Samstag, 13. Juli 2013

Ewert and the Two Dragons, Rüsselsheim, 12.07.13


Konzert: Ewert and the Two Dragons
Ort:altes Opelwerk, Rüsselheim (Phono Pop Festival)
Datum: 12.07.2013
Dauer: knapp 45 min


 

Es dauerte eine Weile, bis ich musikalisch beim Phono Pop Festival angekommen war. Freitäglicher Streß, die gemeinsame Anreise mit holländischen PKW und LKW auf einer nur auf dem Papier dreispurigen Autobahn waren alles andere als entspannend. Wyoming spileten schon, als ich endlich in der alten Opel-Fabrik stand - und bekamen zu wenig Aufmerksamkeit ab. The Dope anschließend auf der kleineren Bühne waren ok, aber nicht weltbewegend.

Richtig in den Musikmodus versetzten mich dann Ewert and the Two Dragons auf der Hauptbühne. In Haldern (und auch sonstwo) hatte ich die Esten verpasst, heute waren sie einer der Höhepunkte. So hatte ich mir das jedenfalls vorgestellt, dabei aber ein wenig Angst, doch nur wieder einen weiteren der zahllosen Mumford and Sons Klone zu sehen, die in den letzten Jahren auftauchten, um ein Stück vom Erfolg der Briten abzubekommen. Bear's Den beispielsweise, die wie Ewert... einen fabelhaften Namen haben, schöne Musik machen, allerdings wie Mumford and Sons durch Butterbrotpapier abgepaust wirken.

Ewert and the Two Dragons entkräfteten meine blöden Vorurteile auf der Stelle. Natürlich steckt eine gehörige Portion "Folk" in ihren Stücken, sie haben aber eine andere Ausrichtung, etwas Frischeres, das ich - wie man merkt - nicht richtig beschreiben kann. Und meine Begeisterung lag nicht etwa an dem mehrmaligen Glockenspiel-Einsatz, mit dem mich die meisten Bands sofort haben, mein liebstes Instrument der Balten war das Piano von Sänger Ewert Sundja! Das klingt jetzt nicht sonderlich clever, aber das Keyboard ist ganz eindeutig das originelle Element der Band.

Beste Stücke der Show waren Pictures und (In the end) There's only love mit sehr viel Glockenspiel. Dabei saß Ewert ganz lässig mit übereinander geschlagenen Beinen hinter seinem Keyboard - toll!

Neben der Musik sorgte Gitarrist Erki Pärnoja für fröhliche Gesichter. Ewert hatte schon ein paar Ansagen auf Deutsch gemacht, als sich der Mann links einschaltete und in (in Hessen ungewöhnlich) akzentfreiem Deutsch ein wenig vor sich herplauderte, sich dann aber entschuldigte "das war eigentlich schon alles, was ich kann."

Ewert and the Two Dragons waren ohne Zweifel die perfekte Ansetzung für diesen sonnigen frühen Abend!

Bis ich musikalisch drin war, dauerte es etwas, das Wohlfühlen auf dem Festival war dagegen sofort da. Ich kenne mittlerweile viel mehr Festivals, als mir lieb ist, aber keines ist so angenehm wie das Phono Pop. Wenn ich mich für ein Festival pro Jahr entscheiden müsste, wäre es Rüsselsheim (auch wenn mir das um Maifeld Derby oder Primavera leid tun würde). Das Publikum ist besser als sonstwo (und komplett frei von betrunkenen Vollidioten), die Organisation top, der Ort mit den beiden Innenhöfen, in denen die Bühnen stehen und über die im Halbminutentakt Flugzeuge fliegen, beeindruckend, die Stimmung wundervoll unaufgeregt. Selbst die Bändchen sind schöner als anderswo! Und über die Stilsicherheit bei der Auswahl der Bands muß man bei den Lineups der letzten acht Jahre eh kein Wort verlieren. Bestes Festival, das ich kenne! 

Setlist Ewert and the Two Dragons, Phono Pop Festival:

01: Speechless
02: Jolene
03: Sailorman
04: The rabbit
05: Pictures
06: Good man down
07: Road to the hill
08: (In the end) There's only love
 


3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Die betrunkenen Vollidioten gabs leider zu Hauf bei When Saints Go Machine in den ersten Reihen... aber ansonsten wars wirklich wunderbar ;)

Anonym hat gesagt…

Hast du wirklich gut geschrieben - auch bei mir dauerte es etwas bis ich musikalisch angekommen bin.. Das Publikum jedoch, möchte ich behaupten, ist eines der Musikbegeistersten die man auf Festivals antreffen kann und dehalb auch aus diesem Grund dort. Es geht nicht ums Saufen, Quatsch machen usw sonder darum sich mit der Musik auseinanderzusetzen und neue Bands zu entdecken. Sehr gelungen!

Nelle hat gesagt…

Als die Band spielte, kamen wir gerade erst an (A3-Sperrung Oberhausen und solche Späße) und musste erstmal das Zelt aufbauen... daher wieder einmal verpasst.
In Haldern auch schon nicht in Pop Bar reingekommen (und von außen weder hör- noch sichtbar), beim Juicy Beats werden sie zeitgleich mit The Notwist spielen... das wird also nix.

Kommt zu Local Natives noch ein eigener Bericht?

 

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