um
23:51
Konzert: Fleet Foxes & Alela Diane
Ort: Museumsquartier, Wien
Datum: 15.11.2011
Zuschauer: 2500?
Dauer: Fleet Foxes 110 Minuten
Eigentlich wollte ich ja gar nicht zu den Fleet Foxes gehen, ich hatte sie viermal gesehen, der Preis war nicht mehr wirklich moderat und die Vorstellung an eine Riesenhalle mit einem Haufen hypelustigen Publikum förderte meine Motivation auch nicht gerade.
Eigentlich war der Entschluss für mich gefallen, nicht hinzugehen. Doch am Tag des Konzerts bekam ich dann doch noch Interesse (ok, und die geplante Abendgestaltung fiel aus). Zudem hielt sich die Lust auf negativ zu beantwortende Fragen wie "Aha, du hörst coole Musik, dann warst du doch sicher auch bei den Fleet Foxes?" in Grenzen.
Der Marsch zur Kartenverkaufsstelle förderte (neben der Fitness) aber nur die Erkenntnis zu Tage, dass die Stehplätze ausverkauft waren.
Damit abgefunden war ich schon wieder auf der Uni, eine HörerInnenversammlung stand an (immer lustig, wenn das eigene Studium abgeschafft werden soll), als eine Freundin anrief, sie hätte eine Karte vor Ort erstanden. Eine tolle Sache! Tschüss Zukunft, hallo Fleet Foxes!
Im Museumsquartier war einiges los, die paar Leute, die im Freien der Eröffnung des Weihnachtsmarktes zuprosteten, waren aber ein Witz gegen das, was in der Konzerthalle zugegen war. Die Garderobendame kam zu einem ähnlichen Schluss - es wäre schon ewig nicht mehr notwendig gewesen, die Zusatzgarderoben zu öffnen. Ganz geheuer war ihr der Ansturm nicht und da hatte sie etwas mit mir gemeinsam.
Seit wann kommen die Leute zu Tausenden zu den Füchsen? Das letzte Album ist ja eh sehr gut rezipiert wird, aber den offensichtlich vonstatten gegangen Hype hab ich verpasst. Vielleicht aber hatte auch die Location eine Rolle gespielt, immerhin ist dort kaum einmal ein Konzert und viele erwarteten sich wohl ein feudales Ambiente in den ehemaligen Hofstallungen. In den ähnlich dimensionierten (und ungeliebten) Gasometer wären wohl nicht so viele Leute gekommen...
Recht außergewöhnlich war der Saal dann eh nicht, die Decke war mit Akustikplatten zugeklebt und überhaupt ähnelte sie mehr einem TV-Studio, so viele Schweinwerfer hingen da auf einem Haufen. Ab und wann bekam man mal ein Stuckelement zu Gesicht, ansonsten machte der Raum einer Multifunktionshalle alle Ehre.
Hinter einem eine steile Tribüne, vor einem eine Leinwand, Projektion still to come.
Die ging los, als die Fleet Foxes leise die Bühne betraten. Freudiger Empfang glich die Lautstärke auf der anderen Seite wieder aus, das Licht wurde derart eingedämmt, dass die Konzertfotografen nur so fluchten. Dabei hätten die Visuals auf der Leinwand so einen schönen Hintergrund abgegeben, langsam und in harmonischen Farben, teilweise mit Erzählcharakter.
Im Vordergrund aber die Protagonisten, jeweils entweder mit Bart oder Pudelhaube, an der Arbeit: Gleich der zweite Song war Mykonos, vielleicht der stärkste überhaupt? "And you will go to Mykonos, with a vision of a gentle coast."
Das Publikum war hochkonzentriert, aber auch recht entspannt. Recht bald folgte dann die erste Ansage von Robin Pecknold, er sei ein wenig geflashed von der Anzahl der Leute, die waren vielleicht auch davon überrascht. Etwas auf seinen exklusiven Musikgeschmack braucht man sich jedenfalls nicht mehr...
Die Gespräche Pecknolds waren in der Folge recht rar gesät, während das Publikum langsam auftauchte und mit Your Protector eine ideale Vorlage bekam.
Recht aktiv war dabei eine Gruppe Leute vorne rechts, die sich auf des Ober-Fuchses Frage als amerikanische Austauschstudenten deklarierten, schön anzusehen war aber auch das Meer klatschender (eigentlich mag ich Mitklatschen nicht) Leute auf der Tribüne.
White Winter Hymnal war in der Folge auch nicht wirklich ein Grund, die Aktivität zu reduzieren und so behielt das Publikum von da an diese bei.
