Konzert: Thees Uhlmann
Ort: Hurricane Festival, Scheeßel
Datum: 23.06.2012
Dauer: rund 60 min
von Ursula von neulich als ich dachte und Dirk von Platten vor Gericht
Nach einer erholsamen, wenn auch kurzen Nacht in einem Landhotel, dessen restliche Kundschaft ebenfalls aus Hurricanegästen zu bestehen schien, ging es am Samstag gegen 17 Uhr wieder aufs Festivalgelände, das uns nun noch voller erschien. Egal, wo man sich hinzubewegen versuchte, überall Menschenmassen. Allerdings blieben an diesem Tag dennoch jegliche Begegnungen mit menschlichen Abgründen aus, sowohl die anderen Besucher als auch die Securityleute verhielten sich ausnahmslos freundlich und rücksichtsvoll, und das Wetter war ebenfalls prima. Muss man ja auch mal sagen ...
Ein Leitmotiv für mich an diesem Festivalsamstag war meine Erkenntnis, dass meine Vorstellungen davon, welche Bands wie erfolgreich sind, nicht immer der Realität entsprechen. So hatte ich unter anderem nicht damit gerechnet, dass sich bei einem Auftritt von Thees Uhlmann größere Menschenmengen einfinden würden und lag damit gründlich falsch. Thees selbst war über das Besucheraufkommen ausgesprochen erfreut und rief uns zu „Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ich hier heute vor so vielen Leuten spiele!“, woraus ich schließe, dass er solo erfolgreicher ist als mit Tomte. Wusste ich nicht.
Sein spezieller Erfolg beim Hurricane hängt natürlich auch damit zusammen, dass er selbst aus dieser norddeutschen Einöde stammt, und so sangen um uns herum nicht nur zahlreiche Abiturienten jede Textzeile mit, sogar Hamburger Prominenz hatte sich in Form von Tim Mälzer eingefunden. Darüber hinaus hielt ein Mädchen ein dekoriertes Pappschild mit dem Ortsnamen „Hemmoor“ hoch – Thees Uhlmanns Heimatort war also ebenfalls vertreten.
Das Set begann mit Thees und seiner Keyboarderin Julia Hügel, die vor dem Auftreten der restlichen Band den Anfang von „Römer am Ende Roms“ gemeinsam darboten. Der Sänger blieb zunächst ungewohnt ohne Gitarre und überließ die Instrumente für die ersten beiden Lieder seiner Band. In der bekannt netten Thees-Art widmete er seine Lieder unterschiedlichen Gruppen: „Mädchen von Kasse 2“ ging an alle, die beim Festival arbeiten müssen (was dem Brezelverkäufer neben mir einen Jubelschrei entlockte), „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“, das er „Hier komme ich her, hier bin ich geboren“ nannte, ging an alle, die vom Land stammen und schließlich „Die Toten auf dem Rücksitz“ an Band und Crew.
Auch einige Geschichten bekamen wir erzählt, so (ebenfalls zu „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“), dass er als Kompromiss mit seinen Pädagogeneltern als Heavy Metal-Fan nur einen Vokuhila tragen durfte, zu „Sommer in der Stadt“, dass er von einem Berliner, den er darauf hingewiesen hatte, dass er ein Taschentuch auf die Straße geworfen habe, die Antwort „Fick dich, Alter!“ bekommen habe und zu guter Letzt noch viele Lobpreisungen zu seinem nicht anwesenden Duettpartner Casper: „In einer Welt, in der Casper mehr Platten verkauft als Sido und Bushido zusammen, ist die Hoffnung noch nicht verloren!“
Casper, dessen Erfolg ebenfalls ein wenig an mir vorbei gegangen ist, war bereits am Freitag beim Hurricane aufgetreten, so dass die beiden zwar beim selben Festival spielten, sich aber nicht gegenseitig unterstützen konnten. Hätte man das im Zeitplan nicht besser abstimmen können?
So konnte Thees ihm den gemeinsamen Song „& Jay-Z singt uns ein Lied“ zwar widmen, aber ohne ihn darbieten musste. Er übernahm den Sprechgesang-Part einfach selbst und rief danach aus „Ich habe gerappt!“ und legte noch die andere, auf Caspers Album zu findende Kooperation „XOXO“ nach.
Das letzte Lied „Die Toten auf dem Rücksitz“ stellte dann eine Rückkehr zum Anfang dar: Während die übrigen Bandmitglieder um Tobias Kuhn, der das Finale mit seinem Handy filmte, ihre Instrumente bereits zur Seite gelegt hatten, sang Thees allein mit der Keyboarderin. Die Menge war von Anfang bis Ende begeistert und Thees so gerührt, dass er sich am Ende sichtlich gar nicht von uns trennen mochte und rief „Ich komme hier aus der Gegend!“. Für eine Zugabe war aber dennoch leider keine Zeit.
