Konzert: Lanterns On The Lake
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 09.11.2011
Zuschauer: 45
Dauer: 55 min
Dieser Tage begegnen einem abends zwischen Nebelschaden häufig seltsame Gestalten. Kleine Wesen im flackernden Licht, begleitet von blechernen Melodien. Daneben Reiter in komischen Gewändern. Der Anstifter zu diesem Fest, der Heilige Martin von Tours, wird auch in der anglikanischen Kirche geehrt. Allerdings sind die Laternenumzüge rund um den Martinstag eine (katholische) westeuropäische Sache. Also war es auch nur ein Zufall, daß ausgerechnet heute eine Laternenband in Köln spielte.
Lanterns On The Lake ist eine Folkpop-Band aus Newcastle, wußte ich vor dem Konzert. Ich hatte auch einige Lieder der Gruppe gehört, sehr viel weiter hatte ich mich allerdings mit ihr nicht beschäftigt. Mein Entschluß, trotz einer vollkommen verplanten Woche, wieder ins Studio 672 zu fahren, fiel dann auch sehr kurzfristig, topmotiviert war ich offenbar nicht.
Als ich im Kellerclub des Stadtgartens ankam - um zehn nach neun - spielte gerade die Vorgruppe The Pattern Theory ihr letztes Lied. Obwohl die Berliner sehr alberne Alufolien-Jackets trugen, klang dieses Stück sehr gut. The Pattern Theory spielen (wohl) Instrumental-Musik, die an diverse Postrockbands erinnert. Zu mehr reichte der kurze Eindruck nicht, immerhin klang die Musik aber zu wenig schlecht, um die Band hier zu verschweigen.
Erfrischend früh fing das Hauptprogramm an. Bereits kurz nach halb zehn traten Lanterns On The Lake auf. Auch gestern bei Pete and the Pirates war der Zeitplan schlaffreundlich, diese Engländer begannen bereits um Viertel nach neun. Auch wenn es durchaus reizvoll ist, über die mädchenhaften Konzertstartzeiten in der Weltstadt Paris zu lästern, wäre es schön, wenn sich diese Politik in Köln durchsetzen würde. Die halbe Stunde mehr Schlaf kann wirklich helfen.
Ehrlich gesagt sah auch Hazel Wilde aus, als könne sie die ein oder andere halbe Stunde Mehrschlaf gut brauchen. Die Sängerin des sechsköpfigen Ensembles sah ziemlich müde aus. Nach und nach änderte sich aber mein Eindruck, Hazel schien nicht müde sondern extrem schüchtern zu sein. Und verflucht jung. Auch wenn Sänger Adam Sykes das durch Schnurrbart verdecken wollte, scheinen alle noch nicht schrecklich alt zu sein.
Dann überraschte mich die Instrumentierung. Neben den offensichtlichen Geige, Bass, Schlagzeug waren oft drei Gitarren im Einsatz (also mehr als Explosions In The Sky). Dabei fangen die meisten Stücke mit Hazels zartem Gesang und sehr ruhiger Begleitung an, um sich dann - das funktioniert immer wieder! - zu steigern und laut zu werden. Andere Lieder (Sapsorrow von der EP Lungs quicken) bleiben ruhig und getragen bis zum Schluß. Die Musik des Sextetts war herrlich abwechslungsreich und klang trotz vieler Referenzen, die einem zwangsläufig im Kopf rumschwirren, eigen.
Eine Idee, die mir beim zweiten Stück kam, erschien mir erst vollkommen abwegig. Denn beim zweiten Lied (If I've been unkind) erinnerte mich der Gesang an The xx. Stilistisch haben die beiden Bands nichts gemeinsam, nur klangen die beiden Stimmen von Adam (der das Lied eröffnet) und Hazel bzw. die Art, wie zurückgenommen beide das Stück bestritten wie die Elektronik-Band, die ich so liebe. Deren Stilelement, nicht miteinander sondern nebeneinander Duette zu singen, fehlte zwar bei Lanterns On The Lake, trotzdem war da eine merkbare Ähnlichkeit zu The xx. Meine wirre Idee hörte ich gegen Ende des Konzerts noch einmal bestätigt, denn auch Tricks hat xx Gesang.
