Konzert: Nive Nielsen and the deer children
Ort: Beverungen, OBS 16
Datum: 27. 05. 2012
Zuschauer: vielleicht 1500
Dauer: 14:25-15:25 Uhr
Bericht und Fotos von Gudrun aus Karlsruhe
Durch das Line-up des Festivals angeregt, hatte ich mich schon frühzeitig mit der Musik der Gruppe um Nive Nielsen beschäftigt und festgestellt, dass mir die Musik der Inuit-Frau sehr gut gefällt. Ich hatte mir sogar schon die CD ''Nive sings'' gekauft, weil ich nicht abwarten konnte, bis ich sie im Glitterhouse-Garten am Merchstand finden würde. Vielleicht bin ich ja ein bisschen grüblerisch veranlagt, aber wenn die Erwartungen so hoch gehen, dann schwingt bei mir dann doch leise immer die Angst mit, es könnte vielleicht live enttäuschen. Schließlich kann leicht die filigrane Vielfalt der Musik auf der Platte live ein Problem sein. Diese Ängste stellten sich hier zum Glück als komplett unbegründet heraus. Es wurde mein schönstes Konzert auf dem diesjährigen OBS und das hatte mehrere Gründe.
Erstens natürlich die Musik an und für sich, die es versteht Leichtigkeit zu vermitteln, und dabei auch in alltäglichen Themen über Morgenkaffee und Staubsauger nie flach ist. Sie ist zeigt das Einfache, was doch so schwer herzustellen ist. Man hat im hören das Gefühl, man könnte nächstens auch die Gitarre zur Hand nehmen und sich mit einem Lied den Ärger und die Traurigkeit davonspielen, wenn man es nur mal richtig versuchte.
Besonderen Spaß hatte ich am ''pirate song'' (in das Ahahahahah möchte man dann doch zu gern einstimmen) und ''aqqusernit'' (mit Tuba und Triola ''hinten'' und einigem Spaß von Seiten Herrn Pinters vorn, der zunächst den Eindruck erweckte, er könnte mit seiner Stimme eine Tuba so täuschend echt nachahmen).
Zweitens war es die frische Darbietung durch die Hirschkinder. Die vielen Musiker auf der Bühne genauer drei Frauen und vier Männer, an Kontrabass & Tuba, Cello & Triola, Gitarre & Ukulele, Keyboard Glockenspiel, Schlagzeug, E-Gitarre, E-Bass und anderes mehr.
Jeder einzelne von ihnen verstand es mich zu fesseln und die Aufmerksamkeit zu binden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Frau am Schlagzeug, die mich echt restlos begeistert hat. Aber auch der lange junge Mann (Tim Vandenbergh) am großen Kontrabass, der Herr an der E-Gitarre, der sie auch mal locker auf den Schoss legte und als Steelguitar spielte,dann Jan De Vroede (das personifizierte Understatement), der an allen Ecken und Enden mittat und Tom Pintens vorn der zu allerlei Späßen aufgelegt war. Die Dame am Cello war die meiste Zeit für mich verdeckt.
Das Publikum war begeistert und in vielen andere Festivalberichten vom OBS wird dieses Konzert ebenfalls als eines der hervorstechenden und besonders in Erinnerung bleibenden Sets herausgestellt.
Nive hat eine besondere Ausstrahlung. Sie ist da und es entsteht fast automatisch ein Lächeln im eigenen Gesicht. Sie erzählte zwischendurch darüber, wie die Lieder entstanden sind und was sie heute darüber denkt und hatte dabei eine wirklich erstaunliche Bühnenpräsenz.
So wie man vielleicht geneigt ist, die Einfachheit der Musik mit poppiger Beliebigkeit zu verwechseln wird wohl die zarte Frau vom Rand der Welt meistens unterschätzt. Sie hat schon einiges geleistet und ist gut in der Welt herumgekommen. Mich hat das schon im Konzert nachdenklich gemacht (ausgelöst durch die flapsige Einführung) woran es wohl liegt, dass die Newcomer-Jungsbands da mit anderem Respekt behandelt werden als die junge Frau mit ihrer bunten Truppe.
