.09
Rachael Dadd, Paris, 27.03.10
Rachael Dadd, Paris, 11.03.09
Rachael Dadd, Paris, 06.03.09






Konzertankündigung Cigùri & Anything Maria, Berlin, 30.09.11

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Konzertankündigung Cigùri & Anything Maria
Ort: Die Frühperle, Berlin
Datum: 30.09.11


Hier mal ein interessanter Konzerttip für Leute elektronischen Pops, die von Sängerinnen wie Fever Ray, Zola Jesus, Austra und Bat For Lashes gar nicht genug bekommen können.

Die beiden aus dem Süden Frankreichs stammenden Damen Cigùri und Anything Maria spielen am 3o. September in der Frühperle in Berlin und werden euch mit ihrer sinnlichen, traumversunkenen Bühnenshow und ihrer faszinierenden Ausstrahlung sicherlich begeistern.

Save the date!




Marie-Flore, Paris, 11.09.11

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Konzert: Marie-Flore

Ort: L'International, Paris
Datum: 11.09.2011
Zuschauer: 100 vielleicht?
Konzertdauer: etwa 45 Minuten


Update vom 26.09.2011 (sorry für die Verspätung!)

"Fuck Pete!" schrieb mir scherzhaft-schelmisch die französische Sängerin Marie Flore vor ein paar Wochen via Facebook. "Fuck him forever" hätte ich fast noch einen obendrauf gesetzt, meinte aber lediglich handzahm: "der arme Pete."

Wie wir auf Pete Doherty kamen? Nun, am 11. September 2011 stand das allererste Konzert der Pariserin mit Begleitband auf dem Programm und da wollte sie mich als Fan der ersten Stunde unbedingt mit dabeihaben. Mein Einwand, am gleichen Abend würde doch der sogenannte Skandalrocker auf dem Festival We Love Green auftreten, wischte sie dann eben mit oben erwähntem Spruch zur Seite.

Wohlgemerkt: sowohl ich, als auch Marie Flore sind
Fans des unberechenbaren Briten und lästerten natürlich nur zum Scherz über ihn ab. Letztlich ging es darum, daß die Französin wollte, daß ihre Anhänger nicht ihr erstes Punk Konzert (so nannte sie es selber) versäumen und das ging eben nur, wenn man auf den Gig des zur gleichen Zeit woanders spielenden Engländers verzichtet. Der Witz an der Sache: Marie Flore ist bereits in der Vergangenheit im Vorprogramm von Doherty aufgetreten und wird dies ab morgen, 28.09, bereits wieder tun! Zudem sang sie mit ihm schon im Duett (Sheepskin Tearaway).



Aber wie klang nun jetzt die neue, die punkige Marie Flore? - Nach den Babyshambles! Oder so ähnlich. Nein, Scherz bei Seite, Parallelen zu den Shambles konnte man in der Tat ausmachen. Ähnlich nonchalant,schrammelig und hingerotzt kam das alles rüber und trotzdem musste man auf catchy Melodien und packende Refrains nicht verzichten. Marie Flore hat sich endlich aus ihrer Folksängerin-Zwangsjacke befreit und wirkte dementsprechend ungewohnt unverkrampft und dynamisch. Nie hatte sie einen größeren Aktionsradius, sie nutzte den Platz auf der Bühne richtig aus, was im klaren Kontrast zu ihren früheren Konzerten stand, wo sie lediglich schüchtern und verängstigt in ihr Mikro hauchte. Aber Musikfans, die gerade das Verhuschte und Fragile an ihr liebten, müssen weiterhin nicht auf diese Züge verzichten, denn gerade bei den beiden alten Stücken zeigte sich die süße Französin von ihrer zarten Seite. Empty Walls klang fast schöner denn je, eine traumhafte Ballade, die inzwischen schon fast zum Klassiker gereift ist. Wäre diese Welt gerecht, wäre dieser Song Nummer eins in sämtlichen Charts geworden.



Aber auch der zweite "Oldie" Made Of Sticks gefiel mir gewohnt gut und schreit geradezu nach Veröffentlichung auf einem Tonträger.

"Dieses Album kommt vielleicht nie, oder vielleicht doch? Na ja, man soll ja nie die Hoffnung verlieren", kommentierte Marie Flore ironisch die lange Wartezeit auf das erste Album.

Ausreichend Songmaterial hat sie jedenfalls angesammelt in den letzte Monaten und Jahren und ich bin mir sicher, daß einige der heute gespielten Stücke dieses heißerwartete Werk zieren werden. Man kann musikalisch wohl von einem Kompromiss ausgehen, d.h. es wird sanfte Folknummern, aber auch indierockige Sachen geben.

Freuen wir uns drauf, spätestens 2012 soll es endlich soweit sein!

Setlist Marie Flore, International, Paris, 11/09/2011

01: The Timid Proud One
02: Made Of Sticks
03: By The Dozen
04: Feathered With Daggers
05: Shifting Sand Artax
06: Empty Walls
07: Waste Of Time
08: Black Cloud (Black Clown?)
09: Sybillis King

Date de concerts/Konzertdaten Marie Flore (avec Peter Doherty)

28.09.11: Le Bikini, Toulouse
29.09.11: Chateau Roge, Annemasse
30.09.11. L'Opera de Monaco, Monaco
01.10.11: Transbordeur, Lyon

Anmerkung: Marie Flores Haare sind nicht rot, das ist nur ein seltsamer Lichteffekt.

