Konzertankündigung My bubba & Mi Orte: siehe unten Daten: siehe unten
Schöner Tip vom Klienicum. My bubba & Mi ist eine junge, frische Girlgroup aus Dänemark. Das Trio geht im April auf Europa-Tournee, nachdem am 30. März bereits der Glockensee in Hannover bespielt wurde. Angefangen hat die Bandgeschichte wohl in den Schlafzimmern und den Küchen der drei Mädels. I Will Never Love A Young Boy Again heißt ein wunderschönes Lied von Ihnen. Das sollte doch den Ehrgeiz der jungen Männer schüren, diese charmanten Mädchen zu erobern und vom Gegenteil zu überzeugen!
Ausgewählte Konzerttermine von My bubba & Mi (ohne Gewähr):
01.04.2010: Spatz und Wal, Unna 03.04.2010: Emil Vache, Metz 04.04.2010: Ko D'oooor Avonduren, Middelburg 05.04.2010: Dwaze Zaken Café, Amsterdam 06.04.2010: Wot Nxt House Concert, Leiden 07.04.2010: De Kunstbank, Groningen 08.04.2010: La Piola, Brüssel 09.04.2010: De Stern, Utrecht 10.04.2010: Le Bon Accueil, Paris
Konzert: The Magnetic Fields Ort: Mousonturm, Frankfurt Datum: 30.03.2010 Zuschauer: fast ausverkauft (knapp 400 Zuschauer) Dauer: 50 min und 65 min
Angenehm früh begann das Programm im bestuhlten Saal des Mousonturms. Um viertel nach neun nahmen fünf Musiker ihre Plätze ein. So wie wir saßen sie. Neben Magnetic Fields Mastermind Stephin Merritt, der rechts am Rand wie auf einer hohen Kirchenbank hockte, saßen Cellist Sam Davol, Gitarrist John Woo, Pianistin Claudia Gonson und Shirley Simms, die, wenn ich das richtig gesehen habe, Autoharp (oder klassische Zither) gespielt hat.
Oh, was für ein wundervolles Konzert! Es gab sehr viel Musik, ein paar technische Probleme, eine Pause in der Mitte, Verstärkergeräusche - aber keine Verstärker und viele Lieder! Lieder über Liebe, über keinen Sex, über Straßen, Geister, Gitarren und das Ertrinken. Also genug Ansatzpunkte, deutlich weiter auszuholen!
Aber das - das habe ich heute gelernt - nach einer Pause, die leider erst nachher beendet sein wird!
Setlist: The Magnetic Fields, Mousonturm, Frankfurt:
01: Kiss me like you mean it 02: You must be out of your mind 03: Interlude 04: The luckiest guy on the Lower East Side 05: Better things 06: I don't want to get over you 07: Acoustic guitar 08: The nun's litany 09: I don't really love you anymore 10: I don't know what to say 11: Shipwrecked (The Gothic Archies) 12: Suddenly there is a tidal wave 13: Walk a lonely road 14: I'm sorry I love you
[15 Minuten Pause]
15: Xylophone track 16: Long Vermont roads 17: The doll's tea party 18: Wi nae wee bairn ye'll me beget 19: Always already gone 20: All the umbrellas in London 21: The one you really love 22: Night falls like a grand piano (The 6ths) 23: Fear fo trains 24: I'm tongue tied 25: We are having a hootenanny now 26: From a sinking boat
27: 100.000 fireflies (Z) 28: Papa was a rodeo (Z)
Ich mag den Mousonturm als Konzertveranstaltungsort eigentlich recht gerne. Seine Vorteile zeigen sich insbesondere im Vergleich zu anderen Hallen im Rhein-Main-Gebiet:
Leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (vgl. Brotfabrik)
Man kann von den meisten Standorten aus die Bühne sehen (vgl. Batschkapp, Schlachthof)
Atmosphärisch angenehm (vgl. Hugenottenhalle)
Nicht in Offenbach (vgl. Capitol)
Was ich bei diesen vorteilhaften Vergleichen aber immer wieder vergesse, ist die Eigenart des Mousonturms, sich bei vielen Konzerten auf ca. 1 Million Grad aufzuheizen. Man sitzt oder steht da, vermeidet jede überflüssige Bewegung, der Schweiß läuft an einem herab und man versucht verzweifelt, sich auf die winterlichen Temperaturen draußen zu konzentrieren und nicht auf die Frage, in wie vielen der anwesenden Lungen die feuchte und sauerstofflose Dampfbadluft, die man gerade atmet, wohl bereits gewesen ist.
Wie schlimm muss es wohl erst sein, wenn man als Band in solchen Temperaturen auftreten muss? Glücklicherweise stammen sowohl die Shout Out Louds als auch ihre Vorband Nervous Nellie aus Skandinavien, weshalb sie sicher seit Kindheitstagen an Saunabesuche gewöhnt sind und auch gut vorbereitet Handtücher dabei hatten.
Die Temperaturen erklären dennoch sicher, dass die freundlichen Shout Out Louds dem Publikum am Montagabend außer „It’s so hot!“ zwischen den Songs eher wenig zu sagen hatten. Immerhin wurde angemerkt, dass der letzte Frankfurter Auftritt im Nachtleben stattgefunden habe (in dem es sicher, dank seinem Fassungsvermögen von ca. 50 Gästen, kühler war). Ihre Energie verwendete die Band dann lieber darauf, vor begeistertem Publikum ihr neues Album Work annähernd komplett zu spielen – inklusive einiger Langweilersongs, die bei zukünftigen Tourneen sicher daheim bleiben müssen (Too late too slow). Aus den ersten beiden Alben wurden dann auch nur die Knaller á la Tonight I have to leave it (mit diesem komischen Hand-Schlaginstrument, dessen Namen ich nicht kenne) oder The Comeback (mit ungewohnten Keyboard-Passagen) serviert, außerdem Your Parents‘ Living Room mit einer Akkordeonanlage von Keyboarderin Bebban. Vermisst wurde nur das zu diesem Abend perfekt passende 100°.
Nach drei Zugaben wurden die Frankfurter Fans über den mittlerweile kondenswasserfeuchten Boden nach draußen geschickt, wo es dann wieder Sauerstoff zu atmen gab – schön war’s aber trotzdem in der schwedischen Sauna.
