Konzert: Scott Matthew
Ort: Beverungen, OBS 16
Datum: 26.05.2012
Zuhörer: etwa 1000
Dauer: 70 min
Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe
Dass das Orange Blossom diese besonders familiäre Atmosphäre hat wurde vielleicht am deutlichsten am Auftritt von Scott Matthew?
Ein lupenreiner Troubadour mit Gitarre und einer Flasche Rotwein hielt hier mit Schalk im Nacken und sichtlich entspannt Hof mitten am Tag. Er hatte den Slot sehr kurzfristig übernommen und angekündigt, daraus etwas besonderes zu machen, indem nur Cover-Versionen zu Gehör getragen werden sollten. Bemerkenswert war, in welcher Spannbreite dies geschah und wieviel Freude es ihm bereitete, uns die zum Teil bis zur absoluten Unkenntlichkeit verarbeiteten Songs zu präsentiern. Natürlich hatte selbst die heißeste Disco-Nummer den typischen touch, der ja auch durch die Instrumentierung vorgegeben ist. Aber da findet sich vielleicht auch so das eine oder andere dunkle und gut gehütete Geheimnis an früher Musikgeschmacksbildung verborgen für den der nachgraben möchte?
Zwischendurch gab es zu fast jedem Song eine Geschichte, eine Würdigung, eine Einordnung in die eigene Lebensgeschichte zwischen New York, Australien und dem Touralltag. Auch selbstironische Spiegelung an den Werken von Künstlern, die er sichtlich verehrt oder solchen, die man mal gegen den Strich bürsten möchte und es dann bei solcher Gelegenheit einfach tut. Wenn er im Eifer des Gefechts darüber stolpert, das Wort LOVE richtig zu buchstabieren und noch einmal ansetzen muss, wird dies souverän genutzt, sich erst recht das Publikum zum Komplizen zu machen.
Mit einer Geschichte über Liebeskummer wurde auch das einzige eigene Lied gerechtfertigt. Es sei so neu und er möchte es gern hier spielen. Sein Freund hätte ihn verlassen und sich erdreistet sich in seinem dicken französischem Akzent auch noch zu rechtfertigen: ''You will write such a nice song about that'' Und er war nicht einmal Franzose sondern ... Belgier!! Deshalb nun das Lied darüber, warum es kein Lied darüber geben wird. Für Neil Youngs harvest moon nahm er eine Mundharmonika um den Hals und gerierte sich wie der erste Mensch: "Wie machen das die Folk-Sänger nur, ich hab das noch nie gemacht, das verhängt sich ja bös in meinem Bart!"
Seinem Affen Zucker geben konnte er besonders im letzten Song, dem Rihanna cover, wo er genüsslich immer mal innehielt und sozusagen innerlich mit dem Kopf schütteln musste über den Text oder gar den Text schlüpfrig teilte: "I wanna make you beg for it, then im gonna make you swallow.... (your pride)"
Am Schluss der Stunde war die Rotweinflasche ordentlich geleert. Die Frage nach halb voll oder halb leer war somit gründlich vermieden worden. Ich war mit meiner ersten Begegnung sehr zufrieden und werde wohl weiter die Augen nach Konzerten mit dem freundlichen Bänkelsänger offen halten.
Setliste (ohne Zugaben):
Simon & Garfunkel: Kathy's song
Morissey: I won't share you
Bob Dylan (Olivia Newton-John): If not for you
Sex Pistols: Anarchy
The Divine Comedy: Eye of the needle
Neil Young: Harvest moon (mit Ukulele und Mundharmonika)
Simone White: Roses are not red
Whitney Houston: i wanna dance with somebody
Nat King Cole: Love was meant for me and you
Charlie Chaplin: Smile
Scott Matthew: I don't write a song
Rihanna: Like I'm the only girl in the world
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