Konzert: The Kooks (+ Herman Dune)
Datum: 02.07.2007
Ort: L'Olympia, Paris
Zuschauer: komplett ausverkauft
Heute hatte ich die große Freunde seit langer Zeit mal wieder ein Konzert in meiner Wahlheimat Paris zusammen mit meinem Freund und Mitblogger Christoph zu besuchen. Auch meine Frau ließ sich den Spaß nicht nehmen, die Kooks wiederzusehen.Vor den britischen Lieblingen der Girlies sorgte aber zunächst Herman Dune (Schreibweise neuerdings ohne ü) für gute Stimmung. Eigentlich seltsam, daß die fanzösisch-schwedischen Barden für eine Teenie-Band eröffnen durften, sie hätten sich mit Sicherheit mindestens genausogut als Opener für Bright Eyes gemacht, der ebenfalls heute abend im Pariser Bataclan aufspielte. Zu unserer Überraschung wurde die saucoole Band, mit dem bärtigen David-Ivar Herman Dune an der Spitze (Bruder André hat inzwischen die Band verlassen und arbeitet solo weiter) von den überwiegend 16 jährigen Mädchen (einige waren auch wesentlich jünger!) im Publikum sehr gut aufgenommen. Das freute mich sehr, denn diese Burschen hatten das mit ihrer heiteren und mitreißenden Folk-Musik auch vollkommen verdient. Schließlich haben sie in Paris schon als Hauptgruppe die Cigale gefüllt. Bloß daß dort die Zusammensetzung des Publikums mit Sicherheit anders war...
Wie auch immer, Herman Dune ziehen auch bei der jüngeren Generation und das ist schön so! Wer kann sich auch schon dem leicht schrägen Charme von Knüllern wie "Not On Top" oder "I Wish That I Could See You Soon" entziehen? Selbst ohne weibliche Begleitung, z.B. von Julie Doiron oder Kimya Dawson, die schon bei Studioaufnahmen mitgewirkt haben, war das heute sehr lieblich und liebenswert. Viele Kids klatschten im Rhythmus mit, wenn Thomas Dörflein (wo war Knut?), ähh, ich meine David-Ivar Herman Dune (die Ähnlichkeit mit dem Eisbärpfleger ist frappierend!), seine Gitarre aufheulen ließ - wozu er immer extra vorher den Verstärker aufdrehte - oder der Mann hinter den Bongos lostrommelte. Die Musik war wirklich perfekt, um in Stimmung für den Abend zu kommen. Das Set bestand vornehmlich aus Liedern der beiden letzten Alben "Not On Top" und "Giant". Von letztgenanntem kam auch der Abschlußsong "Your Name My Game", bevor die Herren die Bühne räumten und der Jugend den Platz ließen. Herman Dune sollte man live unbedingt mal erleben, man verbringt mit Sicherheit einen vergnüglichen Abend! Gelegenheit besteht hierzu bei einigen Festivals in Frankreich, in Benicassim und am 28. Juli in Nürnberg beim Badentreffen-Festival.
Setlist Herman Dune (Düne) Olympia Paris:
01: ? (War noch an der Bar!)
02: My Baby is...
03: Not On Top
04: My Home Is Nowhere Without You
05: I Wish That I Could See You Soon
06: You Could Be A Model, Goodbye
07: Good For No-One
08: From San Francisco To San Diego
09: Your Name My Game
Danach blieb der rote Vorhang erst einmal eine ganze Weile geschlossen und eine weibliche Ansagerin vom Tonband verkündete, daß eine Pause von 20 Minuten folge. In dieser wurden Lieder aus James Bond Streifen, aber auch erneut "Peaches" von den Stranglers vom Band laufengelassen. "Peaches" hörte ich heute zum dritten Mal in kurzer Zeit in unterschiedlichen Locations (darunter auch London). Hat man sich etwa europaweit auf dieses Lied als Konsenssong für Konzertpausen geeinigt? Schließlich hörte man Geräusche hinter dem geschlosssenen Vorhang und einige Mädchen schrien schon ganz hysterisch. Luke, der Herzensbrecher mit dem Schlabberhemdchen stimmte sich ein! Wie macht der Bursche das? Versprüht der etwa in den Konzertsälen willig machendes Gas? An seinem Aussehen kann es nicht liegen, oder? Sieht doch aus wie der Sohn von Thomas Gottschalk mit seinen blonden Locken!Einen knackigen Hintern hat er ja in seinen engen grauen Skinny-Jeans, das muß man ihm lassen. Und die Rockstar-Attitüde, frei nach dem Motto: "ich bin der coole Checker, kann Gitarre spielen, bin in 'ner angesagten Band, also rück' schon Deine Handy-Nummer raus, Baby!" Und nett ist der, hab ich ja selbst erfahren beim Festival in Haldern 2006, als er mir bei der Autogrammstunde gleich seine etwas feuchte Hand entgegenstreckte und kess sagte: "Hi, I'm Luke, what's your name?"
