Konzert: Caroline Keating
Ort: Le Baron, Paris
Datum: 16.03.2010
Zuschauer: nicht so viele, vielleicht 50
Konzertdauer: 45 Minuten in etwa
Mit dem Konzert von Caroline Keating nahm der turbulente Abend ein gelungenes Ende. Da die Zeit extrem knapp geworden war, um einigermaßen pünktlich im Baron zu erscheinen, mußte ich ausnahmsweise ein Taxi nehmen. 8 Euro in den Wind geschossen, aber zum Glück kostet das Baron keinen Eintritt. Das Geld verdient die puffige Nobeldisco mit den Getränken. Ein kleines Bier ab 10 Euro, die Flasche Champagner ab..., ach was weiß ich? Trinke ich hier Schampus? Nö! Am Nachbartisch floß das prickelnde Gesöff aber in Strömen. Ich war zusammen mit meinem Freund Michael gekommen und gemeinsam hingen wir in den roten Samtsesseln und glotzten gebannt auf die kleine Bühne, wo ein riesiger schwarzer Flügel von einer schmächtigen rotblonden Dame zum Schwingen gebracht wurde. Die Kanadierin Caroline Keating war mir bisher lediglich durch einen sehr positiven Konzertbericht meines Kollegen Christoph bekannt. Eine sehr adrette Erscheinung mit schwarzem Pailletenkleid und hochhackigen schwarzen Schuhen, die trotz ihres zierlichen Körperbaus kraftvoll in die Tasten haute und dazu inbrünstig sang. Musikalisch wurden sofort Assoziationen zu Regina Spektor deutlich, äußerlich eher weniger denn die beiden haben nicht die gleiche Oberweite (oh Gott, was schreibe ich hier schon wieder?, das gibt sicherlich Ärger). Dass das Ganze auch Parallelen zu der unsäglichen Kate Nash aufwies, verdrängte ich lieber, denn ich wollte das Konzert ja schließlich genießen. Und das tat ich dann auch, denn die junge Kanadierin entzückte nicht nur textlich, sondern auch zwischen den Songs mit Kessheit und Mut. Weil das stets desinteressierte Publikum im Baron viel zu laut redete, bluffte die Pianistin die Leute gleich zweimal an: "Hört mal gut zu, ich mache seit einigen Jahren Musik und tues dies nicht, um vor laut quatschenden Zuschauern aufzutreten. Seit jetzt mal ein paar Minuten leise, ihr könnt ja dann hinterher Martini schlürfen!" Peng, der saß! Zu dumm nur, daß sich etliche Ignoranten nicht an die Ansage hielten und weiterquasselten. Ich hingegen war hochkonzentriert und wich der Keating nicht von den roten Lippen. Sie spielte etliche Lieder von der kleinen selbstgebrannten Ep, die sie hinterher verkaufte (bzw. gegen eine Spende verschenkte, wenn man so will). Besonders positiv aufgefallen war mir Lusty Dusty, eine hübsche Ballade mit unwiderstehlichem Zartschmelz. Nicht auf der Ep (aber vielleicht dann auf dem ersten Album?) ist das einzige französische Stück des Abends, das sie ungefähr in der Mitte des schönen Sets präsentierte. Sie warnte vor, daß sie ein gewisses Risiko eingehe, denn sie wohne zwar im französichsprachigen Montreal, rede aber selbst eher englisch. Das Lied Seule erinnerte schließlich an Coeur de Pirate, was nicht verwundert, da sowohl Caroline und Béatrice (Coeur de Pirate) Piano spielen und mit quebequer Akzent singen. Montreal war dann auch noch einmal das Thema des letzten Songs des letzten Konzertes der Tour von Caroline und der Abschluß gelang ihr wirklich gut.
Im Anschluß ergab sich dann sogar noch die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch der besonders netten Art. Die Kandierin war unglaublich herzlich, lustig und nett und ganz nebenbei habe ich durchblicken lassen, daß ich für sie auch gerne mein Wohnzimmer öffne.
Schau' mer mal, ob daraus was wird...
Setlist Caroline Keating, Le Baron, Paris:
01:Don't Let Love
02: Mimy Jull
03: so long, Solange
04: One
05: They Say
06: Signs
07: Munro
08: Seule
09: The Pier
10: Ghosts
11: Lusty Dusty
12: Gatsby
13: Montreal
Aus unserem Archiv:
Caroline Keating, Köln, 30.01.09
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