An dieser Stelle sollte vielleicht der sehr gute Sound hervorgehoben werden. Es wurde recht differenziert und sensibel ans Werk gegangen, Schilderungen wie jene Olivers vom Paris-Konzert im Juli muss ich glücklicherweise nicht auspacken. Auch das Schlagzeug war, anders als bei einigen der Festivalauftritte, die ich gesehen habe, in seine Schranken gewiesen worden.
All das braucht es, um die Musik der Seattler Wirkungsmacht zu geben. Und die Fleet Foxes nutzten diese beinahe idealen Gegebenheiten und legten hohe Präzision und Spielfreude an den Tag. Nur von hinten angeleuchtet, hatten die fünf Amerikaner mit den symbolistischen Visuals im Hintergrund etwas annähernd Ikonisches an sich. Die Entscheidung, manche Songs ohne Pause hintereinander zu spielen und aufkommenden Applaus zu ignorieren diente diesem Gesamtbild, es machte den Abend zu einem sehr dichten.
Einem außerdem recht langen. Aber, weil kurzweilig, auch subjektiv sehr schnell vergangenen. Eine Ansage später (es ging um Punsch oder so ähnlich, die Fleet Foxes hatten wohl die wenigen sympathischen Sachen, die man des Winters in Wien machen kann, ausgekostet) war die Band weg und kam erst nach zwei Minuten anschwellendem Lärm, die "Zugabe"-Rufe waren wirklich nicht von schlechten Eltern.
Also eigentlich kam nur Pecknold, er bedankte sich authentisch erfreut und begann solo das bislang unveröffentlichte I Let You zu spielen. Es war völlig still in der Halle, ein vierminütiges Highlight des Abends.
Danach kam die gesamte Band zurück und bot Sun It Rises dar, den Song über das rote Einhörnchen und die Morgensonne und das, was zwischen den Zeilen gelesen werden kann.
Den Abschluss bildete der Helpnessless Blues, einer der zentralen Songs des neuen Albums, mit den wunderschönen Anfangslyrics: "I was raised up believing I was somehow unique. Like a snowflake distinct among snowflakes, unique in each way you can see."
Im speziellen Falle Fleet Foxes lässt sich zwar feststellen, dass die Band auf bestem Weg zur Massenband sind, ihr dennoch schneeflockengleich gewisse Besonderheiten und seltene Qualitäten nicht abzusprechen sind. So etwa die Gabe, trotz vornehm zurückgehaltenen Charme stets die geballte Ladung Zuneigung zu erfahren. Oder sich den Luxus leisten zu können, eine große Fanschar und konsequent starke Platten gleichzeitig zu haben.
Allerdings ist es mit Sicherheit noch zu früh, die Karriere der Fleet Foxes in irgendeiner Weise zu prophezeien, die bisherigen zwei Alben und die gespielten Konzerte lassen einen die Fleet Foxes jedoch noch eindeutig näher bei der kleinen Indie-Band aus 2008 verorten als bei einem etablierten Massenanzieher.
Gut so. Wenn die hergepilgerten Leute also Konzerte mit verbindlichem Charakter, der genannten Sorte Musik und Leuten, mit denen man, wenns drauf ankommt, auch mal auf einen Punsch gehen würde mochten, dann haben an diesem Abend alle gewonnen. Band, Publikum, Veranstalter. Alle? Nun, die Garderobendamen vielleicht nicht...
Setlist Fleet Foxes, Museumsquartier, Wien:
01: The Plains/Bitter Dancer
02: Mykonos
03: English House
04: Battery Kinzie
05: Bedouin Dress
06: Sim Sala Bim
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: Montezuma
11: He Doesn't Know Why
12: Lorelai
13: The Shrine/An Argument
14: Blue Spotted Tail
15. Grown Ocean
16: I Let You (Z)
17: Sun It Rises (Z)
18: Blue Ridge Mountains (Z)
19: Helpnessless Blues (Z)
Aus unserem Archiv:
Fleet Foxes, Haldern, 13.08.11
Fleet Foxes, Chicago, 16.07.11
Fleet Foxes, Paris, 04.07.11
Fleet Foxes, Paris, 30.05.11
Fleet Foxes, Paris, 16.09.09
Fleet Foxes, Luxemburg, 15.09.09
Fleet Foxes, Paris, 25.02.09
Fleet Foxes, Essen, 22.11.08
Fleet Foxes, Paris, 12.11.08
Fleet Foxes, Haldern, 07.08.08
Fleet Foxes, Paris, 02.06.08
Vielen Dank für die Fotos an Patrick!
