Konzert: Klee, Ladyhawke & Dillon (Melt! Klub)
Ort: Gloria, Köln
Datum: 17.05.2008
Zuschauer: bei Klee sehr gut gefüllt
Konzertdauer: Klee 60 min, Ladyhawke & Dillon je 30 min
Klee im Gloria weckte bei mir gleich gute Erinnerungen. Vor anderthalb Jahren beendete die Kölner Band ihre Tour hier mit einem traumhaften Konzert. Viel zu selten habe ich Suzie Kerstgens und Kollegen seitdem auf der Bühne gesehen, zuletzt im vergangenen Mai bei einem Radiokonzert bei "Unser Ding" in Saarbrücken. Im Gloria traten Klee nun im Rahmen des Melt! Klubs (mit K) auf, der Promotiontour zum Festival in Gräfenhainichen.
Erst sah es wieder so aus, als sollte es viel zu leer sein. Wir kamen pünktlich zur ersten Band und hatten Platz - viel Platz. Aber bei diesen Minifestivals ist so etwas ja nicht unüblich, vor allem dann nicht, wenn die ersten Bands nicht so furchtbar bekannt sind (mir jedenfalls sagte "Dillon" nichts, sollte das als Maßstab gelten).
Dillon waren zu Dritt: Sängerin und Keyboarderin Dillon aus Berlin, die sich früher Ladybird nannte (da kannte ich sie aber auch noch nicht), ein Schlagzeuger, der mir bekannt vorkam, und ein Notebook, das zuerst die Hauptrolle spielte und Samples produzierte. Das Melt! Festival legt einen Schwerpunkt auf Elektro-Bands und Musik, daher war es für mich nicht überraschend, daß eine elektronisch-experimentelle Gruppe bei der Klubgeschichte auftreten würde. Dillon (ich hasse es, Leute mit dem Nachnamen anzusprechen, aber wie heißt sie denn nun wirklich?) ist eine junge nicht sonderlich große Frau, die entweder nervös oder motzig war, richtig fröhlich sah sie nicht aus. Auch mochte sie wohl nicht viel reden. Außer einem hingehauchten Hinweis auf den Bandnamen gab es da nichts.
Es war experimentell... Manchmal erinnerten mich die Lieder an die Dresden Dolls, manchmal auch an MIT, die die letzte Band dieser Art waren, die ich live gesehen habe. Und da fiel mir auch ein, woher ich den Trommler zu kennen glaubte, es war derjenige, der auch bei den Kölner MIT die gleiche Funktion hatte. MIT hatte ich bei einem Intro Intim im Gebäude 9 im Januar gesehen, da hatte Tamer Özgönenc auch Notebook und Toms bedient.
Der kurze Auftritt war interessant, wenn auch mir meist zu elektronisch, das ist aber selbstverständlich Geschmacksache*. Richtig gut gefiel mir das vorletzte Lied der 19 oder 20jährigen Dillon, das etwas popigere Songstrukturen hatte (vielleicht bekomme ich den Titel noch raus). Einer der Refrains des Stücks war "If you don't dance I don't sing", eine Drohung, die sie nicht wahrmachte, es tanzte nämlich genau einer vor der Bühne, ansonsten war das wenige Publikum sehr zurückhaltend. Es ist eben der Nachteil bei solchen von Musikzeitungen veranstalteten Minifestivals, bei denn so grundverschiedene Bands auftreten, daß viele mit den Gruppen nichts anfangen können.
Vorher hatte es einmal so ausgesehen, als gäbe es Probleme bei dem Auftritt, Dillon drehte sich irgendwann von der Bühne weg, Tamer fragte "are you ok?", die Sängerin war aber offenbar ok genug, um weiterzumachen. Nach dem mir so gut gefallenden Stück verließ Tamer den Saal (er hatte sich vorher, wenn er nicht gebraucht wurde, irgendwo auf der Bühne hingesetzt). Dillon schnappte sich ein Megaphon, kletterte von der Bühne und lief durch den Saal und sang/sprach irgendwas, was ich nicht verstand. Dazu lief Musik vom Notebook. Und dann war es vorbei, Dillon verließ (singend oder so) den Saal durch den Künstlerzugang. Ganz vorbei war es aber noch nicht, weil in den kommenden Minuten irgendwer backstage mit dem Megaphon rumspielte, das war noch angeschlossen...
Einen ganz kurzen Umbau später waren wir sehr erleichtert, daß ein Keyboard auf der Bühne stand. Es gibt nämlich mal wieder mehrere ähnlich klingende Bands - "Ladyhawk" und "Ladyhawke", die ohne E haben wohl auch kein Keyboard und bei Youtube keinen guten Eindruck hinterlassen.
Ladyhawke ist vermutlich wieder der Name der Sängerin, nicht der Band, ähnlich wie im Falle Dillon. Zumindest deute ich die Aussagen der jungen Frau aus Neuseeland so. Neben Ladyhawke waren drei Musiker auf der Bühne, ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Gitarrist. Die Sängerin, die aussah wie Bob Geldorf in der Kleidung von Jamie T, spielte eine schneeweiße Gitarre und Keyboard. Die Hauptarbeit des Auftritts machte aber irgendeine CD im Hintergrund - und das war auch schon mein Problem mit den wohl sehr hippen (glaubt man den üblichen Hypemeldungen) Neuseeländern. Der unterlegte Eurodisco-Beat vergraulte mir die Poplieder vollkommen, die "konservativ gespielt" gut hätten sein können. "Paris is burning" (schon wieder? Die arme Stadt!) wäre ein schönes Indieliedchen, wenn es mich nicht - wie alles - fatalerweise an Robyn, die Schwedin, die ich am gleichen Tag wie MIT gesehen habe, erinnert hätte.
Ladyhawke mögen unglaublich modern und angesagt sein (oder werden), für mich war das nichts. Es hat nicht wehgetan, sich das anzusehen, der Auftritt war nicht lästig oder Zeitverschwendung (das unterscheidet Ladyhawke von Robyn), mehr aber auch nicht.
Erst sah es wieder so aus, als sollte es viel zu leer sein. Wir kamen pünktlich zur ersten Band und hatten Platz - viel Platz. Aber bei diesen Minifestivals ist so etwas ja nicht unüblich, vor allem dann nicht, wenn die ersten Bands nicht so furchtbar bekannt sind (mir jedenfalls sagte "Dillon" nichts, sollte das als Maßstab gelten).
Dillon waren zu Dritt: Sängerin und Keyboarderin Dillon aus Berlin, die sich früher Ladybird nannte (da kannte ich sie aber auch noch nicht), ein Schlagzeuger, der mir bekannt vorkam, und ein Notebook, das zuerst die Hauptrolle spielte und Samples produzierte. Das Melt! Festival legt einen Schwerpunkt auf Elektro-Bands und Musik, daher war es für mich nicht überraschend, daß eine elektronisch-experimentelle Gruppe bei der Klubgeschichte auftreten würde. Dillon (ich hasse es, Leute mit dem Nachnamen anzusprechen, aber wie heißt sie denn nun wirklich?) ist eine junge nicht sonderlich große Frau, die entweder nervös oder motzig war, richtig fröhlich sah sie nicht aus. Auch mochte sie wohl nicht viel reden. Außer einem hingehauchten Hinweis auf den Bandnamen gab es da nichts.
Es war experimentell... Manchmal erinnerten mich die Lieder an die Dresden Dolls, manchmal auch an MIT, die die letzte Band dieser Art waren, die ich live gesehen habe. Und da fiel mir auch ein, woher ich den Trommler zu kennen glaubte, es war derjenige, der auch bei den Kölner MIT die gleiche Funktion hatte. MIT hatte ich bei einem Intro Intim im Gebäude 9 im Januar gesehen, da hatte Tamer Özgönenc auch Notebook und Toms bedient.
Der kurze Auftritt war interessant, wenn auch mir meist zu elektronisch, das ist aber selbstverständlich Geschmacksache*. Richtig gut gefiel mir das vorletzte Lied der 19 oder 20jährigen Dillon, das etwas popigere Songstrukturen hatte (vielleicht bekomme ich den Titel noch raus). Einer der Refrains des Stücks war "If you don't dance I don't sing", eine Drohung, die sie nicht wahrmachte, es tanzte nämlich genau einer vor der Bühne, ansonsten war das wenige Publikum sehr zurückhaltend. Es ist eben der Nachteil bei solchen von Musikzeitungen veranstalteten Minifestivals, bei denn so grundverschiedene Bands auftreten, daß viele mit den Gruppen nichts anfangen können.
