Konzert: John Shannon & Marie -Flore
Ort: Le Divan du Monde
Datum: 17.05.2008
Zuschauer: in etwa 200
Konzertdauer: Marie - Flore : 30 Minuten; John Shannon: ca. 40 Minuten
Mit meinem konzertbegeisterten Freund Philippe war ausgemacht, dass wir uns in der Flèche d'or zum Auftritt der charmanten schwedisch-französischen Indie-Poper Envelopes* treffen (Fans von Belle & Sebastian, den Pixies und Los Campesinos! sollten sich diesen Namen merken!).
Mir kam aber etwas dazwischen, genauer gesagt gab es parallel noch ein anderes (Gratis)- Konzert, welches mich interessierte. Ich rede vom Auftritt "meines" französischen Folk-Schnuckelchens Marie-Flore, der im Divan du Monde stattfinden sollte. Eigentlich dachte ich, dass beides machbar ist, aber ich hatte mich verspekuliert. Marie-Flore sollte nämlich nicht - wie von mir so eingeplant - um 20 Uhr ihr halbstündiges Set starten, sondern erst um 22 Uhr. Die kleine Maus mit der hübschen roten Gitarre war Headlinerin! Wow, bravo!
Und vorher gingen noch zwei andere Künstler auf die Bühne, Pascale Daniel und John Shannon.
Die fanzösische Sängerin Pascal Daniel durfte als Erste ran, "Lady's First". Ganz alleine war sie aber nicht, denn sie hatte einen Herren an der Gitarre zur Unterstützung dabei, während sie selbst mit melancholischer und sinnlicher Stimme französische und spanische Chansons am Piano vortrug. Ihr Stimmchen hatte eine hübsche Klangfarbe und erinnerte zuweilen ein wenig an Patricia Kaas. Aber vielleicht wäre es treffender, sie mit einer anderen bekannten Dame des französischen Chansons zu vergleichen und zwar Françoise Hardy. Mit der hat sie nämlich schon auf der CD "Tant de belles choses" zusammengearbeitet und auch mitgeträllert.
Insgesamt also nicht unangenehm, was den Zuschauern im Divan du Monde da zum Auftakt geboten wurde.
Danach ging es mit einem mir ebenfalls unbekannten Künstler weiter. John Shannon, heisst der still und in sich ruhende Amerikaner, der mitsamt Kontrabassist und einer schaftstiefeltragenden Backgroundsängerin angereist war. Er erzählte, dass er aus einer amerikanischen Wüstengegend stamme und die weiten Landschaften sehr liebe. Auch Paris möge er sehr, er bezeichnete die französische Metropole als eine der schönsten und faszinierendsten Städte der Welt. Es sei ein Privileg, heute für die Pariser zu spielen. Solche Phrasen hört man natürlich oft und sie treffen auch oft auf geschmeichelte Ohren, bei ihm schien aber eine fast ungewohnte Aufrichtigkeit dahinterzustecken. Der Mann hatte etwas Esoterisches keine Frage, er schien in seiner überaus gütigen Art etwas weltentrückt zu sein, so war zumindest mein Eindruck. Als ich heute zufällig einen sehr positiv ausgefallenen Artikel in der französischen Zeitschrift "Les Inrockuptibles" über ihn las, wurde ich in meiner Einschätzung bestätigt. Da war nämlich zu lesen, dass sich der blauäugige Blondschopf manchmal für vier Tage in die Wüste zurückziehen würde, um zu meditieren. Verblüffend! Diese unglaubliche innere Ruhe strahlten er und seine Musik aber in der Tat auch aus, der Kerl dürfte sich hervorragend als Yogalehrer eignen! Ganz zart und entspannt spielte er seine Gitarre und sein Kontrabassist unterstützte auf vorzügliche Weise die knisternde Stimmung der Lieder, während die attraktive Backgroundsängerin für die lieblichen Passagen verantwortlich war. Ich fiel beim Zuhören fast in Hypnose, meinen Zustand konnte ich ohne Übertreibung als tiefenentspannt bezeichnen. Kurzum, es war traumhaft und ich spreche eine klare Empfehlung für John Shannon aus, der mit "American Mystic" sein erstes Album vorgelegt hat. Von der berümt-berüchtigten Blogothèque wurde er auch schon entdeckt und so kann ich unseren Lesern auch den Link zu diesen Videos anbieten. Voilà: John Shannon gefilmt von der Blogothèque in Venedig!
