Donnerstag, 28. Juni 2012

Gravenhurst, Berlin, 25.06.12


Konzert: Gravenhurst
Ort: Magnet Club
Datum: 25.06.2012
Zuschauer: geschätzt 200
Konzertdauer: 90 Minuten


von Markus aus Berlin

Berlin grau in grau. Ich mache mich an diesem Tag auf den Weg zum Gravenhurst-Konzert. Ich verweile mit meiner Begleitung noch ein Weilchen vor dem Gebäude und die Szene-Touristen flanieren an uns vorbei. Nicht wenige suchen aber auch den Eingang zum Magnet Club, wohin der Auftritt aufgrund der hohen Nachfrage verlegt wurde. Soll mir recht sein, da beide Clubs direkt nebeneinander auf einer Fabriketage liegen.

Als wir dann den Club betreten, ist die Vorband schon eifrig zugange. Wir hören ein paar Minuten rein und entscheiden uns dann doch für den Rückzug und widmen uns Longdrinks. Das Berliner Publikum ist an diesem Abend angenehm entspannt.

Es ist dann schon 22 Uhr als Gravenhurst die Bühne betritt. Er kommt in Begleitung von zwei jungen Frauen, die Bassgitarre (und Midi-Controller) (Rachel Lancaster) sowie das Schlagzeug (Claire Adams) übernehmen. Alle drei wirken auf Anhieb sympathisch und die gelöste Stimmung setzt sich fort. Nach einem kurzen Hello und Good Evening beginnt der Abend mit dem einem alten Lied von ihm aus dem Jahr 2004. I Turn My Face To The Forest Floor. Großartig. Alles passt zusammen - das monotone Schlagzeug, Nick Talbots Stimme sowie der mehrstimmige Gesang mit seiner Band. Es folgen Damage und Nicole. Wieder alte Lieder. Und wieder singt die Band gekonnt und stimmig mit. Die Stimmen fügen sich so harmonisch in die Lieder ein, dass mir eine Gänsehaut kommt.

Nick Talbot ist optisch eher unscheinbar. Mit seiner schwarzen Brille wirkt er wie ein älter gewordener Lausbub. Jemand den man auf Anhieb mag und sofort auf seine Party einladen würde. Ein unaufdringlicher und interessanter Mann. Bevor mit The Ghost Of Saint Paul das erste Stück von neuen und schönen Album gespielt wird, macht er sich noch mit einer gehörigen Portion Witz und Selbstironie über diverse Rockposen lustig. Er selbst beherrsche nur vier, die aber so knuffig sind, dass man gerne darauf verzichten mag. Mitten im Lied hört er dann plötzlich auf zu spielen. Schweiß tropft ihn ins Auge und er kann sich nicht mehr aufs Lied konzentrieren. Das ist so herrlich ehrlich, dass er damit noch mehr Sympathien erntet als er eh schon besitzt. Mit Hourglass ein weiterer Höhepunkt für mich auf dem Konzert, welcher gleich vom wohl bekanntesten Stück des neuen Albums The Prize abgelöst wird. Mittlerweile steht er alleine auf der Bühne, was atmosphärisch kein Verlust ist. Dennoch fand ich die Begleitung der beiden Musikerinnen sehr angenehm.

Immer wieder mal muss Nick Talbot seine Gitarren nachstimmen. Das macht neugierig. Ungeduld kommt beim Publikum nicht auf, seine Gelassenheit wirkt dabei so beruhigend und dass das was folgt wertvoll ist. Das dauert seine Zeit und so kommentiert er das gelassen mit dem Hinweis, dass seine Show zwar 1.5 Stunden dauern würde, es aber nur 40 Minuten Musik gibt. Das Publikum dankt seine Musik mit viel Applaus und Johlen. Gott sei Dank stehe ich recht weit vorne an der Bühne, so dass der Krach der Bar dort kaum hörbar ist. Nicht nur die Musik ist großartig. Seine Texte sind es ebenso. Und so schwelge ich oft in Gedanken umher und lasse mich völlig auf die Musik ein. Blue Beard wird gespielt.

Nicht wenige im Publikum kennen auch seine alten Lieder. Kein Wunder, denn seit Jahren ist Gravenhurst in Berlin zu Gast. Dennoch ist es an diesem Abend mein erstes Konzert von ihm. Seine Band kommt wieder zurück auf die Bühne. Ich bin erfreut. Nicht, dass ich Nick Talbot solo nicht mögen würde, aber mit seiner Band wirkt es vollkommener. Bei The Foundry bin ich hin und weg. Mit Black Holes In The Sand wird das normale Set würdig beendet. Es ist schön mit anzusehen wie sehr sich die Band miteinander harmoniert. Die beiden Musikerinnen achten sehr auf das was Nick Talbot vorgibt. Und so unscheinbar und zurückhaltend er auch auftritt, so sehr steht er gerade deswegen im Mittelpunkt. Er schafft es dadurch Neugierde zu wecken, die sich vielleicht bei typischen Rockposen in Desinteresse und Langeweile im Publikum wandeln würde. Das Publikum erjubelt sich dann doch noch weitere Zugaben, die wiederum solo dargebracht werden. Darunter auch Grand Union Canal. Wieder machen Schweisstropfen das Weiterspielen unmöglich - was er aber charmant und neckisch verpacken kann und das Publikum dankt es mit Schmunzeln und Heiterkeit. Mit Cities Beneath The Sea, einem Lied welches mich zum Abschluss noch mal tief bewegt, endet das Konzert.

Nick Talbot alias Gravenhurst ist ein großartiger Musiker, der eine so positive Stimmung verbreiten konnte, dass einem die besinnlichen Lieder nicht zu viel wurden. Sollte er wieder nach Berlin kommen (wovon auszugehen ist), werde ich auf jeden Fall im Publikum stehen.

Links:

- aus unserem Archiv:
- Gravenhurst, Haldern, 09.08.08
- Gravenhurst, Paris, 15.04.08




3 Kommentare :

Mella hat gesagt…

ich war auch da, es war wirklich wunderschön. Schöne Zusammenfassung,
Viele Grüße, Mella

Markus Berlin hat gesagt…

Einziges Manko: Sämtliche Vinyl waren wohl ausverkauft...war echt eine tolle Band und ich hoffe die bleiben uns in dieser Formation noch erhalten.

Nick Talbot hat gesagt…

Hi - I'm trying to contact whoever made the recording of this gig and kindly laid it on the stage at the last London show (Bishopsgate Institute). Its a lovely recording but there was no contact details - whoever did it also recorded a solo Berlin show i did at West Germany a few years ago. Please get in touch via the Gravenhurst facebook page to say hello. these are great recordings and we would love to have the .wav files as well and just say thanks properly.
Send us a message via https://www.facebook.com/gravenhurst
or if you don't use facebook go to our website and contact my manager
thanks! Nick (Gravenhurst)

 

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