Vorher hatte es einmal so ausgesehen, als gäbe es Probleme bei dem Auftritt, Dillon drehte sich irgendwann von der Bühne weg, Tamer fragte "are you ok?", die Sängerin war aber offenbar ok genug, um weiterzumachen. Nach dem mir so gut gefallenden Stück verließ Tamer den Saal (er hatte sich vorher, wenn er nicht gebraucht wurde, irgendwo auf der Bühne hingesetzt). Dillon schnappte sich ein Megaphon, kletterte von der Bühne und lief durch den Saal und sang/sprach irgendwas, was ich nicht verstand. Dazu lief Musik vom Notebook. Und dann war es vorbei, Dillon verließ (singend oder so) den Saal durch den Künstlerzugang. Ganz vorbei war es aber noch nicht, weil in den kommenden Minuten irgendwer backstage mit dem Megaphon rumspielte, das war noch angeschlossen...
Einen ganz kurzen Umbau später waren wir sehr erleichtert, daß ein Keyboard auf der Bühne stand. Es gibt nämlich mal wieder mehrere ähnlich klingende Bands - "Ladyhawk" und "Ladyhawke", die ohne E haben wohl auch kein Keyboard und bei Youtube keinen guten Eindruck hinterlassen.
Ladyhawke ist vermutlich wieder der Name der Sängerin, nicht der Band, ähnlich wie im Falle Dillon. Zumindest deute ich die Aussagen der jungen Frau aus Neuseeland so. Neben Ladyhawke waren drei Musiker auf der Bühne, ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Gitarrist. Die Sängerin, die aussah wie Bob Geldorf in der Kleidung von Jamie T, spielte eine schneeweiße Gitarre und Keyboard. Die Hauptarbeit des Auftritts machte aber irgendeine CD im Hintergrund - und das war auch schon mein Problem mit den wohl sehr hippen (glaubt man den üblichen Hypemeldungen) Neuseeländern. Der unterlegte Eurodisco-Beat vergraulte mir die Poplieder vollkommen, die "konservativ gespielt" gut hätten sein können. "Paris is burning" (schon wieder? Die arme Stadt!) wäre ein schönes Indieliedchen, wenn es mich nicht - wie alles - fatalerweise an Robyn, die Schwedin, die ich am gleichen Tag wie MIT gesehen habe, erinnert hätte.
Ladyhawke mögen unglaublich modern und angesagt sein (oder werden), für mich war das nichts. Es hat nicht wehgetan, sich das anzusehen, der Auftritt war nicht lästig oder Zeitverschwendung (das unterscheidet Ladyhawke von Robyn), mehr aber auch nicht.
Setlist Ladyhawke, Gloria, Köln:
01: Professional suicide
02: Manipulating women
03: Dusk till dawn Ladyhawke
04: Magic
05: Love don't live here
06: Back of the van
07: Pars is burning
08: My delirium
Als dritte Band erwarteten wir dann den Grund meines Kommens, Klee aus Köln. Klee haben das Label gewechselt und in den vergangenen Monaten an einer neuen Platte gearbeitet. Obwohl einige der Lieder schon im Netz zu hören sind, hatte ich mir vorher eine Selbstbeschränkung auferlegt, um die neuen Stücke live zum ersten Mal zu hören. Ich weiß nicht, ob das klug (und nachvollziehbar), mir erschien das aber genau richtig so.
Neu war schon einmal der zusätzliche Musiker. Neben Tom (Gitarre), Daniel (Schlagzeug), Suzie (Gesang & Entertainment), Pele (Bass) und Sten (Keyboard) v.l.n.r. war ein Percussionspieler dabei. Der Neuling war Alex Overschmidt, den ich schon einmal bei einem herausragenden Coverabend erlebt hatte. Die zusätzlichen Rasseln und Getrommel gaben dem Sound der Lieder einen zusätzlichen Kick, der mir außerordentlich gut gefallen hat!