Setlist John Shannon, Divan du Monde, Paris:
01: Among The Sea, Among The Star
02: Lion's Mane
03: Golden Eagle
04: Falling Into All (Solo)
05: Butterfly
06: Under The Stars
07: Forgiveness (Solo)
Konzerttermine John Shannon:
18. Mai: Radio Ken FM: Die Fritz-Radioshow, Berlin
19. Mai: The Living, Berlin (hingehen!)
Circa gegen 10 Uhr hatte dann Marie - Flore ihren Auftritt. Die Betreiber des Divan du Monde haben sie zu ihrem aktuellen Liebling auserkoren, schon am 24 April durfte sie hier ihre hübschen Kompositionen vortragen (ich berichtete) und am 21. Juni wird ihr diese Ehre erneut zuteil.
Heute also der zweite von drei Gigs, den Marie Flore in dem lauschigen Bistro absolviert. Und ausgrechnet diese gemütliche Bistroatmosphäre war dem feinfühligen Spiel und Gesang der jungen Französin abträglich. Genauer gesagt: das hier leider oft vorkommenden laute Geplapper einiger Leute! Einige Gäste kommen nämlich leider in erster Linie hierhin, um sich an die Bar, oder hinter die Holztischen zu setzen und Konversation zu betreiben. Die vorne auf der Bühne dargebotene Musik dient bei diesen Zeitgenossen lediglich als angenehme Hintergrundbeschallung.
So kam es dann, dass die Chanteuse nicht die ihr gebührende Ruhe und Aufmerksamkeit bekam, um ihre zarten und recht leisen Lieder zur vollen Entfaltung zu bringen. Erschwerend hinzu trat, dass sie verschnupft war und nur aufgrund des Einsatzes ihres mit einem Taschentuch bewaffneten Bruders einigermassen frei singen konnte. Dann brach auch noch ein Fingernagel schmerzhaft ab und die Arme verzog ihr feines Gesicht...
Dennoch bot sie einen ansprechenden und gelungenen Auftritt, bei dem zukünftige Hits wie die Singleauskopplung Half Past Three und Empty Walls den Sinnen schmeichelte. In der Musikpressse werden schon Vergleiche zu Cat Power laut, aber diese immer wieder zitierte Referenz erscheint mir hier nicht unbedingt zu passen. Nur weil eine Folk-Sängerin ab und zu ihre Texte haucht, klingt sie doch nicht gleich wie Chan Marshall! Rockjournalisten dieser Welt, lasst Euch doch mal etwas einfallen und nennt auch einmal andere Namen (bei den Herren wird übrigens in schöner Regelmässigkeit Nick Drake zitiert)! Mazzy Star scheint mir die Sache hier eher zu treffen, wobei im Grunde genommen, der einzig richtige Satz wäre: Marie-Flore klingt wie Marie-Flore, Punkt. Und das ist auch gut so, jede Stimme ist eben anders und sei es auch nur in Nuancen. Und die Geschichten, die in den Songs erzählt werden , sind ohnehin von Künstlerin zu Künstlerin verschieden.
Worin geht es beispielsweise bei Airport, jenem Stück, das von der Sängerin selbst als "sehr langsam" angekündigt wurde?
Nun, da kann man herrlich seiner Fantasie freien Lauf lassen. Ein Flughafen kann zum Beispiel vom Abschied von einem geliebten Menschen handeln, oder von der Freiheit, an einen entfernten Ort der Erde zu reisen.
Marie-Flore singt auf dieser wunderschönen Ballade von " a real mess in my brain", von der Unordung im Kopfe. Es geht um Liebeskummer (wenn ich das richtig verstanden habe), von Abschiedswehmut ("don't you leave me") und Orientierungslosigkeit. Besonders schön: die Chorgesänge, die die Französin selbst einspielt, indem sie zwischen ihren beiden Mikros hin-und her wechselt. Auch Twist Me Round Your Finger ist ein getragenes, melancholisches Lied, bei dem es unschwer zu erraten, um Liebespein und Verführung geht.
Die vorherrschende Melancholie und Stille wurde allerdings mit dem Abschlusstitel Downtown gebrochen. Die lalala- Passagen sorgten wie schon beim letzten Mal dafür, dass das Publikum aus seiner Lethargie gerissen wurde und im Takt mitklatschte. Zu einer Wiederholung dieses Knüllers kam es aber diesmal nicht. Schade...
Setlist Marie-Flore, Le Divan du Monde, Paris:
01:Trapdoor
02:Empty walls
03:While you were there
04:Airport
05:Street
06:Twist Me Round Your Finger
07:Half past three
08:Downtown
* Philippe hat mir aber zumindest die Setlist von den Envelopes mitgebracht (merci mon amie), hier ist sie:
01. Pigeon
02. Smoke In The Desert, Eating The Sand, Hide In The Grass
03. Freejazz
04. Sister In Love
05. My Fren
06. Life On The Beach
07. It Is The Law
08. Party
09. Put On Hold
10. I'd Like To C U
11. I Don't Like It (Z)
Ort: Le Divan du Monde
Datum: 17.05.2008
Zuschauer: in etwa 200
Konzertdauer: Marie - Flore : 30 Minuten; John Shannon: ca. 40 Minuten
Mit meinem konzertbegeisterten Freund Philippe war ausgemacht, dass wir uns in der Flèche d'or zum Auftritt der charmanten schwedisch-französischen Indie-Poper Envelopes* treffen (Fans von Belle & Sebastian, den Pixies und Los Campesinos! sollten sich diesen Namen merken!).