Tricks endete - wie einige Kollegen - in einem furiosen Postrockfinale, mit drei Gitarren, Bass, Schlagzeug und wilder Geige! Manchmal, wenn gegen Ende eines Lieds Gitarrist Paul Gregory sein Instrument abstellte und zum Schlagzeug ging, um mitzutrommeln (A kingdom, I love you sleepyhead), stellten sich die anderen Musiker im Kreis um die Trommeln, mit den Rücken zum Publikum. Auch das war toll - aber das war eigentlich alles an diesem Konzert!
Live sind Lanterns On The Lake viel weniger Folk- als Rockband, und das steht ihnen ausgezeichnet! Die Stücke sind abwechslungsreich (bei Ships in the rain spielte Schlagzeuger Oliver Ketteringham Mundharmonika, allerdings auf eine leise Art, wie ich es noch nie gehört habe!) und nie langweilig. Vielleicht ist das auf Platte auf die Dauer anders. Dann wird helfen, die Lautstärke aufzudrehen! Und an den ausgezeichneten Konzertabend zu denken. Der war nämlich ein Knüller!
Rabimmel, rabammel, rabum!
Setlist Lanterns On The Lake, Studio 672, Köln:
01: Lungs quicken
02: If I've been unkind
03: A kingdom
04: Ships in the rain
05: You need better
06: You're almost there
07: Keep on trying
08: Sapsorrow
09: Tricks
10: I love you sleepyhead
11: I'm going back to the harbour (Z)
Links:
- My Year In Lists, die besten Konzerte des Jahres
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 09.11.2011
Zuschauer: 45
Dauer: 55 min
Dieser Tage begegnen einem abends zwischen Nebelschaden häufig seltsame Gestalten. Kleine Wesen im flackernden Licht, begleitet von blechernen Melodien. Daneben Reiter in komischen Gewändern. Der Anstifter zu diesem Fest, der Heilige Martin von Tours, wird auch in der anglikanischen Kirche geehrt. Allerdings sind die Laternenumzüge rund um den Martinstag eine (katholische) westeuropäische Sache. Also war es auch nur ein Zufall, daß ausgerechnet heute eine Laternenband in Köln spielte.
Lanterns On The Lake ist eine Folkpop-Band aus Newcastle, wußte ich vor dem Konzert. Ich hatte auch einige Lieder der Gruppe gehört, sehr viel weiter hatte ich mich allerdings mit ihr nicht beschäftigt. Mein Entschluß, trotz einer vollkommen verplanten Woche, wieder ins Studio 672 zu fahren, fiel dann auch sehr kurzfristig, topmotiviert war ich offenbar nicht.
Als ich im Kellerclub des Stadtgartens ankam - um zehn nach neun - spielte gerade die Vorgruppe The Pattern Theory ihr letztes Lied. Obwohl die Berliner sehr alberne Alufolien-Jackets trugen, klang dieses Stück sehr gut. The Pattern Theory spielen (wohl) Instrumental-Musik, die an diverse Postrockbands erinnert. Zu mehr reichte der kurze Eindruck nicht, immerhin klang die Musik aber zu wenig schlecht, um die Band hier zu verschweigen.
Erfrischend früh fing das Hauptprogramm an. Bereits kurz nach halb zehn traten Lanterns On The Lake auf. Auch gestern bei Pete and the Pirates war der Zeitplan schlaffreundlich, diese Engländer begannen bereits um Viertel nach neun. Auch wenn es durchaus reizvoll ist, über die mädchenhaften Konzertstartzeiten in der Weltstadt Paris zu lästern, wäre es schön, wenn sich diese Politik in Köln durchsetzen würde. Die halbe Stunde mehr Schlaf kann wirklich helfen.
