Konzert: Loney Dear (Dillon, Oscar & The Wolf)
Ort: La Flèche d'or, Paris Datum: 19.11.2011
Zuschauer: am Anfang recht leer, zu Loney, Dear viele, etwa 400
Konzertdauer: Loney Dear: 50 Minuten die anderen kürzer
Es war fast als würde Emil Svanängen aka Loney, Dear heute noch einmal bei null anfangen. Jener Mann, der mit seiner Band in der Vergangenheit schon im renommierten Pariser Olympia und auf der Hauptbühne des Haldern Pop Festivals geglänzt hatte, kam nur in Begleitung seiner Backgroundsängerin Susanna Johansson (wo war Malin Stahlberg? Sie fehlte mir heute!) aber ohne Drummer oder Bassist und mit reduziertem Instrumentarium. In Socken mühte sich der etwas fülliger gewordene Schwede redlich ab, um seine melancholischen Balladen in die Herzen seiner Zuhörer zu befördern, scheiterte aber mehrfach an Konzentrationsschwächen und stimmlichen Ungenauigkeiten. Ungewohnt oft brach er Songs in der Mitte ab, entschuldigte sich für seine Patzer und setzte laut seufzend erneut an. Statt einer ausgewachsenen Band, benutzte er heute sehr häufig die bei mittellosen Musikern in Mode gekommene Looptechnik, war aber auf diesem Felde noch keineswegs sicher. Ziemlich verzweifelt schaute der lausbubenhafte Schwede deshalb oft ins Rund und man merkte, daß er heute dringend moralische Unterstützung brauchte. Ein paar Fans riefen daraufhin: "Emil, we love you" und der Angesprochene reagierte mit einem: I love you too, that's why I want to make this song to sound better."
Svanängen wiederholte also notgedrungen einige Stücke, konnte sich aber bis zum Schluß nicht richtig freischwimmen und verpatzte auch die abschließende Ballade Dear, John. Allerdings wusste er sich immer zu helfen, improvisierte, baute sogar in Dear John eine kurze Passage von Warm, Dark, Comforting Night mit ein, nur um kurz später wieder zu dem eigentlichen Song zurückzukehren. Er kam heute wirklich über den Kampf ins Spiel, anders kann man das gar nicht sagen. Besonders auffällig wurde das bei dem Stück My Heart, zu dem er am Ende im Sitzen Schlagzeug spielte und rackerte wie ein Minenarbeiter. In seinem engen weißen Hemd schwitzte er wie verrückt, gab aber dennoch alles und legte wahnsinnig viel Leidenschaft in seinen Gesang. Die tarzanhaften vokalen Eskapaden gingen mir durch Mark und Bein, nachdem ich über weite Teile des Konzertes eher mit unbewegter Miene da stand und mich fast ein wenig langweilte, da ich die neuen Stücke des aktuellen Albums Hall Music noch nicht kannte. Am Ende hatte mich aber Emil doch wieder gepackt, weniger als Musiker denn als Mensch mit sympathischen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Gerade dies mitzuerleben war berührend und führte mir vor Augen, welch ein schwieriges Leben Indiemusiker führen. Schlafen meistens in schlechten Hotelbetten, verreisen auf unkomfortable Weise, verdienen nicht viel Kohle, sind ständig müde und ausgepowert und legen dennoch ihr ganzes Herzblut in ihre Konzerte. Das ist of purer Idealismus, aber trotzdem in jeder Hinsicht so viel mehr bereichernd als ein Leben, das nur auf schnöden Konsum ausgerichtet ist. Insofern gehören diese Künstler eigentlich unter Artenschutz, denn sie machen uns Fans Geschenke, die kaum wertvoller sein könnten: sie bringen uns zum Träumen, Lachen, Weinen. Und Loney Dear hat ein ganz besonderes Talent Emotionen zu schüren, weil er so unverblümt und ungekünstelt auftritt, ohne Netz und doppelten Boden arbeitet und so viel mit uns teilt. Seine Lieder sind manchmal erheiternd und hoffungsspendend, manchmal aber auch sehr trist und verzweifelt, immer aber authentisch und herzerwärmend.
Loney, Dear ist ein ganz Großer, auch an einem eher schwachen Tag wie heute in Paris! Danke dir Emil, du Träumer, du Melancholiker, du Idealist!
Setlist Loney, Dear, La Flèche d'or, Paris (merci à Philippe D.)
01: Name
02: Violent
03: Saturday Waits
04: Young Hearts
05: D Major
06: Calm Down
07: Loney Blues
08: My Heart
09: Sinister In A State Of Hope
10: Dear John
Aber Loney, Dear war heute nicht der Einzige, der auftrat. Zuvor hatten sich bereits die Deutsche Dillon und die Belgier Oscar & The Wolf dem Publikum gestellt.
Von Dillon bekam ich aber nur 3 Lieder mit.
