Konzert: Gus Black, HT Heartache
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 04.11.2011
Zuschauer: ca. 100
Dauer: Gus Black (ca. 100 Minuten), HT Heartache (ca. 25 Minuten)
von Dirk von Platten vor Gericht
Der Konzertabend im gut gefüllten und noch besser beheizten Blue Shell begann mit einem Auftritt von HT Heartache. Frau Kummer, die zwar einen Hippie-Schlapphut trug, aber ebenso Blumen ihr Haar hätte schmücken lassen können, trug zusammen mit Sam Johnson in einem knapp 25minütigen Set sehr schöne und ruhige Folk-Songs vor, die sich leider auch sehr ähnelten. Beiden wird sicherlich nie im Leben eine Gitarrensaite reißen, denn diese wurden nur zärtlich gestreichelt.
Gegen halb Zehn betrat Gus Black die Bühne, die er erst 25 Songs und weit über 90 Minuten später wieder verlassen sollte. Black, der eigentlich Anthony Penaloza heißt, ist auf Promo-Fotos meist passend zum Künstlernamen schwarz gewandet, blickt häufig mürrisch in die Kamera, reckt einem auf seinen Plattencovern auch schon einmal einen Revolver entgegen und singt traurige bis verzweifelte, melancholische Lieder. Daher hatte ich einen eher schwierigen oder introvertierten Charakter erwartet und sah mich vollkommen getäuscht.
Gus Black hatte sich nämlich am gestrigen Abend für das Jeans-Outfit entschieden, trug fast immer ein schelmisch-spitzbübiges Lächeln im Gesicht und gab sich als selbstironischer, charmanter Entertainer.
Nachdem er das Set mit "Can We Talk About This Tomorrow?" und "Today Is Not The Day..." allein mit der akustischen Gitarre eröffnet hatte, betraten anschließend seine 3 Mitstreiter an Schlagzeug/Percussion, Bass und Gitarre/Keyboard die Bühne. Ergänzt wurden sie von Sam Johnson, der erneut zur akustischen Gitarre griff. Während sie zu "Don't Go Tellin' The Whole World" nur Glockenspiel beisteuern mussten, durften sie im folgenden "The Afterlife" schon deutlich aktiver werden. Phasenweise zeigten die 5 Musiker auf der Bühne, wie viel Krach man mit 3 Gitarren, Bass und Schlagzeug erzeugen kann ("With You, My Love", "It's A Miracle", "Certain Kind Of Light") und dass die spärlich arrangierten Songs von Blacks Alben auch in der Band-Umsetzung bestens funktionieren ("Summer Dress"). So setzten sie deutliche Kontrastpunkte zu den ruhigeren bzw. von Gus Black solo mit akustischer Gitarre vorgetragenen Songs und ließen niemals Langeweile aufkommen.
Gus Blacks Lieblingswort scheint "Fuck" zu sein, denn so spielte er nicht nur zwei Songs mit diesem Titel ("Today Is Not The Day To Fuck With Me" und "I'm Fucked"), sondern baute es in nahezu jeden Satz ein. So waren wir "fucking nice people" und Köln selbstverständlich "fucking amazing". Man nahm Black jedes oftmals geäußerte Lob über Deutschland und Köln und das anwesende, auch bei den leisesten Stellen äußerst disziplinierte Publikum tatsächlich ab. Nicht umsonst ist er in Deutschland, im Gegensatz zu seiner Heimat, recht häufig auf den Bühnen zu sehen. Vermutlich müsste er in den USA aufgrund von "Fuck", "Shit", "Assholes" usw. mit einem "Parental Advisory"-Schild um den Hals auftreten.
Während er seine Gitarre stimmte, erklärte uns Gus Black, dass dies der "Tuning Song" sei, den wir noch häufiger zu hören bekämen. Da alle 3 Gitarristen gleichzeitig dieser Tätigkeit nachgingen, verfiel Black auf das Thema "Scorpions", empfahl uns deren "Live In Tokyo" Album und beendete diesen (w)irren Monolog mit der Aussage, dass der ganze Quatsch sicherlich ins Internet käme, und er zu Hause nicht mehr vor die Tür gehen könnten, da seine Freunde sicherlich fragen würde, ob er wieder zu viel getrunken habe.