Sonst war es wie immer wundervoll. Es begann mit den drei Lieblingen "Für alle, die", "2 Fragen" und "Tausendfach". Klee hatten damit ganz deutlich klargestellt, wer hier Headliner des Abends war, auch wenn die Infadels nachfolgen sollten. Aber wie singen die Indelicates schon: Alles was nachfolgt, ist bloß Randnotiz. Das Publikum war zum Großteil wegen Klee da, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Vorne war es zwar auch bei den Kölnern noch angenehm, der Saal sah aber voll aus (und war es weitestgehend). Vorher (und dann auch bei der nachfolgenden Footenote) standen in den ersten Reihen sichtbar weniger Zuschauer.
"Mein Geheimnis" empfand ich als überraschend hart und gitarrenlastig am Ende. Nicht, daß ich falschverstanden werde: Ich mag das so sehr gerne. Klee klingen live ohnehin rauher als auf Platte. Trotzdem meine ich, "Mein Geheimnis" so noch nicht erlebt zu haben. Klasse war das! Nach "Solang du lebst" und dem immer wieder effektvollen (obwohl mit einfachen Mitteln erzeugt) "Lichtstrahl" (dabei ist der Raum dunkel bis auf zwei Handscheinwerfer, mit denen Suzie durch die Dunkelheit leuchtet), kam der Höhepunkt des Abends... "Zwei Herzen", die neue Single, hat mich beim ersten Hören locker erobert, eines der besten Klee-Lieder bisher. Mir ging es dabei wie beim ersten Hören von "Erinner dich" (bei 1Live auf der Fahrt an Oberhausen vorbei, falls das jemanden interessiert). "Zwei Herzen" ist und wird ein Hit und vielleicht der lange verdiente große Durchbruch der Band. Ich mag zwar manchmal ungerne teilen, Klee götte ich aber größere Hallen und (wenn es nicht so eklig wäre) die unvermeidlichen Wetten Dass Auftritte, auch wenn dann künftige Konzerte weniger intim würden. Sie würden nämlich, daran habe ich keinen Zweifel, nur wegen der größeren Anzahl der Zuschauer unintimer, und nicht etwa uncharmanter. Daher habe ich keine Angst, eine Lieblingsband an den Erfolg zu verlieren, ich würde Klee gerne teilen!
Also... "Zwei Herzen", der Riesenhit... Das Lied klingt nach Klee, nach Gitarren und nach Britpop. Hätte es einen englischen Text, wäre es in England sicher hitfähig. Als wollten sie noch einmal verdeutlichen, was für ein Knaller das Lied ist, wurden mitten im Lied Silberglitterkanonen abgeschossen.
Auch wenn der Rest Mist wäre, rechtfertigte das Lied schon den Kauf der CD. Aber der Rest wird ja nicht schrecklich, denn eine zweite Kostprobe folgte nach "Standard kompakt", ein Lied namens "Zwischen Glauben und Vertrauen", das auch beim ersten Hören einen ganz fabelhaften Eindruck machte! Stilistisch liegen die beiden neuen Stücke etwa in der gleichen Kategorie.
Zwei Knüller also schon einmal - mehr als die aktuelle Long Blondes CD aufzuweisen hat. Im Gegensatz zu früher sind die Long Blondes ja auch nicht mehr sonderlich glamourös. Suzie hat sich da nicht geändert. Die Sängerin trug ein goldenes (um genau zu sein ein güldenes) Kleid, dessen Schichten übereinander lagen (das Foto kann es besser beschreiben als ich), dazu am Anfang einen goldenen Haarring. Sie sah nach einer 20er Jahre Filmdiva aus, was sich ganz prima im eleganten Gloria machte!
Zwei weiter ein drittes neues Lied, "Die Königin". Wenig überraschend auch das ein großer Knüller... Aber der Stil ist ein anderer. "Die Königin" klingt mystisch und ruhig - und gefällt mir sehr! Mehr kann ich auch dazu nach dem ersten Mal nicht sagen, dafür ist der Titel noch zu frisch.
"Nicht immer aber jetzt" und "Gold" noch - und das einstündige Konzert war leider zu früh vorbei, dem Festivalcharakters des Abends geschuldet.