Dienstag, 22. November 2011
Fleet Foxes, Wien, 15.11.11
Hier schrieb
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Julius
Konzert: Fleet Foxes & Alela Diane
Ort: Museumsquartier, Wien
Datum: 15.11.2011
Zuschauer: 2500?
Dauer: Fleet Foxes 110 Minuten
Eigentlich wollte ich ja gar nicht zu den Fleet Foxes gehen, ich hatte sie viermal gesehen, der Preis war nicht mehr wirklich moderat und die Vorstellung an eine Riesenhalle mit einem Haufen hypelustigen Publikum förderte meine Motivation auch nicht gerade.
Eigentlich war der Entschluss für mich gefallen, nicht hinzugehen. Doch am Tag des Konzerts bekam ich dann doch noch Interesse (ok, und die geplante Abendgestaltung fiel aus). Zudem hielt sich die Lust auf negativ zu beantwortende Fragen wie "Aha, du hörst coole Musik, dann warst du doch sicher auch bei den Fleet Foxes?" in Grenzen.
Der Marsch zur Kartenverkaufsstelle förderte (neben der Fitness) aber nur die Erkenntnis zu Tage, dass die Stehplätze ausverkauft waren.
Damit abgefunden war ich schon wieder auf der Uni, eine HörerInnenversammlung stand an (immer lustig, wenn das eigene Studium abgeschafft werden soll), als eine Freundin anrief, sie hätte eine Karte vor Ort erstanden. Eine tolle Sache! Tschüss Zukunft, hallo Fleet Foxes!
Im Museumsquartier war einiges los, die paar Leute, die im Freien der Eröffnung des Weihnachtsmarktes zuprosteten, waren aber ein Witz gegen das, was in der Konzerthalle zugegen war. Die Garderobendame kam zu einem ähnlichen Schluss - es wäre schon ewig nicht mehr notwendig gewesen, die Zusatzgarderoben zu öffnen. Ganz geheuer war ihr der Ansturm nicht und da hatte sie etwas mit mir gemeinsam.
Seit wann kommen die Leute zu Tausenden zu den Füchsen? Das letzte Album ist ja eh sehr gut rezipiert wird, aber den offensichtlich vonstatten gegangen Hype hab ich verpasst. Vielleicht aber hatte auch die Location eine Rolle gespielt, immerhin ist dort kaum einmal ein Konzert und viele erwarteten sich wohl ein feudales Ambiente in den ehemaligen Hofstallungen. In den ähnlich dimensionierten (und ungeliebten) Gasometer wären wohl nicht so viele Leute gekommen...
Recht außergewöhnlich war der Saal dann eh nicht, die Decke war mit Akustikplatten zugeklebt und überhaupt ähnelte sie mehr einem TV-Studio, so viele Schweinwerfer hingen da auf einem Haufen. Ab und wann bekam man mal ein Stuckelement zu Gesicht, ansonsten machte der Raum einer Multifunktionshalle alle Ehre.
Hinter einem eine steile Tribüne, vor einem eine Leinwand, Projektion still to come.
Die ging los, als die Fleet Foxes leise die Bühne betraten. Freudiger Empfang glich die Lautstärke auf der anderen Seite wieder aus, das Licht wurde derart eingedämmt, dass die Konzertfotografen nur so fluchten. Dabei hätten die Visuals auf der Leinwand so einen schönen Hintergrund abgegeben, langsam und in harmonischen Farben, teilweise mit Erzählcharakter.
Im Vordergrund aber die Protagonisten, jeweils entweder mit Bart oder Pudelhaube, an der Arbeit: Gleich der zweite Song war Mykonos, vielleicht der stärkste überhaupt? "And you will go to Mykonos, with a vision of a gentle coast."
Das Publikum war hochkonzentriert, aber auch recht entspannt. Recht bald folgte dann die erste Ansage von Robin Pecknold, er sei ein wenig geflashed von der Anzahl der Leute, die waren vielleicht auch davon überrascht. Etwas auf seinen exklusiven Musikgeschmack braucht man sich jedenfalls nicht mehr...
Die Gespräche Pecknolds waren in der Folge recht rar gesät, während das Publikum langsam auftauchte und mit Your Protector eine ideale Vorlage bekam.
Recht aktiv war dabei eine Gruppe Leute vorne rechts, die sich auf des Ober-Fuchses Frage als amerikanische Austauschstudenten deklarierten, schön anzusehen war aber auch das Meer klatschender (eigentlich mag ich Mitklatschen nicht) Leute auf der Tribüne.
White Winter Hymnal war in der Folge auch nicht wirklich ein Grund, die Aktivität zu reduzieren und so behielt das Publikum von da an diese bei.
