Konzert: Josh T Pearson present: West Country Night, mit Josh T Pearson, Bosque Brown, The Rodeo, Mark Trecka und Tom Cooney
Ort: Crêperie West Country Girl, 6 passage Saint Ambroise, Paris
Zuschauer: knackig voller Laden, schätze um die 80
Konzertdauer: pro Künstler je drei Lieder
Was macht man, wenn am gleichen Abend zwei Konzerte in unterschiedlichen Locations stattfinden (Under Byen in der Maroquinerie* und Los Campesions! im Point FMR), die einen beide interessieren? Klarer Fall, man besucht ein drittes Konzert und pfeift auf die beiden anderen Gigs!
Erwan Broussine, seines Zeichens Labelchef von Waterhouse Records und inzwischen ein Freund geworden, hatte mich gestern abend über eine sehr spannende Veranstaltung informiert. In einer Crêperie im 11. Arrondissement würde ein amerikanischer Countrysänger ein akustisches Konzert mit verschiedenen musikalischen Gästen organisieren. Josh T Pearson (aus Denton, Texas) heißt der rauschebärtige Knabe mit dem schwarzen Hut, der über der Crêperie West Country Girl seine Wohnung haben soll. Da musste ich hin! Die coolste Veranstaltung in ganz Paris, zumindest an jenem März-Montag. Obwohl cool eigentlich so gar nicht passte, den in dem Laden war es brechend voll und dementsprechend warm und auch die Atmosphäre und die gebotene Musik würde ich eher als herzerwärmend und nicht als kalt und abweisend bezeichnen. Genau das richtige für mich also. Zudem kein Eintritt* aber viele bekannte Gesichter von Sympathen, die auch schon bei Oliver Peel Sessions auf unserem Teppichboden gekauert oder gefilmt (Benoit, auch heute im Einsatz!) haben. Und Laurent Orseau von den Hinah Sessions habe ich auch kennengelernt. Schön!
Aufgrund des großen Andranges hatte ich den ersten Musiker des Abends nicht zu Gesicht bekommen. Ich hielt mich im vorderen Teil der Bar auf und hatte keine Chance, einen Blick auf die kleine improvisierte Bühne zu erhaschen. Vermutlich spielte Tom Cooney, aber sicher bin ich mir nicht, da das ursprüngliche Line-Up kurzfristige Veränderungen erfahren hatte.* So war beispielsweise die Pariser Countrysängerin The Rodeo eigentlich nicht vorgesehen. Dorothée, wie die mir bestens bekannte Musikerin bürgerlich heißt, wurde ganz spontan mit in den Kreis der performenden Künstler aufgenommen und sie spielte drei Songs, die ich bereits von früheren Konzerten her kannte, als da wären Little Soldier, das Pete Seeger Cover If I Had A Hammer und Modern Life. Eigentlich war alles wie immer bei Dorothée, knarzig-launische Stimme, französischer Akzent beim Singen der englischen Texte und viel Herzblut. Schön, daß ihr der plötzliche Ruhm nicht zu Kopfe gestiegen ist und sie immer noch die Alte ist. Man muss nämlich wissen, daß ihr kürzlich erschienenes Debütalbum Music Mealström, daß vom amerikanischen Produzenten Stuart Sikes (Cat Power, White Stripes, The Walkmen) gemixt wurde, so einige Wellen in der Indielandschaft geschlagen hat, The Rodeo inzwischen zweimal als Vorgruppe das legendäre Olympia bespielt hat und sie mehrfach im Kulturblatt Les Inrockuptibles positiv besprochen wurde. Zudem steht eine Deutschland Tour an, wo sie unter anderem auch im Ampere in München Station machen wird (Termine unten). Bitte Hingehen!
