Konzert: Agnes Obel (Evening Hymns)
Ort: Jazzhaus Freiburg
Datum: 14.11.20110
Zuschauer: 250
Konzertdauer: von 20-bis 22 Uhr 30
Von Gudrun Thäter, vielen herzlichen Dank!
Mir geht es öfter so, dass ich mich selbst dabei beobachte, wie ich mich für oder gegen einen Konzertbesuch entscheide. In Karlsruhe gibt es ein gutes Angebot für Indie-Konzertgeher (natürlich nicht wie in Köln oder Paris aber schon ganz ordentlich). Wieso soll man dann noch nach Weinheim, Darmstadt, Stuttgart oder Freiburg fahren, nur weil die interessante Band leider nicht in Karlsruhe Station macht? Kommt doch bald wieder was anderes Feines nah vorbei.... Dann wird es auch noch total spät, ehe man wieder zu Hause ist und man ist am nächsten Tag nur halb da. Dafür habe ich den falschen Job.
Diese Woche ist es besonders arg. Es geht um Blowzabella in Ettlingen (Samstag), Agnes Obel in Freiburg (Montag), Sea+Air-Release-Party in Stuttgart (Dienstag), Mire Kay in Darmstadt (Mittwoch), Sea+Air in Karlsruhe (Donnerstag). Das ist eindeutig zu viel für meinen Kräftevorrat.
Für Blowzabella sprechen genug Gründe: es reisen Freunden extra an, es ist am Samstag und quasi in Karlsruhe. Sea+Air in Karlsruhe ist auch felsenfest klar. Die anderen Sachen ziehen und zupfen und machen mich hibbelig. Es muss ein Auswahlkriterium her.
Ich schaue auf den Montag:
Die Jazzhalle in Freiburg hatte mir beim Ausnahmekonzert der ersten TV-Noir-Konzertreihe so gut gefallen ("Ausnahme" weil September Leaves spontan für den kranken Florian Ostertag eingesprungen war und sich dann aus der improvisierten Situation ein sehr intensiver Abend entwickelte). Man ist dort schön nah am Geschehen und das Publikum ist nett.
Agnes Obel habe ich am Gründonnerstag schon in Karlsruhe im Tollhaus gesehen und es war wunderbar. Ich glaube, ich kann unsere Freiburger Freunde dort hinlocken und es kann dabei musikalisch nix schief gehen. Dann können wir schwatzen und lauschen und ich kriege auch bestimmt noch den letzten Zug um 23 Uhr, weil Frau Obel nicht viel mehr Material hat als ihr Album.
Die Freunde fanden die Idee gut und es gab noch genug Karten. Ich war früh da und hatte Plätze in der ersten Reihe direkt vor Agnes Obel am Flügel. Was für ein geiler Platz!
Das Konzert begann 20:10 Uhr mit einem 35 min Set von Evening Hymns. Das ist eine junge Dame am Bass und ein Holzfällerhemd-Bursche an Gitarre und Synthies. Die beiden waren sympathisch und machten innige Musik nach meinem Geschmack. Lustig: er begann und beendete das Set vor seinen Geräten - damit aber auch vor dem Publikum - auf Knien. Mir war es zwischendurch ein bisschen zu viel rumgespiele an der Technik, aber die Musik fand in Summe meinen Zuspruch und hätte auch gern noch etwas länger laufen dürfen. Die beiden behalte ich jedenfalls auf dem Radar. Das Publikum zeigte sich auch nicht geizig mit Applaus und anfeuernden Rufen und der Saal war schon fast vollständig besetzt. Ein guter Auftakt.
Das Set von Agnes Obel mit Anne Müller an Cello (und manchmal Gitarre) und (als Neuheit im Vergleich zum Karlsruher Konzert) Gillian Fleetwood an einer Schottischen Harfe begann 21:00 Uhr direkt ohne einführende Worte mit Musik. Die Magie der drei Frauenstimmen und der drei Instrumente entfaltete sich mit dem ersten Akkord und das Publikum war sofort absolut gebannt. Der Beifall zwischendurch zeigte, dass es bekam, was es sich erhofft hatte. In Karlsruhe war es fast ausschließlich die deutsche Musikerin gewesen, die die Zwischenansagen übernahm. Diesmal teilten sich Anne und Agnes diese Arbeit etwas gerechter beide zwischen Deutsch und Englisch wechselnd. Es war zu spüren, dass das ausgiebige touren etwas für das Selbstbewusstsein von Agnes Obel getan hat. Sie kokettierte zwischendurch damit, dass sie dauernd das Gefühl habe, vom Klavierhocker zu rutschen, weil sie so einen glatten Rock anhat und auch sonst zu Missgeschicken neigt wie z.B. den Inhalt von Flaschen über die am Boden liegende Verkabelung zu kippen "which is disgusting". Zwei Songs nach dieser "Beichte" passierte genau das, aber die Flasche war zum Glück gut zugedreht... Das gab einen Extra-Lacher.
Schon nach etwa 70 min ist das Set leider zu Ende.
Frenetisch herbeigeklatscht werden die Damen dann noch zweimal für insgesamt drei weitere Stücke und 22:30 Uhr ist wirklich Schluss.
Mein Resume des Abends: es hat sich gelohnt zu fahren, die Harfe ist eine gute Ergänzung und auch die dritte Stimme macht die Besetzung noch besser. Agnes Obel live ist in jedem Fall keine Solodarbietung sondern eine Ensemble-Leistung.
Mal sehen wie es diese Woche weitergehen wird.
Dienstag in Stuttgart ist gestrichen, da ja der Donnerstag dafür als Ausgleich dienen wird. Was fällt mir noch für den Mittwoch in Darmstadt ein?