Setlist Shout Out Louds, Mousonturm, Frankfurt: 01: 1999 02: Throwing Stones 03: Please Please Please 04: Play The Game 05: Tonight I Have To Leave It 06: Paper Moon 07: Fall Hard 08: Candle Burned Out 09: Comeback 10: Your Parents Living Room 11: South America 12: Very Loud 13: Too Late Too Slow 14: Show Me Something New 15: Hard Rain
16: Impossible (Z) 17: You Are Dreaming (Z) 18: Walls (Z)
Ausgewählte Konzerttermine der Shout Out Louds (ohne Gewähr):
30.03.2010: Live Music Hall, Köln 31.03.2010: Wagenhallen, Stuttgart 01.04.2010: Rockhouse, Salzburg 02.04.2010: Radio Kulturhaus, Wien 03.04.2010: Lille Vega, Kopenhagen 19.04.2010: Le Scopitone, Paris (ausverkauft) 20.04.2010: Paradiso, Amsterdam
Konzert: LoneLady Ort: Maison de Radio France, Black Session France Inter, C'est Lenoir Datum: 29.03.2010 Zuschauer: so einige frei Plätzchen Konzertdauer: eine Stunde
Auf meinen Kopfhörer läuft Siouxsie and The Banshees und zwar das legendäre Album The Scream. Ich bin auf dem Weg zu den Radiostudios von France Inter, die im 16. Pariser Arrondissement liegen. Für mich ist das ein halbstündiger Fußmarsch und eine gute Gelegenheit, mich ein wenig zu bewegen. Nachdem ich 2004 noch einmal meine engsten Jeans zumachen konnte, bin ich inzwischen wieder richtig fett geworden. Das passt irgendwie nicht zur (Post)-Punk Musik. Da sind sie alle dürr, vermutlich weil sie sich den Hunger wegrauchen oder gar harte Drogen nehmen. Auch Julie Campbell aka LoneLady, die heute bei France Inter auf dem Programm steht, ist hager und knochig. Aber irgendwie steht ihr das genau wie die schwarzen Waver-Klamotten perfekt. Sie ist noch so jung, daß sie Siouxsie and The Banshees, Joy Division und die Gang Of Four nicht aktiv miterlebt haben kann. Vielleicht hat sie alte Platten auf dem Speicher der Eltern gefunden und ist so mit dem New Wave Virus infiziert worden. War ja auch eine faszinierende Zeit damals in Manchester als das kultige Label Factory (Joy Division, A Certain Ratio, The Durutti Column etc.) seine Glanzzeiten hatte und alle in die Hacienda gepilgert sind. Vieles wird rückblickend natürlich auch verklärt und idealisiert, das ist ja immer so. Tennisfans die heutzutage behaupten, Tennis sei damals spannender gewesen, sollen sich mal ein Match von Borg gegen Vilas ansehen. Wegschnarchen würden sie ob des lahmen Rumgeeiers! Genau wie ich während des Auftritts der Französin Raymonde Howard , die kurzerhand als Erste auf die Bühne von France Inter geschickt wird. Sie war auf dem Programm nicht ausgewiesen und ist so etwas Ähnliches wie die Vorgruppe von Lonelady. Ihr Garagenrock, den sie mit einem schlechten englischen Akzent vorträgt, ist belanglos. Eine halbe Stund verstreicht ohne besondere Vorkommnisse.
Dann macht sich die rotblonde LoneLady bereit. Zusammen mit ihren zwei Begleitmusikern an Keyboard und Schlagzeug fängt sie erst um 22 Uhr 30 an und hat lediglich eine halbe Stunde Spielzeit. Leider ist zu konstatieren, daß dies völlig ausreichte, denn die Monotonie und die fehlenden Varianten innerhalb der Lieder ist doch frappierend. Ein Song gleicht dem nächsten. Immer der gleiche Schlagzeug-Rhythmus, repetitive Gitarrenriffs und ein Synthiespiel mit zwei Fingern. In der Maroquinerie vor ein paar Tagen hat mir das Ganze doch wesentlich besser gefallen. Erst mit dem schnellsten Lied des Sets, Early The Haste Comes, kommt etwas Bewegung in die Sache. Das gestochen scharfe Gitarrenriff erinnert an die Gang Of Four (Andy Gil), die Julie Campbell verehrt. Ihre fragile, brüchige Stimme ist gar nicht schlecht, aber an Siouxsie zu Glanzzeiten kommt sie keinswegs ran. Die war doch wesentlich angriffslutiger, bissiger und energischer.
Mit Marble wird kurz vor Schluß der beste Song performt. Die Synthiemelodie ist gothisch düster und später kommt auch noch die kurz angerissene Gitarre ins Spiel. Ohne Frage ein starkes Lied, auf das noch das ebenfalls gelungene Intuition zum Abschluß gepackt wird. Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack. Das soll jetzt der heißeste Post Punk Revival Act aus Manchester sein? Punk is dead, Post Punk is dead and the Post Punk Revival is dead too! Oder so. Aber es gibt doch The XX?! Stimmt! Angesichts einer bei Licht betrachtet doch recht mittelmäßig prickelnden LoneLady relativiert sich der Hype um die Band mit den zwei Buchstaben. The XX haben es wohl doch überzeugend hinbekommen, mit minimalistischen Mitteln etwas Spannendes zu schaffen.
Auf dem Rückweg höre ich erneut Siouxsie and The Banshees. Diesmal das Album Juju. Wesentlich abwechslunsgreicher und komplexer als das, was uns eben ihre Nacheiferin LoneLady geboten hat!
