Ort: Tempodrom, Berlin
Datum: 21.06.2012
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
Text von Matthias Wulf, Kulturchef der Berliner Morgenpost, Archivfotos von Christoph
Vergiss die Stimme, Hauptsache der Rhythmus ist ok
Tanzen im Licht: New Order spielt im Tempodrom
Eher gegen Ende des Konzerts erschallt die Hymne der achtziger Jahre. Wenn ein Lied diese Dekade geprägt und verändert hat, dann „Blue Monday“. Mit dem radikalen Einsatz der 1983 noch jungen Drum Machines kam etwas im wahrsten Sinne noch Nie-Gehörtes auf den Markt. Der Song „Blue Monday“ war kommerziell ein Erfolg und versöhnte durch seine Tanzbarkeit Independent und Mainstream, in jenen Tagen noch Feindeslager. Ach ja, und Wegbereiter für Techno und Rave waren New Order auch noch. Mindestens.
New Order lädt dazu ein, popintellektuelle Lorbeerkränze zu flechten: Die „Smiths“ war in den Achtzigern die Band für das (traurige) Herz, New Order für das Hirn. Den Diskurs gab es am Tage zuvor im HBC, bei der Ausstellungseröffnung, als in dem Klub die Schallplattencover gezeigt wurden (bis 4.7. zu besichtigen), nun ging es im nahezu ausverkauften Tempodrom mit den vier Herren und einer Dame zum Tanz. Beeindruckend ist Gillian Gibert, die regungslos am Synthesizer verharrte; wie eine Mischung aus Kraftwerk-Adeptin und schwer gelangweilter Tresenfrau. Erfreulich auch, dass New Order der Retro-Falle entkommen sind und ihre Hits nicht originaltreu runterspielen und vom Synthesizer-Ballast befreien.
Nun ist Bernard Sumner über 50 und die Stimme will nicht immer so hoch wie sie sollte, und so behilft er sich gelegentlich mit einigen schrillen Kieksern. Bassist Peter Hook hatte vor Jahren die Band unter Umständen wie aus einem Dallas-Drehbuch (verspekuliertes Geld, üble Nachrede) verlassen; vermissen tut man ihn nicht. New Order funktioniert weder über Stimme, originelle Texte noch über virtuoses Spiel, sondern über Rhythmus und Wiederholung und, in diesem Fall, über eine professionelle Licht-Show. New Order sind wohl die einzige Band aus dem Jahr 1980, bei der man sich, in den guten Momenten, wie auf einem Rave fühlt.
Von New Order wird es nach eigener Aussage kein neues Material mehr geben; so ist es ein Best-of-Abend mit „True Faith“, „Cermony“ und „Crystal“. Er endet so wie es sich gehört, mit dem Joy-Division-Klassiker, einer der herzergreifendsten und brutalsten Liebeslieder in der Popgeschichte: „Love will tear us apart“. Matthias Wulff
Setlist New Order, Tempodrom, Berlin:
01: Elegia
02: Crystal
03: Regret
04: Ceremony
05: Isolation (Joy Division)
06: Age Of Consent
07: Krafty
08: Thieves Like Us
09: Bizarre Love Triangle
10: True Faith
11: 586
12: The Perfect Kiss
13: Blue Monday
14: Temptation
15: Transmission (Joy Division)
16: Love Will Tear Us Apart (Joy Division)
Aus unserem Archiv:
New Order, Brüssel, 17.10.11
New Order lädt dazu ein, popintellektuelle Lorbeerkränze zu flechten: Die „Smiths“ war in den Achtzigern die Band für das (traurige) Herz, New Order für das Hirn. Den Diskurs gab es am Tage zuvor im HBC, bei der Ausstellungseröffnung, als in dem Klub die Schallplattencover gezeigt wurden (bis 4.7. zu besichtigen), nun ging es im nahezu ausverkauften Tempodrom mit den vier Herren und einer Dame zum Tanz. Beeindruckend ist Gillian Gibert, die regungslos am Synthesizer verharrte; wie eine Mischung aus Kraftwerk-Adeptin und schwer gelangweilter Tresenfrau. Erfreulich auch, dass New Order der Retro-Falle entkommen sind und ihre Hits nicht originaltreu runterspielen und vom Synthesizer-Ballast befreien.
Nun ist Bernard Sumner über 50 und die Stimme will nicht immer so hoch wie sie sollte, und so behilft er sich gelegentlich mit einigen schrillen Kieksern. Bassist Peter Hook hatte vor Jahren die Band unter Umständen wie aus einem Dallas-Drehbuch (verspekuliertes Geld, üble Nachrede) verlassen; vermissen tut man ihn nicht. New Order funktioniert weder über Stimme, originelle Texte noch über virtuoses Spiel, sondern über Rhythmus und Wiederholung und, in diesem Fall, über eine professionelle Licht-Show. New Order sind wohl die einzige Band aus dem Jahr 1980, bei der man sich, in den guten Momenten, wie auf einem Rave fühlt.
Von New Order wird es nach eigener Aussage kein neues Material mehr geben; so ist es ein Best-of-Abend mit „True Faith“, „Cermony“ und „Crystal“. Er endet so wie es sich gehört, mit dem Joy-Division-Klassiker, einer der herzergreifendsten und brutalsten Liebeslieder in der Popgeschichte: „Love will tear us apart“. Matthias Wulff
Setlist New Order, Tempodrom, Berlin:
01: Elegia
02: Crystal
03: Regret
04: Ceremony
05: Isolation (Joy Division)
06: Age Of Consent
07: Krafty
08: Thieves Like Us
09: Bizarre Love Triangle
10: True Faith
11: 586
12: The Perfect Kiss
13: Blue Monday
14: Temptation
15: Transmission (Joy Division)
16: Love Will Tear Us Apart (Joy Division)
Aus unserem Archiv:
New Order, Brüssel, 17.10.11
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