Gus Black war also bestens aufgelegt, das Publikum auch. So wurden von ihm Fotos seiner Zuhörer gemacht, damit er zu Hause seinen Eltern Bilder seiner Freunde zeigen könne, zu "Love Is A Stranger" ein Video gedreht und nach dem Konzert reichlich Poster, CDs und Platten signiert und Fotos mit Fans geschossen.
Zwischendurch gab es zahlreiche Wechsel auf der Bühne, da die Band zu "No Love In Vain" die Instrumente beiseite legte, um sich am Bühnenrand aufzustellen und Chorgesang beizutragen, da Black zum Beispiel "The Day I Realized..." wieder allein vortrug, oder da HT Heartache mehrmals auf die Bühne gebeten wurde, um mitzusingen. Am schönsten und intimsten sicherlich, als sich Black und HT Heartache mitten ins Publikum begaben und ohne Verstärker "Silent Films" vortrugen.
Für uns war etwas überraschend, dass uns eine junge Dame, die uns mindestens um einen halben Kopf überragte, zwischendurch aufforderte, uns nicht mehr zu bewegen, obwohl wir maximal das Gewicht verlagert hatten, da sie sonst nichts mehr sehen könne. Auf die von meinem Begleiter freundlich gemeinte Frage, ob sie, als uns Gus Black fast auf den Füßen stand, nun genug sehen könne, antworte diese: "Das soll wohl jetzt lustig sein."
Für 1 Euro konnte man an der Kasse einen Bon erwerben, um seine Jacke an der Garderobe abzugeben. Ich denke, wenn man dort seinen Sinn für Humor ließ, kostete es bestimmt das Doppelte.
Wenn es etwas an diesem tollen Konzertabend zu bemängeln gab, dann war es die Tatsache, dass Black sein Album "Uncivilized Love" nahezu vollständig ignorierte und fast nur auf Songs aus "Autumn Days" (2005), "Today Is Not The Day..." (2008) und seiner aktuellen Platte "The Day I Realized..." setzte. Schließlich baute er, neben weiteren Coverversionen von The Shirells, Stevie Nicks oder U2, aus dieser Platte nur Black Sabbaths "Paranoid" in seine Setliste ein.
Setlist Gus Black, Blue Shell, Köln:
01: Can We Talk About This Tomorrow? (solo)
02: Today Is Not The Day To Fuck With Me (solo)
03: Don't Go Tellin' The Whole World
04: The Afterlife
05: Out On The Amsterdam
06: Summer Dress
07: Something Can Be
08: Waiting In The Cold
09: With You, My Love
10: Fall Into You
11: Paranoid (Black Sabbath Cover)
12: No Love In Vain
13: I'm Fucked
14: Leather And Lace (Stevie Nicks Cover)
15: The Day I Realized... (solo)
16: Silent Films (solo)
17: Little Prince Town
18: Will You Still Love Me Tomorrow (The Shirelles Cover)
19: It's A Miracle
20: Rollercoaster
21: Certain Kind Of Light
22: S.S.L.A. (Z)
23: Love Is A Stranger (Z)
24: The World Is On Fire (Z)
25: One (U2 Cover) (Z)
Weitere Konzerttermine von Gus Black:
05.11.2011: Gleis 22, Münster
06.11.2011: Ampere, München
07.11.2011: Knust, Hamburg
08.11.2011: Lido, Berlin
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 04.11.2011
Zuschauer: ca. 100
Dauer: Gus Black (ca. 100 Minuten), HT Heartache (ca. 25 Minuten)
von Dirk von Platten vor Gericht
Der Konzertabend im gut gefüllten und noch besser beheizten Blue Shell begann mit einem Auftritt von HT Heartache. Frau Kummer, die zwar einen Hippie-Schlapphut trug, aber ebenso Blumen ihr Haar hätte schmücken lassen können, trug zusammen mit Sam Johnson in einem knapp 25minütigen Set sehr schöne und ruhige Folk-Songs vor, die sich leider auch sehr ähnelten. Beiden wird sicherlich nie im Leben eine Gitarrensaite reißen, denn diese wurden nur zärtlich gestreichelt.
