Konzert: Hundreds
Ort: Brotfabrik, Frankfurt
Datum: 14.11.2011
Alles voller Mädchen: Hundreds in der Frankfurter Brotfabrik
von Ursula von neulich als ich dachte
"So bekommt man also diese Brotfabrik voll", dachte ich mir gestern Abend überrascht, als wir beinahe pünktlich zum Konzert des deutschen Elektroduos Hundreds eintrafen. Momentan finden mehr und mehr Konzerte in diesem Konzertsaal im abgelegenen Hausen statt, und egal, ob ich dieses Jahr nun bei Dear Reader, Dan Mangan oder Gruff Rhys war: Die Zuschauerzahl schwankte stets nur zwischen "peinlich leer" und "sind ja doch noch einige gekommen". Gut, von gequetschter Enge konnte man gestern - zum Glück - immer noch nicht sprechen, aber so voll hatte ich den Raum noch nie erlebt.
Und noch etwas fiel beim Blick auf die Zuschauer sofort auf: Junge Frauen waren heute ganz klar in der Mehrheit und stellten etwa zwei Drittel der Zuschauer(innen) dar. Während die "Vorband", der Solokünstler Touchy Mob, auftrat, quakten alle noch munter durcheinander, was nicht sonderlich schlimm war: Der extrem bärtige, extrem topfschnittige Künstler beeindruckte eigentlich nur durch den Kontrast zwischen seiner Optik (definitiv ein Folkmusiker) und seiner Musik (Synthesizergefrickel). Seine Lieder wirkten dabei so, als würde er sie soeben spontan komponieren. Lustig war allerdings die Selbstvorstellung: "Hallo, ich bin Touchy Mob und schlafe bei Hundreds im Bus!"
Hundreds selbst hatte ich dieses Jahr - damals glaube ich, ohne ihr Album zu kennen - bereits beim Maifeld-Derby gesehen und war angenehm überrascht von der gleichermaßen so "unkühlen" Elektromusik gewesen. Oft haben Synthesizer-lastige Bands in meinen Augen das Problem, dass ihre Musik live einfach sehr distanziert wirkt (um noch einen Link zu setzen: Ladytron wären ein Paradebeispiel) - bei Hundreds ist das nicht so.
Zu Beginn war vieles ähnlich wie beim Maifeld-Auftritt: Phillip eröffnete zunächst allein das Konzert mit „Intro“ (einer langgestreckten Variation von „Walking On Rails“) zu Evas gesampelter Stimme, dann betrat seine Schwester persönlich die Bühne und trug den gleichen, asymmetrischen Overall (Ob sie von denen wohl eine ganze Kleiderstange voll hat?) und darüber ihr gefaltetes Kapuzencape, das sie nach den ersten paar Liedern fortwarf. Philipp blieb hinter seinen Instrumenten und überließ die Publikumsbespaßung Eva. Allerdings waren die Geschwister Milner dieses Mal allein auf der Bühne: In Mannheim hatten sie zwei Schlagzeuger dabei gehabt. Hinter der Bühne wurden verschiedene Muster und geometrische Formen auf die Wand projiziert.
Vielleicht wegen der optischen Ähnlichkeit war ich zu Beginn des Auftritts ein wenig skeptisch: Die sicherlich einstudierten Barfußtänze kannte ich ja nun bereits, und da Hundreds erst ein Album veröffentlicht haben, war auch klar, dass die Setliste ähnlich sein würde. Musste man das wirklich zweimal sehen?
Man musste, denn dieser Abend entwickelte schon bald seinen eigenen Reiz: Dadurch, dass ich das Album mittlerweile recht gut kannte, konnte ich auch erkennen, dass die Live-Versionen verschiedener Lieder anders waren als auf Platte - zum Beispiel wurde „Grab The Sunset“ deutlich länger und beatlastiger dargeboten. Dann war da noch das intensiv (und schweigend) lauschende Publikum und die über die Begeisterung sichtlich gerührte Band. Live konnte man außerdem nochmals feststellen, dass Frau Milner wirklich gut singen kann. Und schließlich wurden mit "Please Rewind" und "Rabbits To The Roof" auch zwei Songs gespielt, die sich nicht auf dem Debütalbum befinden.
Bei der ersten Zugabe kam Eva zunächst allein auf die Bühne und nahm den bis dahin verwaisten zweiten Synthesizerplatz ein - so begleitete sie sich zu "Winding Road" selbst. Sehr schön war auch der Moment, als sich am Ende des als Piano-Ballade dargebotenen "Little Heart" Bruder und Schwester kurz gegenseitig ansangen.
Als nach der zweiten Zugabe endgültig Schluss war, konnte man sich am Merchandise-Stand unter anderem - etwa drei Wochen vor dem Verkaufsstart - das neue Hundreds-Werk kaufen - bei dem es sich allerdings lediglich um Remixe und Coverversionen der Lieder vom Debütalbum handelt, die unter anderem Get Well Soon, Bodi Bill und Touchy Mob aufgenommen haben.