Aus unserem Archiv:

Marie Flore, Paris, 21.10.10
Marie-Flore, Paris, 14.04.10
Marie-Flore, Paris, 10.03.10
Marie-Flore, Paris, 03.07.09
Marie-Flore, Paris, 11.04.09
Marie-Flore, Paris, 13.01.09
Marie-Flore, Paris, 11.10.08
Marie-Flore, Paris, 17.05.08
Marie-Flore, Paris, 24.04.08
Marie-Flore, Paris, 15.02.08
Marie-Flore, Paris, 30.09.07





Sonntag, 25. September 2011

Rachael Dadd & Ichi & Anica & Emma Gatrill, Karlsruhe, 23.09.11

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Konzert: Rachael Dadd & Ichi & Anica & Emma Gatrill

Ort: Kohi, Karlsruhe
Datum: 23.09.11
Zuschauer: etwa 50
Konzertdauer: insgesamt 3 Stunden


Bericht von Gudrun Thäter (vielen lieben Dank, auch für die nette Karte!!)

Im September bin ich besonders vielen Konzert-Tipps von Oliver gefolgt. Nicht alle dieser durchweg positiven Erlebnisse sind hier im Konzerttagebuch dokumentiert, aber der letzte Termin der Liste soll mir Anlass sein zu berichten.

Eingeladen hatte das Kohi in Karlsruhe http://www.kohi.de/index.php zu Musik mit Rachael Dadd (Bristol, UK), Anica und Ichi (Japan). Den online gegebenen Hinweisen folgend konnte man herausfinden, dass Anica eine lokale sehr junge Songwriterin ist und Ichi irgendwie ziemlich abgefahrene Laute als Musik verkauft.

Aber das Risiko, hinterher mit dem Abend nicht zufrieden zu sein, ist klein (auch unabhängig vom Tipp aus Paris):

Am Freitag Abend ins Kohi zu fahren ist immer nett. Es liegt an einem Platz, der um die Zeit nur so von Leben strotzt, wobei man immer das Gefühl hat, es trifft sich "nur" die Nachbarschaft. Tagsüber spielen die Kinder hier oder es ist Markt. Es gibt eine prima Eisdiele, ums Eck ist mein liebstes Kino und mit dem Fahrrad bin ich in 15 min zu Hause.

Also so oder so würde das ein schöner Abend werden.

Als wir gegen 20:40 Uhr ankommen, ist es im Kohi noch recht ruhig. Aber kurz vor neun füllen sich die Bänke ganz fix auf etwa 50 Hörer und pünktlich um 21 Uhr beginnt Anica. Sie überrascht damit, mit Frau am Kontrabass und einer zweiten Gesangsstimme plus Gitarre/Akkordeon als Band aufzutreten - zum ersten Mal in der Besetzung. Das Set ist sympatisch und mitreißend. Die Sängerin ist überraschend souverän - das Publikum sofort dabei. Sicher liegt es auch daran, dass viele Freunde dazugekommen sind. Aber es ist durchaus verdienter Applaus. Ich bin positiv überrascht. Nach 45 min ist Schluss und ich hätte mir noch ein paar Lieder mehr gewünscht. Es gibt eine kurze Umbaupause und als erstes Extra des Abends nimmt eine junge Dame (Emma Gatrill) im Schneidersitz auf der Bühne Platz und bezaubert uns mit ihrer kleinen Harfe und leisen Liedern. Vor dem ersten Lied sagt sie noch an, es würde jetzt ein sehr leises Lied werden, weil hinten noch ein bißchen geplaudert wird. Ab dann ist gespanntes Zuhören dran, das nur durch Applaus unterbrochen wird. Ab und zu nehmen die anwesenden anderen Musiker am Geschehen auf der Bühne teil mit Steeldrum und Banjo, oder zweiter Gesangsstimme. Es ist sehr familiär und das Publikum fühlt sich zur Familie gehörig. Entsprechend ist das Echo - sehr gute Stimmung, alle sind zufrieden.

Nach Emma gibt es wieder eine kleine Pause und anschließend eine große Überraschung. Das Set von Ichi macht uns alle zu staunenden und manchmal laut lachenden Kindern. Er betritt den Raum auf Stelzen und anschließend benutzt er selbst gebaute Instrumente und alle möglichen und umöglichen Dinge um eine Musik zu produzieren, die irgendwie weit hineinreicht in rituelles, aber sich andererseits überhaupt nicht ernst zu nehmen scheint. In meiner Heimat würden wir sagen: Der macht sich voll zum Obst. Er versucht seine Lieder mit deutschen Ansagen ein Stück weit zu erklären. Auch das führt dazu, dass er uns allen sehr ans Herz wächst. Der Höhepunkt für mich ist ein Lied mit Megaphon, wo die Ente die ganze Zeit klingt wie Donald Duck in den Zeichentrickfilmen meiner Kindheit und ein Song, wo Tischtennisbälle in der Steeldrum ihre eigene zufällige Musik machen. Es ist ein bißchen traurig, als er fertig ist. Weil allen ist klar: das sehen wir so schnell nicht wieder und das läßt sich auch durch die akustische Reserve nicht ersetzen.



Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es schon 23 Uhr ist - die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen und wir sind alle munter nach der ausgiebigen Kinderstunde mit Ichi. Nach einer kurzen Pause hat Rachael Dadd die Bühne für sich und singt uns noch mehr als eine Stunde ihre wunderbaren Lieder mal mit mal ohne Mit-Musiker (bis zu vier Personen sind auf der Bühne). Sie gibt zwischendurch sehr nette Einführungen zu den Liedern und versucht sich in deutsch (kommt immer gut an!).