Nach The Rodeo stand eine junge amerikanische Folksängerin auf dem Programm, die stimmlich gar nicht weit von der Pariserin entfernt war. Bosque Brown der (Künstler)- Name der dunkelblonden Chanteuse mit den schicken milchkaffebraunen Schaftstiefeln. Ein tolles Mädel, daß Moderator Josh T Pearson mit Witz und Ironie ankündigte. Sie käme aus Dallas, was die kesse Dame sofort mit den Worten: "Forth Worth, bitte schön!", konterte. Köstlich! Bosque erschien zusammen mit einem männlichen Begleitmusiker und setzte sich auf ein Stühlchen in meiner unmittelbaren Nähe. Ich saß nämlich mit auf (!) der Bühne, ohne Scheiß! Jaja, eine abgefahrene Sache! Im West Country Girl war es nämlich so eng, daß auf dem Boden kein Platz mehr frei war und da auf der improvisierten Bühne drei Stühlchen standen, bekam ich einen davon zugewiesen und saß gleich neben den Musikern. Einmal stieß mir gar der Gitarrist seine Klampfe gegen meinen Ellenbogen. Mittendrin statt nur dabei! Oder so. Und zu meinen Füßen saß die ehemalige Bassistin der Punk Pop Band CSS. Ira heißt sie, wohnt in Paris, ist inzwischen Modedesignerin und sehr nett. Sie war völlig perplex, als ich ihr erzählte, daß ich vier Shows ihrer Band in der Vergangenheit gesehen und sie sofort wiedererkannt hätte. Intimer konnte die Atmosphäre also nicht sein und die drei Songs von Bosque Brown gefielen mir auf Anhieb. Ich brauche ihre CD, die auf dem vorzüglichen französischen Label Fargo erschienen ist. Und am Freitag spielt sie im Vorprogramm von Clare & The Reasons im Café De la Danse. Auch da muss ich hin!
Nächster Musiker war dann Mark Trecka aus Chicago, der mehrfach rumalberte, daß er eigentlich kein Countrymusiker sei, aber versuche so countrylastig wie möglich zu klingen. Seine Lieder waren ebenfalls nicht übel.
Letzter in der Runde war dann der Chef persönlich, Josh T. Pearson. Ein Hüne mit Rauschebart, der seine Körpergröße durch seine hohen schwarzen Cowboystiefel und seinen Hut noch einmal um satte fünf bis 10 Zentimeter steigerte. Ein sehr witziger Bursche, der eine Kellnerin aus Scherz auf deutsch (!) anschnauzte: "Hey, halt jetzt mal Deinen Mund! Raus jetzt!" blöckte er meine Landsfrau hinter dem Tresen mit lustigem Akzent an. Danach herrschte in der Tat absolute Ruhe und man hätte eine Stecknadel fallen hören. Seine zwei oder drei Lieder waren ewig lang, aber nicht langweilig und sein Gitarrespiel hätte nicht dezenter ausfallen können. Ich muss mich mit diesem Pariser Original aus Texas mal näher beschäftigen, ich denke es lohnt sich.
Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung. Wenn hier wieder eine Session stattfindet, stehe ich auf der Matte, darauf kann man einen lassen!
* tolle Photos vom Konzert von Under Byen in der Maroquinerie hat Robert Gil. Klick!
* wichtig, da Paris laut einer ganz neuen Studie die teuerste Stadt der ganzen Welt sein soll!
* Ich glaube Ladybug hat auch gespielt, ich konnte sie aber nicht sehen.
Links:
- Laurent Orseau bei Last Fm. Da erfährt auch mehr über die Hinah Sessions, die man sich gratis im Netz ziehen kann.