Es wäre aber kein Kleekonzert gewesen, wenn ich hier nur über Musik schreiben könnte. Natürlich gehört noch der Suzie-Faktor zu einem solchen Auftritt. Die Sängerin gratulierte dem großartigen FC ("1.FC Köln" für Auswärtige) zum Aufstieg und wollte eigentlich mit uns dazu "Nie mehr 2. Liga" singen. Leider ging das Publikum darauf nicht ein. Hey! Fußball mag man als prollig und ganz und gar undandyhaft empfinden. Aber Fußball und Popmusik sind doch nach der Geburt getrennte Zwillinge! Kaizer Chiefs, George Best, "You'll never walk alone", "Lukas Podolski never meant anything to me"... es lassen sich beliebig viele Beispiele finden. Pele (!) jedenfalls hatte schon auf seinem Bass die "Nie mehr 2. Liga" Melodie angestimmt, leider ohne unsere Reaktion. Als dann Suzie noch von den Urlaubsplänen von Thomas Broich (einer der Aufstiegshelden) erzählte und sie auf Zuruf antwortete, daß sie davon im Express gelesen habe, war der heimische Fußballverein gut gewürdigt.
Klee waren perfekt! Was freue ich mich auf die nächsten Konzerte dieser Lieblingsband. Die nächste Chance wird das Melt! Festival sein (sie sind für mich neben Franz Ferdinand und Los Campesinos! der Grund, dahin zu fahren), danach die Clubtour im Oktober. Und bis zu der Herbsttournee kenne ich dann auch schon die CD in- und auswendig.
Neu war schon einmal der zusätzliche Musiker. Neben Tom (Gitarre), Daniel (Schlagzeug), Suzie (Gesang & Entertainment), Pele (Bass) und Sten (Keyboard) v.l.n.r. war ein Percussionspieler dabei. Der Neuling war Alex Overschmidt, den ich schon einmal bei einem herausragenden Coverabend erlebt hatte. Die zusätzlichen Rasseln und Getrommel gaben dem Sound der Lieder einen zusätzlichen Kick, der mir außerordentlich gut gefallen hat!
Sonst war es wie immer wundervoll. Es begann mit den drei Lieblingen "Für alle, die", "2 Fragen" und "Tausendfach". Klee hatten damit ganz deutlich klargestellt, wer hier Headliner des Abends war, auch wenn die Infadels nachfolgen sollten. Aber wie singen die Indelicates schon: Alles was nachfolgt, ist bloß Randnotiz. Das Publikum war zum Großteil wegen Klee da, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Vorne war es zwar auch bei den Kölnern noch angenehm, der Saal sah aber voll aus (und war es weitestgehend). Vorher (und dann auch bei der nachfolgenden Footenote) standen in den ersten Reihen sichtbar weniger Zuschauer.
"Mein Geheimnis" empfand ich als überraschend hart und gitarrenlastig am Ende. Nicht, daß ich falschverstanden werde: Ich mag das so sehr gerne. Klee klingen live ohnehin rauher als auf Platte. Trotzdem meine ich, "Mein Geheimnis" so noch nicht erlebt zu haben. Klasse war das! Nach "Solang du lebst" und dem immer wieder effektvollen (obwohl mit einfachen Mitteln erzeugt) "Lichtstrahl" (dabei ist der Raum dunkel bis auf zwei Handscheinwerfer, mit denen Suzie durch die Dunkelheit leuchtet), kam der Höhepunkt des Abends... "Zwei Herzen", die neue Single, hat mich beim ersten Hören locker erobert, eines der besten Klee-Lieder bisher. Mir ging es dabei wie beim ersten Hören von "Erinner dich" (bei 1Live auf der Fahrt an Oberhausen vorbei, falls das jemanden interessiert). "Zwei Herzen" ist und wird ein Hit und vielleicht der lange verdiente große Durchbruch der Band. Ich mag zwar manchmal ungerne teilen, Klee götte ich aber größere Hallen und (wenn es nicht so eklig wäre) die unvermeidlichen Wetten Dass Auftritte, auch wenn dann künftige Konzerte weniger intim würden. Sie würden nämlich, daran habe ich keinen Zweifel, nur wegen der größeren Anzahl der Zuschauer unintimer, und nicht etwa uncharmanter. Daher habe ich keine Angst, eine Lieblingsband an den Erfolg zu verlieren, ich würde Klee gerne teilen!