Konzert: In Gowan Ring & Lisa o Piu & Diego Zavatarelli Ort: Café de Paris Datum: 28.03.2010 Zuschauer: geschätzte 100 Konzertdauer: insgesamt fast 3 Stunden
Selbst nach 8 Jahren rastlosen Unterwegsseins in Pariser Hallen, Clubs, Bars und Cafés gibt es für mich nach wie vor neue Locations in der französischen Metropole zu entdecken. Und selbst nach mehreren hundert besuchten Konzerten stoße ich immer noch auf Musiker, die mir vorher unbekannt waren. So wie an jenem 28. März 2010. In Gowan Ring spielte im Café de Paris. Doppeltes Neuland. Die Location war schnell gefunden, liegt sie doch inmitten des trubeligen Oberkampf Viertels unweit des Nouveau Casino und der Maroquinerie. Erstaunlicherweise handelt es sich aber nicht um ein kleines, enges Café wie ich das erwartet hatte, sondern um einen festlichen, stimmungsvollen Saal, in dem man sogar stilvoll eine Hochzeit feiern könnte. Genauer gesagt gibt es hier beides. Im vorderen Teil ein Café bzw. eine Bar und im hinteren jenen schlauchförmigen Festsaal. Vermutlich ist der die meiste Zeit geschlossen und wird nur für besondere Veranstaltungen wie heute geöffnet. Ein nettes Pariser Mädel namens Carole hatte geladen (ich hatte sie ein paar Tage zuvor kennengelernt) und sich die Unterstützung der Unternehmung "Le 7 ième Ciel" hinzugeholt. Le 7 ième Ciel funktioniert so ähnlich wie die Oliver Peel Sessions. In einer Privatwohnung werden Konzerte veranstaltet und ausgewählte Gäste eingeladen. Ich selbst kam nie in den Genuß eines solchen Konzertes, obwohl mit Whalebone Polly Künstler genannt werden können, die sowohl im 7 ième Ciel als auch bei uns gespielt haben. Die könnten mich also ruhig auch mal einladen, ich würde natürlich das Gleiche tun! Nun gut...
Ich sitze also an einer langen Tafel im Café de Paris und warte genau wie alle anderen auf den ersten Künstler des Abends. Diego Zavatarelli heißt der Bursche, der gegen 21 Uhr 30 auf der hübschen Bühne erscheint. Ein Argentinier, der in Paris lebt. Seinem Akzent zufolge hatte ich ihn glatt für einen Franzosen gehalten, vielleicht hat er sich schon den seltsamen französischen Akzent beim Aussprechen englischer Wörter angeeignet. Sein Vortrag auf der Akustikgitarre gestaltet sich anfangs ziemlich zäh, aber im weiteren Verlaufe komme ich etwas besser rein. Einen nachhaltigen Eindruck hat er dennoch nicht bei mir hinterlassen. Vielleicht müßte ich ihn noch einmal sehen, um auf den Geschmack zu kommen.
Nach einer kurzen Pause wird die Bühne von einer vielköpfigen Truppe eingenommen. Es handelt sich um die Band der Schwedin Lisa o Piu, die den amerikanischen Troubadour In Gowan Ring heute unterstützt. Von dem lockenköpfigen Burschen, der aussieht wie Ex-Kommune 1 Chef Rainer Langhans, hatte ich zuvor nie ein Sterbenswörtchen gehört. Ein paar Experten im Saael kreiden mir das übel an. Was, Du kennst In Gowan Ring nicht? Und Birch Book auch nicht? Ich versteh' nur Bahnhof! Was ist denn jetzt Birch Book? Achso, das ist das andere Projekt des Barden. Langhans, ähem B'eirth wie er sich nennt, legt also los. Ich bewege mich nach nach vorne und sehe seine grüngebeizte Gitarre. Sehr kunstvoll und hochwertig gearbeitet, aber wenn ich ehrlich sein soll: ein etwas gewöhnungsbedürftiges Teil! Sieht aus wie die Schuhe des französischen Nobelherstellers Berluti. Die haben genau den gleichen Grünton im Sortiment und ich frage mich immer, wer so etwas tragen kann (und wann?). Hinterher erfahre ich, daß der Künstler die noblen Klampfen selbst herstellt. Feinste Handarbeit! Der Kerl spielt in Socken, das passt ins Bild. Irgendwie erinnert er mich mit seiner runden Brille an Reinhard Mey. Keine gute Assoziation, ich versuche sie zu verdängen. Die gespielte Musik ist sehr harmonisch und erlesen. Stimmlich gibt es Parallelen zum großen Nick Drake, aber bei In Gowan Ring klingt alles keltischer, mittelalterlicher und weniger spartanisch als bei Nick. Boat Of The Moon ist von profunder Schönheit, streichelt die Seele, tröstet. Ein Kleinod. Viele Songs des heutigen Sets stammen aber von Birch Book, dem Nebenprojekt von B'eirth, das weniger keltisch und psychdelisch und mehr dem tradionellen Folk verhaftet ist. Für mich schwer zu unterscheiden, da ich schändlicherweise beide Projekte vorher nicht kannte. Ein Lied mit Violinenbegleitung gefällt mir besonders, hinterher recherchiere ich und stelle fest, daß es sich um das recht neue Crack Of The Sun handeln muss.
In den allermeisten Fällen wird B'eirth heute von den Musikern von Lisa o Piu unterstützt, aber ein paar Lieder trägt er auch alleine vor. Bei Dandelion Wine mischt wieder die Band mit. Ein schwarzes, mysteriöses Stück, bei dem Lisa das Glockenspiel zum Schwingen bringt. Sicherlich ein Highlight. Warum B'eirth allerdings bei der Zugabe ein Stück von Georges Moustaki covert, erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht wollte er den Franzosen zu Liebe einen Chanson auf französisch vortragen?!
Insgesamt spannend, ich muß mich unbedingt in das Werk von In Gowan Ring und Birch Book einarbeiten.
Dann darf die Schwedin Lisa o Piu ihre eigenen Lieder vortragen. Sie und ihre Band hatten wir ja bereits bei In Gowan Ring im Einsatz erlebt. Eine gut eingespielte, harmonisch agierende Truppe, in der Lisa nicht nur Akustikgitarre, sondern auch Querflöte spielt. Wenn ich das richtig verstanden habe, zupft sie aber normalerweise auch noch auf einer Harfe. Auch das Foto auf ihrem Album Behind The Bend (2010) zeigt sie mit dem imposanten Instrument. Aufgrund der Sperrigkeit bleibt die Harfe aber in Schweden und es muß auch ohne gehen. Ihre Stimme ist sehr schön und lieblich und hat ihr in der Musikpresse (Mojo) schon Vergleiche mit Sandy Denny und Vashti Bunjan eingebracht, aber so ganz stimmt das nicht, denn Sandy hatte einen deutlich hörbaren (tollen) englischen Akzent, während man bei Lisa ganz leicht die schwedische Mundart raushört. Zudem klingt ihr Kehlchen kindlicher und weniger reif als bei Sandy und Vashti. Teilweise wird deshalb auch Joanna Newsom ins Spiel gebracht. Aber lassen wir die Vergleiche! Ohnehin tragen ihre barocken Kompositionen ihre ganz eigene Duftnote. Schade, daß ich keine Lieder zitieren kann, da mir die Künstlerin vorher nicht vertraut war. Ein Stück sticht besonders hervor. Es ist äußerst komplex, Stimmungs-und Tempo schwankend und stattliche 15 Minuten lang. Der Track stammt vom dem 2010 er Werk, welches ich mir hinterher zulege. Aber ich denke auch der Vorgänger When This Was The Future lohnt, was überhaupt für den ganzen Abend gilt: Eine sehr lohnenswerte, schöne Veranstaltung!