- Deutsche Konzerttermine von The Rodeo:
16.04.2010: Bang Bang Club (Festival Les femmes s'en mêlent), Berlin
16.05.2010: Kampnagel, Hamburg
17.05.2010: Centralstation, Darmstadt
18.05.2010: Tollhaus, Karlsruhe
19.05.2010: Ampere, München
Ort: Crêperie West Country Girl, 6 passage Saint Ambroise, Paris
Zuschauer: knackig voller Laden, schätze um die 80
Konzertdauer: pro Künstler je drei Lieder
Was macht man, wenn am gleichen Abend zwei Konzerte in unterschiedlichen Locations stattfinden (Under Byen in der Maroquinerie* und Los Campesions! im Point FMR), die einen beide interessieren? Klarer Fall, man besucht ein drittes Konzert und pfeift auf die beiden anderen Gigs!
Erwan Broussine, seines Zeichens Labelchef von Waterhouse Records und inzwischen ein Freund geworden, hatte mich gestern abend über eine sehr spannende Veranstaltung informiert. In einer Crêperie im 11. Arrondissement würde ein amerikanischer Countrysänger ein akustisches Konzert mit verschiedenen musikalischen Gästen organisieren. Josh T Pearson (aus Denton, Texas) heißt der rauschebärtige Knabe mit dem schwarzen Hut, der über der Crêperie West Country Girl seine Wohnung haben soll. Da musste ich hin! Die coolste Veranstaltung in ganz Paris, zumindest an jenem März-Montag. Obwohl cool eigentlich so gar nicht passte, den in dem Laden war es brechend voll und dementsprechend warm und auch die Atmosphäre und die gebotene Musik würde ich eher als herzerwärmend und nicht als kalt und abweisend bezeichnen. Genau das richtige für mich also. Zudem kein Eintritt* aber viele bekannte Gesichter von Sympathen, die auch schon bei Oliver Peel Sessions auf unserem Teppichboden gekauert oder gefilmt (Benoit, auch heute im Einsatz!) haben. Und Laurent Orseau von den Hinah Sessions habe ich auch kennengelernt. Schön!
Aufgrund des großen Andranges hatte ich den ersten Musiker des Abends nicht zu Gesicht bekommen. Ich hielt mich im vorderen Teil der Bar auf und hatte keine Chance, einen Blick auf die kleine improvisierte Bühne zu erhaschen. Vermutlich spielte Tom Cooney, aber sicher bin ich mir nicht, da das ursprüngliche Line-Up kurzfristige Veränderungen erfahren hatte.* So war beispielsweise die Pariser Countrysängerin The Rodeo eigentlich nicht vorgesehen. Dorothée, wie die mir bestens bekannte Musikerin bürgerlich heißt, wurde ganz spontan mit in den Kreis der performenden Künstler aufgenommen und sie spielte drei Songs, die ich bereits von früheren Konzerten her kannte, als da wären Little Soldier, das Pete Seeger Cover If I Had A Hammer und Modern Life. Eigentlich war alles wie immer bei Dorothée, knarzig-launische Stimme, französischer Akzent beim Singen der englischen Texte und viel Herzblut. Schön, daß ihr der plötzliche Ruhm nicht zu Kopfe gestiegen ist und sie immer noch die Alte ist. Man muss nämlich wissen, daß ihr kürzlich erschienenes Debütalbum Music Mealström, daß vom amerikanischen Produzenten Stuart Sikes (Cat Power, White Stripes, The Walkmen) gemixt wurde, so einige Wellen in der Indielandschaft geschlagen hat, The Rodeo inzwischen zweimal als Vorgruppe das legendäre Olympia bespielt hat und sie mehrfach im Kulturblatt Les Inrockuptibles positiv besprochen wurde. Zudem steht eine Deutschland Tour an, wo sie unter anderem auch im Ampere in München Station machen wird (Termine unten). Bitte Hingehen!
