Konzert: Ron Sexsmith (Trevor Moss & Hannah-Lou, Oscar & The Wolf)
Ort: Le Café de la Danse
Datum: 14.09.2011
Zuschauer: leider nicht sehr viele, vielleicht 150?
Konzertdauer: 90 Minuten
"Ron, you are a genius" bekundete ein Franzose im Publikum schon zu Beginn lautstark.
Auf Grund des starken Akzentes des Frenchies verstand Sexsmith zunächst gar nicht, was der Zurufer meinte. Er überlegte kurz, kapierte plötzlich, wiegelte aber sofort ab: "oh no, I'm not a genius." Dann zeigte er in Richtung seines Pianisten und sagte: "but he is."
Ein Zeichen für die Bescheidenheit des großgewachsenes Mannes mit den Engelslöckchen und dem rundlichen Babyface. Obwohl ihn Weltstars wie Paul McCartney, Bob Dylan und Chris Martin verrehren, bleibt der Kerl immer auf dem Teppich, macht kein großes Aufheben um seine Person, sondern konzentriert sich auf seine zeitlose Musik.
Ganz lässig und unverkrampft schüttelte Ron Sexsmith eineinhalb Stunden lang Songs aus seinem Ärmel, die klangen als seien sie schon immer dagewesen. Sensationell dabei seine Stimme. In keiner Phase versagte sein leicht würziges Gesangesorgan, durchgängig hielt er ein unfassbar hohes Nievau. Er sang noch schöner, noch betörender, noch fester als auf Platte und unterstrich die Worte des französischen Zurufers: in der Tat ist Sexsmith ein nahezu genialer Sänger. Und wenn man dann noch eine fabelhafte Band mit dabei hat (Ron: "I played in Paris already four month ago, but this time I have a better band") steht einem gelungenen Konzertabend nichts mehr im Wege. 90 Minuten ließ ich mich berieseln, mir Honig um den nicht vorhandenen Bart schmieren und fühlte mich hinterher fast wie einbalsamiert. Seelenmassage pur. Ein Genuß!
Der Kanadier durchstreifte all seine Schaffensphasen, legte aber natürlich einen Schwerpunkt auf seinen letzten Output, dem man nachsagt, arg radiotauglich und mainstreamlastig ausgefallen zu sein. Da mag zwar was dran sein, aber Ron Sexsmit verlieh den Songs, die in Konservenform tatsächlich etwas poliert und glatt klingen, deutlich mehr Seele und Leben. Er hat nun einmal ein Händchen für catchy Melodien, spielt den Song nicht noch fünfmal um die Ecke, sondern kommt sofort zum Punkt, sprich zum Refrain. Ich persönlich konnte mich jedenfalls an Hits wie Love Shines oder Belive It When I See It bedenkenlos erfreuen.
Freunde reduzierterer Klänge kamen auf ihre Kosten als Ron das Leonard Cohen Cover Heart With No Companion von seinem allerersten (von insgesamt elf) Alben brachte. Er habe dieses Stück damals regelmäßig gleich nach dem Frühstück gespielt, er hätte es in dieser Phase zu seinem persönlichen Soundtrack auserkoren, spiele es heutzutage live aber nur noch sehr selten.
Kurze Zeit später performte der Crooner dann auch noch die Ballade Brandy Alexander, die durch die Kanadierin Leslie Feist bekannt gemacht, aber von Sexmith gemeinsam mit Feist geschrieben wurde. Liedtechnisch ging es also quer durch den Garten und wenn es etwas zu bemängeln gab, dann am ehesten, daß zu wenig von meinem Lieblingsalbum Retriever (es erinnert mich an meinem Helden Elliott Smith, that's why) dabei war. Hard Bargain wurde uns zwar gegönnt, aber auf Perlen wie Not About To Lose oder For The Driver wartete man vergeblich. Immerhin gab es aber als allerletztes Lied What Ever It Takes. Ein schöner Abschluß eines erlesenen und meisterlich vorgetragenen Konzertes!
Supportet wurde Ron Sexsmith übrigens von Oscar & The Wolf (komplett verpasst) und dem Duo Trevor Moss & Hannah-Lou die gemeinsam ein paar erdige Countrysongs in das gleiche Mikro zwitscherten.
Besonders mit Oscar & The Wolfe sollte man sich einmal beschäftigen. Der Fünfer aus Belgien klingt sehr fein! Videobeweis unten:
Setlist Ron Sexsmith, Café de la Danse, Paris:
01: Thinking Out Loud
02: Cheap Hotel
03: The Reason Why
04: Wasting Time
05: Hard Time
06: Get In Line
07: Love Shines
08: Tell Me Aagain
09: Hard Bargain
10: Lebanon, Tennessee
11: Believe It When I See It
12: God Loves Everyone
13: Listen
14: Heart With No Companion (Leonard Cohen)
15: Late Bloomer
16: Brandy Alexander (Feist/Sexsmith)
17: Secret Heart
18: All In Good Time
19: Some Dusty Places
20: Every Time I Follow
21: The Idiot Boy
22: Whatever It Takes
Photos: Archiv
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