Nach Mitternacht stehe ich dann am Merchstand und kann mich gar nicht entscheiden, welche Musik ich mitnehmen möchte, um ein Andenken an einen ganz besonderen Abend zu haben. So kaufe ich gleich 4 CDs und weiß, ich werde wohl den ganzen Samstag brauchen, um da überhaupt hinein zu hören... Wie schön!

Anmerkung: unbedingt das Video von Ichi ansehen. Der lachende Mann im Publikum ist geil!





Samstag, 24. September 2011

The Specials, Köln, 24.09.11

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Konzert: The Specials
Ort: E-Werk, Köln
Datum: 24.09.2011
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: k.A.


The Specials - und so war auch der Tag. Am Dreieck Heumar erfuhr ich, daß die A3 ab dem Dreieck Heumar gesperrt war. Dann eben über Deutz. Dummerweise dachten das viele andere auch. Ich kam trotzdem recht pünktlich bei meiner Verabredung im Agnes Viertel an. 45 Minuten später führten die Bayern 2:0 gegen Leverkusen (gut!) und verhinderten die Gladbacher Tabellenführung (besser), es schien doch noch ein guter Abend zu werden. Ab ins Auto, Richtung Mülheimer Brücke. Kurz hinter dem Zoo staute sich der Verkehr plötzlich, wohl ein Unfall an einer einspurigen Baustelle, es ging jedenfalls nichts mehr. Wir drehten, fuhren über die Zoobrücke und durch Deutz - bis zum zweiten großen Stau. Zwischen Holländern, für die das die Ersatz-A3 war, und Paul-Kalkbrenner-Fans, die zum Palladium unterwegs waren, näherten wir uns in Papamobil-Tempo dem E-Werk. Als wir nach fast anderthalb Stunden einen Parkplatz gefunden hatten (in 2,5 km Entfernung des Ladens), waren wir sicher, das Konzert schon verpasst zu haben.

Im E-Werk war es so voll, daß man nicht mehr in den Saal kam. Mit ein paar Tricks klappte es dann doch. Die Band spielte gerade Monkey Man, in Berlin war das das fünfte Lied. Zwei Lieder später hatte ich einen guten Platz gefunden, wollte gerade ein paar Fotos mit meiner unprofessionellen Kamera (so am Eingang von der netten Securityfrau festgestellt) machen. Die weniger nette Kollegin der netten erklärte meinen Fotoapparat energisch zu einem Profigerät und verbot das Fotografieren.

Und das abgeschnittene Konzert? Das war gut. Vor dreißig Jahren wäre es vermutlich sehr gut gewesen; die Stimmung im tanzenden Saal war ausgezeichnet!

Setlist, die zwei verwackelten Bilder und etwas mehr morgen früh.



H-Burns & Neal Casal, 19.09.11

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Konzert: H-Burns & Neal Casal

Ort: Crêperie West Country Girl, Saint Ambroise, Paris

Datum: 19.09.2011

Zuschauer: 30-35



Diese Konzerte sind mir die liebsten! Intimes Ambiente, sympathische, musikbegeisterte Zuhörer und exquisite Künstler, die ohne Netz und doppelten Boden akustisch vom Leder ziehen.

Der gute Erwan Le Floch hatte in seine urige Crêperie West Country Girl geladen und etwa 30 Insider folgten seinem Ruf. Die Shows sind halbwegs geheim, weil der Laden nicht sonderlich groß ist und Erwan nicht überrannt werden will. Es soll ja schließlich gemütlich bleiben. Eintritt kostet das Ganze nicht, Crêpes kann man am Tag der Konzerte alleridngs auch keine essen. Ist aber egal, denn man kommt ja wegen der Musik und nicht um sich die Wampe vollzuschlagen.

Anberaumter Konzertbeginn war 21 Uhr. Als ich um diese Zeit am Ort des Geschehens eintraf, war das West Country Girl noch nicht sonderlich stark bevölkert, der von mir erwartete Massenansturm blieb aus. Allerdings war der Amerikaner Neal Casal schon da. Ich erkannte ihn kaum wieder. Er trägt inzwischen einen grauen Bart, auf den er sehr stolz ist, wie er mir schmunzelnd erzählte. Als ich ihn 2007 solo und später mit Ryan Admas und den Cardinals auf der Bühne der Maroquinerie gesehen hatte, war er noch glattrasiert. Ich fragte ihn, ob die Weiber auf seinen Bart stehen würden. Er verneinte. Daraufhin riet ich ihm: "dann mach ihn sofort wieder weg!"

15 Minuten später kam mein eigenes Weib eingetrudelt, sie war mit Freunden noch essen gewesen. Während ich hungrig auf meinem Stühlchen saß, erzählte sie mir von ihrem vollen Bauch. Gemeinheit. Zum Trost kippte ich mir einen staubtrockenen Cidre die Kehle runter und verfolgte nun ganz leicht besäuselt das Akustikkonzert des Franzosen Renaud Brustlein aka H-Burns. Seit Jahren schon bin ich Fan des erdigen Folkrockers, der hier im West Country Girl gern gesehener Gast ist. Er gehört fast zum Establishment. Während er auf "richtigen" Bühnen mit seiner mehrköpfigen Band richtig Krach machen kann, besann er sich hier auf seine ruhige Seite. Seine whiskygetränkte Stimme klang wie immer sensationell. Würde ihn sein kleiner Akzent nicht verraten, man könnte ihn für einen waschechten Ami halten. Dabei stammt der kräftige Bursche aus Valence und nicht aus Nashville.

