Konzert: Bodi Bill (& Norman Palm)
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 12.05.2011
Zuschauer: fast ausverkauft
Dauer: Bodi Bill 95 min, Norman Palm 35 min
Am Donnerstag stellte sich für Kölner Konzertgänger die Bill-Frage; Bill Callahan oder Bodi Bill. Schnittmengen unter den potentiellen Besuchern gibt es nicht viele, dafür ist die Musik der beiden Acts zu weit auseinander. Bill Callahan, der amerikanische Songwriter hat 2011 ein Album veröffentlicht, das überall als Meisterwerk gefeiert wird, mich aber bisher nicht erreicht hat. Sicher entdeckt man irgendwann das Meisterliche in und zwischen den karg arrangierten und vorgetragenen Stücken, mir war das bisher aber nicht vergönnt. Da ich außerdem Lust auf Krach und Remmidemmi hatte, stand für mich Bodi Bill im Gebäude 9 auf dem Programm.*
Ich hatte neulich schon mehrfach erwähnt, daß es mir zur Zeit extrem schwerfällt, richtig einzuschätzen, wie sehr eine Band zieht. In den letzten Jahren war das immer recht einfach. Zumindest welche Säle eine Gruppe ausfüllen kann, konnte man immer sagen. Dieses Jahr liege ich bei solchen Einschätzungen oft kläglich daneben. Daß Asobi Seksu zum Beispiel so klein sind, hatte ich nicht erwartet, daß Bodi Bill im Gegenzug den Frankfurter Mousonturm ausverkaufen und ein Zusatzkonzert nötig machen, auch nicht.
Bodi Bill haben ganz klar das Zeug dazu, Massenlieblinge (der hippen Szene) zu sein, das wusste ich schon. Ich hatte die Berliner einmal gesehen und war angetan. Schon da, als Vorgruppe der damaligen Nr. 1 Band Polarkreis 18, war klar, daß man von Bodi Bill noch hören würde. Es dauerte aber eine Weile, bis ich wieder Gelegenheit bekam, die Band zu sehen.
Das Gebäude 9 war randvoll, als Bodi Bill fertig aufgebaut hatten, und der Altersdurchschnitt war jung, sehr jung. Bodi Bill hatten wohl einen Song in der Viva-Rotation, das macht auch in den Endtagen des Musikfernsehens wohl noch etwas aus.
Bodi Bill hatten die Bühne einfach aber effektvoll dekoriert. Hinten standen zwei Tische, Pulte für Notebooks, die mit eigener Bastelarbeit dekoriert waren, der rechte mit zerknüllter Alufolie, der linke mit einem Bambus-Balkonsichtschutz, der irgendwann weggerissen wurde, und darunter mit weißem Stoff oder Watte. Die drei Bandmitglieder Fabian Fenk, Alex Stolze und Anton Feist legten in der ersten Konzertviertelstunde eine grandiose Show hin! Es blieb auch danach toll und hochgradig unterhaltsam, der Anfang war aber auffallend gut!
Was genau wann passierte, was gespielt wurde, weiß ich nicht mehr im Detail. Der Auftritt war aber auch keiner, der das Mitpinnen der Setlist benötigte, Bodi Bill hätten Kinderlieder vortragen können, die Stimmung wäre ebenso gut gewesen.
Ein paar der Sachen, die passierten: Alex trug irgendwann ein Federkleid und zupfte dazu auf seiner Geige. Sänger Fabian zog sich irgendwann den manngroßen Pappstein über, der vorher am Bühnenrand gestanden hatte. Er hatte aber auch eine Tiermaske auf oder einen riesigen Knochen in der Hand. Vieles erinnerte mich an die zehn Minuten Deichkind, die ich einmal gesehen haben, allerdings mit dem Unterschied, daß Bodi Bill auch musikalisch vollkommen überzeugten! Schade, daß auch sie in Haldern nur im Zelt spielen, und damit für 3/4 des Festivals nicht zu sehen sind!
Vor Bodi Bill hatte ein anderer namhafter Berliner gespielt, Norman Palm, über den wir u.a. hier schon vor einiger Zeit erstmals berichtet hatten. Norman Palm war mit zwei Begleitern, dem Finnen Janne Lounatvuori (Keyboard) und einem mir unbekannten Gitarristen erschienen. Ich hatte Norman Palm noch nie gesehen, hatte mich auch mit seiner Musik noch nicht beschäftigt (doof, denn City Slang Künstler sollte man schon kennen) und kannte nur Olivers ältere Schilderungen. Ich hatte weniger Elektronik erwartet, auch weniger Lautstärke. Zwischendurch dachte ich eigentlich, mich zu langweilen - aber ich hörte gebannt zu, ein komischer Effekt! Es kann also doch nicht so schlimm gewesen sein. Nein, im Ernst, mir gefiel Norman Palm gut, ich werde ihn mir noch einmal länger ansehen!
Aber die Band mit den Zusatzkonzerten ist Bodi Bill - und das ist kein Zufall!
Links:
- Bodi Bill, Köln, 29.11.08
- Norman Palm, Paris, 28.02.11
- Norman Palm, Paris, 30.09.09
- Norman Palm, Rennes, 21.03.09
* und so war Bill Callahan: Bericht bei Pretty Paracetamol
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