Ehrlich gesagt sah auch Hazel Wilde aus, als könne sie die ein oder andere halbe Stunde Mehrschlaf gut brauchen. Die Sängerin des sechsköpfigen Ensembles sah ziemlich müde aus. Nach und nach änderte sich aber mein Eindruck, Hazel schien nicht müde sondern extrem schüchtern zu sein. Und verflucht jung. Auch wenn Sänger Adam Sykes das durch Schnurrbart verdecken wollte, scheinen alle noch nicht schrecklich alt zu sein.
Dann überraschte mich die Instrumentierung. Neben den offensichtlichen Geige, Bass, Schlagzeug waren oft drei Gitarren im Einsatz (also mehr als Explosions In The Sky). Dabei fangen die meisten Stücke mit Hazels zartem Gesang und sehr ruhiger Begleitung an, um sich dann - das funktioniert immer wieder! - zu steigern und laut zu werden. Andere Lieder (Sapsorrow von der EP Lungs quicken) bleiben ruhig und getragen bis zum Schluß. Die Musik des Sextetts war herrlich abwechslungsreich und klang trotz vieler Referenzen, die einem zwangsläufig im Kopf rumschwirren, eigen.
Eine Idee, die mir beim zweiten Stück kam, erschien mir erst vollkommen abwegig. Denn beim zweiten Lied (If I've been unkind) erinnerte mich der Gesang an The xx. Stilistisch haben die beiden Bands nichts gemeinsam, nur klangen die beiden Stimmen von Adam (der das Lied eröffnet) und Hazel bzw. die Art, wie zurückgenommen beide das Stück bestritten wie die Elektronik-Band, die ich so liebe. Deren Stilelement, nicht miteinander sondern nebeneinander Duette zu singen, fehlte zwar bei Lanterns On The Lake, trotzdem war da eine merkbare Ähnlichkeit zu The xx. Meine wirre Idee hörte ich gegen Ende des Konzerts noch einmal bestätigt, denn auch Tricks hat xx Gesang.
Tricks endete - wie einige Kollegen - in einem furiosen Postrockfinale, mit drei Gitarren, Bass, Schlagzeug und wilder Geige! Manchmal, wenn gegen Ende eines Lieds Gitarrist Paul Gregory sein Instrument abstellte und zum Schlagzeug ging, um mitzutrommeln (A kingdom, I love you sleepyhead), stellten sich die anderen Musiker im Kreis um die Trommeln, mit den Rücken zum Publikum. Auch das war toll - aber das war eigentlich alles an diesem Konzert!
Live sind Lanterns On The Lake viel weniger Folk- als Rockband, und das steht ihnen ausgezeichnet! Die Stücke sind abwechslungsreich (bei Ships in the rain spielte Schlagzeuger Oliver Ketteringham Mundharmonika, allerdings auf eine leise Art, wie ich es noch nie gehört habe!) und nie langweilig. Vielleicht ist das auf Platte auf die Dauer anders. Dann wird helfen, die Lautstärke aufzudrehen! Und an den ausgezeichneten Konzertabend zu denken. Der war nämlich ein Knüller!
Rabimmel, rabammel, rabum!
Setlist Lanterns On The Lake, Studio 672, Köln:
01: Lungs quicken
02: If I've been unkind
03: A kingdom
04: Ships in the rain
05: You need better
06: You're almost there
07: Keep on trying
08: Sapsorrow
09: Tricks
10: I love you sleepyhead
11: I'm going back to the harbour (Z)
Links:
- My Year In Lists, die besten Konzerte des Jahres
1 Kommentare :
Sehr schöne Rezension, die es mal wieder ziemlich gut auf den Punkt bringt. Die Assoziation zu den XX hatte ich nicht, ich dachte beim Gesang (nicht Stimme) eher an Julia Stone.
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