Ein Mädchen mit motziger, kleimädchenhafter Björkstimme, die wie eine Kreuzung aus Björk (logisch nach dem Zuvorgesagten!), Soap & Skin, Lykke Li und Zola Jesus wirkte. Sie spielte bei schummrigsten Licht zusammen mit einem männlichen Mitmusiker und hat mit ihrer Show zumindest meine Neugierde geweckt. Mein erster, zwangsläufig oberflächlicher Eindruck ist aber: die Hamburgerin Mohna bewegt sich stilistisch auf einem ähnlichen Feld, gefällt mir aber besser und bekommt dennoch deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Legt statt dem Album This Silence Kills also lieber 1985-1994 auf.
Die Flamen Oscar & The Wolf schließlich spielten heute zwischen Dillon und Loney, Dear und sagten mir auf Anhieb zu. Ihr an Damien Rice oder Moddi (der Gesang!) erinnernder Melancholiefolk klang zwar nicht unbedingt neu und originell, besaß aber genügend Tiefgang und Anmut, um zu betören. Und am Ende legte die um eine Blondine aufgelockerte Männerband mehr als einen Zahn zu und wurde richtig rockig und psychedelisch. Insgesamt: beobachtenswert. Ich könnte sie mir gut auf dem Haldern Pop 2012 vorstellen. Nein mehr noch: ich wette, daß Oscar & The Wolf 2012 in Haldern spielen!
Konzerttermine Dillon:
07.12.2012: Studio 672, Köln
09.12.2012: Karlstorbahnhof, Heidelberg
12.12.2012: Moods, Zürich,
13.12.2012: Künstlerhaus,Mousonturm, Rocker 33, Stuttgart
Unbedingt diese grandiose Akustiksession von Loney, Dear ansehen! Sie stammt von le-hiboo.com
Aus unserem Archiv:
Loney, Dear, Paris, 03.07.10
Loney, Dear, Paris, 02.07.10
Loney, Dear, Haldern, 14.08.09
Loney, Dear, Paris, 03.03.09
Loney, Dear, Paris, 18.01.09
Loney, Dear, Köln, 12.11.08
Loney, Dear, Haldern, 08.08.08
Loney, Dear, Frankfurt, 11.05.08
Loney, Dear, Paris, 12.11.07
Loney, Dear, Haldern, 04.08.07
Loney, Dear, Paris, 15.05.07
Dillon, Wien, 29.03.10
Dillon, Köln, 04.03.10
Dillon, Köln, 17.05.08
Ort: La Flèche d'or, Paris Datum: 19.11.2011
Zuschauer: am Anfang recht leer, zu Loney, Dear viele, etwa 400
Konzertdauer: Loney Dear: 50 Minuten die anderen kürzer
Es war fast als würde Emil Svanängen aka Loney, Dear heute noch einmal bei null anfangen. Jener Mann, der mit seiner Band in der Vergangenheit schon im renommierten Pariser Olympia und auf der Hauptbühne des Haldern Pop Festivals geglänzt hatte, kam nur in Begleitung seiner Backgroundsängerin Susanna Johansson (wo war Malin Stahlberg? Sie fehlte mir heute!) aber ohne Drummer oder Bassist und mit reduziertem Instrumentarium. In Socken mühte sich der etwas fülliger gewordene Schwede redlich ab, um seine melancholischen Balladen in die Herzen seiner Zuhörer zu befördern, scheiterte aber mehrfach an Konzentrationsschwächen und stimmlichen Ungenauigkeiten. Ungewohnt oft brach er Songs in der Mitte ab, entschuldigte sich für seine Patzer und setzte laut seufzend erneut an. Statt einer ausgewachsenen Band, benutzte er heute sehr häufig die bei mittellosen Musikern in Mode gekommene Looptechnik, war aber auf diesem Felde noch keineswegs sicher. Ziemlich verzweifelt schaute der lausbubenhafte Schwede deshalb oft ins Rund und man merkte, daß er heute dringend moralische Unterstützung brauchte. Ein paar Fans riefen daraufhin: "Emil, we love you" und der Angesprochene reagierte mit einem: I love you too, that's why I want to make this song to sound better."
