Mittwoch, 17. März 2010

The Hidden Cameras, Köln, 16.03.10


Konzert: The Hidden Cameras
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 16.03.2010
Zuschauer: knapp 100
Dauer: ca. 95 min


"We can't see you but we love you!" hätte eigentlich auch mein Motto des Abends sein können, denn nach drei brillanten Konzerten seit Samstag, wäre es vernünftig
gewesen, zu Hause zu bleiben und die Hidden Cameras nur aus der Ferne zu mögen. "Der Liebe Vernunft ist ohne Vernunft"*, also stand ich um neun zum dritten Mal in den letzten hundert Stunden im Gebäude 9.

Liebe zu den Hidden Cameras ist allerdings übertrieben. Ich mag die kanadische Band und sehe sie gerne live. Zwischen Konzerten findet sie allerdings in meiner Wahrnehmung selten statt. Das letzte Album der Hidden Cameras, das im September erschienen war, kannte ich noch gar nicht.

Als die heute zu siebt auftretenden Kanadier dann auf der Bühne standen, bereute ich aber nicht mehr, da zu sein. Die ersten Lieder kannte ich nicht, sie stammten alle von Origin:Orphan. Erst mit AWOO und Ode to self-publishing
kamen mir bekannte Töne.

Das widerspricht zwar all unseren sonst üblichen Ansprüchen hier, aber eigentlich war es heute auch egal, was gespielt wurde, Spaß machte die Spielfreude der Band,
obwohl leider wirklich wenig Zuschauer da waren (immerhin eine Steigerung zum letzten Konzert im Gloria, obwohl das eine ganz ganz große Show bot!).

Drei Akteure der siebenköpfigen Band ragten dabei (und bei allem) heraus: Sänger Joel Gibb natürlich, der glatzköpfige Geiger und Laura Barrett, die fabelhafte Keyboarderin, die ich solo als Vorgruppe von Scott Matthew gesehen hatte. Während der Geiger, dessen Namen ich leider nicht kenne, durch rumpelstilzchensches Hüpfen auffiel, ohne dabei seinen Job zu vernachlässigen, überzeugte Laura durch ihr gestenreiches Keyboard- (und Glockenspiel-) Spiel - und ihre glitzernden Leggins und Schuhe. Toll! Toll! Toll!

Ansonsten gab es einen Schlagzeuger, einen Bassisten und zwei Gitarristen, von denen einer auch (eigentlich meist) Trompete spielte. Aber so richtig fix ist da nichts, weder die Bandzusammensetzung noch die Instrumentierung. Es wurde zwar leider
nicht so lustig durchgemischt wir damals im Gloria, als in einem Lied spontan untereinander die Instrumente getauscht wurden, trotzdem spielten jeder mal etwas anderes. Und das können die auch alle!

Zu den "neuen" Liedern kann ich nicht viel sagen. Nicht alle waren sofort eingängig, manche etwas langweilig.
Underage erinnerte mich an Tarzan boy von Baltimora, das Rhythmusgerät, an dem Joel erst zwei falsche Rhythmen eingab, an den Lambada von Badesalz und Walk on an die Fleet Foxes (ich war ganz sicher, daß das ein Cover war, kam aber partout nicht drauf, von welchem Lied, bis ich hinterher merkte, daß es einfach stark an die amerikanischen Folkhippies erinnert).

Ganz toll von
Origin:Orphan war In the NA, bei dem die Hidden Cameras immer wieder gleichzeitig hüpften. Bei Jump (diesem verachtenswerten Lied, das früher immer in der Disko genervt hat) ist das Gehüpfe scheußlich, bei den Hidden Cameras war das einer der charmantesten Momente des Konzerts. Sensationell auch die Lieder, bei denen die Band eine Art Ersatzrefrain durch Schreien erzeugte! Oder das Schwanken aller Musiker von einer Seite zur anderen! Das hört sich alles vollkommen unspektakulär an, machte aber unendlich viel Spaß!

Zur Zugabe kam dann erst nur Laura Barrett, mit verbundenen Augen. Sie hatte offensichtlich einen Moment Angst, ihre Kollegen könnten sie alleine rausgeschickt haben. Aber auch die kamen "blind".
"We can't see you but we love you!", wie gesagt.

Nach dem fabelhaften
Hump from bending kam dann aber das ganz besondere Highlight des Abends. Das Lied ging in ein nächstes Stück über, das ich erst nach einem Moment erkannte, weil nicht alle Hidden Cameras akzentfrei deutsch sangen. Macht kaputt, was euch kaputt macht von Ton Steine Scherben spielten und sangen sie. Wie toll!

Auch wenn ich müde war, und nicht alle Lieder so aufregend waren wie die Zugaben, war das Konzert extrem kurzweilig. Daß das nur so wenige in Köln begeistert, ist äußerst schade!

Setlist The Hidden Cameras, Gebäude 9, Köln:

01: Origin:Orphan
02: Pencil case
03: Kingdome come
04: AWOO
05: Ode to self-publishing (fear of zine failure)
06: Mind, matter and waste
07: Bboy
08: The fear is on
09: Heaven turns to
10: He is the boss of me
11: Colour of a man
12: Walk on
13: Do I belong?
14: Follow these eyes
15: In the NA
16: Underage
17: The little bit
18: Death of a tune
19: Silence can be a headline

20: Smells like happiness (Z)
21: Hump from bending (Z)
22: Macht kaputt, was euch kaputt macht (Ton Steine Scherben Cover) (Z)

23: ??? (Z)**

Links:

- aus unserem Archiv
- The Hidden Cameras, Traunstein, 06.09.08
- The Hidden Cameras, Köln, 29.04.08
- The Hidden Cameras, Frankfurt, 18.07.07
- The Hidden Cameras, Paris, 10.10.06



* Shakespeare (und google - um ehrlich zu sein)
** bin nicht sicher bei der letzten Zugabe



2 Kommentare :

Tom Cat hat gesagt…

Danke für die Bericht und Foto, toll wie so oft bei euch :-)

Der letzte Song war "Origin:Orphan" in einer überraschenden "Techno"-Version ;-)

Catweazle hat gesagt…

Ich seh das mit den Hidden Cameras genauso wie Du, wollte eigentlich nicht unbedingt hin, war dann aber doch froh, dagewesen zu sein - hat echt Spaß gemacht! Der hüpfende Geiger heißt übrigens Jamie (und hat mir nach der Show erzählt, dass er aufgrund seines "hohen" Alters oft für den Fahrer der Band gehalten wird ...) Wirklich schade, dass nur so wenig Publikum da war!

 

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