Inzwischen ist der gute Renaud schon bei Album vier angekommen, daß er zusammen mit dem australischen Kultmusiker Chris Bailey (The Saints) eingespielt hat. Und von diesem Album brachte er auch ein paar Songs (New Sidewalks, Postcards), freilich ohne Chris Bailey. Zudem gönnte er uns We Go Back von seinem gleichnamigen dritten Album und gegen Ende mit Death Of A Salesman auch ein gelungenes Cover von Low (Album The Great Destroyer).

Die Leute (unter ihnen Michel Pamplune, der Chef des famosen Labels Fargo) hörten aufmerksam zu, belohnten H-Burns mit verdientem Applaus und waren teilweise überrascht, daß es in Frankreich so tolle Countrysänger gibt.



Etwa zehn Minuten später war Neal Casal an der Reihe. Der smarte Womanizer steht bei Frago (damals war er bei Glitterhouse) unter Vertrag und hat zuletzt 2010 das nicht kleine Café de la Danse (Fassungsvermögen etwa 500) gefüllt. Er ist als kein Unbekannter hier in Frankreich und hat sich praktischerweise gleich auch noch eine französische Freundin angelacht (ein süßes Ding!). Es dürfte ihm allerdings schwer fallen, diese regelmäßig zu sehen, denn der Singer/Songwriter wohnt in L.A, also nicht gerade um die Ecke.

Aber schwierige Liebesbeziehungen sind ja meist der ideale Nährboden für verzweifelte Lovesongs und Neal bot uns allen wirklich ein paar sehr feine Kostproben seines umfangreiches Werkes. Je nach Zählweise stehen 11 bzw 13 Alben auf der Habenseite (eine Anthlogie und ein Coveralbum könnte man eventuell abziehen) und ich besitze offengestanden kein Einziges davon. Dennoch fiel mir heute auf Anhieb der Song Lost Satellite positiv auf. Fast im Stile eine Paul Mc Cartney trug er mit fabelhafter Stimme und gekonntem Fingerpicking diese Ballade vor und gefiel mir nicht nur in dieser Phase richtig gut. Im Vergleich zu H-Burns klang bei Neal Casal alles süffiger, süßlicher, weniger erdig und trocken, allerdings auch ein klein bißchen professioneller und routinierter. Aber man schaftt es nun einmal nicht in die Begleitband von Ryan Adams (den Cardinals), wenn man nicht exzellent spielen kann.



So genoßen wir Pariser Folkfans in intimer Atmosphäre also zwei hervorragende Musiker, die sich auch hinterher sympathisch und offen präsentierten und für Schwätzchen zur Verfügung standen.

Feine Sache das!


Obiges Video von H-Burns by Le Hiboo.com, copyright. Check out their other great videos with H-Burns, click!



Freitag, 23. September 2011

Konzertankündigung Herman Dune

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Konzertankündigung: Herman Dune
Orte & Daten: siehe unten


Liebe Freunde, ich kann euch die gute Nachricht übermitteln, daß die Franzosen von Herman Dune nach Deutschland auf Tour kommen werden. Die dreiköpfige Band um Sänger David-Ivar Yaya Herman Dune ist ohnehin eine buntgemischte Truppe, die gerne und oft um den Globus reist. David-Ivar hat eine schwedische Mutter und wird deshalb auch oft gerne einmal als schwedischer Musiker bezeichnet (er selbst hält sich hautpsächlich für einen Franzosen, da er als Sohn eines Franzosen in Paris aufgewachsen ist), Drummer Néman Herman Dune ist Schweizer (lebt aber inParis) und Bassist Ben Pleng (Yeti Lane, ex Cyann & Ben) gehört zwar offiziell wohl nicht zur Band, ist aber zumindets live immer mit dabei.

Ich bin mir zeimlich sicher, daß euch diese drei Sympathen begeistern werden. Ihr neues Album Strange Moosic habe ich dieses Jahr live schon zweimal geboten bekommen und war jeweils sehr angetan. Wie immer dominieren schwungvolle, sonnendurchflutete Freakfolknummern mit viel Charme und Liebhabappeal. Und die alten Sachen sind eh toll.

Also nix wie hin!

Ausgewählte Konzerttermine Herman Dune (ohne Gewähr):

23.09.2011: Reeperbahn Festival, Hamburg
26.09.2011: Postbahnhof Berlin (mit Sean Flinn)
27.09.2011: Beatpol, Dresden
28.09.2011: Ampere, München
29.09.2011: E-Werk, Erlangen
30.09.2011: Manufaktur, Schorndorf
01.10.2011: Gebäude 9, Köln
02.10.2011: Gleis 22, Münster
04.10.2010: Brotfabrik, Frankfurt

Aus unserem Archiv:

Herman Dune, 09.06.11
Herman Dune,03.12.10
Herman Dune, Paris, 26.09.09
Herman Dune, Cergy Pontoise, 05.07.09
Herman Dune, Paris, 02.12.08
Herman Dune, Köln, 22.08.07
Herman Dune, Paris, 02.07.07

- Schöner Post von Plattenvorgericht zu Herman Dune-Strange Moosic, klick!



Pelle Carlberg, Köln, 22.09.11

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Konzert: Pelle Carlberg
Ort: King Georg, Köln
Datum: 22.09.2011
Zuschauer: 70
Dauer: 100 min


Vor ein paar Tagen bekam ich ein mail mit dem Download-Code der neuen Loney, Dear Platte, an die
ich überhaupt nicht mehr gedacht hatte. Weil Emil Svanängen mich bisher musikalisch grundsätzlich begeistert hat, war meine Vorfreude groß. Und wie das so oft ist, verpuffte die sehr schnell, weil Hall Music leider kein großer Wurf ist und nicht an die Vorgänger mit ihren wundervollen "nanana"-Refrains ranreicht.