Also... "Zwei Herzen", der Riesenhit... Das Lied klingt nach Klee, nach Gitarren und nach Britpop. Hätte es einen englischen Text, wäre es in England sicher hitfähig. Als wollten sie noch einmal verdeutlichen, was für ein Knaller das Lied ist, wurden mitten im Lied Silberglitterkanonen abgeschossen.
Auch wenn der Rest Mist wäre, rechtfertigte das Lied schon den Kauf der CD. Aber der Rest wird ja nicht schrecklich, denn eine zweite Kostprobe folgte nach "Standard kompakt", ein Lied namens "Zwischen Glauben und Vertrauen", das auch beim ersten Hören einen ganz fabelhaften Eindruck machte! Stilistisch liegen die beiden neuen Stücke etwa in der gleichen Kategorie.
Zwei Knüller also schon einmal - mehr als die aktuelle Long Blondes CD aufzuweisen hat. Im Gegensatz zu früher sind die Long Blondes ja auch nicht mehr sonderlich glamourös. Suzie hat sich da nicht geändert. Die Sängerin trug ein goldenes (um genau zu sein ein güldenes) Kleid, dessen Schichten übereinander lagen (das Foto kann es besser beschreiben als ich), dazu am Anfang einen goldenen Haarring. Sie sah nach einer 20er Jahre Filmdiva aus, was sich ganz prima im eleganten Gloria machte!
Zwei weiter ein drittes neues Lied, "Die Königin". Wenig überraschend auch das ein großer Knüller... Aber der Stil ist ein anderer. "Die Königin" klingt mystisch und ruhig - und gefällt mir sehr! Mehr kann ich auch dazu nach dem ersten Mal nicht sagen, dafür ist der Titel noch zu frisch.
"Nicht immer aber jetzt" und "Gold" noch - und das einstündige Konzert war leider zu früh vorbei, dem Festivalcharakters des Abends geschuldet.
Es wäre aber kein Kleekonzert gewesen, wenn ich hier nur über Musik schreiben könnte. Natürlich gehört noch der Suzie-Faktor zu einem solchen Auftritt. Die Sängerin gratulierte dem großartigen FC ("1.FC Köln" für Auswärtige) zum Aufstieg und wollte eigentlich mit uns dazu "Nie mehr 2. Liga" singen. Leider ging das Publikum darauf nicht ein. Hey! Fußball mag man als prollig und ganz und gar undandyhaft empfinden. Aber Fußball und Popmusik sind doch nach der Geburt getrennte Zwillinge! Kaizer Chiefs, George Best, "You'll never walk alone", "Lukas Podolski never meant anything to me"... es lassen sich beliebig viele Beispiele finden. Pele (!) jedenfalls hatte schon auf seinem Bass die "Nie mehr 2. Liga" Melodie angestimmt, leider ohne unsere Reaktion. Als dann Suzie noch von den Urlaubsplänen von Thomas Broich (einer der Aufstiegshelden) erzählte und sie auf Zuruf antwortete, daß sie davon im Express gelesen habe, war der heimische Fußballverein gut gewürdigt.
Klee waren perfekt! Was freue ich mich auf die nächsten Konzerte dieser Lieblingsband. Die nächste Chance wird das Melt! Festival sein (sie sind für mich neben Franz Ferdinand und Los Campesinos! der Grund, dahin zu fahren), danach die Clubtour im Oktober. Und bis zu der Herbsttournee kenne ich dann auch schon die CD in- und auswendig.
Setlist Klee, Gloria, Köln:
01: Für alle, die
02: 2 Fragen
03: Tausendfach
04: Mein Geheimnis
05: Solang du lebst
06: Lichtstrahl
07: Zwei Herzen (neu)
08: Standard kompakt
09: Zwischen Glauben und Vertrauen (neu)
10: Dieser Fehler
11: Die Königin (neu)
12: Nicht immer aber jetzt
13: Gold
Ob der anwesende prominente Musikjournalist sich Klee angesehen hat, weiß ich nicht, jedenfalls stand er bei den Infadels in der Bar und ersparte sich diese (die Band, nicht die Bar, just in case). Das konnte ich nur wissen, weil deren Auftritt für mich während des ersten Lieds schon beendet war. Zum einen war es spät (sie begannen um halb eins), zum anderen hatte ich keine Lust, mir nach einem großartigen Konzert "Right Said Fred spielen Placebo-Cover" anzusehen. Vielleicht ist das ungerecht, der Anfang war aber scheußlich und der Habitus des Sängers ließ nicht erkennen, daß es besser würde. Also habe ich alles richtig gemacht, den Abend hier zu beenden.