Setlist In Gowan Ring, Café de Paris, Paris
01: Introduction 02: White Angel (Birch) 03: Boat Of The Moon (In) 04: Crack Of The Sun (In) 05: Patchwork Woman (Birch) 06: Feet Of Clay (Birch) 07: Moon Over Ocean 08: Warm Wind And Rain 09: Corners Of My Life 10: The Stag 11: Life's Lace (Birch)
12: Dandelion Wine (In) 13: Le Temps De Vivre (Georges Moustaki)
Setlist Lisa o Piu (grand merci à Carole!), Café de Paris, Paris:
01: Forest Echo 02: Cinnamon Sea 03: The Party 04: Two 05: Child Of Trees 06: And So On
Konzert: This Is The Kit & Rachael Dadd & Andy Skellam & Whalebone Polly, Oliver Peel Session # 20 Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris Datum: 27.03.2010 Zuschauer: 40-45 (zweitgrößte Zuschaueranzahl nach Troy von Balthazar)Konzertdauer: insgesamt 2 1/2 Stunden und damit die längste Oliver Peel Session
Bristol war zu Gast war den Oliver Peel Sessions. Alle Künstler des heutigen Abends stammten aus der englischen Stadt in der Nähe von Wales. Wikipedia klärt uns darüber auf, daß Schauspieler Cary Grant dort geboren ist (ich mochte ihn sehr) und daß Bristol die Geburtstadt des Trip Hops ist, mit den wichtigen Bands Portishead (auf dem Foto) und Massive Attack. Aber die sechstgrößte Stadt des vereinigten Königreichs hat eben auch glänzende Folk-Musiker zu bieten. Gleich vier davon hatten wir heute in unserer guten Stube zu Gast. Kate Stables aka This Is The Kit lebt zusammen mit ihrem künftigen Ehemann Jesse D Vernon aka Morningstar und der kleinen Tochter Mo schon seit ein paar Jahren in Paris und ist endlich auch bei uns mit Kind und Kegel aufgelaufen. Ihre beste Freundin Rachael Dadd residiert allerdings weiterhin in Bristol, kommt aber in der Regel zwei mal pro Jahr in die Stadt der Liebe. Und heute war sie bei uns! Ich bin riesiger Fan der unglaublich lebenslustigen Frau mit der naturreinen Folkstimme. Zusammen mit Kate bildet sie auch das Duo Whalebone Polly, das es schon bis auf die Bühne des legendären Glastonbury Festivals geschafft hat. Wie toll, daß die beiden auch uns mit Liedern ihres wundervollen Projektes beglückten! Nicht vergessen sollte man Andy Skellam. Der bärtige Singer/Songwriter hatte am Vortag im Espace B sein Konzert nach zwei Liedern abgebrochen, weil er sich nicht in der richtigen Stimmung fühlte. Bei uns präsentierte er sich aber in glänzender Form und sang traumhaft schöne Lieder im Stile von Nick Drake oder James Yorkston und verabschiedete sich danach, denn er mußte sein Flugzeug nach Bristol kriegen.
Viele glückliche Gesichter, ein spielendes Kind, eine herumstreunende Katze und Musiker, die nicht nur musikalisch Highlights gesetzt haben, sondern auch mit einer Natürlichkeit, Höflichkeit und Spielfreude auftraten, die heutzutage Ihresgleichen sucht. Kate, Rachael, Andy, Jesse, Mo, I love you. We love you!
Bristol! Bristol! Bristol!
Setlist Andy Skellam, Oliver Peel Session # 20:
01: Wayfaring Stranger 02: Chase Your Tales 03: Spiders Will Bind Us 04: Drown These Houses 05: Till (Bill) The Transvestite
Setlist This Is The Kit, Oliver Peel Session # 20:
01: Jealous Guy (John Lennon) 02:Easy Picking 03: Sleeping Some 04: Waterproof 05: Spinney 06: We Need Our Knees 07: Birchwood Beaker
Setlist Rachael Dadd, Oliver Peel Session # 20:
01: In The Morning(The Hand) 02: Iron Out 03: New 04: Following The Geese 05: Elephants Swimming 06: Table
Setlist Wahlebone Polly, Oliver Peel Session # 20:
01: Greesy Goose 02: Good Good Light 03: Sometimes The Sea 04: Window 05: Oh My Stars
Pour nos lecteurs français:
Les Oliver Peel Sessions # 20 accueillaient des artistes de Bristol/Angleterre. Une ville qui musicalement parlant est le berceau de la trio hop avec des groupes influents comme Massive Attack et Portishead. Mais la 6ième ville du Royaume-Uni compte aussi des artistes folk magnifiques. Nous étions spécialement gâtés puisque samedi 27 nous avons eu le grand plaisir d'accueillir 4 d'entre eux. Kate Stables alias This Is The Kit qui réside avec son futur époux Jesse D. Vernon alias Morningstar et leur petite Mo depuis un moment à Paris, sa très bonne amie Rachael Dadd qui habite toujours à Bristol et avec laquelle elle forme le dynamique duo folk Whalebone Polly ainsi que le singer/songwriter Andy Skellam qui joua en premier parce qu'il avait un avion à prendre! Ses morceaux mélancoliques dans un style comparable à Nick Drake, Bert Jansch ou James Yorkston étaient d'une beauté profonde. Avec l'aide de Rachael, agenouillée par terre, il nous livra peut-être le plus beau morceau de toute la session en chantant Chase Your Tails. Le dernier titre parlait d'un transvesti (à ce qu'il'a semblé), les paroles étaient très drôles et faisaient rire tout le monde. Ensuite This Is The Kit monta sur la scène improvisée et commença avec Jealous Guy, une reprise de John Lennon. Normalement très sûre d'elle, elle parut un peu destabilisée par les jeux de sa fille qui passait indifféramment du piano au violon de son père! Mais elle se reconcentra vite pour interpreter deux nouvelles chansons pas encore publiées, Easy Pickings et Waterproof. Elle finit son magnifique set avec le tube Birchwood Beaker, qui est disponible en 45 tours avec une reprise en francais chantée par les Belges "Soy un Caballo"!