Glücklicherweise gilt in der Musik die alte Homer Simpson Weisheit "Wo der herkommt, gibt es noch andere"; dann eben einer von denen. Als Ersatz-Lieblingsschwede bietet sich zwangsläufig Pelle Carlberg an, der - wie praktisch! - auch heute verfügbar war und im King Georg in Köln spielte. Der ehemalige Edson-Sänger taugt aus verschiedenen Gründen für den Job; er verfügt über ein immenses Repertoire großartiger Indiepop-Songs, ist wahnsinnig sympathisch und schreibt in seine Lieder immer wieder "nanana"-Zeilen, perfekt!

Als wir im King Georg ankamen, war schon aufgebaut. Sprich, es stand ein Mikrofon und eine Gitarre auf der kleinen Tanzfläche, Pelle war also solo unterwegs. Bisher hatte ich den Sänger immer mit Band erlebt, da diese Kurztour keine neue Platte promotet, war offenbar die Einzelversion passender.

Sie passte. Sie passte sogar ausgezeichnet! Alleine gefiel mir die Musik des Stockholmers noch eine ganze Ecke besser als bei meinen ersten Konzerten. Pelles tolle Stimme und die wunderbaren Melodien funktionieren ohne zusätzliche Instrumente hervorragend, vor allem in einem kleinen Club. Weil das King Georg früher ein Stripladen (oder etwas Stripladenartiges) war, sind rund um die Tanzfläche kleine Sitzecken. Der Grundriß des Clubs gleicht einem Streichholz. Die Separée- und Bühnenfläche, der Kopf, bietet für solche akustischen Konzerte eine sehr intime Atmosphäre (so war das früher sicher auch schon, als Angelique und Karl-Heinz
noch in den roten Sitzecken saßen). Wie intim das war, merkte man immer dann, wenn der Sänger sich während der Lieder umguckte und einzelne Menschen betrachtete.

Er hatte keine neue Platte dabei, also spielte Pelle Carlberg ein Best-Of seiner drei bisherigen Alben, aber auch Musik von Edson und brandneue Stücke. Salt war eines von denen. "Ich habe mich jahrelang geweigert, über dieses wichtigste Thema in der
Musik zu singen aber vor sechs Monaten musste ich ein Liebeslied schreiben." Was vor einem halben Jahr war, weiß ich nicht, aber das Liebeslied war genau so, wie man sich eines von Pelle Carlberg vorstellt, ein romantischen Stück über Salz in Wunden, über gebrochene Herzen, ein sehr schönes Lied!

Vor dem Hit
Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls fragte der Sänger, ob es ok sei, danach eine kurze Pause zu machen, bevor es mit der zweiten Hälfte weiterginge. Wir könnten dann auf die Toilette gehen, ein Bier kaufen und danach weiter zuhören. Ich dachte, er müsse dringend seinen Tipp befolgen, Pelle nutzte die Pause aber nur, um sein Handy zu überprüfen, die lustigen Tanzschritte bei den Liedern vorher hatten nichts mit Harndrang zu tun. Da nach der Pause zweite 45 Minuten folgen sollten, war der Deal mit der Teilung ein wirklich guter.

Auch die zweite Hälfte hätte als vollwertiges Konzert durchaus getaugt. Enorm viele Hits, ein Edson Stück (I wanna be alone), ein sehr schönes neues Lied (Love Hertz)
über einen Unfall, den Pelle am Tag seines Konzerts vor zwei Jahren im Stevie Wonderland hatte. Er erzählte die Geschichte ausgiebig, so wie er viele Lieder und ihre Hintergründe beschrieb, sehr charmant, witzig und unterhaltsam. Bei dem Unfall auf der Luxemburger Straße hatte Pelle (mit dem Mietwagen) einen U-Turn versucht und ein anderes Auto gerammt. Deutsche machen aus so etwas einen Rechtsstreit, Schweden Lieder.

Als das zweite Teilkonzert und die beiden Zugaben (u.a. sein Cover des ungemein fiesen The Darkness Lieds
I believe in a thing called love) fertig waren, waren eine Stunde vierzig vorbei. Sehr viel tolle Musik für kleines Geld!

Mit der kommenden Platte wird Pelle Carlberg demnächst auch wieder nach Köln kommen. Dann zwar mit Band, aber das ist ja auch absolut nicht verkehrt.

Setlist Pelle Carlberg, King Georg, Köln:

01: Oh no! It's happening again
02: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
03: Birth! School! Dole! Angst! (Edson)
04: Fly me to the moon
05: Salt (neu)
06: I love you, you imbecile
07: 1983 (Pelle and Sebastian)
08: Skinnarviksberget (neu)
09: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls

10: Because I'm worth it
11: Metal to metal
12: I wanna be alone (Edson)
13: Go to hell, Miss Rydell
14: Riverbank
15: Pamplona
16: Love Hertz (neu)
17: How I broke my foot and met Jesus
18: Middleclass kid

19: Crying all the way to the pawnshop (Z)
20: I believe in a thing called love (The Darkness Cover) (Z)

Links:

- Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09
- Pelle Carlberg, Köln, 23.11.07




Mittwoch, 21. September 2011

Konzertankündigung John Vanderslice

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Konzertankündigung: John Vanderslice
Orte & Daten


Unbedingt hingewiesen gehört noch auf die Tour des amerikanischen Singer-Songwriters John Vanderslice. Der Bursche ist sträflich unterschätzt, liefert seit Jahren regelmäßig gute Alben ab und hat dieses Jahr das Werk White Wilderness herausgehauen, von dem er sicherlich einige Songs spielen wird.