Gegen halb Zehn betrat Gus Black die Bühne, die er erst 25 Songs und weit über 90 Minuten später wieder verlassen sollte. Black, der eigentlich Anthony Penaloza heißt, ist auf Promo-Fotos meist passend zum Künstlernamen schwarz gewandet, blickt häufig mürrisch in die Kamera, reckt einem auf seinen Plattencovern auch schon einmal einen Revolver entgegen und singt traurige bis verzweifelte, melancholische Lieder. Daher hatte ich einen eher schwierigen oder introvertierten Charakter erwartet und sah mich vollkommen getäuscht.
Gus Black hatte sich nämlich am gestrigen Abend für das Jeans-Outfit entschieden, trug fast immer ein schelmisch-spitzbübiges Lächeln im Gesicht und gab sich als selbstironischer, charmanter Entertainer.
Nachdem er das Set mit "Can We Talk About This Tomorrow?" und "Today Is Not The Day..." allein mit der akustischen Gitarre eröffnet hatte, betraten anschließend seine 3 Mitstreiter an Schlagzeug/Percussion, Bass und Gitarre/Keyboard die Bühne. Ergänzt wurden sie von Sam Johnson, der erneut zur akustischen Gitarre griff. Während sie zu "Don't Go Tellin' The Whole World" nur Glockenspiel beisteuern mussten, durften sie im folgenden "The Afterlife" schon deutlich aktiver werden. Phasenweise zeigten die 5 Musiker auf der Bühne, wie viel Krach man mit 3 Gitarren, Bass und Schlagzeug erzeugen kann ("With You, My Love", "It's A Miracle", "Certain Kind Of Light") und dass die spärlich arrangierten Songs von Blacks Alben auch in der Band-Umsetzung bestens funktionieren ("Summer Dress"). So setzten sie deutliche Kontrastpunkte zu den ruhigeren bzw. von Gus Black solo mit akustischer Gitarre vorgetragenen Songs und ließen niemals Langeweile aufkommen.
Gus Blacks Lieblingswort scheint "Fuck" zu sein, denn so spielte er nicht nur zwei Songs mit diesem Titel ("Today Is Not The Day To Fuck With Me" und "I'm Fucked"), sondern baute es in nahezu jeden Satz ein. So waren wir "fucking nice people" und Köln selbstverständlich "fucking amazing". Man nahm Black jedes oftmals geäußerte Lob über Deutschland und Köln und das anwesende, auch bei den leisesten Stellen äußerst disziplinierte Publikum tatsächlich ab. Nicht umsonst ist er in Deutschland, im Gegensatz zu seiner Heimat, recht häufig auf den Bühnen zu sehen. Vermutlich müsste er in den USA aufgrund von "Fuck", "Shit", "Assholes" usw. mit einem "Parental Advisory"-Schild um den Hals auftreten.
Während er seine Gitarre stimmte, erklärte uns Gus Black, dass dies der "Tuning Song" sei, den wir noch häufiger zu hören bekämen. Da alle 3 Gitarristen gleichzeitig dieser Tätigkeit nachgingen, verfiel Black auf das Thema "Scorpions", empfahl uns deren "Live In Tokyo" Album und beendete diesen (w)irren Monolog mit der Aussage, dass der ganze Quatsch sicherlich ins Internet käme, und er zu Hause nicht mehr vor die Tür gehen könnten, da seine Freunde sicherlich fragen würde, ob er wieder zu viel getrunken habe.
