Sonntag, 21. März 2010

Air, Dublin, 23.02.10


Konzert: Air (& Cashier No.9)
Ort: Olympia Theatre, Dublin
Datum: 23.02.2010
Zuschauer: nicht ausverkauft, aber gut gefüllt.
Dauer: ca. 70min.


- von Oliver S. aus Dublin -

Mein erstes Konzert in Dublin und dann auch noch eine französische Band. Obwohl … der Ire an sich mag den Franzosen ja schon irgendwie sehr gerne.

Beide Nationalitäten scheint so einiges zu verbinden, angefangen beim Bestreben, die kulturelle Identität zu schützen, bis hin zu den Sprachkenntnissen, zwar sind die Iren hier mit Englisch wesentlich besser dran als die Franzosen, trotzdem beherrschen sie meist nicht mehr als diese Sprache (und die nicht einmal wirklich gut) – warum auch, würde ein Einheimischer sagen.

Ich bewege mich also frühzeitig in Richtung Dame Street zum Olympia. Diesem altehrwürdigen Theater, in dem schon so manche Legende aufspielte, und das weit über Irlands Grenzen hinaus bekannt ist. Am Eingang wird mein Ticket gescannt, dann wandele ich durch einen langen (engen) Flur in den kleinen Innenraum. Zwischendurch drückt mir jemand ein Bändchen in die Hand und meint: Damit kannst du Front of Stage stehen – aha!

Im Gegensatz zu seinem Pariser Pendant ist das Theater in Dublin sehr klein. Interessanterweise liegt die Bühne zur Damestreet hin, so dass die Besucher quasi an selbiger vorbei müssen um auf ‚ihre‘ Seite zu gelangen.

Der Innenraum selbst ist ziemlich klein und durch zwei fest installierte Wellenbrecher in drei Teile getrennt. Nach der Hälfte der zweiten Welle beginnt über einem der Balkon. Links und rechts der Bühne ragen Logen in die Höhe, jeweils zwei unten und zwei oben. Hinten im Erdgeschoss gibt es zwei (!!!) Barbereiche, denn das ist es, was der Ire scheinbar braucht, wenn er weggeht, um sich zu amüsieren (obwohl Alkohol wirklich unglaublich teuer ist in Irland). Das Olympia an sich scheint aber wesentlich besser in Schuss zu sein und mehr Pflege zu erhalten als die Theater, die ich bisher in Paris gesehen habe, muss ich gestehen.

Aber zurück zu Air, dem Grund, wieso ich überhaupt hier bin; denn, wie ich so hier fast alleine im Innenraum stehe, frage ich mich, wieso ich eigentlich da bin. Gekauft habe ich die Karte seinerzeit, weil ich einfach das sagenumwogene Olympia mal sehen wollte und damals einfach nichts berauschendes anderes gelistet war. Die Karte war mit ca. 50 € immens teuer (selbst im an sich immer recht teuren Deutschland hätte man Air für 30 € sehen können) und irgendwie will das Gefühl nicht weichen, dass ich es bereuen werde hier zu sein, irgendwie … .

Die Iren machen sich nicht viel daraus, pünktlich zu sein oder gar einen guten Platz zu haben, das hatte ich schon bei Besuchen im Kino erlebt, wo dann kurz vor Beginn das große Chaos ausbricht, weil doch schließlich ein jeder an der Seite seiner liebsten sitzen möchte und das auch bitte nicht wirklich in den ersten Reihen. Die Einheimischen gehen halt erst einmal in eine der beiden Bars, wenn sie überhaupt schon da sind. So kommt es auch, dass der Support Chashier No.9 aus Belfast vor eigentlich leerem Haus spielt.

Die ersten 2-3 Songs des Fünfers sind zum Umfallen langweilig. Hört sich irgendwie an wie Starsailor oder so - nur ohne jeglichen eigenen Charakter. Der zweite Teil des Sets wird dann besser und auch ein wenig schneller, jedoch verlieren die fünf Jungs in der Besetzung Gesang/Gitarre, Gitarre / Gesang, Bass, Drums & Keys/Gitarre/Flöte/Glockenspiel/Gesang immer wieder in endlosen Jamsession ähnlichen Passagen, die zwar für die Band sicherlich spaßig sind, das geneigte Publikum aber nicht wirklich begeistert.