Für die Entstehung der Scheibe ''Nive sings'' zeichnen u.a. solche Namen mit verantwortlich:
Eric Craven,
Patrick Carney,
John Parish,
Alain Auger,
Alden Penner,
Matt Bauer,
Howe Gelb,
Giselle Webber,
Ralph Carney
Für eine interessante Übersicht auf Nives Hintergrund verweise ich auf:
http://www.girlieaction.com/
In die Musik kann man auch von daheim bequem hineinhören:
http://nivenielsen.bandcamp.
Setlist (war auf Nives Unterarm notiert, deshalb hatte ich hinterher eine Chance, sie
vom Foto zu rekonstruieren):
Room
Good for you
Pirate song
Circumstances
Dear leopold
My Coffee boy
Uulia
Done and gone
Vacuum cleaner killer
??
Aqqusernit
In my head
3 Kommentare :
Schöner Bericht, habe das Konzert genauso gesehen. Aber, öhm, war unsere Einführung besonders flapsig? Wenn ja, war das sicher nicht beabsichtigt, sind wir doch froh und stolz, Nive & The Deer Children für Glitterhouse unter Vertrag genommen zu haben und sie beim OBS auftreten lassen zu können. Dass wir "Jungsbands" mehr Respekr entgenbrächten ist eine falsche Vermutung. Ehrlich. Viele Grüße, Rembert (OBS/Glitterhouse Records)
Hallo und Dank für das Lob für den Bericht (und dass er überhaupt gelesen wird! und dass das OBS16 so schön war!) Ich glaube sofort, dass Euer Respekt für die Musik der Hirschkinder groß ist. Das muss ich gar nicht glauben, das weiß ich. Aber mir lag es trotzdem quer im Magen, dass die Ansage mit einer Witzelei endete, die auf Nives Äußeres anspielte (ich weiß nicht mehr genau was es war) und Nive hatte es nicht verstanden und hat etwas hilflos geschaut. Dass das nicht bös gemeint ist, ist klar. Der Bericht ist u.a. auch deshalb so spät fertig geworden, weil ich nicht wusste, wie ich das schreibe.
Vielleicht einfach so: Ich habe an den Unis an denen ich als einzige Frau in der Gruppe gearbeitet habe ganz viele Kollegen, die von sich in aller Ehrlichkeit sagen, sie würden Frauen und Männer gleich fördern und behandeln und hätten Respekt. Dann kommt der Tag wo ihre Töchter groß werden und erst dann wird ihnen klar, dass sie eine sehr bequeme Brille aufhatten die Jahre vorher und wie subtil das zum Teil funktioniert. Und als Frau darf man ja nix krumm nehmen, dann ist man nur ein verklemmter Spielverderber. Aber wenn nie einer was sagt, wie soll sich das ändern?
Ihr seid suptertolle Gastgeber und ich in immer noch beeindruckt, wie Ihr das hinkriegt. Also nix für ungut?
Hallo Gudrun,
echt super Zusammenfassung. Ich kann das nur absolut bestätigen!
Die LP hatte ich auch vorher bestellt und für mich ist das eine der coolsten Lo-Fi Scheiben seit Bright Eyes 'Lifted or the Story...'.
Nive war für mich auch das schönste Konzert auf dem OBS. Mir stand der Mund offen und habe danach eigentlich gar nichts mehr richtig verarbeiten können. Noch schlimmer wurde es als Nive dann noch auf der Strase die unplugged Session gegeben hat. Großartig das erleben zu dürfen.
Die Anmoderation von Rembert und Rainer hat ich als humorvoll aufgefasst, aber ich bin ja auch ein männlichen Geschlechts :-)
Gruß
Thomas
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