Rachael Dadd enchaina directement et joua aussi bien des morceaux anciens que des récents, comme celui qui parlait d'un éléphant. Par coincidence un éléphant en bois la regardait du haut du placard située en face de la "scène"! Cette fille attachante et souriante a une voix incroyablement pure et claire et son jeu de banjo et de guitare est d'une élégance rare. Une voix qui se marie parfaitement bien avec celle de Kate/This Is The Kit et ensemble ( elles se nomment alors Whalebonne Polly) elles ont copieusement remué le public et leurs pieds, battant frénétiquement la mesure! Elles viennent de sortir un deuxième Ep seulement disponible en vinyl (avec download code) et rien que l'artwork de la pochette et le disque couleur chocolat font déjà envie! Il faut savoir que Kate et Rachael fabriquent aussi de très jolies objets en textiles (pochettes, sacs, badges) qu'elles vendent sur leur stand de merchandising. Le concert somptueux s'acheva par une scène très charmante avec toute la famille présente!
In Kürze alles ausführlicher!
- Jede Menge Fotos von dieser Oliver Peel Session # 20, hier
Danke für die Videos an alle, die gefilmt haben! Uschi: ihr Videokanal bei Youtube mit weiteren Videos von dieser Session hier), Rockerparis: youtube- Kanal hier, Amazingbands bei youtube hier,Unbirthdaygirl 13 mit unzähligen Videos dieser Oliver Peel Session, klick!)
Konzert: I Am Kloot Ort: Luxor, Köln Datum: 28.03.2010 Zuschauer: fast ausverkauft Dauer: 95 min
I Am Kloot sind ein Phänomen. Woher hat die Band all die Fans? Schon wieder war das Luxor so gut wie ausverkauft, um John Bramwell und seine beiden Begleiter zu sehen, obwohl die Engländer wahrlich keine Indiestars sind und auch in Musikzeitungen nicht gehypt werden. Natürlich tun die, die an Tagen wie heute zu einem I Am Kloot Konzert gehen, das absolut Richtige, erstaunlich ist es aber doch immer wieder. Ob das an Johns Gastauftritt als Pausenunterhaltung beim Perfekten Dinner liegt? Nein, sicher nicht, mein letztes (volles) I Am Kloot Konzert war vorher, und auch das war voll.
Und das ist ja auch vollkommen egal. Wichtig ist auf der Bühne, und da waren die drei Männer aus Manchester atemberaubend gut! Gitarrist Bramwell schien anfangs ein wenig heiser, der überragenden Qualität des Abends schadete das aber nicht die Spur!
Eigentlich ist mir die Musik der Engländer viel zu bluesig. Ich mag keinen Bluesrock, igitt! Eigentlich. Aber wie soll man sich mit einem einigermaßen guten Musikgeschmack den fantastischen Melodien eines John Bramwell entziehen? Auch wenn ich vorher noch nie etwas von I Am Kloot gehört hätte, mit den ersten Takten des ersten Lieds From your favourite sky hätten sie mich gehabt. Einen solchen Knaller an den Anfang zu setzen, fand ich erst etwas verwegen. Als mir mit jedem weiteren Stück aber einfiel, daß I Am Kloot nur Hits haben, verschwand der Gedanke schnell wieder.
Heute spielten die Briten wie gesagt zu Dritt. Ich hatte sie auch schon in deutlich stärkerer Besetzung erlebt. Aber nur Gitarre, Bass und Schlagzeug reichen vollkommen aus, mehr braucht es nicht für einen perfekten Abend!
Perfekt war auch die Setlist - und ungewöhnlich. Im Sommer erscheint das neue Album von I Am Kloot. Davon spielte die Band aber nur zwei Sachen. Aber die, ganz besonders To the brink, gefielen mir ausgezeichnet! Ungewöhnlich war, daß fast das komplette erste Album Natural history (von 2001) gespielt wurde. Ich war alles andere als traurig derum, denn das Debut enthält schließlich Songs wie Morning rain, No fear of falling, Because, To you oder Storm warning. Und weil alt so gut ist, stammte fast alles andere vom zweiten Album I Am Kloot.
Als ich langsam dachte, daß das Konzert dem Ende entgegen geht, verschwanden Schlagzeuger und Bassist und, John spielte nacheinander At the sea, Astray und No fear of falling. War der Rest schon wundervoll, diese paar Minuten stellten alles in den Schatten.
Die Band kam zurück, wie ich dachte zum letzten Stück, hörte aber einfach nicht mehr auf. Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an einen Zirkusbesuch, nach dem ich eine Zuckerwatte bekam. Dieses riesige Schaumding war köstlich und wurde und wurde nicht weniger. So ging es mir mit I Am Kloot auch. Es war zwar nicht klebrig süß, die köstlichen Lieder wurden aber auch einfach nicht weniger.
Als die Band nach der geplanten Zugabe To you verschwand, setzte der längeste Applaus ein, den ich bisher im Luxor erlebt habe. Ob geplant oder spontan, nach einiger Zeit kam John zurück und stimmte Blackbird von den Beatles an, um dann wieder mit Band mit Life in a day abzuschließen.