Dann wird für Air umgebaut, die, das muss man sagen, mit einem erschreckend kleinen Stageset aufwarten. Links Keyboards und Synthies von Jean-Benoît Dunckel, rechts ein kleiner Bass Amp und ein weiterer kleiner Synthie von Nicolas Godin, mittig im Hintergrund ein Schlagzeug. Als Backdrop fungiert ein überdimensionales weißes Tuch, vor dem vier oder fünf Spots stehen (so genau weiß ich das nicht mehr), auf jeden Fall nicht umwerfend viel.

Nun gut, was nicht ist, kann ja noch werden und wer weiß, was die Herren hier heute Abend noch zaubern.

Das Saallicht erlischt gegen 21 h, und das Intro ertönt. Auf dem Backdrop taucht der Schriftzug "Air" auf, und das sieht gut aus, vielversprechend. Dann betritt der dritte Mann im Boot die Bühne, der Schlagzeuger und Percussionist, gefolgt von den Herren Godin und Dunckel. Herr Dunckel ist komplett in weiß gekleidet und sieht ungefähr so aus wie mein Zahnarzt. Mr. Godin trägt ein weißes Hemd und schwarze Hose, was letztendlich aber nichts über die Qualität der Band oder deren Musik bzw. Show aussagt.

Aber, was dann doch so verheißungsvoll beginnt, wird schnell langweilig, denn bis auf andere Farbkombinationen auf dem Backdop tut sich nicht viel auf der Bühne. Immer wenn Herr Dunkel seinen Moog benutzt hat, erscheint sein Techniker und stellt das Gerät neu für den nächsten Song ein. Dabei trägt dieser einen dunkel-lila Anzug und einen dazu passenden Hut. Am frustierendsten empfinde ich, dass bis auf ein paar wenige Nummern die sogenannten Hits der zwei Herren ausbleiben. Einziges wirkliches Highlight im fast ausnahmslos von Songs der aktuellen Air Platte dominierten Mainset ist für mich How does it make you feel?, das allerdings so lahm daherkommt, dass man nur gähnen kann. Nach ca. 45 min. ist dann erst einmal Schluss, und man verabschiedet sich brav von dem Dubliner Publikum mit einem weiteren Hit Kelly watch the Stars - während des Intros läuft das auch im Video verwendete Oldschool Videogame – dann ist Schluss. Man erscheint noch einmal um dem Publikum wenigstens ein bisschen von dem zu geben, weshalb es doch gekommen ist, nämlich das, was es von Air kennt und liebt. Somit endet der Abend dann nach ca. 60 Minuten mit den beiden Songs Sexy Boy und La Famme d’Argent. Ein Abend der kalt und emotionslos war und eigentlich nur als langweilig umschrieben werden kann … und pure Geldverschwendung, aber aus Fehlern lernt man nun einmal. Das war wohl das letzte Konzert, das ich mir von Air ansehen werde.


Setlist Air, Olympia Theatre, Dublin:

01: Intro: Space Maker Percussion

02: Do The Joy
03: So Light Is Her Footfall
04: Love
05: Remember
06: J'ai dormi sous l'eau
07: Venus
08: Missing The Light Of The Day
09: Tropical Disease
10: People In The City
11: Radian
12: Cherry Blossom Girl
13: Be A Bee
14: Highschool Lover
15: How Does It Make You Feel?
16: Talisman
17: Alpha Beta Gaga
18: Kelly Watch The Stars

19: Heaven's Light (Z)
20: Sexy Boy (Z)
21: La Femme d'Argent (Z)

PS: ich habe vergessen zu erwähnen, dass sich die beiden Herren selbstverständlich nicht wirklich viel auf der Bühne bewegt haben, auch keine Anstalten gemacht haben, das Publikum in irgendeiner Weise zu animieren. Das die beiden als Franzosen halt kaum englisch sprechen, nehm ich schon gar nicht mehr wahr …


Fotos folgen!






1 Kommentare :

elastica hat gesagt…

Die "Livequalitäten" von Air kann ich leider nur bestätigen. Langweilig ist da noch milde formuliert. Da ist es echt interessanter dem Gras beim wachsen zuzusehen. Einmal und nie wieder.

 

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