Konzert: Sin Fang & Sóley (We Were Evergreen)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 09.09.2011
Zuschauer: etwa 250
Raumtemperatur: 75 ° Celsius
Deutsch-isländischer Abend in der erneut brütend heißen Pariser Flèche d'or. Isländisch, weil mit Sóley und Sin Fang zwei der auftretenden Künstler aus dem skandinavischen Land stammten, deutsch, weil deren famoses Label Morr Music in Berlin beheimatet ist.
Soley Stefánsdóttir machte den Anfang. Die junge Pianistin mit der riesigen schwarzgerahmten Brille und dem Dutt kannte ich schon von Konzerten von Seabear her. Nun wandelt sie also auf Solopfaden und ihr erstes Album We Sink hat auf Anhieb hervorrragende Kritiken bekommen. Vergleiche mit Björk, Kate Bush, Joanna Newsom und anderen eigenwilligen Chanteusen wurden bemüht und Allmusic.com nannte in seiner überaus wohlwollenden Rezension auch Mazzy Star und Julee Cruise.
Aber all dieses Namedropping verkennt die eigene Persönlichkeit von Soley und die vielen privaten Geschichten und Beobachtungen, die in ihren wundervollen Songs zum Ausdruck kommen. In Paris gab Sóley oft Kostproben von ihrem trockenen Humor und ihrem liebenswürdigen Charakter preis. Angesichts der brütenden Hitze in der Location meinte sie: "Why is it so hot in here? In Island it's already winter! We are cold people in Island, barely touching each other when we say hello, you in France are hot, kissing all the time." Köstlich auch ihr isländischer Akzent beim Erzählen dieser Ankedoten. Sie rollte das "r" und hatte auch sonst ihre ganz eigene Betonung parat.
In den Liedern selbst hörte man dies aber kaum, da klang ihr englisch perfekt und geschmeidig, ganz wie ihr gefühlvolles Pianospiel. Traumhafte Lieder hatte sie in Hülle und Fülle zu bieten. Sie hießen Smashed Birds, Read Your Book oder Blue Leaves und waren alle so melancholisch, intim und zärtlich, daß ich mir oft ein innerliches Schluchzen kaum verkneifen konnte. Die Instrumentierung blieb hierbei relativ sparsam, zu ihrem Piano gesellte sich auch das Schlagzeugspiel ihres blonden Drummers und ab und an loopte Sóley ein paar Sequenzen. Ihre traurige Kleinmädchenstimme war aber ohnehin das Beste überhaupt.
Schade insofern, daß ich hinterher so knauserig und zaghaft war und nicht ihr Album gekauft habe. Ich hole dieses Versäumnis aber in den nächsten Tagen nach, schließlich will ich nicht eines der schönsten Alben von 2011 verpasst haben!
Bericht Sin Fang in Kürze, dann auch Fotos!
Tourdaten von Sóley und Sin Fang:
10.09.2011: No Smoking Gallery, Strasburg
11.09.2011: Tab Tab, Schaffhausen, Schweiz
12.09.2011: Sud, Basel
13.09.2011: Le Romandie, Lausanne
14.09.2011: Rote Sonne, München
15.09.2011: Berghain, Berlin
16.09.2011: Scheune, Dresden
30.09.2011: Waves Festival, Wien
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