Mir kam aber etwas dazwischen, genauer gesagt gab es parallel noch ein anderes (Gratis)- Konzert, welches mich interessierte. Ich rede vom Auftritt "meines" französischen Folk-Schnuckelchens Marie-Flore, der im Divan du Monde stattfinden sollte. Eigentlich dachte ich, dass beides machbar ist, aber ich hatte mich verspekuliert. Marie-Flore sollte nämlich nicht - wie von mir so eingeplant - um 20 Uhr ihr halbstündiges Set starten, sondern erst um 22 Uhr. Die kleine Maus mit der hübschen roten Gitarre war Headlinerin! Wow, bravo!
Und vorher gingen noch zwei andere Künstler auf die Bühne, Pascale Daniel und John Shannon.
Die fanzösische Sängerin Pascal Daniel durfte als Erste ran, "Lady's First". Ganz alleine war sie aber nicht, denn sie hatte einen Herren an der Gitarre zur Unterstützung dabei, während sie selbst mit melancholischer und sinnlicher Stimme französische und spanische Chansons am Piano vortrug. Ihr Stimmchen hatte eine hübsche Klangfarbe und erinnerte zuweilen ein wenig an Patricia Kaas. Aber vielleicht wäre es treffender, sie mit einer anderen bekannten Dame des französischen Chansons zu vergleichen und zwar Françoise Hardy. Mit der hat sie nämlich schon auf der CD "Tant de belles choses" zusammengearbeitet und auch mitgeträllert.
Insgesamt also nicht unangenehm, was den Zuschauern im Divan du Monde da zum Auftakt geboten wurde.
Danach ging es mit einem mir ebenfalls unbekannten Künstler weiter. John Shannon, heisst der still und in sich ruhende Amerikaner, der mitsamt Kontrabassist und einer schaftstiefeltragenden Backgroundsängerin angereist war. Er erzählte, dass er aus einer amerikanischen Wüstengegend stamme und die weiten Landschaften sehr liebe. Auch Paris möge er sehr, er bezeichnete die französische Metropole als eine der schönsten und faszinierendsten Städte der Welt. Es sei ein Privileg, heute für die Pariser zu spielen. Solche Phrasen hört man natürlich oft und sie treffen auch oft auf geschmeichelte Ohren, bei ihm schien aber eine fast ungewohnte Aufrichtigkeit dahinterzustecken. Der Mann hatte etwas Esoterisches keine Frage, er schien in seiner überaus gütigen Art etwas weltentrückt zu sein, so war zumindest mein Eindruck. Als ich heute zufällig einen sehr positiv ausgefallenen Artikel in der französischen Zeitschrift "Les Inrockuptibles" über ihn las, wurde ich in meiner Einschätzung bestätigt. Da war nämlich zu lesen, dass sich der blauäugige Blondschopf manchmal für vier Tage in die Wüste zurückziehen würde, um zu meditieren. Verblüffend! Diese unglaubliche innere Ruhe strahlten er und seine Musik aber in der Tat auch aus, der Kerl dürfte sich hervorragend als Yogalehrer eignen! Ganz zart und entspannt spielte er seine Gitarre und sein Kontrabassist unterstützte auf vorzügliche Weise die knisternde Stimmung der Lieder, während die attraktive Backgroundsängerin für die lieblichen Passagen verantwortlich war. Ich fiel beim Zuhören fast in Hypnose, meinen Zustand konnte ich ohne Übertreibung als tiefenentspannt bezeichnen. Kurzum, es war traumhaft und ich spreche eine klare Empfehlung für John Shannon aus, der mit "American Mystic" sein erstes Album vorgelegt hat. Von der berümt-berüchtigten Blogothèque wurde er auch schon entdeckt und so kann ich unseren Lesern auch den Link zu diesen Videos anbieten. Voilà: John Shannon gefilmt von der Blogothèque in Venedig!
