Konzert: Laura Stevenson & The Cans, Lightning Dust, The Leisure Society
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 06.09.11
Zuschauer: leider nicht so viele
Der Name Laura bürgt ja in Folk-und Indiekreisen für hohe Qualität. Laura Veirs, Laura Gibson, Laura Marling, alle diese jungen Chanteusen sind fantastisch.
Laura Stevenson bildet da keine Ausnahme, sondern verstärkt noch den guten Ruf ihres Vornamens. Im Pariser Café de la Danse trat die 27 Jährige New Yorkerin zusammen mit ihrer Band The Cans auf und begeisterte die Zuschauer auf ganzer Linie. Das brünette Mädel mit dem blauen Pünktchenkleid war aber auch wirklich zum Liebhaben. Nett, sympathisch, natürlich, aber auch mit viel Feuer und Leidenschaft ausgestattet. Die als ruhige Folksongs startenden Nummern entwickelten sich dann auch in der Regel zu fetzigen Indierockern, bei denen die Amerikanerin ihr ganzes Talent zeigte und so richtig schön aus sich raus ging.
Wunderbar die Instrumentierung mit dem stimmungsvollen Akkordeon, das sich zu zwei Gitarren, Bass, und Schlagzeug hinzugesellte und den Sound folkiger und wärmer klingen ließ. Stimmlich gab Laura von Anfang bis Ende alles, die Bandbreite reichte von einem wimmernden Hauchen, über ein liebliches Zirpen bis zu einem hysterischen Greinen. Viel Persönliches packte die Künstlerin in ihre Stücke und sang mal vom Leben auf einem Haussboot, mal von einer Liebesbeziehung und dies immer mit einer entwaffnenden Offenheit. (Textauszug von Master Of Art: "you should know that I'm often difficult")
Gefiel mir richtig gut, was die süße Laura da ablieferte und auch der Spruch meiner Freundin Uschi ("klingt Nach Kate Nash"- meine Güte, ich hasse Kate Nash!) konnte mir den Spaß nicht mehr verderben.
Bestes Lied des Sets? Puh! Vielleicht der beschwingte Akkordeon- Schunkelsong The Healthy One? Oder doch die berührende Ballade I See Dark? Oder das melodramatische Nervous Rex, das sie zum Abschluß spielte? Irgendwie alles toll!
Vor Laura war bereits eine andere Dame aufgetreten. Die Rede ist von der Kanadierin Amber Webber, die zusammen mit Joshua Wells, ihrem Partner von Black Mountain und zwei weiteren Musikern (darunter eine barfüßige Cellistin) unter dem Bandnamen Lightning Dust bereits um viertel vor 8 losgelegt hatte.
Amber verfügt über eine kraftvoll-vibrierende Gothikstimme, mit der sie das Café de la Danse sehr ordentlich beschallte. Ihr Gesangesorgan ist demjenigen von Katie Stelmanis aka Austra nicht unähnlich, allerdings spielt sie keinen Elektropop, sondern düsteren Kammerfolk, freilich ebenfalls mit elektronischen Elementen angereichert. Wichtiger Bestandteil der Musik von Ligthning Dust ist die Orgel, die die stark melancholische Stimmung noch unterstreicht. Manchmal fühlte ich mich wohlig an Kristin Hersh erinnert, deren Album The Grotto zu meinen absoluten Favoriten gehört.
Ich mochte auch das melodramatische Element in der Musik von Lightning Dust, das Sehnsuchtsvolle, das Cinematographische. Perfekte Songs zum Schwelgen und Träumen waren das, insofern schade, daß die Traumphase nicht ausgedehnter war und das Konzert nach lediglich gut 30 Minuten sein Ende nahm. Die beiden Alben Infinite Light und Lightning Dust muß jeder Melancholiker in seinem Plattenschrank haben!
Das Gleiche sagt man auch von The Sleeper und Into The Murky Water, den beiden hochgelobten Alben der von Nick Hemming angeführten Engländer The Leisure Society, die als Hauptact als letzte Band antraten. Ihr stark von den Beatles beeinflusster Sixties Psychedelic Pop, konnte mich aber nicht wirklich begeistern. Obwohl die Musiker handwerklich exzellent waren, die Querflöte von Helen Whitaker (Mann, hatte die lange Beine!) herzallerliebst jubilierte, die Geige von Mike Siddell perfekt gestrichen wurde und das Songmaterial erlesen war, blieb das Ganze am Boden kleben und sorgte beim Großteil des Publikums nicht für Begeisterungsstürme. Irgend etwas fehlte. Vielleicht war die Band müde, oder aber das Publikum nach zwei vorangegangenen Bands nicht mehr richtig aufnahmefähig, unter dem Strich musste jedenfalls ein lediglich gehoben durchschnittliches Konzert notiert werden.
Setlist Laura Stevenson & The Cans, Café de la Danse, Paris:
01: Halloween Pts: 1 & 2
02: 8:08
03: Caretaker
04: Holy Ghost!
05: The Healthy One
06: Source And The Sound
07: Web
08: A Shine To It
09: Master Of Art
10: The Pretty One
11: I See Dark
12: Beets Untitled
13: Nervous Rex
Konzerttermine Laura Stevenson & The Cans:
09.09.2011: Aachen, Fest @ AZ
17.09.2011: Franzis, Wetzlar
24.09.2011: Dachau, Kultur-Schranne
26.09.2011: Erfurt, Franz Mehlhose
29.09.2011: Graz, Forum Stadtpark
01.10.2011: Wien, Haus der Musik
Aus unserem Archiv:
Lightning Dust, Paris, 05.05.10
The Leisure Society, Paris, 16.01.10
The Leisure Society, Paris, 26.10.09
1 Kommentare :
Ja, Frau Stevenson und ihre Band sind doch wirklich was fürs Herze, oder?! Schön, dass sie sich auch in Paris auch in guter Form präsentiert haben.
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