Konzert: Cat Power
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 17.07.2013
Zuschauer: ausverkauft, also etwa 2500
Konzertdauer: 95 Minuten
Etwas seltsam und ärgerlich, daß viele Leute immer gewisse Standardsprüche auf Lager haben, wenn von Konzerten von Pete Doherty und Cat Power die Rede ist. "Der kommt doch eh zu spät, oder der "sagt bestimmt ab" wird dann im Hinblich auf Pete in schöner Regelmäßigkeit in die Welt posaunt und bei Chan heißt es: "die ist doch wieder besoffen oder "die heult garantiert wieder rum."
Richtige Kenner können das jedenfalls nicht sein. Doherty habe ich nun um die 20 mal gesehen, meistens war er pünktlich, zu spät nur manchmal und abgesagt hat er höchstens 2 mal. Marshall wiederum kam statt Wein fast immer mit ihrer großen Teetasse, geweint hat sie bei meinen bisher 7 Konzerten nie und ein richtig schwaches Konzert, bei der sie völlig neben der Kappe stand, habe ich noch nie erlebt.
Die Toleranz für psychisch labile Musiker scheint also nicht sonderlich hoch zu sein. Ein Armutszeugnis für die ach so aufgeschlossene Indiegemeinde, in der man doch eigentlich Verständnis für seelische Leiden erwarten sollte.
Ja, es stimmt, Doherty und Marschall leiden unter Drogen- bzw Alkoholproblemen und den dazugehörigen Symptomen, aber meistens stehen sie trotzdem auf der Bühne und liefern ordentliche Shows ab. Cat Power hat letztens Jahr ihre Tournee absagen müssen, weil es ihr mies ging, das ist richtig. Ist das aber ein Grund, sie deshalb völlig und für immer abzuschreiben?
Heute stand sie jedenfalls wieder auf der Bühne und selbst wenn sie schon mal fitter und attraktiver ausgesehen hat (aber wer von uns wird nicht älter?), war das trotzdem ein respektables, ja ein gutes Konzert. Zwar merkte man ihr an, daß sie nicht vor Lebensfreude strotzte, aber ihre Stimme, ihre Songs und ihre Einsatzbereitschaft stimmten. Anfänglich klang ihr Gesangesorgan etwas rau und ein wenig schlecht geölt, aber mit jedem gespielten Song wurde ihr Singmuskel wämer und geschmeidiger, kamen auch die sanften Töne immer besser zur Geltung. Und wer singt schon so nahegehend und gefühlvoll wie Cat Power? Besonders bei der Pianoballade Bully hatte ich eine gewaltige Gänsehaut und einen Tennisball großen Klos im Hals. Als textlich von Paris die Rede war, jubelte das Publikum, das aber ansonsten deutlich zu ruhig war und die Sängerin und ihre Band nicht ausreichend unterstützte (außer am Ende, als die Leute Blumen haben wollten, als Andenken; Armleuchter!)
Auch Metal Heart kam ganz großartig rüber, klang allerdings anders als in der Studioversion. Gleiches galt für den Opener The Greatest, auch dieser war neu arrangiert worden und dem aktuellen Sound angepasst. Wie der aktuelle Sound ist? Weniger bluesig als noch bei der Dirty Delta Blues Band, wieder ein wenig mehr indierockig, ohne so lofi wie bei You Are Free zu klingen. Die Gruppe, in der neben Cat Power Pianist und Gitarrist Gregg Foreman im Vordergrund stand, machte ihre Sache jedenfalls sehr ordentlich. Es gab phasenweise gleich zwei Schlagzeugerinnen (eine davon war aber unter anderem auch als Bassistin im Einsatz) und zusätzlich eine am äußeren Bühnenrand agierende Gitarristin.
Was die neuen Songs vom aktuellen Album Suns taugten? Eine ganze Menge. Der groovende Hit Cherokee ("never knew love like this) und das bluesig aggressive Silent Machine in der Anfangsphase und das markant, einprägsame 3, 6, 9 im Mittelteil waren schon einmal gute Werbung für den 2012 Longplayer, das stampende, trocken rockende Peace & Love und das enthusiasmierende Ruin ein richtig gelungener Abschluss unter ein 95 Minuten langes Set.
Natürlich schleuderte die in eine ziemlich häßlich gehüllte helle Jeansjacke Cat Power wieder weiße Rosen ins Publikum, salutierte wie eine Soldatin, klopfte sich auf die Brust und warf Kusshände ins weite Rund, bevor der Abgang geprobt wurde.
Das kannten wir alle schon und doch bewegte es uns zumindest ein wenig. Wir wussten: da hat eine als labil geltende Künstlerin wieder ein vernünftiges (ich sage sogar: ein gutes) Konzert abgeliefert und uns Fans zumindest nicht hängen gelassen. Zwar bemängelten ein paar Leute nicht zu Unrecht, daß es im Mittelteil Längen gab, das Chan recht abwesend wirkte und in ihrer eigenen Welt zu sein schien, aber ein schwaches Konzert wollte keiner gesehen haben. In die Top Ten des Jahres wird es dieser Auftritt dann aber wohl auch bei mir nicht schaffen. Dazu fehlte diese ganz bestimmte Magie, die aus einem guten Gig, einen ganz besonderen werden lässt. Wenn ihr eine Schulnote wollt: 2-. Angesichts der Tatsache, daß dieses Konzert trotz sehr langer Vorverkaufszeit erst am letzten Tag ausverkauft wurde (die Leute hatten Angst vor einer Absage), ist das doch recht erfreulich, oder nicht?
Setlist, klick!
Das kannten wir alle schon und doch bewegte es uns zumindest ein wenig. Wir wussten: da hat eine als labil geltende Künstlerin wieder ein vernünftiges (ich sage sogar: ein gutes) Konzert abgeliefert und uns Fans zumindest nicht hängen gelassen. Zwar bemängelten ein paar Leute nicht zu Unrecht, daß es im Mittelteil Längen gab, das Chan recht abwesend wirkte und in ihrer eigenen Welt zu sein schien, aber ein schwaches Konzert wollte keiner gesehen haben. In die Top Ten des Jahres wird es dieser Auftritt dann aber wohl auch bei mir nicht schaffen. Dazu fehlte diese ganz bestimmte Magie, die aus einem guten Gig, einen ganz besonderen werden lässt. Wenn ihr eine Schulnote wollt: 2-. Angesichts der Tatsache, daß dieses Konzert trotz sehr langer Vorverkaufszeit erst am letzten Tag ausverkauft wurde (die Leute hatten Angst vor einer Absage), ist das doch recht erfreulich, oder nicht?
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1 Kommentare :
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