Setlist John Shannon, Divan du Monde, Paris:
01: Among The Sea, Among The Star
02: Lion's Mane
03: Golden Eagle
04: Falling Into All (Solo)
05: Butterfly
06: Under The Stars
07: Forgiveness (Solo)
Konzerttermine John Shannon:
18. Mai: Radio Ken FM: Die Fritz-Radioshow, Berlin
19. Mai: The Living, Berlin (hingehen!)
Circa gegen 10 Uhr hatte dann Marie - Flore ihren Auftritt. Die Betreiber des Divan du Monde haben sie zu ihrem aktuellen Liebling auserkoren, schon am 24 April durfte sie hier ihre hübschen Kompositionen vortragen (ich berichtete) und am 21. Juni wird ihr diese Ehre erneut zuteil.
Heute also der zweite von drei Gigs, den Marie Flore in dem lauschigen Bistro absolviert. Und ausgrechnet diese gemütliche Bistroatmosphäre war dem feinfühligen Spiel und Gesang der jungen Französin abträglich. Genauer gesagt: das hier leider oft vorkommenden laute Geplapper einiger Leute! Einige Gäste kommen nämlich leider in erster Linie hierhin, um sich an die Bar, oder hinter die Holztischen zu setzen und Konversation zu betreiben. Die vorne auf der Bühne dargebotene Musik dient bei diesen Zeitgenossen lediglich als angenehme Hintergrundbeschallung.
So kam es dann, dass die Chanteuse nicht die ihr gebührende Ruhe und Aufmerksamkeit bekam, um ihre zarten und recht leisen Lieder zur vollen Entfaltung zu bringen. Erschwerend hinzu trat, dass sie verschnupft war und nur aufgrund des Einsatzes ihres mit einem Taschentuch bewaffneten Bruders einigermassen frei singen konnte. Dann brach auch noch ein Fingernagel schmerzhaft ab und die Arme verzog ihr feines Gesicht...
Dennoch bot sie einen ansprechenden und gelungenen Auftritt, bei dem zukünftige Hits wie die Singleauskopplung Half Past Three und Empty Walls den Sinnen schmeichelte. In der Musikpressse werden schon Vergleiche zu Cat Power laut, aber diese immer wieder zitierte Referenz erscheint mir hier nicht unbedingt zu passen. Nur weil eine Folk-Sängerin ab und zu ihre Texte haucht, klingt sie doch nicht gleich wie Chan Marshall! Rockjournalisten dieser Welt, lasst Euch doch mal etwas einfallen und nennt auch einmal andere Namen (bei den Herren wird übrigens in schöner Regelmässigkeit Nick Drake zitiert)! Mazzy Star scheint mir die Sache hier eher zu treffen, wobei im Grunde genommen, der einzig richtige Satz wäre: Marie-Flore klingt wie Marie-Flore, Punkt. Und das ist auch gut so, jede Stimme ist eben anders und sei es auch nur in Nuancen. Und die Geschichten, die in den Songs erzählt werden , sind ohnehin von Künstlerin zu Künstlerin verschieden.
Worin geht es beispielsweise bei Airport, jenem Stück, das von der Sängerin selbst als "sehr langsam" angekündigt wurde?
Nun, da kann man herrlich seiner Fantasie freien Lauf lassen. Ein Flughafen kann zum Beispiel vom Abschied von einem geliebten Menschen handeln, oder von der Freiheit, an einen entfernten Ort der Erde zu reisen.
Marie-Flore singt auf dieser wunderschönen Ballade von " a real mess in my brain", von der Unordung im Kopfe. Es geht um Liebeskummer (wenn ich das richtig verstanden habe), von Abschiedswehmut ("don't you leave me") und Orientierungslosigkeit. Besonders schön: die Chorgesänge, die die Französin selbst einspielt, indem sie zwischen ihren beiden Mikros hin-und her wechselt. Auch Twist Me Round Your Finger ist ein getragenes, melancholisches Lied, bei dem es unschwer zu erraten, um Liebespein und Verführung geht.
Die vorherrschende Melancholie und Stille wurde allerdings mit dem Abschlusstitel Downtown gebrochen. Die lalala- Passagen sorgten wie schon beim letzten Mal dafür, dass das Publikum aus seiner Lethargie gerissen wurde und im Takt mitklatschte. Zu einer Wiederholung dieses Knüllers kam es aber diesmal nicht. Schade...
Setlist Marie-Flore, Le Divan du Monde, Paris:
01:Trapdoor
02:Empty walls
03:While you were there
04:Airport
05:Street
06:Twist Me Round Your Finger
07:Half past three
08:Downtown
* Philippe hat mir aber zumindest die Setlist von den Envelopes mitgebracht (merci mon amie), hier ist sie:
01. Pigeon
02. Smoke In The Desert, Eating The Sand, Hide In The Grass
03. Freejazz
04. Sister In Love
05. My Fren
06. Life On The Beach
07. It Is The Law
08. Party
09. Put On Hold
10. I'd Like To C U
11. I Don't Like It (Z)
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