Dabei sein!

Ausgewählte Konzerttermine John Vanderslice:

21.09.2011: Muz, Nürnberg
22.09.2011: NBI, Berlin
23.09.2011: Reeperbahn Festival, Hamburg
02.10.2011: Paradiso, Amsterdam
07.10.2011: Haus der Musik, Wien
08.10.2011: Engelsburg, Erfurt



Man Man & The Wave Pictures & Little Scream, Paris, 16.09.11

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Konzert: Man Man & The Wave Pictures & Little Scream
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 16.09.11
Zuschauer: relativ voll, etwa 350
Konzertdauer: Man Man 75 Minuten, The Wave Pictures etwa 40-45 Minuten, Little Scream 30 Minuten


Oft weckt ja schon der Blick auf das Label die Neugierde auf einen Musiker. So geschehen im Falle von Little Scream, die auf Secretly Canadian (Damien Jurado, The War On Drugs, Antony And The Johnsons und und und) veröffentlicht und deshalb in den Fokus meines Interesses gerückt war. Als ich sah, daß sie im Pariser Café de la Danse spielen würde, war klar, daß ich da dabei sein musste.

Allerdings war die Zeitansetzung schon wieder so enorm ungünstig, daß ich ein paar Titel verpasste. Bereits um 19 Uhr 30 hatte man Laurel Sprengelmeyer, die Musikerin die hinter dem Pseudonym steckt, auf die noch nicht sehr zahlreich versammelten Leute gehetzt. Zusammen mit zwei männlichen Mitmusikern an Gitarre und Schlagzeug zog sie eine ungemein rockige Show ab. Darauf war ich nach Anhören ihrer Titel im Internet nicht gefasst. Ich erwartete eher ruhigen, melancholischen Folk und keine Rockröhre, die einem den verpoppten Arsch versohlt. Das klang mehr nach Hole als nach Cat Power und schepperte und schrammelte mir ehrlich gesagt ein wenig zuviel. Von herzerwärmenden Balladen im Stile von Heron And The Fox (ein famoses Lied!) war weit und breit nichts zu hören. Stattdessen fetzte sie auf Zehenspitzen stehend durch ihr explosives Set und wirkte dabei wie eine agressive Tennispielerin im Stile von Serena Williams, die permanent wie eine Gestörte auf die Kugel hämmert, scheißegal ob der Ball reingeht oder zehn Meter ins Aus fliegt. Der Tennisspielerinnen- Look wurde noch unterstrichen durch ihre roten Nike Turnschuhe und ihre kurze Short. Ein sympathisches Mädel, das mit der gesamten Musikelite von Montreal (Mitglieder von Arcade Fire, den Stars, Snailhouse, etc) für ihr Album The Golden Record zusammengearbeitet hat.

Hinterher habe ich mich geärgert, diese CD nicht gekauft zu haben, denn ich bin sicher, daß sie sehr gelungen ist. Ihr Konzert war mir allerdings zu wild, schließlich bin ich in den letzten Jahren zum Weichei mutiert und stehe eher auf Musikerinnen die winseln, anstatt rumzuschreien. Nun ja, der Schrei (Scream) steckt ja schon im Bandnamen...



Danach traten die britischen The Wave Pictures an. Der Dreier um Frontmann Dave Tattersaal spielt wundervollen Retropop, konnte mich aber an jenem 16. September nicht wirklich begeistern. Den drei wahnsinnig netten Jungs fehlt es einfach ein wenig an Charisma und Bühnenpräsenz, das muss man mal so deutlich sagen. Bassist Franic steht nur steif rum, Dave selbst wirkt immer unglaublich verträumt und ist einfach viel zu zahm für einen echten Rockstar und nur Drummer Jonny Helm sorgte immer mal wieder für etwas Pfeffer, vor allem dann, wenn er wie dies in zwei Fallen gegeben war, selbst sang. Gepflegte Langeweile war also die vorherrschende Emotion. Leider.

Dass Man Man aus Philadelphia, die als Letzte auftraten, langweilig waren, konnte man wahrlich nicht sagen. Vor allem der Sänger mit dem unsagbar häßlichen Pornobalken und den tuntigen Klamotten und der Drummer gaben Gas ohne Ende. Das Problem war bloß, das ich das Ganze musikalisch grauenvoll fand (ein kruder Mix aus Balkanfolk und trashigen Pop mit Saxofon, auf den Bloggerlemminge sicherlich fliegen) und mich das Rumgehampel ziemlich bald nervte. Ich habe wenig Sinn für Musiker, die sich einen Spaß daraus machen, doof auszusehen und sich dabei noch unglaublich cool und witzig vorkommen. Ich langweilte mich nun nicht mehr gepflegt, sondern gräßlich. Ich wollte weg hier und dies obwohl um mich herum alle saumäßig Spaß hatten und tanzten. Sogar einen Crowdsurfer gab es, ein absolutes Novum im sonst so gesitteten (und gesetzten) Café de la Danse. Nach etwa 75 Minuten war aber die Tortur glücklicherweise vorbei und ich um die Erkenntnis reicher, daß Man Man nicht mein Wetter sind. Sollen sich andere mit ihnen wie Bolle amüsieren, über das Geklimper mit den Schlüsseln kichern und sich über das seltsame Outfit des Sängers beömmeln.




Hervorragende Fotos hat Sarah Bastin. Klick!