An dieser Stelle sollte vielleicht der sehr gute Sound hervorgehoben werden. Es wurde recht differenziert und sensibel ans Werk gegangen, Schilderungen wie jene Olivers vom Paris-Konzert im Juli muss ich glücklicherweise nicht auspacken. Auch das Schlagzeug war, anders als bei einigen der Festivalauftritte, die ich gesehen habe, in seine Schranken gewiesen worden.
All das braucht es, um die Musik der Seattler Wirkungsmacht zu geben. Und die Fleet Foxes nutzten diese beinahe idealen Gegebenheiten und legten hohe Präzision und Spielfreude an den Tag. Nur von hinten angeleuchtet, hatten die fünf Amerikaner mit den symbolistischen Visuals im Hintergrund etwas annähernd Ikonisches an sich. Die Entscheidung, manche Songs ohne Pause hintereinander zu spielen und aufkommenden Applaus zu ignorieren diente diesem Gesamtbild, es machte den Abend zu einem sehr dichten.
Einem außerdem recht langen. Aber, weil kurzweilig, auch subjektiv sehr schnell vergangenen. Eine Ansage später (es ging um Punsch oder so ähnlich, die Fleet Foxes hatten wohl die wenigen sympathischen Sachen, die man des Winters in Wien machen kann, ausgekostet) war die Band weg und kam erst nach zwei Minuten anschwellendem Lärm, die "Zugabe"-Rufe waren wirklich nicht von schlechten Eltern.
Also eigentlich kam nur Pecknold, er bedankte sich authentisch erfreut und begann solo das bislang unveröffentlichte I Let You zu spielen. Es war völlig still in der Halle, ein vierminütiges Highlight des Abends.
Danach kam die gesamte Band zurück und bot Sun It Rises dar, den Song über das rote Einhörnchen und die Morgensonne und das, was zwischen den Zeilen gelesen werden kann.
Den Abschluss bildete der Helpnessless Blues, einer der zentralen Songs des neuen Albums, mit den wunderschönen Anfangslyrics: "I was raised up believing I was somehow unique. Like a snowflake distinct among snowflakes, unique in each way you can see."
Im speziellen Falle Fleet Foxes lässt sich zwar feststellen, dass die Band auf bestem Weg zur Massenband sind, ihr dennoch schneeflockengleich gewisse Besonderheiten und seltene Qualitäten nicht abzusprechen sind. So etwa die Gabe, trotz vornehm zurückgehaltenen Charme stets die geballte Ladung Zuneigung zu erfahren. Oder sich den Luxus leisten zu können, eine große Fanschar und konsequent starke Platten gleichzeitig zu haben.
Allerdings ist es mit Sicherheit noch zu früh, die Karriere der Fleet Foxes in irgendeiner Weise zu prophezeien, die bisherigen zwei Alben und die gespielten Konzerte lassen einen die Fleet Foxes jedoch noch eindeutig näher bei der kleinen Indie-Band aus 2008 verorten als bei einem etablierten Massenanzieher.
Gut so. Wenn die hergepilgerten Leute also Konzerte mit verbindlichem Charakter, der genannten Sorte Musik und Leuten, mit denen man, wenns drauf ankommt, auch mal auf einen Punsch gehen würde mochten, dann haben an diesem Abend alle gewonnen. Band, Publikum, Veranstalter. Alle? Nun, die Garderobendamen vielleicht nicht...
Setlist Fleet Foxes, Museumsquartier, Wien:
01: The Plains/Bitter Dancer
02: Mykonos
03: English House
04: Battery Kinzie
05: Bedouin Dress
06: Sim Sala Bim
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: Montezuma
11: He Doesn't Know Why
12: Lorelai
13: The Shrine/An Argument
14: Blue Spotted Tail
15. Grown Ocean
16: I Let You (Z)
17: Sun It Rises (Z)
18: Blue Ridge Mountains (Z)
19: Helpnessless Blues (Z)
Aus unserem Archiv:
Fleet Foxes, Haldern, 13.08.11
Fleet Foxes, Chicago, 16.07.11
Fleet Foxes, Paris, 04.07.11
Fleet Foxes, Paris, 30.05.11
Fleet Foxes, Paris, 16.09.09
Fleet Foxes, Luxemburg, 15.09.09
Fleet Foxes, Paris, 25.02.09
Fleet Foxes, Essen, 22.11.08
Fleet Foxes, Paris, 12.11.08
Fleet Foxes, Haldern, 07.08.08
Fleet Foxes, Paris, 02.06.08
Vielen Dank für die Fotos an Patrick!
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