Wundervoll! Und hoffentlich bald wieder! Setlist I Am Kloot, Luxor, Köln:
01: From your favourite sky 02: A strange arrangement of colour 03: Northern skies (neu) 04: This house is haunted 05: Sold as seen 06: Sunlight hits the snow 07: Morning rain 08: To the brink (neu) 09: Someone like you 10: Storm warning 11: Strange without you 12: At the sea (John Bramwell solo) 13: Astray (John Bramwell solo) 14: No fear of falling (John Bramwell solo) 15: Fingerprints 16: Stop 17: 86 TV's 18: Because 19: Twist 20: Cuckoo 21: One man brawl 22: Proof
23: To you (Z)
24: Blackbird (Beatles Cover) (John Bramwell solo) (Z) 25: Life in a day (Z)
Konzertankündigung: First Aid Kit Orte: siehe unten Daten: siehe unten
Die liebreizenden schwedischen Schwestern Klara und Johanna Söderberg alias First Aid Kit gehen im April auf Deutschlandtournee. Der Höhenflug der beiden jungen Damen ist seit dem sensationellen Fleet Foes Cover Tiger Mountain Peasant Song nicht mehr zu stoppen. Anfang 2010 erschien das Debütalbum The Big Black & The Blue, das neben positiven Reviews auch Nörgler auf den Plan rief, die die mangelnde Reife und den fehlenden Tiefgang monierten. Die Folk-Szene ist halt eben immer noch von alten Zauseln durchsetzt, die nur auf Dylan, Mitchell und Young einen hoch kriegen und den Youngstern keine Zeit zum Entwickeln geben. Pfff!
Ausgewählte Konzerttermine von First Aid Kit (ohne Gewähr):
05.04.2010: Magnet Club, Berlin 06.04.2010: Prinzenbar, Hamburg 07.04.2010: Flèche D'or, Paris 08.04.2010: Melkweg, Amsterdam 09.04.2010: Botanique, Brüssel 10.04.2010: Studio 672, Köln 12.04.2010: Ampere, München
Konzert: Recoil (& Client B) Ort: Alter Wartesaal, Köln Datum: 27.03.2010 Dauer: Recoil 65 min, Client B 75 min (denke ich) Zuschauer: vielleicht 600 (nicht ausverkauft)
Alan Wilder und ich haben einiges gemeinsam. Wir mögen zum Beispiel Tasteninstrumente viel lieber als Gitarren, Depeche Mode spielte früher in unserem Leben eine große Rolle, bis wir ausstiegen, um die Band vor ein paar Wochen zum ersten mal nach vielen Jahren wieder live zu sehen. Und früher hatten wir wohl auch den gleichen Musikgeschmack.
Als Alan Wilder nämlich noch als Depeche Mode Mitglied seine ersten Platten unter dem Projektnamen Recoil veröffentlicht hatte, begeisterten die mich sehr. Irgendwann habe ich das nicht weiter verfolgt, und dann vor ein paar Tagen gemerkt, daß ich die drei ersten Alben sogar noch nicht einmal digitalisiert hatte. Das Konzert sollte also eine Katze im Sack werden.
Als ich in den Alten Wartesaal kam, fühlte ich mich wie jemand, der in einem Steakhaus in Houston ein veganisches Gericht verlangt - mit einem hellen Hemd war ich vollkommen falsch gekleidet.
Um halb neun ging die laute Musik vom Band in laute Musik vom Band mit Liveunterstützung über. Sarah Blackwood, die als Client B mit der Band Client elektronische Musik macht, stand im Rücken des Publikums an einem Mischpult, legte Musik auf und sang live zu manchen Stücken. Manchmal klang das nach schönem Retro-Elektropop im Stile von Saint Etienne mit härteren Beats. Manchmal waren es auch nur die schnellen, elektronischen Rhythmen, und Sarah tanzte nur dazu. Egal wie, der Auftritt, dieses Konzertkaraoke - oder Karaokekonzert - war reichlich skurril! Ich weiß nicht, ob mir Client (die einige Indie-Anknüpfungspunkte haben: live tritt Charlotte Hatherley, das Girl from Ash, mit Client auf; in deren Videos haben schon Carl Barât, Peter Doherty und Tim Burgess mitgespielt) noch einmal auf einer Bühne begegnen werden, einen Platz in meinem Kuriositätenkabinett hat Sarah Blackwood sicher!
Sarahs besungenes DJ-Set ging nahtlos in den Hauptact über; die "Strange hour with Alan Wilder & Paul Kendall" begann gegen 22.45 Uhr. Auf der Bühne des Wartesaals war rechts ein Tisch aufgebaut, auf dem zwei Notebooks, eine Menge Kabel und jede Menge Knöpfe standen. Erst erschien Paul Kendall, ein Musiker aus dem Umfeld des Depeche Mode Labels Mute, den ich bisher nicht kannte, zumindest nicht bewußt. Kurz danach kam dann auch Alan Wilder ans Notebook. Die Musik lief da schon und ließ sich nicht vom Erscheinen ihres Komponisten verunsichern.
Obwohl ich früher viel Recoil gehört habe, erkannte ich keinen der Titel. Entweder war ein Großteil des Sets neu oder mein Gedächtnis schlecht. Vermutlich gehört Faith healer zum Programm, in Berlin hatten Recoil das gespielt, bewußt wahrgenommen habe ich das Stück allerdings nicht. Nur Alan Wilders Never let me down again Mix erkannte ich dann gegen Ende des Auftritts. Soviel zum Set...
Wenn ich versuche, mich in einem Hardcore-Fan elektronischer Musik zu versetzen, war das Programm vielleicht faszinierend. Aber auch nur vielleicht... Die ineinander übergehenden Stücke fingen schnell an, mich zu langweilen, weil ich, während ich die beiden Musiker beobachtete, keinerlei Abwechslung erlebte. Es gab eine Leinwand mit Videos, die ich aber nicht sehen konnte. Aber auch das hätte nichts daran geändert, daß zwei ältere Männer, die ein paar Knöpfe drücken, für mich nichts spannender sind als eine Platte, die ich höre. Natürlich bin ich heilfroh, die Legende Alan Wilder einmal gesehen zu haben, alleine dafür hat sich der Abend vollkommen gelohnt. Ich muß der Fairness halber auch klarstellen, daß Recoils Musik heute absolut nicht mehr meinem Geschmack entspricht, so elektronisch-experimentell ist der nicht. Aber Geschmack hin oder her: konzerttauglich ist Musik wie die von Recoil nicht. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, daß Alan Wilder mit Recoil vor 2010 niemals auf Tour war.
Ob meine Einschätzungen, bloß ein DJ Set zu sehen, vielleicht aber doch nur ausgemachter Blödsinn sind, fragte ich mich gegen Ende des Konzerts. Denn da griff Alan Wilder nach einem Handtuch und wischte sich den Schweiß ab. Das war dann wieder Konzert, wie ich es kenne!