Svanängen wiederholte also notgedrungen einige Stücke, konnte sich aber bis zum Schluß nicht richtig freischwimmen und verpatzte auch die abschließende Ballade Dear, John. Allerdings wusste er sich immer zu helfen, improvisierte, baute sogar in Dear John eine kurze Passage von Warm, Dark, Comforting Night mit ein, nur um kurz später wieder zu dem eigentlichen Song zurückzukehren. Er kam heute wirklich über den Kampf ins Spiel, anders kann man das gar nicht sagen. Besonders auffällig wurde das bei dem Stück My Heart, zu dem er am Ende im Sitzen Schlagzeug spielte und rackerte wie ein Minenarbeiter. In seinem engen weißen Hemd schwitzte er wie verrückt, gab aber dennoch alles und legte wahnsinnig viel Leidenschaft in seinen Gesang. Die tarzanhaften vokalen Eskapaden gingen mir durch Mark und Bein, nachdem ich über weite Teile des Konzertes eher mit unbewegter Miene da stand und mich fast ein wenig langweilte, da ich die neuen Stücke des aktuellen Albums Hall Music noch nicht kannte. Am Ende hatte mich aber Emil doch wieder gepackt, weniger als Musiker denn als Mensch mit sympathischen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Gerade dies mitzuerleben war berührend und führte mir vor Augen, welch ein schwieriges Leben Indiemusiker führen. Schlafen meistens in schlechten Hotelbetten, verreisen auf unkomfortable Weise, verdienen nicht viel Kohle, sind ständig müde und ausgepowert und legen dennoch ihr ganzes Herzblut in ihre Konzerte. Das ist of purer Idealismus, aber trotzdem in jeder Hinsicht so viel mehr bereichernd als ein Leben, das nur auf schnöden Konsum ausgerichtet ist. Insofern gehören diese Künstler eigentlich unter Artenschutz, denn sie machen uns Fans Geschenke, die kaum wertvoller sein könnten: sie bringen uns zum Träumen, Lachen, Weinen. Und Loney Dear hat ein ganz besonderes Talent Emotionen zu schüren, weil er so unverblümt und ungekünstelt auftritt, ohne Netz und doppelten Boden arbeitet und so viel mit uns teilt. Seine Lieder sind manchmal erheiternd und hoffungsspendend, manchmal aber auch sehr trist und verzweifelt, immer aber authentisch und herzerwärmend.
Loney, Dear ist ein ganz Großer, auch an einem eher schwachen Tag wie heute in Paris! Danke dir Emil, du Träumer, du Melancholiker, du Idealist!
Setlist Loney, Dear, La Flèche d'or, Paris (merci à Philippe D.)
01: Name
02: Violent
03: Saturday Waits
04: Young Hearts
05: D Major
06: Calm Down
07: Loney Blues
08: My Heart
09: Sinister In A State Of Hope
10: Dear John
Aber Loney, Dear war heute nicht der Einzige, der auftrat. Zuvor hatten sich bereits die Deutsche Dillon und die Belgier Oscar & The Wolf dem Publikum gestellt.
Von Dillon bekam ich aber nur 3 Lieder mit.
Ein Mädchen mit motziger, kleimädchenhafter Björkstimme, die wie eine Kreuzung aus Björk (logisch nach dem Zuvorgesagten!), Soap & Skin, Lykke Li und Zola Jesus wirkte. Sie spielte bei schummrigsten Licht zusammen mit einem männlichen Mitmusiker und hat mit ihrer Show zumindest meine Neugierde geweckt. Mein erster, zwangsläufig oberflächlicher Eindruck ist aber: die Hamburgerin Mohna bewegt sich stilistisch auf einem ähnlichen Feld, gefällt mir aber besser und bekommt dennoch deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Legt statt dem Album This Silence Kills also lieber 1985-1994 auf.
Die Flamen Oscar & The Wolf schließlich spielten heute zwischen Dillon und Loney, Dear und sagten mir auf Anhieb zu. Ihr an Damien Rice oder Moddi (der Gesang!) erinnernder Melancholiefolk klang zwar nicht unbedingt neu und originell, besaß aber genügend Tiefgang und Anmut, um zu betören. Und am Ende legte die um eine Blondine aufgelockerte Männerband mehr als einen Zahn zu und wurde richtig rockig und psychedelisch. Insgesamt: beobachtenswert. Ich könnte sie mir gut auf dem Haldern Pop 2012 vorstellen. Nein mehr noch: ich wette, daß Oscar & The Wolf 2012 in Haldern spielen!
Konzerttermine Dillon:
07.12.2012: Studio 672, Köln
09.12.2012: Karlstorbahnhof, Heidelberg
12.12.2012: Moods, Zürich,
13.12.2012: Künstlerhaus,Mousonturm, Rocker 33, Stuttgart
Unbedingt diese grandiose Akustiksession von Loney, Dear ansehen! Sie stammt von le-hiboo.com
Aus unserem Archiv:
Loney, Dear, Paris, 03.07.10
Loney, Dear, Paris, 02.07.10
Loney, Dear, Haldern, 14.08.09
Loney, Dear, Paris, 03.03.09
Loney, Dear, Paris, 18.01.09
Loney, Dear, Köln, 12.11.08
Loney, Dear, Haldern, 08.08.08
Loney, Dear, Frankfurt, 11.05.08
Loney, Dear, Paris, 12.11.07
Loney, Dear, Haldern, 04.08.07
Loney, Dear, Paris, 15.05.07
Dillon, Wien, 29.03.10
Dillon, Köln, 04.03.10
Dillon, Köln, 17.05.08
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