Nach The Rodeo stand eine junge amerikanische Folksängerin auf dem Programm, die stimmlich gar nicht weit von der Pariserin entfernt war. Bosque Brown der (Künstler)- Name der dunkelblonden Chanteuse mit den schicken milchkaffebraunen Schaftstiefeln. Ein tolles Mädel, daß Moderator Josh T Pearson mit Witz und Ironie ankündigte. Sie käme aus Dallas, was die kesse Dame sofort mit den Worten: "Forth Worth, bitte schön!", konterte. Köstlich! Bosque erschien zusammen mit einem männlichen Begleitmusiker und setzte sich auf ein Stühlchen in meiner unmittelbaren Nähe. Ich saß nämlich mit auf (!) der Bühne, ohne Scheiß! Jaja, eine abgefahrene Sache! Im West Country Girl war es nämlich so eng, daß auf dem Boden kein Platz mehr frei war und da auf der improvisierten Bühne drei Stühlchen standen, bekam ich einen davon zugewiesen und saß gleich neben den Musikern. Einmal stieß mir gar der Gitarrist seine Klampfe gegen meinen Ellenbogen. Mittendrin statt nur dabei! Oder so. Und zu meinen Füßen saß die ehemalige Bassistin der Punk Pop Band CSS. Ira heißt sie, wohnt in Paris, ist inzwischen Modedesignerin und sehr nett. Sie war völlig perplex, als ich ihr erzählte, daß ich vier Shows ihrer Band in der Vergangenheit gesehen und sie sofort wiedererkannt hätte. Intimer konnte die Atmosphäre also nicht sein und die drei Songs von Bosque Brown gefielen mir auf Anhieb. Ich brauche ihre CD, die auf dem vorzüglichen französischen Label Fargo erschienen ist. Und am Freitag spielt sie im Vorprogramm von Clare & The Reasons im Café De la Danse. Auch da muss ich hin!
Nächster Musiker war dann Mark Trecka aus Chicago, der mehrfach rumalberte, daß er eigentlich kein Countrymusiker sei, aber versuche so countrylastig wie möglich zu klingen. Seine Lieder waren ebenfalls nicht übel.
Letzter in der Runde war dann der Chef persönlich, Josh T. Pearson. Ein Hüne mit Rauschebart, der seine Körpergröße durch seine hohen schwarzen Cowboystiefel und seinen Hut noch einmal um satte fünf bis 10 Zentimeter steigerte. Ein sehr witziger Bursche, der eine Kellnerin aus Scherz auf deutsch (!) anschnauzte: "Hey, halt jetzt mal Deinen Mund! Raus jetzt!" blöckte er meine Landsfrau hinter dem Tresen mit lustigem Akzent an. Danach herrschte in der Tat absolute Ruhe und man hätte eine Stecknadel fallen hören. Seine zwei oder drei Lieder waren ewig lang, aber nicht langweilig und sein Gitarrespiel hätte nicht dezenter ausfallen können. Ich muss mich mit diesem Pariser Original aus Texas mal näher beschäftigen, ich denke es lohnt sich.
Alles in allem eine wunderbare Veranstaltung. Wenn hier wieder eine Session stattfindet, stehe ich auf der Matte, darauf kann man einen lassen!
* tolle Photos vom Konzert von Under Byen in der Maroquinerie hat Robert Gil. Klick!
* wichtig, da Paris laut einer ganz neuen Studie die teuerste Stadt der ganzen Welt sein soll!
* Ich glaube Ladybug hat auch gespielt, ich konnte sie aber nicht sehen.
Links:
- Laurent Orseau bei Last Fm. Da erfährt auch mehr über die Hinah Sessions, die man sich gratis im Netz ziehen kann.
- Deutsche Konzerttermine von The Rodeo:
16.04.2010: Bang Bang Club (Festival Les femmes s'en mêlent), Berlin
16.05.2010: Kampnagel, Hamburg
17.05.2010: Centralstation, Darmstadt
18.05.2010: Tollhaus, Karlsruhe
19.05.2010: Ampere, München
1 Kommentare :
si vous avez aimé cela continue ici
http://www.youtube.com/watch?v=n59RxODcJx0
http://www.youtube.com/watch?v=ZdaBUXosnws
http://www.youtube.com/watch?v=ca6r5tZ5dtM
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