Donnerstag, 11. März 2010

Le Prince Miiaou & Marie-Flore, Paris, 10.03.10


Konzert: Le Prince Miiaou & Marie-Flore

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 10.03.2010

Zuschauer: etwa 400, wow!

Konzertdauer: Marie-Flore circa 45 Minuten, Le Prince Miiaou 1 Stunde




Wahnsinn! Der helle Wahnsinn! Vor gut 1 1/2 Jahren hat mir Maud-Elisa noch gebeichtet, daß sie vor Konzerten in Paris unglaublichen Bammel habe und erst einmal in der französischen Provinz spielen wolle und heute legt sie einen Gig aufs Parkett, daß nicht nur ich eine Stunde lang mit offenem Mund und rasendem Herz Richtung Bühne glotzte und mich fragte, wo das zierliche Persönchen diese unglaubliche Energie und Wut herholt! Nach ihrem sensationellen Auftritt hatte ich schlotternde Knie und einen mächtigen Klos im Hals. Le Prince Miiaou hatte mich förmlich umgehauen. Nein, ich untertreibe. Ungespitzt in den Boden gerammt hat sie mich! Ich habe hinterher fast Sternchen gesehen, so angeknockt war ich. Es war eines von jenen Konzerten, über das man mit anderen Konzertverrückten, die das Glück hatten, dabei zu sein, noch in 5 Jahren sprechen wird. Erst einmal herrschte im Publikum hinterher aber Sprachlosigkeit. Verwundert rieben sich die Leute die Augen und guckten sich ungläubig an. Als wollten sie fragen: "Empfinde ich nur ich das so, oder haben wir da gerade ein Konzert epischer Größe gesehen? Oder: "Glaubst Du nicht auch, daß Le Prince Miiaou eine der faszinierendsten, beindruckendsten und talentiertesten Musikerinnen ist, die es in Frankreich je gegeben hat?" Jeder, absolut jeder, den ich hinterher sah, schien überwältigt. "Putain de sa mère", wie der Franzose sagen würde. Meine Fresse, Maud-Elisa hat es den Leuten aber wirklich richtig gegeben! Mit ihrer unwiderstehlichen Mischung aus Fragilität und Explosivität hatte sie mir schon beim Mo'Fo Festival vor ein paar Wochen förmlich die Schuhe ausgezogen, aber das heutige Konzert toppte noch einmal alles. Diese Sinnlichkeit! Diese jugendliche Spielfreude! Diese Extase! Atemberaubend! Irgendwie drückt das inzwischen blondgefärbte Mädel aus der französischen Provinz bei mir die richtigen Knöpfe. Ich schmilze dahin, wen sie erotischer als eine Cat Power ins Mikro wimmert, fiebere mit wie bei einem Wimbledon-Finale, wenn sie sich die Gitarre schnappt und mit weit aufgerissenem Mund die Seele aus dem Leib schreibt. Bei ihr ist alles so direkt, so unmittelbar. Sie spielt jedesmal als ginge es um ihr Leben. Und ihre Kompositionen, bei denen auch das Cello eine wichtige Rolle spielt, sind an Dramatik und Wucht nicht zu überbieten. Man erlebt bei jedem Stück ein Wechselbad der Gefühle, will Losheulen wie ein Schoßhund oder sie trösten, wenn sie melancholisch und verletztlich erscheint und mit ihr Schreien, wenn sie die ganze aufgestaute Wut und Angst loslässt und greint, daß es einem durch Mark und Bein geht. Das Anhören ihrer Tracks bei MySpace kann einem nur unzureichend vermitteln, wie stark sie das Ganze live umsetzt. Dabei sind Stücke wie About A Map oder Hawaiian Tree schon auf CD der Hammer. Und das Mädchen hat noch nicht einmal einen Plattenvertrag! Unglaublich eigentlich. Sie hat ihre beiden Alben auf eigene Faust veröffentlicht und mit unglaublichem Ehrgeiz und Geschick geschafft, daß die Musikpresse trotzdem über sie schreibt. So etwas passiert ja labellosen Künstlern leider sehr selten. Anders bei Maud-Elisa. Titelseite in der Liberation (gleich unter Sarkozy!), langer, lobpreisender Artikel in den Inrockuptibles (ein Ritterschlag!), 4 Sterne im französischen Rolling Stone, es rauscht im Blätterwald. Aber sie hat die Aufmerksamkeit wirklich so was von verdient. Ihr Stil ist nämlich sehr eigen und wandert zwischen Sprechgesang (sowohl in englisch als auch in französisch), Indierock und Postrock hin und her. So etwas kannte ich in der From noch nicht.

