Samstag, 9. Juni 2012

Stephen Malkmus, Köln, 09.06.12


Konzert: Stephen Malkmus
Ort: Dach des Museum Ludwig, Köln
Datum: 09.06.2012
Zuschauer: 200 (ausverkauft)
Dauer: gut 55 min


Es war nicht bewußt so angesetzt, daß Stephen Malkmus um kurz vor halb fünf bereits aufgetreten ist. Es ist EM, die deutsche Gruppe spielt, Konzerte müssen sich also normalerweise unterordnen. Trotz der ungewohnten Zeit und des unsicheren Wetters - der Himmel über Köln war bewölkt, zum Teil düster bewölkt - hatte sich die Kölner Musikszene auf dem Dach des Museum Ludwig versammelt, um den mittlerweile in Berlin lebenden Pavement-Sänger komplett alleine zu erleben. Im August kommt er mit den Jicks ins Gebäude 9, heute war er solo angekündigt.

Warum auf der improvisierten Bühne trotzdem drei Gitarren standen, erklärte sich schnell. In der Terrassen-Ecke zogen sich zwei Männer Tücher vors Gesicht, griffen sich Instrumente und spielten vier Lieder als Vorprogramm. Mein erster Gedanke, daß die wie IRA Kampfhymnen klängen, bestätigte sich zu meiner Überraschung, da das zweite Lied von einer Belfast bakery handelte, und der Sänger, dessen Namen ich nicht kenne, das letzte den "dead comrades" widmete, bevor er sagte, sie sammelten später für die IRA. Vielleicht hatte ich das mit der IRA einfach zu laut gesagt...

Setlist Vorprogramm:

01: Two good men (Woody Guthrie)
02: Joe McCann (Christy Moore)
03: Jim Jones (Bob Dylan)
04: I forgive you all (Mark Stan Rogal?)

Stephen Malkmus hat für nichts gesammelt. Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht wofür. Der Kalifornier wirkte herrlich entspannt, er hatte Frau und Töchter dabei. Spötter würden vielleicht sagen, er könnte für Gesangsstunden sparen, aber denen spreche ich alle musikalische Ahnung ab.

Stephen Malkmus trat auf Einladung der King Georg Macher auf. Die Zusammenarbeit des Musikclubs mit dem Museum trägt den schönen Namen King Ludwig, unter dem noch zwei andere Veranstaltungen (Peaking Lights und Julia Holter) auf dem Dach stattfinden.

Es war mein erstes Konzert auf der Dachterrasse des Kölner Museums für zeitgenössische Kunst. Die einzigartige Kulisse mit dem Dom in Spuckweite macht Veranstaltungen dort ganz besonders. Der dramatische Dom wirkte durch die schnell vorbeiziehenden dunklen Wolken ganz besonders eindrucksvoll, blauer Himmel wäre langweilig gewesen.

Stephen Malkmus begann mit einem Carpenters Cover. Danach dauerte es eine Weile, bis ich Lieder erkannte. Fin machte den Beginn einiger Pavement-Lieder. Davor hatte Stephen Surreal teenager gespielt, ein (wohl unveröffentlichtes) Lied, das er mit den Jicks live spielt. Den Rest des Beginns habe ich nicht erkannt.

Die erste Unruhe entstand aber nicht weil es auch anderen so ginge. Da ging es um einen fehlenden Bus. Tochter Sunday, die einige Male "Daddy" rief, suchte ihr Playmobil Auto. Papa musste unterbrechen und Töchterchens Spielzeug rüberreichen. Es waren sehr viele Kinder auf der Terrasse, Stephens Kleinste mit Abendkleidchen war aber vorerst der Star.

Bis Trigger cut war das Programm geplant. Stephen guckte ab und zu auf sein Handy, auf seine papierlose Setlist. Danach fragte der Sänger nach Wünschen. Viele Songs (Cut your hair) lehnte er ab. "Das kann ich nicht spielen." Beim ersten gespielten Wunsch Give it a day ging Stephen irgendwann der Text aus. "I got pretty far!" Harness your hopes klappte gar nicht, dafür sei Rage life ja fast das selbe. Und Rage life war eines der tollsten Lieder des Mittags, daß Harness your hopes abgebrochen wurde, lohnte sich also sehr!

Etwas später hatte Lottie Malkmus, Sundays ältere Schwester ihren großen Auftritt. Sie sang ein Lied namens Balloons ("a unicorn jumping from cloud to cloud"), daneben stand der stolze Vater mit gezückter Gitarre.* Sehr niedlich!

Danach kam nur noch Unfair - und das Ende des kurzen Konzerts. Das hat alles viel Spaß gemacht und war so besonders, wie man es sicher vorher ausdenken konnte.

Setlist Stephen Malkmus, Museum Ludwig, Köln:

01: We've only just begun (The Carpenters Cover)
02: ?
03: Surreal teenager
04: ?
05: Blue arrangements
06: Fin (Pavement)
07: Heaven is a truck (Pavement)
08: Spit on a stranger (Pavement)
09: No one is (as I are be)
10: ?
11: Independence Street
12: Trigger cut (Pavement)
13: Give it a day (Pavement)
14: Shady lane (Pavement)
15: Harness your hopes (kurz) (Pavement)
16: Range life (Pavement)
17: Brandy (Looking Glass Cover)
18: Balloons (Lottie Malkmus)
19: Unfair (Pavement)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Pavement, New York, 23.09.10
- Pavement, New York, 21.09.10
- Pavement, Nijmegen, 06.07.10
- Pavement, Paris, 07.05.10


* keine Bilder von den Töchtern.



1 Kommentare :

scott davidson hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
 

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