Montag, 19. September 2011

Erin Lang & Cvantez, Paris, 18.09.11

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Konzert: Erin Lang & Cvantez

Ort: L'International, Paris
Datum: 18.09.2011


Wieder so ein Tag an dem ich mir gedacht habe: " Oliver, du musst jetzt bald umziehen, such' dir endlich 'ne Wohnung, die näher an den Konzertlocations dieser Stadt gelegen ist!"

Will heißen: ich kam wie immer zu spät. Nun ja, ich habe eben eine lange Anreise, in 40 Minuten (die ich mit der U-Bahn brauchte) ist mein Freund und Bloggerpartner Christoph 100 Kilometer gefahren. Ehrlich jetzt.

Ok, ich habe vom Konzert der Kanadierin Erin Lang also nur ein einziges Lied gehört, daß mir zudem auch noch außerordentlich gut gefallen hat (diese hauchzarte Stimme, wow!). Die Singer/Songwriterin war zusammen mit einem Cellisten und einem Drummer aufgetreten und nach lediglich sechs performten Liedern mit ihrem Set auch schon durch. Ein bedauerlicher Umstand, über den ich mich durch den Erwerb ihrer sehr hübsch gestalteten CD hinwegtröstete.

Setlist Erin Lang, L'International, Paris:

01: Anchor
02: Taps
03: Carried Away
04: Kalimba
05: Can't Help Falling In Love With You (Elvis Presley)
06: Dr Lowry? (One For Snow)
07: A Fire In This House



Zum Glück waren aber die danach startetenden Franzosen Cvantez so ganz nach meinem Geschmack. Ein Trio, das der Gitarrist Olivier ins Leben gerufen hatte, in dem nun aber mit Cyrielle Martin eine Dame gesanglich den Ton angibt.

Das klang grob gesagt nach der frühen PJ Harvey (oder auch nach anderen klasse Acts wie Cat Power, Breeders, Sonic Youth, Scout Niblett, My Bloody Valentine), hatte aber auch viel Eigenes. Die drei Musikern formten ein dichtes, düsteres und melancholisches Etwas, das ganz ohne Schnörkel und Zierrat auskam. Die sanfte und traumversunkene Stimme der Sängerin wurde von rohen, aber dennoch melodischen Gitarren getragen (und manchmal übertönt, wie das beim Shoegaze so üblich ist), während aus dem Hintergund das Schlagzeug mechanisch hämmerte. So enstanden süß-saure Konstraste, die absolut anziehend wirkten und mich zum Kauf des Albums verleiteten.

Das komplette Album Tigers kann man sich auf der Labelseite (Drunk Dog) oder auf der Bandcamp Seite von Cvantez anhören und auch bestellen.



Pour nos lecteurs français:

Encore une de ces journées où je me suis dit: "Oliver, tu dois changer d'appartement bientôt, trouve toi un truc qui soit plus proche des salles de concerts parisiennes!"

En clair: j'ai raté la quasi totalité du concert de la canadienne Erin Lang, qui avait joué en premier. Mais bon, un peu normal si on a besoin de 40 minutes de trajet comme moi!

Je n'ai
donc entendu qu'un seul morceau d'Erin qui était entourée d'un violoncelliste et d'un batteur. Le tout sonnait très classe, j'ai adoré. Je me suis consolé en achetant son disque You Are Found qui est doté une très très jolie pochette.

Puis sont venus les français Cvantez et ma soirée n'était finalement pas gâchée puisque le concert du trio parisien était parfaitement à mon gout. Leur son avait un parfum des années 90 (on pensait notamment à Pj Harvey, Les Breeders, Pixies, Sonic Youth, My Bloody Valentine), mais remodelé à leur propre sauce. C'était brut, énervé et dense, avec des riffs de guitares abrasifs et une batterie puissante et lourde. Pour contrecarrer le côte brut il y avait la jolie voix douce de la timide chanteuse Cyrielle (quelle belle robe bleu ciel)!), qui semblait complètement perdue dans un rêve intérieur. Sans grands gestes sans chichis, les trois musiciens se promenaient à travers un set cohérent et passionnant et m'ont incité à acheter leur (deuxième) disque Tigers qui a mis 5 ans à sortir! Cool pour nous, ce bébé a enfin vu le jour avec l'aide du label Drunk Dog. On peut l'écouter en intégralité sur le site Bandcamp du groupe.



Sonntag, 18. September 2011

This Is The Kit & Rivkah, Paris, 17.09.11

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Konzert: This Is The Kit & Rivkah
Ort: Rivkahs Wohnzimmer in Paris, At The Door Session # 1
Datum: 17.09.2011
Zuschauer: 25-30


Mann, war das schöööööööööööööön!

Die Pariser Pianistin Rebekka Hasson alias Rivkah hatte zu ihrer ersten At The Door Session in ihr Wohnzimmer geladen und uns allen einen ganz wundervollen Abend bereitet, den ich nicht so schnell vergessen werde.

Verantwortlich für den Hochgenuß war neben Rivkah selbst, die in Paris lebende Engländerin Kate Stables aka This Is The Kit, die Stargast dieser Session war.