Fotos: Archiv by Oliver Peel.
Ort: Jazzhaus Freiburg
Datum: 14.11.20110
Zuschauer: 250
Konzertdauer: von 20-bis 22 Uhr 30
Von Gudrun Thäter, vielen herzlichen Dank!
Mir geht es öfter so, dass ich mich selbst dabei beobachte, wie ich mich für oder gegen einen Konzertbesuch entscheide. In Karlsruhe gibt es ein gutes Angebot für Indie-Konzertgeher (natürlich nicht wie in Köln oder Paris aber schon ganz ordentlich). Wieso soll man dann noch nach Weinheim, Darmstadt, Stuttgart oder Freiburg fahren, nur weil die interessante Band leider nicht in Karlsruhe Station macht? Kommt doch bald wieder was anderes Feines nah vorbei.... Dann wird es auch noch total spät, ehe man wieder zu Hause ist und man ist am nächsten Tag nur halb da. Dafür habe ich den falschen Job.
Diese Woche ist es besonders arg. Es geht um Blowzabella in Ettlingen (Samstag), Agnes Obel in Freiburg (Montag), Sea+Air-Release-Party in Stuttgart (Dienstag), Mire Kay in Darmstadt (Mittwoch), Sea+Air in Karlsruhe (Donnerstag). Das ist eindeutig zu viel für meinen Kräftevorrat.
Für Blowzabella sprechen genug Gründe: es reisen Freunden extra an, es ist am Samstag und quasi in Karlsruhe. Sea+Air in Karlsruhe ist auch felsenfest klar. Die anderen Sachen ziehen und zupfen und machen mich hibbelig. Es muss ein Auswahlkriterium her.
Ich schaue auf den Montag:
Die Jazzhalle in Freiburg hatte mir beim Ausnahmekonzert der ersten TV-Noir-Konzertreihe so gut gefallen ("Ausnahme" weil September Leaves spontan für den kranken Florian Ostertag eingesprungen war und sich dann aus der improvisierten Situation ein sehr intensiver Abend entwickelte). Man ist dort schön nah am Geschehen und das Publikum ist nett.
Agnes Obel habe ich am Gründonnerstag schon in Karlsruhe im Tollhaus gesehen und es war wunderbar. Ich glaube, ich kann unsere Freiburger Freunde dort hinlocken und es kann dabei musikalisch nix schief gehen. Dann können wir schwatzen und lauschen und ich kriege auch bestimmt noch den letzten Zug um 23 Uhr, weil Frau Obel nicht viel mehr Material hat als ihr Album.
Die Freunde fanden die Idee gut und es gab noch genug Karten. Ich war früh da und hatte Plätze in der ersten Reihe direkt vor Agnes Obel am Flügel. Was für ein geiler Platz!
Das Konzert begann 20:10 Uhr mit einem 35 min Set von Evening Hymns. Das ist eine junge Dame am Bass und ein Holzfällerhemd-Bursche an Gitarre und Synthies. Die beiden waren sympathisch und machten innige Musik nach meinem Geschmack. Lustig: er begann und beendete das Set vor seinen Geräten - damit aber auch vor dem Publikum - auf Knien. Mir war es zwischendurch ein bisschen zu viel rumgespiele an der Technik, aber die Musik fand in Summe meinen Zuspruch und hätte auch gern noch etwas länger laufen dürfen. Die beiden behalte ich jedenfalls auf dem Radar. Das Publikum zeigte sich auch nicht geizig mit Applaus und anfeuernden Rufen und der Saal war schon fast vollständig besetzt. Ein guter Auftakt.
Das Set von Agnes Obel mit Anne Müller an Cello (und manchmal Gitarre) und (als Neuheit im Vergleich zum Karlsruher Konzert) Gillian Fleetwood an einer Schottischen Harfe begann 21:00 Uhr direkt ohne einführende Worte mit Musik. Die Magie der drei Frauenstimmen und der drei Instrumente entfaltete sich mit dem ersten Akkord und das Publikum war sofort absolut gebannt. Der Beifall zwischendurch zeigte, dass es bekam, was es sich erhofft hatte. In Karlsruhe war es fast ausschließlich die deutsche Musikerin gewesen, die die Zwischenansagen übernahm. Diesmal teilten sich Anne und Agnes diese Arbeit etwas gerechter beide zwischen Deutsch und Englisch wechselnd. Es war zu spüren, dass das ausgiebige touren etwas für das Selbstbewusstsein von Agnes Obel getan hat. Sie kokettierte zwischendurch damit, dass sie dauernd das Gefühl habe, vom Klavierhocker zu rutschen, weil sie so einen glatten Rock anhat und auch sonst zu Missgeschicken neigt wie z.B. den Inhalt von Flaschen über die am Boden liegende Verkabelung zu kippen "which is disgusting". Zwei Songs nach dieser "Beichte" passierte genau das, aber die Flasche war zum Glück gut zugedreht... Das gab einen Extra-Lacher.
Schon nach etwa 70 min ist das Set leider zu Ende.
Frenetisch herbeigeklatscht werden die Damen dann noch zweimal für insgesamt drei weitere Stücke und 22:30 Uhr ist wirklich Schluss.
Mein Resume des Abends: es hat sich gelohnt zu fahren, die Harfe ist eine gute Ergänzung und auch die dritte Stimme macht die Besetzung noch besser. Agnes Obel live ist in jedem Fall keine Solodarbietung sondern eine Ensemble-Leistung.
Mal sehen wie es diese Woche weitergehen wird.
Dienstag in Stuttgart ist gestrichen, da ja der Donnerstag dafür als Ausgleich dienen wird. Was fällt mir noch für den Mittwoch in Darmstadt ein?
Fotos: Archiv by Oliver Peel.
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen