Mittwoch, 21. September 2011

Man Man & The Wave Pictures & Little Scream, Paris, 16.09.11


Konzert: Man Man & The Wave Pictures & Little Scream
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 16.09.11
Zuschauer: relativ voll, etwa 350
Konzertdauer: Man Man 75 Minuten, The Wave Pictures etwa 40-45 Minuten, Little Scream 30 Minuten


Oft weckt ja schon der Blick auf das Label die Neugierde auf einen Musiker. So geschehen im Falle von Little Scream, die auf Secretly Canadian (Damien Jurado, The War On Drugs, Antony And The Johnsons und und und) veröffentlicht und deshalb in den Fokus meines Interesses gerückt war. Als ich sah, daß sie im Pariser Café de la Danse spielen würde, war klar, daß ich da dabei sein musste.

Allerdings war die Zeitansetzung schon wieder so enorm ungünstig, daß ich ein paar Titel verpasste. Bereits um 19 Uhr 30 hatte man Laurel Sprengelmeyer, die Musikerin die hinter dem Pseudonym steckt, auf die noch nicht sehr zahlreich versammelten Leute gehetzt. Zusammen mit zwei männlichen Mitmusikern an Gitarre und Schlagzeug zog sie eine ungemein rockige Show ab. Darauf war ich nach Anhören ihrer Titel im Internet nicht gefasst. Ich erwartete eher ruhigen, melancholischen Folk und keine Rockröhre, die einem den verpoppten Arsch versohlt. Das klang mehr nach Hole als nach Cat Power und schepperte und schrammelte mir ehrlich gesagt ein wenig zuviel. Von herzerwärmenden Balladen im Stile von Heron And The Fox (ein famoses Lied!) war weit und breit nichts zu hören. Stattdessen fetzte sie auf Zehenspitzen stehend durch ihr explosives Set und wirkte dabei wie eine agressive Tennispielerin im Stile von Serena Williams, die permanent wie eine Gestörte auf die Kugel hämmert, scheißegal ob der Ball reingeht oder zehn Meter ins Aus fliegt. Der Tennisspielerinnen- Look wurde noch unterstrichen durch ihre roten Nike Turnschuhe und ihre kurze Short. Ein sympathisches Mädel, das mit der gesamten Musikelite von Montreal (Mitglieder von Arcade Fire, den Stars, Snailhouse, etc) für ihr Album The Golden Record zusammengearbeitet hat.

Hinterher habe ich mich geärgert, diese CD nicht gekauft zu haben, denn ich bin sicher, daß sie sehr gelungen ist. Ihr Konzert war mir allerdings zu wild, schließlich bin ich in den letzten Jahren zum Weichei mutiert und stehe eher auf Musikerinnen die winseln, anstatt rumzuschreien. Nun ja, der Schrei (Scream) steckt ja schon im Bandnamen...



Danach traten die britischen The Wave Pictures an. Der Dreier um Frontmann Dave Tattersaal spielt wundervollen Retropop, konnte mich aber an jenem 16. September nicht wirklich begeistern. Den drei wahnsinnig netten Jungs fehlt es einfach ein wenig an Charisma und Bühnenpräsenz, das muss man mal so deutlich sagen. Bassist Franic steht nur steif rum, Dave selbst wirkt immer unglaublich verträumt und ist einfach viel zu zahm für einen echten Rockstar und nur Drummer Jonny Helm sorgte immer mal wieder für etwas Pfeffer, vor allem dann, wenn er wie dies in zwei Fallen gegeben war, selbst sang. Gepflegte Langeweile war also die vorherrschende Emotion. Leider.

Dass Man Man aus Philadelphia, die als Letzte auftraten, langweilig waren, konnte man wahrlich nicht sagen. Vor allem der Sänger mit dem unsagbar häßlichen Pornobalken und den tuntigen Klamotten und der Drummer gaben Gas ohne Ende. Das Problem war bloß, das ich das Ganze musikalisch grauenvoll fand (ein kruder Mix aus Balkanfolk und trashigen Pop mit Saxofon, auf den Bloggerlemminge sicherlich fliegen) und mich das Rumgehampel ziemlich bald nervte. Ich habe wenig Sinn für Musiker, die sich einen Spaß daraus machen, doof auszusehen und sich dabei noch unglaublich cool und witzig vorkommen. Ich langweilte mich nun nicht mehr gepflegt, sondern gräßlich. Ich wollte weg hier und dies obwohl um mich herum alle saumäßig Spaß hatten und tanzten. Sogar einen Crowdsurfer gab es, ein absolutes Novum im sonst so gesitteten (und gesetzten) Café de la Danse. Nach etwa 75 Minuten war aber die Tortur glücklicherweise vorbei und ich um die Erkenntnis reicher, daß Man Man nicht mein Wetter sind. Sollen sich andere mit ihnen wie Bolle amüsieren, über das Geklimper mit den Schlüsseln kichern und sich über das seltsame Outfit des Sängers beömmeln.




Hervorragende Fotos hat Sarah Bastin. Klick!



 

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