Das Ganze fand in einem intimen und relaxten Ambiente statt. Rebekka Hasson bewohnt zusammen mit ihrem Hund und einer (neu hinzugezogenen) amerikanischen Schauspielerin ein kleines Häuschen unweit vo La Villette. Als ich am Ort des Geschehens eintraf, war die Eingangstür offen und ich musste sie nur aufdrücken, um über eine schmale steile Treppe ins Wohnzimmer (sprich den Konzertsaal!) zu gelangen. Dort hatten sich schon etliche Sympathen eingefunden, die sich mit Chips vollstopften und Bier oder Rotwein dazu schlürften. Unter ihnen Morgan Caris und Erwan Broussine von Flowers From The Man Who Shout Your Cousin und eine attraktive Kanadierin aus Vancouver, die nett kichernd auf einem Bänkchen saß. Spontan wie ich bin, sicherte ich mir das Plätzchen neben ihr und hatte von nun an nicht nur eine schöne Nachbarin, sondern auch beste Sicht auf die improvisierte Bühne, auf der sogar ein richtiges Drumkit aufgebaut worden war. Perfekte Bedingungen, für das was nun folgen sollte.

Die Gastgeberin selbst führte in den musikalischen Teil des Abends ein. Rivkah ist eine sensible, melancholische Pianistin, die in Herman Dune ihren bekanntesten Förderer hat. Bilder des umtriebigen französisch-schwedischen Musikers an den Wänden bezeugen diese Freundschaft, die über Jahre gewachsen ist. Herman Dune spielte im Übrigen auch die Gitarrenparts auf dem zweiten, selbstverlegten Album von Rivkah, dessen Cover die Musikerin selbst gestaltet hat. Sie ist ein Multitalent, stellt auch ihre Flyer von Hand her und schneidert nebenbei Bühnenkostüme für so manchen bekannten französischen Künstler. (hier findet man ihre Schneiderarbeiten Seite).

Ihre Musik zeichnet sich durch eine stark persönliche, sehr intime Note aus. Alles bei ihr ist in moll gehalten, klingt schwermütig und fragil. Ihr Stimme ist wundervoll, sehr zart, verletztlich und betörend. Alleine am Piano, mit ein wenig Backvocal Unterstützung von Kate Stabbles und bei einem Lied der singenden Säge von Anna) schritt sie durch ihr kurzes Set, in dem neben ihren eigenen Songs wie You Lie oder Into The Snow mit Teenage Kicks auch eine ungewöhnliche Coverversion ihren Platz hatte. Das erklärte Lieblingslied meines Vaters John Peel interpretierte die Pariserin ganz neu und aufregend und begeisterte damit die Zuschauer, die die Musikerin zum Teil neu für sich entdeckten.



Dann war eine kurze Pause angesagt. Zeit einen Schluck zu trinken, zu flirten oder Rivkahs Hund zu streicheln. (Mulitasker machten alle drei Dinge auf einmal).

Kate Stables ließ aber nicht lange auf sich warten. Sie hat mit Home Shows viel Erfahrung und dies obwohl sie auf solch renommierten Veranstaltungen wie kürzlich dem End Of The Road Festival auftritt. Sie möchte einfach so oft wie möglich spielen, ist Musikerin durch und durch und liebt intime und persönliche Rahmen für ihre herzerwärmenden Konzerte. Natürlich war auch wieder ihre kleine Tochter Mo dabei, genauso wie ihr musizierender Eheman Jesse D Vernon, der unter dem Namen Morningstar schon etliche beachtliche Platten herausgebracht hat. Unterstützt wurden Kate und Jesse von Rivkah (Backgroundvocals, Percussions, Melodica), einem Drummer und der aus Portland, Oregan, stammenden Amerikanerin Anna, die die singende Säge zum Schwingen brachte und auch auf einer kleinen Lap Harp (zu deutsch Schoßharfe) spielte.

Die hochsympathischen Musiker legten ein Wahnsinnskonzert aufs Parkett, das auch ein paar neue, vielversprechende Lieder zu bieten hatte. Der Sound von This Is The Kit lebt von Kates lieblicher, glockenklarer Naturtstimme, aber auch die Instrumentierung ist regelmäßig liebevoll und detailversessen, da klingt kein Konzert wie das andere. Heute hat z.B. Jesse bei dem bildschönen Two Wooden Spoons so traumhaft Geige gespielt, das die Sonne aufging, obwohl es draußen in Strömen regnete.



Ich genoß jede einzelne Sekunde in vollen Zügen, war wie immer verblüfft, wie schnell sich Kate an schwierige Bedingungen anpassen kann und selbst in einem vollgepackten Wohnzimmer die Konzentration und Ruhe findet, durchgängig auf höchstem Niveau zu singen. Und Lieder, die durch ihre ungemeine Authenzität, Aufrichtigkeit und Natürlichkeit glänzen, hatte die junge Mutter aus Bristol wieder in Hülle und Fülle zu bieten.

Auf ihrem zweiten Album Wriggle Out The Restless finden sich mit The Turnip und Spinney, zwei absolute Perlen, die die ganze Welt entdecken sollte. Zwei Songs, die neben dem heute nicht gespielten Moon für mich zu den Highligts des Musikjahres 2010 gehörten und mir einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen.



Natürlich spielte Kate aber auch ihren größten Hit vom ersten Album Krulle Bol, Birchwood Beaker. Rivkah bezeichnete diesen Song als ihr Lieblinglied ever und in der Tat ist diese sensible Ballade ein Seelentröster erster Sorte.

Nach etwa einer Stunde waren dann alle vorbereiteten Lieder gespielt und der musikalische Teil beendet. Alle stürzten sich nun wie hungrige Wölfe auf die Reis- und Nudelsalate und als alle satt waren, wurde noch stundenlang zu Prince, Michael Jackson und Ghostbusters getanzt.

Ein super Abend und eine neue Hauskonzerte-Location mehr! Ich hoffe auf künftige neue Sessions bei Rivkah!






 

Konzerttagebuch © 2010

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