Links:
- Fotos vom Melt! Klub im Gloria
- aus unserem Archiv:
- Klee, Saarbrücken, 30.05.07
- Klee, Köln, 22.03.07
- Klee, Köln, 26.10.06
Konzertbesucher von Dillon könnten auch mögen:
- MIT, Köln, 14.01.08
- Battles (mehrfach)
* Ich weiß nicht mehr, was ich hier anmerken wollte.
14 Kommentare :
Ist Ladyhawke Deine Lieblingsband?
Und wat für'n Fussball? Du immer mit Deinem Fussball, gewöhn Dir das mal ab, lol (nobody is perfect)
Na da bin ich ja mal gespannt auf Deine Kritik zu dem guten Klee-Auftritt gestern... Bin noch gut nach Hause gekommen, obwohl die A3 hinter Limburg gesperrt war...
Viel Spaß auf dem Betzeberg...
Was für ein Mist! Das klingt anstrengend, vor allem nachts.
warum klemmt hinter "geschmackssache" ein *? wird noch erläutert und richtig gestellt, dass es kaum einen schlimmeren spruch gibt? ich hoffe sehr!
"Der kurze Auftritt war interessant, wenn auch mir meist zu elektronisch, das ist aber selbstverständlich Geschmacksache*"
Da stemmst Du Dich aber vehement dagegen, ein ehrliches Urteil abzugeben, Christoph.
"Das war interessant", so etwas sagt man meistens, wenn man etwas schrecklich findet, sich aber nicht traut, das auch so zu formulieren.
Und das mit der "Geschmacksache" könntest Du genauso gut weglassen, da hat Eike schon recht. Es geht doch hier um Deinen Geschmack und nicht um den der anderen.
Also bitte demnächst Klartext reden .
Nein, ich wollte sagen, daß mir ein, zwei Lieder gut gefallen haben, der Rest nett war, mich aber nicht umgeworfen hat, weil mich diese Art Musik in der Regel nicht begeistert.
"Der Rest nett war"
Das ist fast der gleiche Ausdruck wie interessant!
Dann habe ich ja den richtigen Begriff getroffen.
Um zu kaschieren, dass Du das nicht mochtest.
Klartext bitte! Keine verklausulierten Sätze!
Sehr schöner Rückblick auf den gestrigen Abend. Mit einer Ausnahme: Der Kommentar zu den Infadels ist deplatziert, musikalisch wie inhaltlich - wärest du nicht beim ersten Song gegangen, hättest du dann vielleicht auch noch germerkt, dass die Stimmung beim Auftritt nach wie vor großartig war. Und die Band verdammt gut.
Das musste gesagt sein, auch wenn natürlich auch in in erster Linie wegen Klee da war :-)
Zu den Infadels: Marcel Reich- Ranicki hat mal folgenden klugen Satz gesprochen: "Man merkt schon nach den ersten Löffeln, ob eine Suppe versalzen ist. Man muss sie deshalb nicht zu Ende essen!"
Bevor er diesen glänzenden Konter brachte, wurde er dafür kritisiert, dass er ein Buch nach wenigen Seiten entsetzt weggelegt- und nicht weitergelesen habe.
Bloggerkollege Christoph halt also hinsichtlich der Infadels genau richtig gehandelt. Mir wurde diese grauenvolle Band auch einmal als Vorgruppe untergejubelt und ich konnte die Gestik und Mimik des Sängers nur schwerlich ertragen, bin aber trotzdem tapfer geblieben. Von der Musik will ich gar nicht erst reden, alles klingt hier wie schlecht von New Order abgekupfert.
...und was sind nun die Urlaubspläne von Thomas Broich? Die interessanten Details lässt du wieder weg!
Er fährt mit seiner Gitarre nach Australien.
Christoph:
Vielen Dank für Lob und Tadel!
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