Aber was noch viel wichtiger ist: er hat einen souligen Schmelz in der Stimme und ein Händchen für gute Melodien ganz in der Tradition der Beatles. Beatles? Da war doch was? Genau, Hysterie, Euphorie, kreischende Mädchen, wo immer die Pilzköpfe auftraten! Bei den Kooks (ausgespochen Kiks) scheint mir das nicht anders zu sein, als bei den berühmten Musikern aus Liverpool, denn viel lauter können kleine Mädchen ja wohl nicht schreien, als zu dem Zeitpunkt, als sich der rote Vorhang lüftete und die Band den Opener "Seaside"anstimmte, der dann wie immer schnell in das treibende "See The World" umschlug. Das unglaubliche Gekreische bei den Fans sollte sich bis zum Ende des Konzerts im Grunde genommen nie legen, noch nie zuvor war ich bei einem Konzert mit einem dermaßen hohen Geräuschpegel im Publikum, es war einfach ohrenbetäubend! Die Mädels schrien oft so laut, daß man Luke Pritchard kaum noch singen hören konnte.
Erster Höhepunkt der Euphorie: "Ooh La"! Wie schon zuvor wurden sämtliche Strophen laut mitgesungen, und bei diesem Hit erfreut auch immer wieder aufs Neue die Songzeile "Your pretty, pretty, petticoat". Aber auch "She Moves In Her Own Way" erzielte hohe Kreischwerte, vor allem, wenn sich Luke vor den Fans aufbaute und dem Publikum aus der Nähe einheizte. Die ersten Lieder stammten übrigens samt und sonders von dem Debütalbum, möglicherweise um die Leute nicht gleich mit neuen Titeln zu überfordern, was aber gar nicht der Fall war, denn auch der erste neue Song "Oil" schlug ein wie eine Bombe. Unterschied zu den bekannten Hits, was die Zugkraft anging: null! Mit "Sway" und "Always Where" verhielt es sich ähnlich, auch diese Neuheiten wurden kräftig umjubelt. Im Grunde genommen wurde bis zum Ende des offiziellen Sets nie der Fuß vom Gaspedal genommen, es war durchweg Tempo angesagt. Vor allem auch noch mal zum Ende mit "You Don't Love Me" (the way I do...).
Zwischen den Liedern hatte Herr Pritchard immer mal wieder kleine Sätzchen auf französisch zum Besten gegeben, die frenetisch gefeiert wurden. So leicht schafft man sich in Frankreich Freunde, da muß ich schon mehr für tun...
Eine Stunde Spielzeit waren in etwa absolviert, als die Grünschnäbel die Bühne zum ersten Mal verließen. Natürlich kamen sie zurück, allerdings zunächst nur Luke ganz alleine mit seiner Klampfe, um den leicht chauvinistischen Titel "Jackie Big Tits" unplugged darzubieten. Selbst Mädchen mit kleinen Brüsten sangen hierzu lauthals mit... Bei dem neuen "Make Love" gab es ebenfalls noch ein paar Textzeilen, die begeistert aufgenommen wurden, vor allem die Stelle mit der Aufforderung "I Want To Make Love To You". Ob es wohl nach dem Konzert eine junge Dame in das Hotelbett der Britrocker geschafft hat? Wer weiß, wer weiß? Mir persönlich war das allerdings egal, denn ich gab lieber bei "Sofa Song", dem letzten Lied des denkwürdigen Abends, noch mal alles. Wow, das muß sich cool anfühlen, Teil der Kooks zu sein! Ob sie einen 35-jährigen auch mal mitspielen lassen, nur mal so zwischendurch? Ich verpreche auch Gitarre zu lernen!
Setlist The Kooks Paris:
01: Seaside
02: See The World
03: Eddie's Gun
04: Matchbox
05: Ooh La
06: Time Awaits
07: She Moves In Her Own Way
08: Oil
09: Sway
10: I Want You Back
11: Naive
12: Always Where
13: You Don't Love Me
14: Jackie Big Tits (Z)
15: Make Love (Z)
16: Sofa Song (Z)
von Oliver
2 Kommentare :
:)
"I Want To Make Love To You"? Sehr gut. Ich habe neulich mal versucht, Textzeilen zu sammeln, die aus dem Mund der kleinen Mädchen gesungen die Situation in der sie sich befinden gut erklären...ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll...also, wenn Anajo singen "Ich möchte dich auf deiner Tour begleiten", oder Maximo Park "So would you like to go on a date with me?". "I Want To Make Love To You" passt da natürlich auch sehr gut rein, in dieses Schema :)
Die Kooks mochte ich mal richtig gerne, also, musikalisch gesehen, aber die kreischenden Mädchen haben mich verschreckt. Schade! Wenn der Zufallsmodus im mp3-Player nochmal ein Lied von ihnen ausspuckt (freiwillig höre ich mir die Platte nicht mehr an) werde ich immer etwas melancholisch....
Das Olympia ist der schönste Konzertsaal, den ich kenne. Der schönste reguläre, schöner war nur das Olympia Theatre in Dublin, das ist aber kein normaler Konzertsaal, läuft also außer Konkurrenz.
Die Stimmung war unfassbar. Das habe ich noch nie erlebt. Wahnsinn! Von den neuen Stücken gefällt mir neben dem tollen "Always where" vor allem "Make love".
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