Konzert: Kitty, Daisy & Lewis & Reza Ort: Le Café de la Danse, Paris Datum: 25.03.2010 Zuschauer: volle Hütte, etwa 500 Konzertdauer: Reza 30-40 Minuten, Kitty, Daisy & Lewis 75 Minuten
Tolles Konzertprogramm heute wieder in Paris. Die Hidden Cameras im Point FMR, mein Liebling Mina Tindle & Cocosuma in der Flèche d'or und Reza, der bei uns schon einmal eine Oliver Peel Session gespielt hatte als Support von Kitty, Daisy & Lewis im Café de la danse. Mich zog es kurzfristig zu der letztgenannten Veranstaltung, weil ich mir auch einmal die wilde Show der jungen Engländer Kitty, Daisy & Lewis ansehen wollte.
Meine Wahl sollte sich als gut herausstellen, denn die grünschnäbeligen Nachfolger von Elvis waren wirklich erste Sahne und verwandelten das ansonsten immer recht sterile und stille Café de la danse in einen veritablen Hexenkessel. Am Ende standen sogar die Leute in den Sitzreihen. So etwas hatte ich hier noch nie gesehen, normalerweise erheben sich die Zuschauer immer erst von ihren Stühlchen, wenn das Konzert zu Ende ist. Partystimmung pur also und das mit einem Stil der eigentlich seit langer Zeit out ist. Wer steht schon noch auf Musik aus den 50 ern? Unsere Eltern vielleicht, weil sie damit groß geworden sind? Nach dem recht niedrigen Altersdurchschnitt im Publikum zu urteilen, eher weniger. Ergraute Mitbürger waren die Ausnahme, stattdessen erfreute ich mich am Anblick etlicher hübscher, trendiger Mädchen. Mit meinen 38 Jahren gehörte ich sicherlich zu den ältesten Säcken. Bloggergott Gilles (hier sein französischer Konzertblog) der vor mir stand und schon die 50 überschritten hat, zählte nicht so richtig mit. Er hat vermutlich noch Elvis live gesehen... Nun ja nicht ganz, dafür aber etliche anderealte Helden.
Der ältese Musiker auf der Bühne dürfte der jamaikanische Trompeter gewesen sein, der zur Mitte hin mithinzustieß und wesentlich zur aufgeheizten Stimmung beitrug. Seine "Yeah-Yeah-Yeah"- Rufe hängen mir wahrscheinlich noch in 10 Jahren in den Ohren! Die Jüngste war hingegen Kitty, die noch nicht volljährig ist und somit in den USA noch nicht einmal ein Bier bestellen könnte. Ein Glück für sie und ihre Familie, daß sie nicht aus den Vereinigten Staaten kommen, sondern auf der englischen Insel leben. Die musikalischen Wurzeln liegen aber ganz eindeutig in Amerika. Roots, Blues, Swing, Country, all diese uramerikanischen Stile kann man im Sound der jungen Leute, die gemeinsam mit ihren Eltern an Gitarre und Kontrabass auftraten, finden. Schöne Kinder haben sie da gezeugt, diese Durhams! Allesamt mit süßer Zahnlücke ausgestattet und mit reichlich Pommade im glänzenden schwarzen Haar. Beide Mädchen sind ungeheuer sexy und geizen nicht mit ihren weiblichen Reizen. Schon zu Beginn gab es eine erotisch anmutende Szene, in der beide gleichzeitig in das gleiche Mikro sangen. Äußerliche Unterschiede gab es dennoch. Daisy trug hochhackige Schuhe, Kitty flache Ballerinas, Daisy hatte lange, falsche rote Nägel, Daisy abgefressene kurze. Schlagzeug spielten sie beide und dazu auch noch unzählige andere Instrumente (Ukulele, Banjo, Mundharmonika, Blues-Piano, etc), genau wie Bruder Lewis, der meistens Gitarre spielte, aber auch an der Pedal Steel und am Banjo zupfte. Eine der spektakulärste Momente hatte da Konzert, als Kitty minutenlang in die Mundharmonika blies und dafür völlig verdient standing ovations erntete.
Zu den einzelen Liedern kann ich nicht furchtbar viel sagen, denn ich kannte ihr Debütalbum vorher nicht. Natürlich haben sie ihre Hits Going Up The Country und (Baby) Hod me Tight gebracht, aber auch einen neuen Titel, der auf dem nächsten Album drauf sein wird. Letztlich war es aber fast egal, was gespielt wurde, denn jedes einzelne Stück zog enorm gut und die Stimmung wurde besser und besser. Vor allem der jamaikanische Trompeter war am Ende nicht mehr zu stoppen!
Insgesamt ein tolles Konzert mit der sehenswertesten Drummerin, die mir bisher untergekommen war. Daisy vermöbelte ihr Instrument so wild und mit ganzem Körpereinsatz mit dem Schneebesen, daß mir Angst und Bange um ihren Freund (den ich nicht kenne und von dem ich nicht weiß, ob es ihn gibt) wurde. Was ist, wenn sie den auch so weichklopft, wenn es mal Streit gibt?...
Und am Ende fuhr die ganze Durham Family mit einem vor dem Café de la danse geparkten rosafarbenen Chevrolet zu ihrem nächsten Konzert. Nein, das ist geflunkert. Hätte aber gut ins Bild gepasst. Stattdessen sah ich aber ein sehr hübsches Mädchen mit entzückenden knallroten Stöckelschuhen. Auch ein schöner Anblick!
Review Reza etwas später...
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Konzert: Rockettothesky Ort: La Société des Curiosités, Paris Datum: 24.03.2010Zuschauer: etwa 30 Konzertdauer: ungefähr 1 Stunde
Der Abend des 24. März 2010 oder die Geschichte eines planlos durch die Stadt irrenden Konzertbloggers.