So, ich beende jetzt meine Lobeshymnen, man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist!



Setlist Le Prince Miiaou, La Flèche d'or, Paris, 10.03.2010:

01: Blabla
02: Our Tale
03: This Not About A Map
04: Hawaiian Tree
05: Frénésies Horizontales
06: Starfish Position
07: He Said No
08: Intermède
09: No Compassion Available
10: Football Team

Es müssen aber unbedingt auch ein paar Worte über das Konzert von Marie-Flore verloren werden, die vorher gespielt hat. Die beste Freundin von Maud-Elisa hat ebenfalls enorme Fortschritte gemacht und auch über sie redet man in der Presse. Wahnsinn, ich habe Marie-Flore damals vor 15 Leuten spielen gesehen und dabei Maud-Elisa im Publikum kennengelernt. Heute treten die Mädels vor 400 Leuten auf und das ist sicherlich noch nicht das Ende der Fahnenstange! Maud-Elisa hat allerdings Marie-Flore in der Publikumsgunst inzwischen überholt, aber das ist ja nicht immer ausschlaggebend. Marie-Flore, die heute mit schicker neuer Kurzhaarfrisur auflief, hat nämlich auch jede Menge Talent in die Waagschale zu werfen. Seitdem ich sie am 30.09.2007 im Vorprogramm der New Pornographers für mich entdeckt habe, ist so einiges passiert. Der ersten Single Empty Walls/Half Past Three folgte im Jahre 2009 die erste EP More Than Thirty Seconds If You Please, die unter den französischen Bloggern für so manchen Wirbel sorgte und in Jahresbestenlisten auftauchte. 1 1/2 Jahre nach mir ist die Bloggermeute also auch auf Marie-Flore aufmerksam geworden und lobt ihre Sensibilität, ihren fragilen Gesang, ihre an Cat Power erinnernde Hauchstimme. Alles richtig! Aber inzwischen ist die junge Dame auch live selbstbewußter geworden, hat ihr Gitarrespiel verbessert und ist weniger verkrampft als früher. Manchmal lacht sie sogar, das kam am Anfang wegen des Lampenfiebers eher selten vor.* Und Empty Walls ist und bleibt eine Ballade profunder Schönheit. Aber auch die neuen Songs können sich hören lassen. Eines der Highlights war sicherlich einer der drei Songs, den sie zusammen mit ihrer Backgroundsängerin Owlle performte. Ein düsteres, knisterndes Stück Musik, das auch gut zu einer Desert Session von Josh Homme passen würde und in dem die Gitarre von Marie-Flore zum ersten Mal wesentlich lauter und rockiger eingesetzt wurde. Und dann gab es auch noch das gemischte Duo mit Gaspard Royant. Das Stück Yours wird unter anderem von dem Musikmagazin Magic in den höchsten Tönen gelobt und in der Tat hat das Ganze etwas von Hazelwood/Sinatra, was ja gar nicht so verkehrt ist. Kurzum: Marie-Flore geht ebenfalls ihren Weg, mag er auch etwas langsamer und gemächlicher als der von Le Prince Miiaou erscheinen. A propos erscheinen. Die in Paris lebende Amerikanerin Brisa Roche hatte bei der ersten Gruppe des Abends (BO) einen Gastauftritt, der mir Lust gab, sie mal in einem Solokonzert zu erleben. Die schwarzhaarige Dame hat das gewisse Etwas. Wann spielt sie mal wieder?


* in der witzigsten Szene schilderte sie, wovon der Song Street handele. Sie sei vor ein paar Jahren in einen Jungen verknallt gewesen und wäre immer in der Nähe seiner Wohnung entlanggelatscht, um "zufällig" auf ihn zu treffen. Später stellte sie fest, daß der Bursche längst umgezogen sei...

Aus unserem Archiv:


Le Prince Miiaou, Saint Ouen bei Paris, 30.01.2010
Le Prince Miaou, Paris, 03.10.2009:
Le Prince Miiaou, Paris, 28.03.09

Links:

-Noch viel mehr Photos von Le Prince Miiaou, klick!
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2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Pas de photos de Marie Flore ?

Oliver Peel hat gesagt…

Si, si les photos de Marie-Flore arrivent bientôt. Un peu de patience, svp.

 

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