Gus Black war also bestens aufgelegt, das Publikum auch. So wurden von ihm Fotos seiner Zuhörer gemacht, damit er zu Hause seinen Eltern Bilder seiner Freunde zeigen könne, zu "Love Is A Stranger" ein Video gedreht und nach dem Konzert reichlich Poster, CDs und Platten signiert und Fotos mit Fans geschossen.
Zwischendurch gab es zahlreiche Wechsel auf der Bühne, da die Band zu "No Love In Vain" die Instrumente beiseite legte, um sich am Bühnenrand aufzustellen und Chorgesang beizutragen, da Black zum Beispiel "The Day I Realized..." wieder allein vortrug, oder da HT Heartache mehrmals auf die Bühne gebeten wurde, um mitzusingen. Am schönsten und intimsten sicherlich, als sich Black und HT Heartache mitten ins Publikum begaben und ohne Verstärker "Silent Films" vortrugen.
Für uns war etwas überraschend, dass uns eine junge Dame, die uns mindestens um einen halben Kopf überragte, zwischendurch aufforderte, uns nicht mehr zu bewegen, obwohl wir maximal das Gewicht verlagert hatten, da sie sonst nichts mehr sehen könne. Auf die von meinem Begleiter freundlich gemeinte Frage, ob sie, als uns Gus Black fast auf den Füßen stand, nun genug sehen könne, antworte diese: "Das soll wohl jetzt lustig sein."
Für 1 Euro konnte man an der Kasse einen Bon erwerben, um seine Jacke an der Garderobe abzugeben. Ich denke, wenn man dort seinen Sinn für Humor ließ, kostete es bestimmt das Doppelte.
Wenn es etwas an diesem tollen Konzertabend zu bemängeln gab, dann war es die Tatsache, dass Black sein Album "Uncivilized Love" nahezu vollständig ignorierte und fast nur auf Songs aus "Autumn Days" (2005), "Today Is Not The Day..." (2008) und seiner aktuellen Platte "The Day I Realized..." setzte. Schließlich baute er, neben weiteren Coverversionen von The Shirells, Stevie Nicks oder U2, aus dieser Platte nur Black Sabbaths "Paranoid" in seine Setliste ein.
Setlist Gus Black, Blue Shell, Köln:
01: Can We Talk About This Tomorrow? (solo)
02: Today Is Not The Day To Fuck With Me (solo)
03: Don't Go Tellin' The Whole World
04: The Afterlife
05: Out On The Amsterdam
06: Summer Dress
07: Something Can Be
08: Waiting In The Cold
09: With You, My Love
10: Fall Into You
11: Paranoid (Black Sabbath Cover)
12: No Love In Vain
13: I'm Fucked
14: Leather And Lace (Stevie Nicks Cover)
15: The Day I Realized... (solo)
16: Silent Films (solo)
17: Little Prince Town
18: Will You Still Love Me Tomorrow (The Shirelles Cover)
19: It's A Miracle
20: Rollercoaster
21: Certain Kind Of Light
22: S.S.L.A. (Z)
23: Love Is A Stranger (Z)
24: The World Is On Fire (Z)
25: One (U2 Cover) (Z)
Weitere Konzerttermine von Gus Black:
05.11.2011: Gleis 22, Münster
06.11.2011: Ampere, München
07.11.2011: Knust, Hamburg
08.11.2011: Lido, Berlin
2 Kommentare :
Es gibt wirklich eine Dame, die dich um einen halben Kopf überragt, Dirk? Schwer vorstellbar, war sie etwa 2 Meter groß??
Ht Heartache sieht ja sehr charmant aus,hach!
Vielen Dank für alles, Dirk!
Ein schöner Bericht vom Gus Black Konzert. Ich habe ihm in Heidelberg beim Tourauftakt gesehen. Sympathisch wie immer. Tolle Show und hätte mich ebenfalls über ein paar weitere Songs von "Uncivilized Love" gefreut.
@ Oliver: HT ist es auch. Hab mich nach dem Konzert im Karlstorbahnhof mit ihr unterhalten. Sie ist wirklich sehr nett.
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