Weil ich mal wieder spät dran war und noch schnell unter die Dusche gehüpft bin, bat ich meine französische Frau, mir den Weg zur Société des Curiosités über das Internet herauszufinden. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, überreichte sie mir einen kleinen Zettel, auf den sie den Plan zu der mir bis dato unbekannten Location aufgemalt hatte. Normalerweise ist sie in diesen Dingen absolut zuverlässig, aber nachdem ich aus der mir von ihr indizierten Metrostation Voltaire ausgestiegen und eine Viertelstunde lang rumgeirrt war, merkte ich, daß der Plan nicht stimmen konnte.* Ich fragte etliche Passanten nach Rat, aber die allermeisten kennen sich in ihrer Stadt, auch in ihrer Nachbarschaft, überhaupt nicht aus. Vor allem die Araber in den Dönerbuden, die ich befragt hatte, zuckten in den meisten Fällen nur mit den Schultern, obwohl mein Ziel eigentlich gar nicht so unendlich weit entfernt war. Wahrscheinlich fangen sie morgens an, das fettige Fleisch runterzusäbeln und sind dann abends so platt, daß sie nie dazu kommen, sich in ihrer Umgebung umzusehen. Sie konnten mir alle nicht weiterhelfen. Nach einer langen Odysee, deren Details ich hier aus Zeitgrunden unterschlage, kam ich irgendwann zur Alimentation Génerale im Oberkampfviertel und fragte ein jungen Herrn am Empfang, ob er denn die Cité Industrielle und speziell la Société des Curiosités kennen würde. Er verneinte, suchte aber mittels einer Applikation auf seinem Iphone den Weg heraus und konnte mir die glückliche Botschaft überbringen, daß mein Zielort gar nicht mehr weit entfernt sei. Er kannte den Laden auch nicht, vermochte mir aber zumindest sagen, wie ich dahin komme. Uff! Mit fast 50 (!) Minuten Verspätung erreichte ich die mir angegebene Straße. Es war eine kleine dunkle Gasse ohne Publikumsverkehr. Eine reine Wohnstraße, keine Bars oder dergleichen, was für Oberkampf sehr ungewöhnlich ist. Als ich schließlich vor der gesuchten Nummer 9 stand, sah ich aber nur ein Privatgebäude. Ich trat ein und befand mich auf einem Privatinnenhof. Nein, hier konnte das wirkich nicht sein! Abmarsch und wieder zurück zum Anfang! Eine offensichtlich betrunkene Frau schnorrte mich um Zigaretten an, da ich aber seit Jahren nicht mehr rauche, wies ich sie ab. Die Gute konnte ich wahrlich nicht fragen, wo denn nun diese verfluchte Société des Curiosité war. Dann sah ich plötzlich ein trendiges Indiegirl vor einer einen Spalt weit geöffneten Stahltür ohne Schild stehen. Ich sprach sie an und sie erklärte mir, daß dies der Eingang zum Konzertraum sei. Das Problem war bloß, daß drinnen schon gespielt wurde und der Eingang direkt neben der improvisierten Bühne vorbeiführte. Ganz leise und mit Samtpfötchen stießen wir die Tür auf und setzen uns sofort auf einen der Stühle. Wie ich hinterher erfuhr, hatte ich nur zwei Lieder verpasst. Der Laden war fast komplett agedunkelt und die Gäste nur schemenhaft zu erkennen. Saucool, dieses Ambiente! Fast wie in einem besetzten Künstlerschuppen. An den Seiten standen überall riesige Regale und es gab auch lederne Clubsessel und moderne Designerstühle. Die Bühne war ebenfalls nur spärlich beleuchtet. Jenny Haval aka Rockettothesky spielte mit zwei Begleitmusikern. Die blonde Norwegerin hatte einen schicken Kurzharrschnitt à la Sean Seberg und sang atemberaubend schön. Ihre Stimme schien zu schweben, sie erfüllte wie auf Flügeln getragen den mucksmäuschen stillen Raum. Gesanglich gab es gewisse Parallelen zu Mariee Sioux oder Marissa Nadler, aber das Kehlchen von Jenny war noch lieblicher, noch luftiger, ja noch schöner! Das Paradies auf Erden schien so nahe. Die zwei männlichen Musiker spielten Akustikgitarre (oft mit Geigenbogen) und so abenteuerliche "Instrumente" wie eine Zange, oder (schon deutlich normaler) Glöckchen und diverse Percussions.
Der Vortrag war so unbeschreiblich schön, daß ich dahinschmolz. Mit Grizzly Man bescherte mir Rockettothesky einen der wundervollsten Songs, den ich je in meinem Leben gehört hatte! Ich glaube er nimmt Bezug auf einen Film (den ich allerdings nicht gesehen habe). Er stammte genau wie Oh, Anna und Mothering Silence von ihrem Alum Medea (2008). Von ihrem 2006 er Werk To Sing You Apple Trees spielte sie hingegen gar nichts. Stattdessen gab es zahlreiche Neuheiten, die auf einem neuen, noch nicht veröffentlichen dritten Album enthalten sein werden. Nach den heutigen Kostproben ist davon auszugehen, daß auch dieses Opus famos werden wird!
Der Stil von Rockettothesky ist nicht so leicht zu kategorisieren, sie selbst spricht von A'Capella/Trance/Shoegaze, aber es gab auch wavige und folkige Elemente.
Ich war jedenfalls restlos begeistert und will die hochtalentierte Fru unbedingt für eine Oliver Peel Session gewinnen. Drückt mir die Daumen, daß daraus etwas wird, der erste Kontakt ist schon hergestellt!
Setlist Rockettothesky, Société des Curiosités, Paris: 01: Engines In The Sky 02: Golden Locks 03: Milk Of Marrow 04: Mothering Silence 05: Grizzly Man 06: Oh, Anna 07: How Gentle To Go Swimming 08: To Camelot 09: Blood Flight
* dies war aber nicht ihre Schuld, sondern des Internetseitenbetreibers, der einen völlig falschen Plan indiziert hatte.
Mein Zuhause. Mein Blog. ist als kleines privates Konzert- Tagebuch entstanden. Und weil es zur Zeit musikalisch so spannend ist, wächst unsere Sammlung schnell. Wir schreiben die Berichte spontan, unüberarbeitet und so zeitnah wie möglich. Die Reviews stehen meist noch in der gleichen Nacht online, spätestens jedoch am nächsten Tag. Musik ist für uns vor allem Spaß und keine Wissenschaft.
Wir sind: Oliver Peel aus Paris Christoph aus nicht weit von Köln Julius aus Wien Gudrun aus Karlsruhe Tanita aus Mainz Jens aus Stuttgart Ursula aus Frankfurt Michael aus Chemnitz Dirk aus Mönchengladbach Vielen Dank unseren Gastautoren!
Willst Du mitmachen? Oder hast Du Anregungen? Über Kommentare (auch kritische) freuen wir uns sehr.