Setlist Hundreds, Brotfabrik, Frankfurt:
01: Intro
02: Please Rewind
03: Wait For My Raccoon
04: Machine
05: Fighter
06: I Love My Harbour
07: Rabbits To The Roof
08: Song For A Sailor
09: Happy Virus
10: Let's Write The Streets
11: Winding Road (Z)
12: Grab The Sunset (Z)
13: Little Heart (Z)
Ort: Brotfabrik, Frankfurt
Datum: 14.11.2011
Alles voller Mädchen: Hundreds in der Frankfurter Brotfabrik
von Ursula von neulich als ich dachte
"So bekommt man also diese Brotfabrik voll", dachte ich mir gestern Abend überrascht, als wir beinahe pünktlich zum Konzert des deutschen Elektroduos Hundreds eintrafen. Momentan finden mehr und mehr Konzerte in diesem Konzertsaal im abgelegenen Hausen statt, und egal, ob ich dieses Jahr nun bei Dear Reader, Dan Mangan oder Gruff Rhys war: Die Zuschauerzahl schwankte stets nur zwischen "peinlich leer" und "sind ja doch noch einige gekommen". Gut, von gequetschter Enge konnte man gestern - zum Glück - immer noch nicht sprechen, aber so voll hatte ich den Raum noch nie erlebt.
Und noch etwas fiel beim Blick auf die Zuschauer sofort auf: Junge Frauen waren heute ganz klar in der Mehrheit und stellten etwa zwei Drittel der Zuschauer(innen) dar. Während die "Vorband", der Solokünstler Touchy Mob, auftrat, quakten alle noch munter durcheinander, was nicht sonderlich schlimm war: Der extrem bärtige, extrem topfschnittige Künstler beeindruckte eigentlich nur durch den Kontrast zwischen seiner Optik (definitiv ein Folkmusiker) und seiner Musik (Synthesizergefrickel). Seine Lieder wirkten dabei so, als würde er sie soeben spontan komponieren. Lustig war allerdings die Selbstvorstellung: "Hallo, ich bin Touchy Mob und schlafe bei Hundreds im Bus!"
Hundreds selbst hatte ich dieses Jahr - damals glaube ich, ohne ihr Album zu kennen - bereits beim Maifeld-Derby gesehen und war angenehm überrascht von der gleichermaßen so "unkühlen" Elektromusik gewesen. Oft haben Synthesizer-lastige Bands in meinen Augen das Problem, dass ihre Musik live einfach sehr distanziert wirkt (um noch einen Link zu setzen: Ladytron wären ein Paradebeispiel) - bei Hundreds ist das nicht so.
Zu Beginn war vieles ähnlich wie beim Maifeld-Auftritt: Phillip eröffnete zunächst allein das Konzert mit „Intro“ (einer langgestreckten Variation von „Walking On Rails“) zu Evas gesampelter Stimme, dann betrat seine Schwester persönlich die Bühne und trug den gleichen, asymmetrischen Overall (Ob sie von denen wohl eine ganze Kleiderstange voll hat?) und darüber ihr gefaltetes Kapuzencape, das sie nach den ersten paar Liedern fortwarf. Philipp blieb hinter seinen Instrumenten und überließ die Publikumsbespaßung Eva. Allerdings waren die Geschwister Milner dieses Mal allein auf der Bühne: In Mannheim hatten sie zwei Schlagzeuger dabei gehabt. Hinter der Bühne wurden verschiedene Muster und geometrische Formen auf die Wand projiziert.
Vielleicht wegen der optischen Ähnlichkeit war ich zu Beginn des Auftritts ein wenig skeptisch: Die sicherlich einstudierten Barfußtänze kannte ich ja nun bereits, und da Hundreds erst ein Album veröffentlicht haben, war auch klar, dass die Setliste ähnlich sein würde. Musste man das wirklich zweimal sehen?
Man musste, denn dieser Abend entwickelte schon bald seinen eigenen Reiz: Dadurch, dass ich das Album mittlerweile recht gut kannte, konnte ich auch erkennen, dass die Live-Versionen verschiedener Lieder anders waren als auf Platte - zum Beispiel wurde „Grab The Sunset“ deutlich länger und beatlastiger dargeboten. Dann war da noch das intensiv (und schweigend) lauschende Publikum und die über die Begeisterung sichtlich gerührte Band. Live konnte man außerdem nochmals feststellen, dass Frau Milner wirklich gut singen kann. Und schließlich wurden mit "Please Rewind" und "Rabbits To The Roof" auch zwei Songs gespielt, die sich nicht auf dem Debütalbum befinden.
Bei der ersten Zugabe kam Eva zunächst allein auf die Bühne und nahm den bis dahin verwaisten zweiten Synthesizerplatz ein - so begleitete sie sich zu "Winding Road" selbst. Sehr schön war auch der Moment, als sich am Ende des als Piano-Ballade dargebotenen "Little Heart" Bruder und Schwester kurz gegenseitig ansangen.
Als nach der zweiten Zugabe endgültig Schluss war, konnte man sich am Merchandise-Stand unter anderem - etwa drei Wochen vor dem Verkaufsstart - das neue Hundreds-Werk kaufen - bei dem es sich allerdings lediglich um Remixe und Coverversionen der Lieder vom Debütalbum handelt, die unter anderem Get Well Soon, Bodi Bill und Touchy Mob aufgenommen haben.
Setlist Hundreds, Brotfabrik, Frankfurt:
01: Intro
02: Please Rewind
03: Wait For My Raccoon
04: Machine
05: Fighter
06: I Love My Harbour
07: Rabbits To The Roof
08: Song For A Sailor
09: Happy Virus
10: Let's Write The Streets
11: Winding Road (Z)
12: Grab The Sunset (Z)
13: Little Heart (Z)
1 Kommentare :
Touchy Mob habe ich durch Zufall in Dresden während des Sound of Bronkow Festivals gesehen in einem Set mit Helen Fry. Das war ein Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte auch das Gefühl, dass gerade vorn spontan entsteht was dargeboten wird und sozusagen auch live auf der Bühne "ausgehandelt" wird. Die Musik war nicht nach meinem Beuteschema, aber irgendwie doch bezaubernd und ein absolutes AHA-Erlebnis.
Kommentar veröffentlichen