Konzert: Cat Power
Ort: Kraftzentrale, Duisburg (Traumzeit Festival)
Datum: 22.06.2013
Zuschauer: vielleicht 2.000, am Ende weniger als die Hälfte
Dauer: gut 90 min
Ich mag Cat Power, ich bin aber kein riesiger Fan. Einige ihrer Platten (aber bei weitem nicht alle) besitze ich, ein Konzert hatte sich bisher aber nicht ergeben. Entweder war sie gerade in einer unzuverlässigen Phase oder sie hatte einen Gospel-Chor dabei, beides wäre kein guter Einstieg für mich gewesen.
Als bekannt wurde, daß Cat Power das Traumzeit Festival in Duisburg headlinen würde, stand für mich fest, daß ich die Amerikanerin dort nicht verpassen wollte - obwohl die Konkurrenz mit dem neuen Best Kept Secret Festival in Holland nicht klein war.
So schön das Traumzeitfestival auch ist - die Kulisse alleine ist wundervoll!, das Lineup gut - so wenig durchdacht erscheint der Zeitplan. Samstag spielten drei größere Namen, Cat Power, Get Well Soon und CocoRosie. Get Well Soon überschnitten sich aber zum großen Teil mit Cat Power, und weil ich die einen bereits zigmal und die andere noch nie gesehen hatte, konnte ich also nur ein paar Lieder meiner deutschen Lieblinge in der wundervollen Giesshalle angucken. Cat Power spielte in der Kraftzentrale, in der die Editors sich am Vorabend aus meiner Gunst gespielt hatten. Kurz vor Konzertbeginn der Amerikanerin war die Halle ähnlich gut gefüllt wie bei den Editors. Mir war bekannt, daß Chan Marshalls Alben auch in Deutschland Charterfolge waren. Daß ihretwegen so viele gekommen waren, hatte ich aber nicht gedacht.
Der Start des Konzerts war spektakulär schön. Nach der Intromusik Bad religion von Frank Ocean kam eine Gitarristin alleine auf die vernebelte Bühne, die an Chans Platz mit Räucherstäbchen dekoriert war, und spielte immer wieder die gleichen wenigen Töne. Irgendwann kam Cat Power dazu und stieg in The greatest ein. Obwohl das Lied noch lauter wurde, war diese Version wohltuend abgespeckt - keine Geigen, keine Background Sängerinnen. Ein Traum und eines der besten Livelieder, die ich dieses Jahr gesehen habe!
Mich auf die Schönheit der Musik zu konzentrieren, war aber nicht ganz einfach, weil ich unentwegt an Beverly Hills Cop II denken musste. Chan Marshall hat ihr Aussehen schon häufig geändert, der Brigitte Nielsen Look war mir neu und... - nunja, es muß ihr schließlich gefallen.
Mit The greatest war der beste Song bereits gespielt, das war schon während des Eröffnungsstücks klar. Aber auch danach blieb es (weitestgehend) sehr schön. Die meisten Lieder des Abends stammten von ihrem aktuellen Album Sun, das sie mit zwei Ausnahmen komplett spielte.
Vor allen bei dem ruhigeren Stücken, die mit wenig Gitarren auskamen, wurde mir deutlich, daß meine Einschätzung, das Publikum sei wegen der Künstlerin da und kenne ihr Werk, vollkommener Blödsinn gewesen war. Um mich rum standen nur Festivalgänger, die Hintergrundmusik zum Bier suchten. Und als es in der Halle nicht mehr spannend genug war, gingen sie dann raus. Das machten so viele, daß Chan zur Hälfte des Konzerts den Saal schon ziemlich leer gespielt hatte. Ich habe wie gesagt keinen Live-Vergleich, bin aber sicher, daß es keine schöneren Versionen von Cat Powers Liedern gibt. Zuschauer, die auf einen Skandal hofften und enttäuscht wurden, kann ich mir beim besten Willen auch nicht ausmalen, es waren vermutlich wirklich in der Mehrzahl Leute, die sich das mal angucken wollten und dann in (für sie) nette und (für mich) laute Gespräche verfielen. So etwas macht wirklich sehr wenig Spaß und beeinträchtigt ein Konzerterlebnis, wie sehr auch immer man sich bemüht.
Ob der Mittelteil des Konzerts jetzt wirklich deutliche Längen hatte, wie ich es empfand, oder ob das an meine fehlenden Aufmerksamkeit wegen der Idioten in meiner Umgebung lag... ich weiß es nicht. Lieder wie Bully (der Bonustrack von Sun) oder das Cover Angelitos negros empfand ich nicht als sonderlich spannend. Aber spätestens mit I don't blame you (dem Stück über Kurt Cobains Suicid) und dem wundervollen Metal heart hatte mich die blondierte Sängerin wieder.
Bevor mit Peace and love und Ruin zwei Sun-Stücke das Konzert nach anderthalb Stunden und ohne Zugaben beendeten, spielte Cat Power noch eine Merkwürdigkeit, ein Meshup, wie es auf Hip heißt (wir sagten früher "Medley") dreier Stücke, die ich im Leben nicht erkannt hätte. Oh sweet nuthin' von The Velvet Underground, Never tear us apart von INXS und Shivers von Rowland S. Howard. Ich hätte aber auch gut und gerne geglaubt, es handele sich um einen Song, der von Chan selbst stamme.
Mich hat Cat Power halb begeistert zurückgelassen. Das Konzert hatte wirklich wundervolle Passagen, stellenweise hat es mich wenig berührt. Und was das Wolfsgeheul bei Manhattan soll, kann ich mir so gar nicht erklären!
Setlist Cat Power, Traumzeit Festival, Duisburg:
01: The greatest
02: Cherokee
03: Silent machine
04: Manhattan
05: Human being
06: King rides by
07: Bully
08: Angelitos negros (Pedro Infante Cover)
09: Always on my mind
10: 3, 6, 9
11: Nothin' but time
12: I don't blame you
13: Metal heart
14: Oh sweet nuthin' / Never tear us apert / Shivers (Velvet Underground / INXS / Rowland S. Howard Cover)
15: Peace and love
16: Ruin
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