Setlist Thees Uhlmann, Hurricane Festival, Scheeßel:
01: Römer am Ende Roms
02: Das Mädchen von Kasse 2
03: Vom Delta bis zur Quelle
04: Lat: 53.7 Lon: 9.11667
05: Sommer in der Stadt
06: Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
07: Die Nacht war kurz (ich stehe früh auf)
08: 17 Worte
09: & Jay-Z singt uns ein Lied
10: XOXO (Casper Cover)
11: Die Toten auf dem Rücksitz
Links:
- aus unserem Archiv:
- Thees Uhlmann, Trier, 10.12.11
- Thees Uhlmann, Köln, 25.10.11
Ort: Hurricane Festival, Scheeßel
Datum: 23.06.2012
Dauer: rund 60 min
von Ursula von neulich als ich dachte und Dirk von Platten vor Gericht
Nach einer erholsamen, wenn auch kurzen Nacht in einem Landhotel, dessen restliche Kundschaft ebenfalls aus Hurricanegästen zu bestehen schien, ging es am Samstag gegen 17 Uhr wieder aufs Festivalgelände, das uns nun noch voller erschien. Egal, wo man sich hinzubewegen versuchte, überall Menschenmassen. Allerdings blieben an diesem Tag dennoch jegliche Begegnungen mit menschlichen Abgründen aus, sowohl die anderen Besucher als auch die Securityleute verhielten sich ausnahmslos freundlich und rücksichtsvoll, und das Wetter war ebenfalls prima. Muss man ja auch mal sagen ...
Ein Leitmotiv für mich an diesem Festivalsamstag war meine Erkenntnis, dass meine Vorstellungen davon, welche Bands wie erfolgreich sind, nicht immer der Realität entsprechen. So hatte ich unter anderem nicht damit gerechnet, dass sich bei einem Auftritt von Thees Uhlmann größere Menschenmengen einfinden würden und lag damit gründlich falsch. Thees selbst war über das Besucheraufkommen ausgesprochen erfreut und rief uns zu „Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ich hier heute vor so vielen Leuten spiele!“, woraus ich schließe, dass er solo erfolgreicher ist als mit Tomte. Wusste ich nicht.
Sein spezieller Erfolg beim Hurricane hängt natürlich auch damit zusammen, dass er selbst aus dieser norddeutschen Einöde stammt, und so sangen um uns herum nicht nur zahlreiche Abiturienten jede Textzeile mit, sogar Hamburger Prominenz hatte sich in Form von Tim Mälzer eingefunden. Darüber hinaus hielt ein Mädchen ein dekoriertes Pappschild mit dem Ortsnamen „Hemmoor“ hoch – Thees Uhlmanns Heimatort war also ebenfalls vertreten.
Das Set begann mit Thees und seiner Keyboarderin Julia Hügel, die vor dem Auftreten der restlichen Band den Anfang von „Römer am Ende Roms“ gemeinsam darboten. Der Sänger blieb zunächst ungewohnt ohne Gitarre und überließ die Instrumente für die ersten beiden Lieder seiner Band. In der bekannt netten Thees-Art widmete er seine Lieder unterschiedlichen Gruppen: „Mädchen von Kasse 2“ ging an alle, die beim Festival arbeiten müssen (was dem Brezelverkäufer neben mir einen Jubelschrei entlockte), „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“, das er „Hier komme ich her, hier bin ich geboren“ nannte, ging an alle, die vom Land stammen und schließlich „Die Toten auf dem Rücksitz“ an Band und Crew.
Auch einige Geschichten bekamen wir erzählt, so (ebenfalls zu „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“), dass er als Kompromiss mit seinen Pädagogeneltern als Heavy Metal-Fan nur einen Vokuhila tragen durfte, zu „Sommer in der Stadt“, dass er von einem Berliner, den er darauf hingewiesen hatte, dass er ein Taschentuch auf die Straße geworfen habe, die Antwort „Fick dich, Alter!“ bekommen habe und zu guter Letzt noch viele Lobpreisungen zu seinem nicht anwesenden Duettpartner Casper: „In einer Welt, in der Casper mehr Platten verkauft als Sido und Bushido zusammen, ist die Hoffnung noch nicht verloren!“
Casper, dessen Erfolg ebenfalls ein wenig an mir vorbei gegangen ist, war bereits am Freitag beim Hurricane aufgetreten, so dass die beiden zwar beim selben Festival spielten, sich aber nicht gegenseitig unterstützen konnten. Hätte man das im Zeitplan nicht besser abstimmen können?
So konnte Thees ihm den gemeinsamen Song „& Jay-Z singt uns ein Lied“ zwar widmen, aber ohne ihn darbieten musste. Er übernahm den Sprechgesang-Part einfach selbst und rief danach aus „Ich habe gerappt!“ und legte noch die andere, auf Caspers Album zu findende Kooperation „XOXO“ nach.
Das letzte Lied „Die Toten auf dem Rücksitz“ stellte dann eine Rückkehr zum Anfang dar: Während die übrigen Bandmitglieder um Tobias Kuhn, der das Finale mit seinem Handy filmte, ihre Instrumente bereits zur Seite gelegt hatten, sang Thees allein mit der Keyboarderin. Die Menge war von Anfang bis Ende begeistert und Thees so gerührt, dass er sich am Ende sichtlich gar nicht von uns trennen mochte und rief „Ich komme hier aus der Gegend!“. Für eine Zugabe war aber dennoch leider keine Zeit.
Setlist Thees Uhlmann, Hurricane Festival, Scheeßel:
01: Römer am Ende Roms
02: Das Mädchen von Kasse 2
03: Vom Delta bis zur Quelle
04: Lat: 53.7 Lon: 9.11667
05: Sommer in der Stadt
06: Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
07: Die Nacht war kurz (ich stehe früh auf)
08: 17 Worte
09: & Jay-Z singt uns ein Lied
10: XOXO (Casper Cover)
11: Die Toten auf dem Rücksitz
Links:
- aus unserem Archiv:
- Thees Uhlmann, Trier, 10.12.11
- Thees Uhlmann, Köln, 25.10.11
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